Spellmeier | Luis & Dima - Forever our beginning | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Spellmeier Luis & Dima - Forever our beginning

Eine authentische Own-Voice-Weihnachtsromance über Selbstfindung und die große Liebe
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7517-6166-6
Verlag: ONE
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine authentische Own-Voice-Weihnachtsromance über Selbstfindung und die große Liebe

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-7517-6166-6
Verlag: ONE
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dimas Leben steht Kopf: Nach dem Umzug in das kleine Örtchen Fountainbridge schafft es allein der Nachbarsjunge Luis, ihn von all den Problemen abzulenken, die er in seiner Heimat zurückgelassen hat. Der Dezember ist ein magischer Monat, und zwischen Schlittschuhlaufen, Karaoke-Singen und DIY-Nussknacker-Wettbewerben kommen sich die beiden immer näher. Aber steht Dima überhaupt auf Jungs? Und wie kann er sich sicher sein, dass auch Luis Gefühle für ihn hat? Dima fühlt sich mehr und mehr unter Druck gesetzt, und auch seine Vergangenheit lässt ihn nicht los. Dabei möchte er doch eigentlich nur herausfinden, wer er wirklich ist. Und vielleicht hat ja dann auch die Liebe eine Chance ...



Kai Spellmeierstudierte Literatur und Englisch in Berlin und Edinburgh. Wenn er nicht selbst mit dem Kopf in einem Buch steckt, findet man ihn online, wo er seit 2015 über Literatur bloggt und den queeren Buchclub "Das Pinke Sofa" co-leitet. Luis & Dima - FOREVER OUR BEGINNINGist Kais Debüt bei ONE.

Spellmeier Luis & Dima - Forever our beginning jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material



1. Dezember


Luis


Schon am folgenden Nachmittag findet Luis sich wieder vor Bianca Sharapnovas Tür wieder. Es ist ein unerträglich langer Sonntag gewesen. Die Zeiger der Uhr im Esszimmer weigerten sich hartnäckig, sich vorwärtszubewegen, egal, wie sehr Luis sie stumm anflehte. Die Minuten zogen sich endlos in die Länge, und als er endlich den Stift auf den abgeplatzten Esstisch fallen ließ und beschloss, seine Mathehausaufgaben aufzugeben, fühlte es sich an, als wäre eine ganze Woche vergangen. Selbst im Gruppenchat, in dem sich gerade eine hitzige Diskussion über den richtigen Aufstrich für einen Scone abspielte, beteiligte er sich kaum. Luis war viel zu abgelenkt, um in die Debatte Clotted Cream gegen Marmelade einzusteigen.

Nur ein einziges Wort hatte er in sein Arbeitsheft geschrieben, in der obersten Zeile, als wäre es der Titel eines Buchs, das darauf wartet, geschrieben zu werden. Ohne zu blinzeln, starrte er das Wort an, und erst nach mehreren Sekunden erkannte er den Namen des Nachbarsjungen. Er lief so rot an, dass Mabel ihn besorgt fragte, ob er gerade eine allergische Reaktion erleiden würde. Nachdem seine Schwester sich wieder den Weihnachtstassen zugewandt hatte, die sie gerade in den Küchenschrank räumte, zerriss Luis die Seite leise in winzige Stücke, sodass niemand jemals von seiner albernen Schwärmerei für einen Jungen erfahren würde, den er erst siebzehn Stunden zuvor zum ersten Mal getroffen hat. Nicht, dass er mitzählen würde.

Jetzt, da Luis nur eine Armeslänge von Dimas Türklingel entfernt steht, hat er allerdings keine Ahnung, was er mit sich anfangen soll. Er weiß, wie man eine Türklingel bedient, schließlich ist er kein komplett hoffnungsloser Fall. Was ihm Sorgen bereitet, ist das, was nach dem Klingeln kommt. Seine Nichten sind ganz versessen auf den Film Die Eiskönigin, weshalb er ihn bereits häufiger gesehen hat, als er Haare auf dem Kopf hat. Und jetzt gerade fühlt er sich wie die kleine, hoffnungsvolle Anna, die an Elsas Tür klopft und fragt, ob sie einen Schneemann bauen können. Er ist sich nicht sicher, ob er es ertragen könnte, abgewiesen zu werden.

