E-Book, Deutsch, 151 Seiten
Spaeth / Imhof / Eckert Bachelorarbeit in Psychologie
2. aktualisierte Auflage 2020
ISBN: 978-3-8463-5483-4
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 151 Seiten
ISBN: 978-3-8463-5483-4
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1 Die Bachelorarbeit 9
1.1 Psychologie als Wissenschaft 10
1.2 Wissenschaftlich arbeiten: Was bedeutet das? 14
1.3 Aufbau der Bachelorarbeit 16
1.4 Drei Beispiele für Bachelorarbeiten 19
1.4.1 Lernen mit Podcasts 20
1.4.2 Experimente im Chemieunterricht 21
1.4.3 Wahrnehmung von Unterrichtsstörungen 22
2 Die Fragestellung: Dreh- und Angelpunkt der Bachelorarbeit 24
2.1 Die Bedeutung der Forschungsfrage für die Bachelorarbeit 25
2.2 Von der Alltagsvermutung zur wissenschaftlichen Fragestellung 26
2.3 Von der Forschungsfrage zu den Hypothesen 28
2.4 Und wie geht’s weiter? Der wissenschaftliche Prozess 30
3 Literatur! Die theoretische Einbettung der Forschungsfrage 32
3.1 Die Einleitung: Was ist denn eigentlich das Problem? 32
3.2 Was gehört in den Theorieteil? 35
3.3 Exkurs: Literaturrecherche 37
3.3.1 Wo recherchieren? 38
3.3.2 Wie recherchieren? 40
3.4 Korrektes Zitieren in der Psychologie 45
3.4.1 Quellenhinweise im Text 46
3.4.2 Quellenhinweise im Literaturverzeichnis 48
4 Und wie jetzt? Methoden und Versuchspläne 53
4.1 Wie kommt man zu den Informationen im Methodenteil? Stichwort: Versuchsplanung 54
4.1.1 Echte Experimente, Quasiexperimente und Korrelationsstudien 54
4.1.2 Unabhängige Variablen, abhängige Variablen und Störvariablen 64
4.1.3 Operationalisierung von Variablen 67
4.1.4 Gütekriterien einer wissenschaftlichen Untersuchung 69
4.1.5 Was sollte man außerdem noch beachten? Ethische Grundsätze für empirische Untersuchungen 75
4.2 Die Überschriften im Methodenteil 76
4.2.1 Stichprobe und Design 76
4.2.2 Material 77
4.2.3 Ablauf 77
4.2.4 Kodierungen 77
5 Ergebnisse: Was kam raus? 79
5.1 Ein paar Grundregeln zum Schreiben des Ergebnisteils 80
5.2 Deskriptive Statistik: Daten beschreiben 81
5.2.1 Mittelwert und Standardabweichung 81
5.2.2 Range, Ausreißer, Decken- und Bodeneffekte 86
5.3 Inferenzstatistik: Schlussfolgerungen aus Daten ziehen 87
5.3.1 Signifikanz: Wie wahrscheinlich ist der Zufall? 87
5.3.2 Korrelation: Je mehr/weniger … desto mehr/weniger 89
5.3.3 t-Test: Unterschiede zwischen zwei Gruppen oder zwei Messzeitpunkten 92
5.3.4 Varianzanalyse: Unterschiede zwischen zwei oder mehreren Gruppen 94
5.3.5 Weitere statistische Tests 95
6 Diskussion: Ergebnisse erklären und in den wissenschaftlichen Diskurs einbringen 97
6.1 Welche Ziele hat der Diskussionsteil? 98
6.2 Wie schreiben Sie eine gute Diskussion? 99
7 Systematische und narrative Reviews 104
7.1 Systematische vs. narrative Reviews 106
7.2 Welche neuen Erkenntnisse kann man in einem Review gewinnen? Typische Fragestellungen 108
7.2.1 Welche Informationen werden ausgewertet? 108
7.2.2 Was soll mit dem Review bezweckt werden? 110
7.2.3 Wie positioniert sich der Autor/die Autorin? 111
7.2.4 Welche Bandbreite an Literatur wird berücksichtigt? 112
7.2.5 Wie ist der Text organisiert? 112
7.2.6 Für welche Zielgruppe ist der Text geschrieben? 113
7.3 Strategien für das Anfertigen von Reviews 114
7.4 Aufbau eines systematischen Reviews 116
