Sperl | Im Schmiedefeuer | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 436 Seiten

Sperl Im Schmiedefeuer

Historischer Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-80-268-7840-7
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 436 Seiten

ISBN: 978-80-268-7840-7
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Schmiedefeuer ist ein zweibändiger historischer Roman, der von einer mittelalterlichen Romanze aus Nürnberg handelt. Der Autor Georg Ebers (1837-1898) war ein deutscher Ägyptologe und Schriftsteller. Mit seinen historischen Romanen und populärwissenschaftlichen Büchern trug er zur großen Popularität der Ägyptologie im ausgehenden 19. Jahrhundert bei. Beginnend mit Eine ägyptische Königstochter (1864) verfasste Ebers zahlreiche historische Romane, die auf großes Leserinteresse stießen. Neben Felix Dahn gilt er als der bedeutendste Vertreter des 'Professorenromans'. Die Themen der Romane wählte er teilweise aus dem Umfeld seiner wissenschaftlichen Arbeit, also der ägyptischen Geschichte, aber auch aus anderen Epochen (Mittelalter). Aus dem Buch: 'Am Abend des St. Medardustages im Jahre 1281 nach der Geburt des Heilandes war der Mond eben hell aufgegangen über der Reichsstadt Nürnberg. Wohl fanden seine Strahlen den Weg in die Straße, die von dem starken Marienturm zum Frauenthore führte; seinem Verlangen, den Ortliebhof zu erreichen, stellte sich indes ein Haus, ein Wachtturm und mit besonderem Glück ein hoher Lindenbaum entgegen. Dennoch gab es hier etwas zu sehen, das selbst jetzt, wo Nürnberg den Kaiser Rudolf und so viele weltliche und geistliche Fürsten, Grafen und Ritter beherbergte, seine Neugier reizte.'

