E-Book, Deutsch, 149 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
St. Claire Wer bist du, süße Lady
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95649-934-0
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Liebe hat immer Saison
E-Book, Deutsch, 149 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95649-934-0
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Erst ein Hurrikan und jetzt Quinn McGrath, der ihr alles nehmen will! Nicole hasst den Immobilienmakler, schon bevor sie ihn gesehen hat. Aber als sie ihm schließlich gegenübersteht, ist die Anziehung zwischen ihnen stärker und gefährlicher als jeder Herbststurm ...
Roxanne St. Claire ist eine New York Times Bestsellerautorin, die 27 Romane veröffentlicht hat. Sie ist fünfmal für den RITA® Award nominiert worden und hat ihn einmal gewonnen. Ihre Bücher sind Gewinner des 'National Readers' Choice Award', dem 'Daphne du Maurier Award', der 'Holt Medaille', dem 'Maggie Award', dem 'Booksellers'Best Award' und vielen anderen. Ihre Romane sind in dutzend Sprachen übersetzt und sind in zahlreichen Bestsellerlisten aufgeführt. Sie lebt mit ihrem Ehemann und zwei Kindern im Teenageralter in Florida. Sie können ihre Fan page auf Facebook besuchen.
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2. Kapitel
„Hilfe! Wir stecken fest!“
Nicole Whitaker warf sich mit dem ganzen Körper gegen die Holztüren. Erstens hatte das vor drei Wochen, als ihr das Gleiche im ersten Stock passiert war, geholfen. Zweitens musste sie sich irgendwie abreagieren, denn die Anwesenheit dieses Mannes versetzte sie in einen Zustand, in dem sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Noch ein weiteres sexy Lächeln, und sie würde sich womöglich vergessen und ihm um den Hals fallen.
„Hilfe!“ Noch einmal warf sie sich gegen die Tür. Der Kugelschreiber fiel dabei aus ihrem Haar.
Sie erstarrte mitten in der Bewegung, als sie Quinn lachen hörte. „Was ist daran so komisch?“ Sie gab sich Mühe, ihn böse anzustarren.
„Ich kann mir nicht helfen.“ Seine dunklen Augen funkelten. „Sie sind wirklich amüsant.“
Amüsant. So, so. Tja, wenn sie daran dachte, wie hoch ihr Rock vorhin gerutscht war … Was für eine Art, einen Gast zu begrüßen!
Zum Glück hatte sie den Termin mit dem Immobilienmakler aus New York, den die Bank ihr aufgezwungen hatte, abgesagt. Das hätte noch gefehlt, dass der allmächtige Quinn McGrath von Jorgensen Development Corp. miterlebt hätte, wie der Aufzug den Geist aufgab und einer ihrer zwei – oder drei – zahlenden Gäste das auch noch mitbekam.
Aber wie hatte dieser Mann es eigentlich geschafft, sich bei Sally anzumelden, ohne dass diese mit fliegenden Fahnen zu ihr gerannt kam, um zu melden, dass sich soeben ein Sexgott bei ihnen einquartiert hatte?
Nicole kaute an ihrer Unterlippe, lehnte den Kopf an die Holztür und versuchte, ihr inneres Gleichgewicht wieder zu finden, das jedes Mal von Neuem bedroht war, wenn sie den Fremden nur ansah. Nein, sie konnte ihm nicht sagen, dass sie die Eigentümerin dieser „Bruchbude“ war, wie er es genannt hatte. Es wäre einfach zu peinlich.
Oje, was für ein Tag! Nein, was für ein Jahr. Ihr Leben war völlig aus den Fugen geraten, nachdem vierzehn Monate zuvor der Hurrikan Dante St. Joseph’s Island für rund sechs Stunden mit seinem Besuch beehrt hatte. Die Windstärke war nicht gerade todbringend gewesen, hatte jedoch ausgereicht, um Mar Brisas so zu beschädigen, dass das von ihrem Urgroßvater erbaute Hotel kurz vor dem Ruin stand.