8 Tipps zum Schluss: So klappt das Schreiben 120
8.1 Tipps zum Schreiben guter wissenschaftlicher Texte 121
8.1.1 Was Sie schreiben: Text-Tipps 121
8.1.2 Wie Sie schreiben: Stil-Tipps 127
8.1.3 Was Sie mit dem, was Sie geschrieben haben, machen: Überarbeitungs-Tipps 132
8.2 Tipps für die Besprechungen mit Ihrer Betreuerin 136
8.3 Tipps zum Zeit- und Selbstmanagement 138
8.3.1 Die Grobplanung 139
8.3.2 Von SMARTen Zielen, Schreib-Stundenplänen und typischen Hindernissen 142
Literatur 146
Sachregister 149
2 Die Fragestellung: Dreh- und Angelpunkt der Bachelorarbeit Quellen für Forschung Der Anstoß für Forschung ist die Neugier. Am Anfang jeder wissenschaftlichen Fragestellung und Forschungsarbeit steht deshalb ein Problem. Dieses Problem kann sich unterschiedlich entwickelt haben: zum Beispiel einfach aus der Feststellung der Forscherin, dass ihr zu einer Frage, einem Phänomen, einer Beobachtung Wissen fehlt, sie sich also etwas nicht erklären kann. Oder aber die Fragestellung entwickelt sich aus Ungereimtheiten, die sich aus widersprüchlichen Erklärungen und Befunden in der Literatur ergeben haben. Manchmal wird das Problem auch von außen an die Forscherin herangetragen, z. B. als Forschungsauftrag (das kann auch die Aufgabe sein, die Ihnen Ihre Betreuerin bzw. ihr Betreuer stellt). Gerade in der Psychologie sind Alltagsbeobachtungen ein interessanter Ausgangspunkt für Forschungsarbeiten. So können Beobachtungen, die sich ein Forscher bzw. eine Forscherin zunächst nicht erklären kann, zu der Frage führen: Warum verhalten sich Menschen in bestimmten Situationen so, wie sie sich verhalten? Wie erleben Menschen bestimmte Phänomene, wie ist ihre Wahrnehmung? Was denken sie dabei? Insgesamt gibt es also viele mögliche Quellen für die Forschungsfragen, mit denen Sie sich in Ihrer Bachelorarbeit beschäftigen. Diese Forschungsfrage(n) zu finden und festzulegen, ist von zentraler Wichtigkeit, denn mit der Forschungsfrage bestimmen Sie, worüber Sie schreiben. In die Bachelorarbeit gehören nur Informationen, die zu dieser Fragestellung passen, sie ist das Leitmotiv für Ihre schriftliche Ausarbeitung. Die einzelnen Kapitel Ihrer Bachelorarbeit organisieren sich genau um die Fragestellung herum. Aus diesem Grund ist es elementar wichtig, dass Sie Ihre Forschungsfrage und damit Ihr Thema ganz klar in Zusammenarbeit mit Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer herausarbeiten und immer im Blick behalten. Nach diesem Kapitel können Sie… …die Bedeutung der Forschungsfrage für Ihre Bachelorarbeit erklären. …den Unterschied zwischen Forschungsfragen und Hypothesen erkennen. …Hypothesen für Ihre Bachelorarbeit formulieren. 2.1 Die Bedeutung der Forschungsfrage für die Bachelorarbeit Sanduhr-Struktur des Textes Warum ist die Forschungsfrage für Ihre Arbeit so wichtig? Zunächst einmal hilft Ihnen eine präzise formulierte Forschungsfrage, das Thema Ihrer Arbeit einzugrenzen. Aus der Forschungsfrage können Sie auch ableiten, wie Sie Ihre empirische Studie oder Ihren Review planen müssen, damit Sie eine Antwort auf Ihre Forschungsfrage finden können. Bem (2003) beschreibt die Forschungsfrage als Dreh- und Angelpunkt einer wissenschaftlichen Arbeit in der Psychologie. Dabei