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Zweites Kapitel.
Inhaltsverzeichnis Kaum war Wolff von der Straße und Els vom Fenster verschwunden, als sich, wie der Erde entstiegen, eine schmale Männergestalt neben dem Kellerhals auf der linken Seite des Hauses regte. Gleich darauf ließ sich ein leises Klopfen auf dem Pflaster des Vorraums vernehmen, und um weniges später wurden die schweren, mit Eisen beschlagenen Eichenholzflügel der Haustür aus einander gezogen, und eine Frauenhand winkte dem späten Gaste. Behend huschte er entlang dem schmalen Schatten des Hauses dem Tore zu und war bald hinter ihm verschwunden. Der Mond schaute ihm bedenklich nach. Oft genug war er früher des schmalschulterigen Gesellen in der Nähe des Ortliebhofes ansichtig geworden, und sein Treiben hatte seine Neugier gereizt; denn er war auf verliebten Wegen gewandelt, und zwar schon, als noch an dem jüngst vollendeten Klarissinnenkloster – eine Stiftung der Brüder Ebner, zu der auch Herr Ernst Ortlieb eine stattliche Summe gefügt – gearbeitet wurde. Damals – etwa drei Jahre war es her – hatte der dreiste Bursche sich Abend für Abend zum Stelldichein auf die Baustelle begeben. Das saubere Mädchen aber, das sich dort mit ihm zusammen gefunden, war das Kätterle gewesen, die Gürtelmagd der schönen E's, wie man in Nürnberg die Ortliebschen Schwestern Els und Eva nannte. Viele Eide, die ihr heiße, unwandelbar treue Minne verhießen, waren damals zu dem Monde aufgestiegen, und das Äußere des Mannes, der sie leistete, bot eine gewisse Gewähr, daß er sie halten werde; denn er hatte schon damals das lange dunkle Gewand der ehrbaren Leute getragen und auf der Vorderseite des Kogels, von dem ihm ein sackartiges Netz auf den Rücken herabhing, war ein großes S, auf dem linken Schulterstücke seines langen Rockes aber ein T zu schauen gewesen: die Anfangsbuchstaben der Worte »Standhaftigkeit« und »Treue«. Sie lehrten, daß derjenige, der sie sich in die Kleidung hatte einsticken lassen, diese Tugenden für die höchsten und edelsten halte. Man hätte auch glauben mögen, daß der hagere Bursche, dem man übrigens seine fünfunddreißig Jahre kaum ansah, an diesen schönen Eigenschaften festhalte; denn nachdem er, seit er sich mit Kätterle zum letztenmal auf dem Bauplatze getroffen, volle drei Jahre ausgeblieben war, hatte er sich nach dem Einzuge des Kaisers Rudolf der Herzliebsten wieder in gewohnter Standhaftigkeit und Treue genähert. Er hatte ihr Grund gegeben, auf ihn zu bauen; der Blick des Mondes aber reichte weit, und er hatte sich überzeugt, wie es mit der Standhaftigkeit und Treue Walther Biberlis beschaffen. In einer Hinsicht bewährten sie sich aufs schönste und beste; denn unter Tausenden von Dienern hatte der Mond keinen gesehen, der mit treuerer Hingabe an seinem Herrn hing. Den hübscheren jungen Weibern gegenüber brachte er dagegen seine Haupttugenden in höchst sonderbarer Weise zur Geltung; denn der blasse nächtliche Wanderer da oben war ihm in verschiedenen Ländern und Städten begegnet, und überall, wo er sich längere Zeit aufgehalten hatte, war eine andere der Treue und Standhaftigkeit Biberlis versichert worden. Allerdings wandte sich der Langrock, so oft ihn der Weg zu einer, der er ewige Minne geschworen, zurückführte, zunächst nur immer wieder an sie, falls auch sie ihm die alte Neigung bewahrt. Das Kätterle aber durfte mit Recht die größten Stücke auf ihn halten; denn ihr war er wärmer ergeben als den übrigen allen, und mit ihr meinte er es in seiner Weise auch redlich. Beabsichtigte er doch allen Ernstes, sich, sobald sein Herr den Kaiserhof – hoffentlich nicht allzu bald – verließ und sich in seiner Schweizer Heimat auf die Burg seiner Väter zurückzog, für die alten Tage einen eigenen Herd zu gründen, und niemand als Kätterle sollte das Feuer auf ihm entzünden. Ihr Äußeres sagte ihm so wohl zu wie ihr inneres Wesen. Sie war frei geboren wie er selbst, der Sohn eines Waldhüters, sie stammte, wie er, aus der Schweiz, und ihr Erbe, das für sie, die Waise, in ihrer Heimat Sarnen auf Haus und Ackerland feststand, und zu dem noch ihr Erspartes kam, genügte seinen Ansprüchen. Vor allem aber glaubte sie ihm und bewunderte seinen beweglichen Geist und seine Erfahrung. Außerdem leistete sie ihm widerspruchslos Gehorsam und hing so treu an ihm, daß sie um seinetwillen im ledigen Stand verblieben war, obgleich eine ganze Reihe von ansehnlichen Männern ernstlich um sie warb. Zum erstenmal war Kätterle ihm begegnet, als er sich nach der Schlacht auf dem Marchfelde vor länger als drei Jahren mehrere Wochen in Nürnberg aufgehalten hatte. Bei einem Turnier war sie auf dem Schaugerüst seine Nachbarin gewesen, und, da sie einander an dem scharfen »ch« in »ich« und anderen Worten als Schweizer Landsleute erkannt hatten, war er ihr und sie ihm von vornherein mit gutem Vorurteil entgegen gekommen. Das