Vorhin, als er vergeblich versuchte, Gleichungen zu lösen, die keinen Sinn ergaben, weil der Junge von nebenan sich ständig in seine Gedanken schlich, beschloss er, ihn zu fragen, ob er mit Luis ausgehen wolle. Natürlich nicht ausgehen in dem Sinne, so waghalsig ist selbst Luis nicht, aber vielleicht würde Dima sich darüber freuen, wenn jemand ihn in die Traditionen der Stadt Fountainbridge einführte. Doch der kurze Weg zwischen ihren beiden Häusern genügte bereits, um sein Selbstvertrauen ins Wanken zu bringen. Vielleicht hatte Dima schon andere Freundschaften geschlossen? Mit Leuten, die cool waren, die keine neugierigen Familien oder Löcher im Mantel hatten, die von kindischen Aufnähern verdeckt wurden. Luis dreht seinen Arm, sodass das Rentier am Ellbogen seiner grünen Jacke nicht mehr sichtbar ist. Es war schon nicht süß, als er noch zwölf war, und vier Jahre später ist es das erst recht nicht. Er sollte Dora diese Aufnäher wirklich mal wegnehmen und sie durch etwas ersetzen, das nicht schreit: »Mach dich über mich lustig, weil wir zu arm sind, um uns neue Winterklamotten leisten zu können ... und weil meine Oma Tiere mit Geweihen liebt.«

Oder vielleicht – und das wäre noch viel schlimmer, als dass Dima coolere Freundschaften schließt – hat er einfach keine Lust, Zeit mit Luis zu verbringen, und tut stattdessen so, als hätte er »Hausaufgaben« oder ein »wichtiges Telefonat« oder einen »Arzttermin«. Vielleicht hat er schon wieder vergessen, wer Luis überhaupt ist. Luis ist kurz davor, die Mission abzubrechen, aber das Einzige, was peinlicher ist, als fünf Minuten lang bewegungslos vor jemandes Haus zu stehen, ist zu gehen, ohne an der Tür zu klingeln.

Bevor er es sich anders überlegen kann, stolpert Luis einen Schritt vor und drückt den kleinen silbernen Knopf. Das Klingeln hallt durchs Haus, aber nichts regt sich. Keine Fußschritte, keine Lichter, die angeschaltet werden. Jetzt, wo er darüber nachdenkt, hat er im ganzen Haus keine Lichter gesehen. Er tritt ein paar Schritte zurück und sieht sich nach einem Lebenszeichen um, aber jedes einzelne Fenster ist dunkel. Plötzlich hört er hinter sich ein Kichern und fährt herum. Zwei vertraute Gestalten stehen am Tor zu Luis' Haus und grinsen auf eine Art, die ihm verrät, dass sie absolut alles gesehen haben. In Momenten wie diesem hätte er gerne das Talent, sich in Luft auflösen zu können.

»Hat ja lange genug gedauert«, sagt Hannah. Sie versucht nicht einmal, ihre Freude über Luis' Blamage zu verstecken. Sie hat gerade Zähne, lange Gliedmaßen und spitze Ellbogen, die sie Luis gerne in die Seite rammt, wenn er ihr auf die Nerven geht, was bedeutet, dass er ständig blaue Flecken an den Rippen hat. Ein paar Haarsträhnen, die sich spitz und schwarz gegen ihre blasse Haut abzeichnen, lugen unter ihrer Pudelmütze hervor. An der Art, in der Alecs Lippen zucken, kann Luis ablesen, dass er wenigstens versucht, seine Belustigung zu verbergen. Er ist fast einen Kopf kleiner als Hannah, und in seiner viel zu großen Daunenjacke sieht er aus wie ein rundes Bonbon mit zwei kurzen Strichbeinchen.

»Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass ein gewisser Jemand nicht zuhause ist«, sagt Alec, und dabei bilden sich in seinen Augenwinkeln belustigte Falten.

»Für wen wolltest du uns sitzenlassen?«, will Hannah wissen.

Luis stapft aus dem Vorgarten der Sharapnovas und bleibt ein paar Schritte vor Alec und Hannah stehen. In diesem Moment hört er ein vertrautes Trippeln auf dem Gehweg, und einen Moment später schnüffelt eine behaarte Nase an Luis' Beinen.