bezieht er sich nicht nur auf die Planung und Durchführung der Forschungsarbeit, sondern gerade auch auf die schriftliche Ausarbeitung. Der gesamte Text muss nach Bem (2003) um die Forschungsfrage herum organisiert werden. Er bedient sich zur Veranschaulichung der Metapher einer Sanduhr (siehe Abbildung 2.1). Der Text beginnt inhaltlich allgemein und breit, engt sich aber immer mehr ein und wird dann wieder breiter und allgemeiner bzw. verallgemeinernder. Abbildung 2.1 Das Sanduhrmodell für die Struktur eines wissenschaftlichen Textes in Anlehnung an Bem (2003) An der engsten Stelle einer Sanduhr muss der Sand hindurchlaufen. Diese engste Stelle Ihrer Bachelorarbeit entspricht Ihren Forschungsfragen und Hypothesen. Die Textabschnitte vor der Forschungsfrage müssen auf diese enge Stelle zulaufen, der Text nach den Forschungsfragen leitet sich aus der Forschungsfrage ab. Das bedeutet, die Theorien und Verweise auf frühere Forschungsarbeiten zum gleichen Thema strukturieren Sie so, dass Sie Ihre Leserinnen und Leser zu Ihrer Forschungsfrage hinleiten und dass sich Ihre Annahmen bzw. Hypothesen logisch daraus ableiten (siehe auch Kapitel 3). Aus der Forschungsfrage leiten sich außerdem die Vorgehensweise der Arbeit (siehe Kapitel 4) und die Auswertung (siehe Kapitel 5) ab. Schließlich erweitern Sie in der Diskussion die Perspektive wieder, wenn Sie Ihre Ergebnisse unter Einbezug der Theorien und anderer Forschungsarbeiten genauer beleuchten und im Vergleich mit anderen Arbeiten interpretieren (siehe Kapitel 6). Im Online-Material können Sie Ihr Verständnis prüfen (Quiz 2). 2.2 Von der Alltagsvermutung zur wissenschaftlichen Fragestellung Forschungsfragen Eine erste wichtige Aufgabe ist also, die wissenschaftliche Fragestellung zu finden. Klären Sie zunächst, welches Ziel Sie mit Ihrer Bachelorarbeit verfolgen (siehe auch Kornmeier, 2018): •Möchten Sie ein Phänomen beschreiben? Die zentrale Frage ist dann, wie ein Sachverhalt in der derzeitigen Lage konkret aussieht. Beispielsweise wird oft behauptet, dass Abiturientinnen und Abiturienten aus der Schule anspruchsvolle Lernstrategien mitbringen. Aber wissen wir denn wirklich, welche Strategien die Studienanfängerinnen und -anfänger kennen und nutzen? Daher die (mögliche) Forschungsfrage: Welche Lernstrategien setzen Studierende zu Beginn ihres Studiums ein? •Möchten Sie ein Phänomen erklären? Möchten Sie einem Ursache-Wirkungs-Zusammenhang auf den Grund gehen und herausfinden, warum etwas passiert, welche Ereignisse andere Ereignisse verursachen? Bleiben wir bei den Studienanfängern: Angenommen, wir stellen fest, dass Studienanfängerinnen und -anfänger anspruchsvolle Lernstrategien aus der Schule mitbringen, diese aber im Studium nicht einsetzen, dann wäre es interessant, folgende Forschungsfrage zu bearbeiten: Warum favorisieren Studierende bestimmte Lernstrategien zu Beginn ihres Studiums? •Möchten Sie zukünftige Zustände oder Entwicklungen prognostizieren? Wollen Sie also wissen, welche Auswirkungen bestimmte Faktoren (Prädiktoren) auf andere haben oder wie man Verhalten (nachweislich) beeinflussen kann? Sie könnten sich dann folgende Forschungsfrage stellen: Setzen die Studierenden anspruchsvolle Lernstrategien