Sollmann | Klinische Hypnotherapie | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 228 Seiten

Sollmann Klinische Hypnotherapie

Entwicklungen, Methoden und Anwendungsgebiete
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-17-043972-6
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Entwicklungen, Methoden und Anwendungsgebiete

E-Book, Deutsch, 228 Seiten

ISBN: 978-3-17-043972-6
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wer sich mit klinischer Hypnotherapie befasst, lernt zumeist die Ideen, Konzepte und Methoden ihrer Vordenker wie Milton H. Erickson oder Dave Elman kennen. Welche Weiterentwicklungen hat aber die Enkelgeneration der ersten Vertreter der Hypnotherapie hervorgebracht? Welche Impulse gibt sie angesichts einer sich rasant verändernden Gesellschaft mit neuen Anforderungen, veränderten Krankheitsbildern und neuen neuropsychologischen Erklärungsmodellen? Dieses Buch gibt Antworten auf diese Fragen, indem es nicht nur Methoden und Grundlagen, sondern auch die derzeitigen vielfältigen Anwendungsgebiete der Hypnotherapie ausführlich vermittelt. Die wichtigsten Behandlungsfelder, wie Schmerzstörungen und Raucherentwöhnung, sowie neuere Behandlungsformen, z.B. die subliminale Therapie, Kombinationstherapien und die Ego-State-Therapie, werden praxisnah veranschaulicht.

Dr. phil. Christoph Sollmann ist Hypnotherapeut in eigener Praxis in Krefeld und Inhaber des Psychological:Services Instituts für Coaching und Beratung im Gesundheitsmanagement. Mit Beiträgen von: Christoph Sollmann, José Cava Roda, Tooke Lardenoy-Kleindop, George Fredric Mau, Patrick McCarthy, Ina Oostrom, Norbert Preetz, Robert Staffin, Wendy Willberg-Lemke und Hansruedi Wipf.
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Weitere Infos & Material


Einführung


Fredric Mau

Unser Ziel ist nicht nur, unseren Klienten bei der Bewältigung ihrer Symptome zu helfen, sondern ihre Erfahrungen zu verändern.

Liebe Leserinnen und Leser, dies ist eine große Gelegenheit für Sie! Die Lektüre dieses Buches wird so aufregend sein wie das Auspacken der Geschenke am Weihnachtsmorgen. Sie halten hier Aufsätze von neun engagierten Experten für die klinische Anwendung von Hypnose in den Händen. Diese sind Vertreter der sogenannten Enkelgeneration, deren Ausbildung sowie Praxis- und Lehrtätigkeit in Hypnose und Hypnotherapie über Europa bis nach Neuseeland und in die USA reicht. Die folgende Einführung ist ein kurzer Überblick, um Ihnen Appetit zu machen und Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, wo Sie einsteigen möchten – Sie können das Buch von vorne bis hinten lesen oder mit dem Kapitel beginnen, das Sie am meisten interessiert.

Es wäre zu gewagt, wenn der Autor versuchen würde, die abgedroschene Frage zu beantworten, was Hypnose ist. In der Tat werden Sie in diesem Buch über therapeutische Ansätze lesen, die einen Zustand tiefer hypnotischer Trance auf Seiten des Klienten erfordern – und über Ansätze, die nur eine leichte Entspannung voraussetzen. Es gibt Überlegungen zum kraftvollen Einsatz hypnotischer Sprache im Wachzustand und in scheinbar gewöhnlichen Gesprächen, und es gibt einen Ansatz, der vielleicht gar keine Hypnose ist, aber definitiv hypnotische Sprache und Metaphern verwendet, um kraftvolle Heilung zu bewirken. Alle diese Ansätze stellen Entwicklungen dar, entweder integrativ oder indem sie bekannte Methoden miteinander kombinieren.