„Bestimmt wird jemand im Lauf des Abends hier hochkommen“, meinte der Fremde und blickte zum anderen Ende des Flurs. Wie konnte ein einziger Mann nur so viel Sexappeal verströmen? „Die Handwerker haben ja ihre Sachen hier gelassen.“
„Ich glaube kaum, dass jemand kommen wird. Handwerker? Ha, wenn er wüsste, dass „die Handwerker“ vor ihm standen. Nachdem die Versicherung nach dem Sturm nur einen winzigen Betrag ausgezahlt hatte, blieb der stolzen, aber mittellosen Eigentümerin nichts anderes übrig, als die Last der Reparaturarbeiten allein zu tragen. So pleite war sie mittlerweile, dass sie eingewilligt hatte, sich mit einem Kaufinteressenten zu treffen. Und so stolz, dass sie in letzter Minute gekniffen hatte. „Glauben Sie mir, Mac, hier kommt nicht oft jemand her. Kann sein, dass wir eine ganze Weile hier festsitzen.“
Die kleine Falte zwischen seinen Brauen vertiefte sich, als er sie neugierig anblickte. „Woher wissen Sie, wie ich heiße?“
Wie bitte? „Mac?“ Sie verdrehte die Augen. „So nenne ich jeden, der mich vom falschen Ende her kennenlernt.“
Quinn musste lachen. Ein melodisches Lachen, sexy, geradezu erotisch. Nicole verspürte ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend.
„Sie machen sich doch deswegen nicht etwa Gedanken? Vergessen Sie’s. So wie ich.“
Lügner. „Ich werde daran denken, solange ich lebe.“
„Wow.“ Er grinste. „Ich fühle mich geschmeichelt.“
„Warum? Es wird immer nur dann passieren, wenn ich auf irgendeiner Party das Spiel ‚Was war der peinlichste Moment deines Lebens?‘ spiele.“
Quinn lehnte sich mit der Schulter an die Aufzugtür und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Erzählen Sie mir von Ihren anderen peinlichsten Momenten.“
Begierig lauschte sie seiner Stimme, ohne darauf zu achten, was er sagte.
Sein Anblick und der Klang seiner Stimme machten sie fast schwindlig.
„Sie zuerst.“
Er beugte sich vertraulich vor. „Dafür werde ich mich rächen.“
„Ich habe meinen Teil schon beigetragen“, erwiderte sie. „Sie haben meine Unterwäsche gesehen.“
„Nicht wirklich.“
Sie hob skeptisch eine Braue.
„Nur einen winzigen Streifen Spitze“, gab er zu.
Sie spürte, wie sie rot wurde. Dieser Kerl würde es ihr nicht leicht machen.
Jetzt machte er noch einen kleinen Schritt auf sie zu, sodass er sie fast berührte. Er sah ernst aus. Seine unergründlichen dunklen Augen glühten, als er den Blick über sie gleiten und ihn auf ihrem von dem knappen Top nur spärlich verhüllten Oberkörper verweilen ließ. Der Fremde öffnete den Mund. Für einen Sekundenbruchteil konnte sie seine Zungenspitze sehen.
Jetzt war ihr wirklich schwindlig.
„Blau ist eindeutig Ihre Farbe.“
Offenbar war ihr ein kleiner Seufzer entwichen, und offenbar hatte er das gehört, denn er senkte den Kopf, bis er mit den Lippen fast ihr Gesicht berührte. „Ihre Dessous haben die gleiche Farbe wie Ihre Augen. Sie könnten einen neuen Trend setzen.“
Nicole versuchte zu lächeln, doch ihre Lippen zitterten zu sehr. Er war ihr jetzt nahe genug, dass sie sich küssen konnten. Ihr Herz pochte wild, das Blut rauschte in ihren Ohren. Küssen, küssen, küssen, sang es.