»Ich wollte euch nicht sitzen lassen«, erklärt Luis wahrheitsgemäß und geht in die Hocke, um den leicht molligen, sehr weichen Beagle hinter den Ohren zu kraulen. »Ich dachte nur, dass ihr vielleicht den neuen Jungen kennenlernen wollt.«

»Wie selbstlos von dir«, sagt Hannah, die ihm ganz offensichtlich kein Wort glaubt.

Luis ignoriert ihre Bemerkung und drückt Bryan einen Kuss auf die Stirn, was ihm einen Mund voll Hundehaare einbringt. Vor acht Jahren war ein dreifarbiger Welpe unter Alecs Weihnachtsbaum aufgetaucht, und seitdem ist er ein launisches Mitglied ihrer Gruppe. Bryan, nicht Alec. Alec ist einer dieser bewundernswerten, aber auch ein wenig seltsamen Menschen, die sich selten von ihren Gefühlen überwältigen lassen. Das einzige Mal, dass er ausgeflippt ist, war in der Grundschule, als seine Großmutter wieder nach Malaysia zurückgezogen ist, und er eine Woche lang nicht aufhören konnte, zu weinen. Aber ansonsten ist er das wahre Abbild der Fröhlichkeit. Hannah hingegen ist eine wahre Griesgrämin, deren Spezialgebiet Sarkasmus ist.

»Wir sollten los, sonst verpassen wir es«, sagt Luis nun und gibt Bryan das Signal, ihm zu folgen.

Luis biegt links ab, weg vom Stadtkern und in Richtung Lindenbuckel, ein sanfter Hügel, von dem man die ganze Stadt sehen kann. Das Licht verschwindet allmählich aus dem wolkenverhangenen Himmel, sodass die Umrisse des Hügels vor dem grauen Hintergrund verschwimmen. Die Ansammlung alter, knorriger Bäume auf dem Gipfel sieht wie eine schiefe Krone aus.

»Ich glaube, er will uns ablenken«, flüstert Alec.

»Hat nicht funktioniert«, entgegnet Hannah laut.

Sie holen Luis ein und flankieren ihn auf beiden Seiten, sodass er sich wie ein Verbrecher fühlt, der gerade zu seiner Gerichtsverhandlung eskortiert wird, wo er sich für das Vergehen verantworten muss, erfolglos mit seinem Nachbarn ausgehen zu wollen. Er ignoriert ihre Seitenblicke und sieht stattdessen zu Bryan, der ab und zu anhält, um an einem Zaun zu schnüffeln oder einen Laternenpfahl zu markieren.

»Du bist heute ziemlich still«, sagt Alec, aber diesmal klingt er aufrichtig. »Ist wirklich alles in Ordnung?«

»Ja, alles ist super«, antwortet Luis, was auch größtenteils stimmt.

Er ist ein bisschen enttäuscht, dass Dima nicht zuhause ist, und genervt, dass Hannah und Alec seinen Versuch beobachtet haben, an Dimas Tür zu klingeln, aber heute ist der erste Dezember. Und das bedeutet: Es ist offiziell Weihnachtszeit. Und dieses Jahr wird er nicht zulassen, dass irgendein Junge ihm die Feststimmung ruiniert. Davon hatte er letztes Jahr schon mehr als genug.

Sie erreichen den Wald, von wo aus sie ein kurzer, mit Tannenzapfen und abgestorbenen Blättern bedeckter Pfad zum Fuß des Lindenbuckel führt. Der Nachmittag ist schnell in den Abend übergegangen, der die Bäume jetzt in Schatten hüllt. Bryans weißer Schwanz blitzt vor ihnen in der Dunkelheit auf. Alec öffnet den Mund, aber Luis kommt dem Versuch zuvor, ihm weitere Informationen zu entlocken.

»Clotted Cream«, sagt er.

»Nein!«, ruft Hannah.

»Was?«, fragt Alec entsetzt.

»Scones brauchen eine vernünftige Clotted-Cream-Basis, und obendrauf eine Portion Marmelade. Alles andere ist einfach nur falsch«, erklärt Luis.

»Blasphemie«, grummelt...


Spellmeier, Kai
Kai Spellmeier studierte Literatur und Englisch in Berlin und Edinburgh. Wenn er nicht selbst mit dem Kopf in einem Buch steckt, findet man ihn online, wo er seit 2015 über Literatur bloggt und den queeren Buchclub "Das Pinke Sofa" co-leitet. Luis & Dima - FOREVER OUR BEGINNING ist Kais Debüt bei ONE.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.