Kätterle hatte ein gutes Herz; zu jener Zeit wäre sie aber beinah der Versuchung erlegen, den Himmel anzurufen, die Heilung der schweren Wunden eines tapferen Kämpen nicht allzu sehr zu beschleunigen; denn sie wußte, daß Biberli als Herrenknecht im Dienste des jungen Schweizer Ritters Heinz Schorlin stand, dessen Name in aller Mund war, weil er auf dem Marchfelde trotz seiner jungen Jahre sich durch seltene Tapferkeit ausgezeichnet hatte, und daß der junge Held nur bis zur völligen Heilung seiner schweren Wunden in Nürnberg bleiben würde. Sein Aufbruch brachte für sie die Trennung von seinem Diener mit sich, und sie hatte bisweilen, da sie das Heimweh ohnehin quälte, gemeint, sie würde den Abschied von ihm nicht überleben. Biberli pflegte indes seinen Herrn mit so treuem Eifer gesund, als hielte ihn nichts in Nürnberg zurück, und Kätterle blieb auch nach seinem Aufbruch in gutem Wohlsein. Jetzt hatte sie ihn wieder. Gleich nach dem Einzuge des Kaisers Rudolf vor fünf Tagen war Biberli frei und offen in den Ortliebhof gekommen, und hatte sich Martsche, der alten Haushälterin der Herrschaft, als Landsmann und Freund der Gürtelmagd vorgestellt, der ihr Grüße von daheim überbringe. Ein vertrautes Wort mit ihr zu reden, war indes weder in der vollen Küche, noch im Ehaltengelaß möglich gewesen. Das Stelldichein heute abend sollte dazu Gelegenheit bieten. Die männliche Dienerschaft war, um die Sänften und Fackeln zu tragen, mit dem Herrn, der seine jüngere Tochter Eva zum Tanze führte, ausgegangen. Vor dem Rathause sollten die Knechte warten, weil es in Frage stand, ob die Tochter des Hauses, die nur mit Widerstreben an dem Feste teilnahm, nicht zeitig zum Aufbruch drängen würde. Der Graf von Montfort, der im Ortliebhof im Quartier lag, und seine gesamte männliche Dienerschaft waren sicher erst ganz spät oder gar gegen Morgen zurück zu erwarten; denn Gräfin Cordula hielt es beim Tanze aus bis zum Kehraus, und ihr Vater beim Weine, bis die Tochter ihn von den Zechgenossen in der Trinkstube fortrief. Das alles berechtigte die Liebenden, auf ein ungestörtes Beisammensein zu hoffen. Auch der Schauplatz des Stelldicheins war gut gewählt. Nur den Mond verdroß seine Wahl; denn nachdem Biberli die schwere Haustür hinter sich zugezogen, fand er keine Spalte oder Ritze, durch die einer seiner behenden Strahlen hätte erspähen können, was der treue und standhafte Biberli mit Kätterle trieb. Ein Fensterlein gab es wohl neben der Tür, doch es war verschlossen, und das Kreuz mit undurchsichtigem Schafleder bekleidet. So mußte der Mond sich denn der Neugier begeben. Statt seiner beleuchtete den langen, mit einem hohen Kreuzgewölbe überspannten Soler des Ortliebhofes nur das Licht dreier Laternen, das sich mühsam durch Hornscheiben Bahn brach. Die glänzenden Punkte in einer dunklen Ecke des weiten Raumes waren die Augen eines schwarzen Katers, der dort auf Ratten und Mäuse lauerte. Für die heimliche Begegnung zweier Liebenden bot dieser Raum in der Tat manchen Vorzug; denn er besaß, da er durch die ganze Breite des Hauses hinlief, zwei Öffnungen, von denen die eine auf die Straße, die andere auf den Hof führte. An den rechten Langseiten des Solers befand sich aber auch noch je eine kleine Tür, zu der Stufen hinaufführten. Beide verschlossen zu dieser Stunde menschenleere Räume; denn die Schreibstube und das Gemach, in dem Herr Ernst Ortlieb die Geschäftsfreunde empfing, waren schon seit Sonnenuntergang unbenützt, und die Badestube mit dem Ankleidezimmer daneben fand nur bei Tage Verwendung. Von der großen breiten Eichenholztreppe her, die in den oberen Stock führte, hätte freilich leicht ein unberufener Störenfried kommen können. Aber für diesen Fall drängten sich hier den Liebenden die köstlichsten Verstecke geradezu auf; denn dort standen neben und über einander große und kleine Kisten als undurchdringliche Schutzmauer, hier bildeten hoch über einander getürmte Säcke und lange Reihen von Fässern Gelegenheit, sich hinter ihnen zu verbergen. In Matten verpackte lange Bündel lehnten an die Kisten und luden ein, hinter sie zu schlüpfen, und hinter jenen Bergen von Rinderhäuten und mit Palmenbast umschnürten Paketen hätte niemand leicht ein Liebespärlein vermutet. Es wäre übrigens auch kaum rätlich gewesen, sich in ihrer Nähe zu verbergen; denn diese Warenballen, die das Ortliebsche Haus aus Venedig bezog, enthielten Pfeffer und andere Gewürze, und es entströmte ihnen ein starker, nur für abgehärtete Nerven auf die Dauer erträglicher Duft. Wertvolle Güter verschiedener Art lagerten hier, bis man sie in Keller und Speicher oder weiter in den Handel führte. Es gab aber auch manchen leeren Platz in dem weiten Raume; denn das Raubwesen auf der Landstraße hatte trotz der Strenge Kaiser Rudolfs noch mit nichten aufgehört...



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