Es gibt schon heute einige Dinge, die wir über das Wesen der Hypnose wissen: Sie unterscheidet sich von der alltäglichen Erfahrung. Wir können augenscheinlich nicht unterscheiden zwischen jemandem, der seinen Arm absichtlich stillhält, und einer hypnotischen Katalepsie, bei der die Person berichtet, dass sie versucht, ihren Arm zu bewegen, es aber nicht kann. Auf dem fMRI sieht das jedoch ganz anders aus. Im Wachzustand zeigt das absichtliche Stillhalten des Arms einen Anstieg im linken ventrolateralen präfrontalen Cortex und einer Reihe von rechten posterioren kortikalen Strukturen, während die subjektiv wahrgenommene hypnotische Lähmung oder Katalepsie einen rechtsseitigen Anstieg im orbitofrontalen Cortex und im Kleinhirn und einen linksseitigen Anstieg im Thalamus und Putamen zeigt (Bell, 2011; Ward, 2003). Es ist wichtig zu beachten, wie sich die hypnotische Erfahrung außerhalb der bewussten Kontrolle anfühlt – in unseren Aufsätzen sehen wir immer wieder, dass Klienten substantielle therapeutische Veränderungen erleben, die sich automatisch anfühlen oder sogar unbemerkt ablaufen, während sie geschehen.

Woher wissen Sie, ob Ihr Klient ein guter Kandidat für eine Hypnose ist? Wenn er eine Angst- oder Traumastörung aufweist, können Sie sicher sein, dass es sich um eine hoch hypnotisierbare Person handelt! Sie weisen eine größere funktionelle Konnektivität zwischen dem linken dorsolateralen präfrontalen Cortex (DLPFC), einer Region des Gehirns mit exekutiver Kontrolle, und dem Salienznetzwerk auf, das sich aus dem dorsalen anterioren cingulären Cortex (dACC), der anterioren Insula, der Amygdala und dem ventralen Striatum zusammensetzt und an der Erkennung, Integration und Filterung somatischer, autonomer und emotionaler Informationen beteiligt ist (Hoeft, et al., 2012). Diese Konnektivität ist nicht auf Unterschiede in der Anatomie des Gehirns zurückzuführen (Spiegel, 2013). Diese Koaktivierung des anterioren Cingulums und des präfrontalen Gehirns ist bei Personen mit posttraumatischen Reaktionen, d.?h. klinischen, somatischen Symptomen und funktionellen neurologischen Störungen, klinisch signifikanter Angst und unipolarer Depression, signifikant höher (Hoeft, et al., 2012). Wenn wir hypnotische Prozesse zur Behandlung dieser Arten von Störungen einsetzen, nutzen wir dieselbe Gehirnfunktionalität, die unsere Klienten in die Klemme gebracht hat, um sie da herauszuholen.

Die durch Hypnotherapie hervorgerufenen Veränderungen werden auf somatischer oder körperlicher Ebene erlebt. Hoch hypnotisierbare Personen haben eine außergewöhnliche Fähigkeit zur neurologischen Top-down-Sensorkontrolle durch koordinierte Aktivität des DLPFC und des dACC. Dabei handelt es sich um eine Neueinstellung der Wahrnehmungsreaktion selbst, nicht nur der Verarbeitung von Wahrnehmungen (Hoeft et al., 2012; Spiegel, 2013). Diese Verarbeitung durch das limbische System ist schnell und umfangreich. Es werden mehr als 100 Milliarden visuelle Signale pro Sekunde ans Gehirn gesendet (Lightman, 2014). Die visuelle Reaktionszeit beträgt etwa 331 Millisekunden (ms) (Shelton & Kumar, 2010) und kann bis zu 700 ms oder sogar länger als 1 Sekunde betragen (Light, 2018), was bedeutet, dass die Reaktion des limbischen Systems (Salienznetzwerk) mindestens eine Drittelsekunde schneller abläuft, als die kognitive Verarbeitung. Aus diesem Grund können kognitive Therapieprozesse nur versuchen, emotionale Reaktionen zu steuern, nachdem sie passiert sind, während hypnotische Prozesse, die das limbische System ansprechen, uns erlauben, die Erfahrung selbst zu verändern.