ein, wenn sie einen Anreiz dafür erhalten? •Möchten Sie etwas verändern und das Verhalten beeinflussen? Wenn das Ihr Ziel ist, stellen Sie die Frage, wie bestimmte Maßnahmen oder Strategien funktionieren. Aus unserem Beispiel bietet sich als Forschungsfrage an: Hat ein Trainingsprogramm zum Thema Lernstrategien einen Einfluss auf das Verhalten und die Leistung der Studienanfängerinnen und -anfänger? •Möchten Sie etwas bewerten (evaluieren)? Interessiert es Sie, ob bestimmte Maßnahmen funktionieren und eventuell auch, wie sie optimiert werden können? Eine mögliche Forschungsfrage wäre: Wie effektiv ist das Programm XY, um Lernstrategien zu vermitteln im Vergleich zu einem Appell an die Vernunft und Eigenverantwortung der Studierenden? Wenn Sie sich über die Ziele Ihrer Bachelorarbeit Klarheit verschafft haben, sind Sie schon ein gutes Stück vorangekommen. Sie haben damit eine erste Arbeitsgrundlage, um das Thema weiter einzugrenzen. Die Beispiele für Forschungsfragen illustrieren, wie die Ziele der wissenschaftlichen Arbeit die Formulierung und damit Richtung der Forschungsfrage beeinflussen. Sie sind jedoch noch sehr weit gefasst. Deshalb ist es erforderlich, dass Sie Ihre Forschungsfrage noch präziser formulieren. Hier die Forschungsfragen, die in unseren drei Beispiel-Bachelorarbeiten untersucht wurden: Waltraud und Valerie: Kann man mit Podcasts ganz nebenbei lernen? Tobias: Sind Experimente im Chemieunterricht motivierend? Lea: Welche Ereignisse empfinden Lehrer und Schüler im Unterricht als störend? Wie lautet Ihre Forschungsfrage? Formulieren auch Sie die Frage, die Sie in Ihrer Bachelorarbeit untersuchen möchten. 2.3 Von der Forschungsfrage zu den Hypothesen In der psychologischen Forschung werden Erkenntnisse systematisch aus Beobachtungen hergeleitet. Dabei ist das Ziel, möglichst zuverlässige und gültige Erkenntnisse zu gewinnen (siehe auch Kapitel 4). Im wissenschaftlichen Handeln haben sich unterschiedliche Wege zur Erkenntnisgewinnung, also zur Problemlösung herausgebildet (Hussy, Schreier & Echterhoff, 2013). Zwei für die psychologische Forschung typische Wege sind das induktive und das deduktive Vorgehen. Unter Induktion versteht man, dass aus Einzelfällen auf Gesetzmäßigkeiten geschlossen wird. Induktion Wenn wir viele Kinder kennen, die gerne Pudding essen, schließen wir daraus, dass alle Kinder gerne Pudding essen. Die Induktion entspricht damit weitgehend der Alltagsstrategie, Erkenntisse aus Erfahrungen abzuleiten. Das Problem dabei ist, dass induktive Schlüsse nicht sicher sind. Vielleicht haben Sie Kinder vor allem in Mitteleuropa dabei beobachtet, wie sehr sie sich über Pudding zum Nachtisch freuen. Wenn Sie aber z. B. in asiatische Länder gehen, werden Sie Kinder erleben, die Pudding sehr skeptisch gegenüberstehen – das ist wahrscheinlich auch gut so, da die meisten Asiaten die Fähigkeit, Milchzucker zu verdauen, schon in sehr jungen Jahren verlieren (Vesa, Marteau & Korpela, 2000). Diese Beobachtung widerlegt also Ihre induktiv aufgestellte Regel. Induktive Schlüsse haben nur Wahrscheinlichkeitscharakter. Trotz dieses Nachteils hat auch die induktive Methode ihre Berechtigung in der Wissenschaft. Wenn Regelhaftigkeiten und Gesetzmäßigkeiten...