Wie wäre es mit einem Gentest für Hypnosefähigkeit? Was auch immer es ist, Hypnose ist keine bewusste Zustimmung. Hypnotisierbarkeit ist eine Eigenschaft, die vererbt werden kann, und es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass genetische Faktoren erklären können, warum manche Menschen beeinflussbarer sind als andere. Hochgradig hypnotisierbare Personen haben ein effektiveres fronto-limbisches Aufmerksamkeitssystem. Dies deutet darauf hin, dass das Dopaminsystem an der Hypnotisierbarkeit beteiligt ist, was mit dem Gen für Katechol-Methyltransferase (COMT) zusammenhängt (Császár et al., 2021). Cortade fand heraus, dass Personen, die optimale Gruppierungen von COMT-Genvarianten aufweisen (Cortade et al., 2023), eine höhere Suggestibilität zeigen. Interessanterweise berichten dieselben Personen über deutlich stärkere postoperative Schmerzen, und Opioide sind für sie bei der Behandlung dieser Schmerzen weniger wirksam. Auf dieser Grundlage schlugen Cortade et al. (2023) vor, dass ein derzeit auf dem Markt befindlicher, relativ kostengünstiger Gentest zur Prüfung der Hypnotisierbarkeit verwendet werden kann. Es stellt sicherlich ein Privileg dar, dass die Enkelgeneration die Frage nach dem Gentest für Hypnosefähigkeit nicht nur stellen, sondern sie auch realisieren kann.

Hypnose beinhaltet auch den bewussten Einsatz von Sprache, um signifikante Veränderungen auf sensorischer und emotionaler Ebene zu bewirken. Emotionen steuern das Verhalten. Geschichten umrahmen Emotionen und schaffen Bedeutung. Geschichten sind anders als Informationen – Geschichten sprechen uns auf der Ebene der Körpererfahrung an. Wir spüren die Kraft von Geschichten.

Wir erzählen uns Geschichten, die unserem Leben einen Sinn geben. In gewissem Sinne ist sogar das psychologische Selbst eine Geschichte (oder vielleicht viele Geschichten und viele Selbste, wie eine unserer Autorinnen anmerkt). Selbst medizinische Behandlungen werden in einem psychosozialen Kontext durchgeführt, der die Prognose beeinflusst. In gewissem Sinne ist Psychopathologie eine Geschichte, die aus den Fugen geraten ist, und Psychotherapie ist eine Übung, diese Geschichte neu zu schreiben. Die Sprache, die wir in unseren Geschichten verwenden, prägt unsere Wahrnehmungen und sogar unsere Körpererfahrungen. Milton Erickson war ein Meister im Umgang mit vagen Aussagen, verbaler Verwirrung und Irreführung, um einen mentalen Raum zu öffnen, in dem Klienten neue Bedeutungen erschaffen. Dieser Gebrauch von suggestiver Sprache kann sowohl in der hypnotischen Entspannung als auch im Wachzustand eingesetzt werden (was Erickson als gewöhnliches Wachverhalten bezeichnete). Die Erkenntnis, dass hypnotische Sprache Veränderungen erleichtert, gibt uns ein mächtiges Werkzeug zur Heilung in all unseren Gesprächen mit Klienten, nicht nur nach der hypnotischen Induktion.

Wo werden Sie also Ihre Reise beginnen?

? Kap. 1: Ego-State-Therapie – Prinzipien für die Praxis
Wendy Lemke, M.Sc.Freuds psychodynamisches Modell des Geistes mit seinen unbewussten Kräften und Trieben hat die Psychiatrie verändert. Die Ego-State-Therapie geht aus dieser Tradition hervor und stellt eine lebendige Sicht auf unser inneres Psychodrama als Bühne für die Heilung in den Vordergrund. Wendy Lemke beschreibt dieses am weitesten entwickelte Modell der Teiletherapie (parts therapy model) als das individuelle Äquivalent der Familientherapie – verbunden mit der therapeutischen Zielsetzung, die inneren Konflikte unserer verschiedenen Selbst-Anteile auszugleichen. Unsere inneren Persönlichkeiten sind immer auf der Suche nach Gesundheit, oft genug jedoch auf eine Weise, die für unser Leben destruktiv sein kann. Lemke spielt gekonnt auf die dissoziative Identitätsstörung (auch multiple Persönlichkeitsstörung genannt) als vorletztes Beispiel für diesen inneren Konflikt an und beschreibt die Ego-State-Therapie als einen sicheren und handhabbaren Ansatz, um den inneren Kampf zu harmonisieren und eine...


Dr. phil. Christoph Sollmann ist Hypnotherapeut in eigener Praxis in Krefeld und Inhaber des Psychological:Services Instituts für Coaching und Beratung im Gesundheitsmanagement.

Mit Beiträgen von:
Christoph Sollmann, José Cava Roda, Tooke Lardenoy-Kleindop, George Fredric Mau, Patrick McCarthy, Ina Oostrom, Norbert Preetz, Robert Staffin, Wendy Willberg-Lemke und Hansruedi Wipf.



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