„Küssen.“
Bevor ihr bewusst wurde, dass sie es laut ausgesprochen hatte, erfüllte er ihren Wunsch.
Erst berührte er ihren Mund mit seinem nur ganz sachte, aber dann verstärkte er den Druck seiner Lippen. Er legte die Hände auf ihre Hüften und drehte Nicole ganz zu sich herum. Immer leidenschaftlicher wurde sein Kuss. Er drückte sie dabei fest an seine harte, muskulöse Brust und an alles, was sonst noch hart an ihm war …
Sie löste sich von ihm, aber er hielt sie fest und küsste sie auf die Ohrmuschel.
„Sie sagten ‚küssen‘.“ Sein Atem strich über die feinen Härchen in ihrem Nacken.
Sie erbebte. „Ich sagte ‚müssen‘.“ Sie versuchte, ihn von sich wegzuschieben. „Ich wollte sagen, irgendwelche Leute müssen Sie doch vermissen und bei der Rezeption anrufen.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin hier ganz allein.“
„Und was ist mit Ihrer Frau?“ Sie musste wissen, ob sie sich auf sicherem Boden befand. Es fühlte sich nämlich keineswegs so an, alles andere als das.
Wieder schüttelte er den Kopf. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Es gibt keine Frau.“
Das war ja zu gut, um wahr zu sein.
Der ganze Mann war zu gut, um wahr zu sein.
„Und Sie?“, fragte er. Seine Daumen strichen über ihre Hüftknochen.
Er wollte also wissen, ob sie verheiratet oder in irgendeiner Weise gebunden war. Abgesehen von zwei halbherzigen Versuchen mit Anfang zwanzig war sie immer Single gewesen. Sollte sie ihm das sagen? Oder besser den Rückzug antreten?
Jetzt hatte sie noch die Chance, auf ihren gesunden Menschenverstand zu hören. Die Chance, zu beweisen, dass Menschen auf Grund rationaler Überlegungen handeln, und nicht auf Grund animalischer Instinkte. Jetzt hatte sie die Chance, diesen Wahnsinn hier zu beenden. Sollte sie sie nutzen?
„Niemand vermisst mich“, erklärte sie.
„Dann erlaube mir noch einen Kuss.“ Seine Stimme streichelte ihre Sinne. „Diese Aufzugtür könnte sich jeden Augenblick öffnen, und ich hasse verpasste Gelegenheiten.“
Sie betrachtete sein Gesicht. Es war gut geschnitten, die Nase klassisch, die Wangenknochen hoch angesetzt, die Lippen …
Nein, sie würde diese Gelegenheit nicht verpassen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, und diesmal drang er sofort mit der Zunge in ihren Mund ein, löste sich von ihr und drang wieder in sie ein. Immer wieder.
Seine ziemlich unmissverständliche Botschaft ließ ihr die Knie weich werden wie Butter. Plötzlich schienen ihre Beine sie nicht mehr tragen zu wollen, sodass sie die Arme um seinen Nacken schlingen musste, um nicht völlig den Halt zu verlieren.
Sie weigerte sich, darüber nachzudenken, was sie hier tat. Dass sie einen wildfremden Mann küsste, der sich Quinn nannte und mit dem sie auf der dritten Etage eingeschlossen war, während sie doch eigentlich unten im Erdgeschoss sein sollte, um sich mit der größten Katastrophe ihres achtundzwanzigjährigen Lebens auseinanderzusetzen.
Es war der reine Wahnsinn.
Es war die reine Lust.
Er presste sie gegen die Aufzugtür, sodass sie den Spalt zwischen den beiden Türen im Rücken spüren konnte. Er strich mit den Händen über ihren Körper und verweilte schließlich abwartend unterhalb ihrer Brüste. Sie war Frau genug, um zu wissen, was sie zu tun hatte. Sie musste nur tief einatmen, sich ein wenig enger an ihn schmiegen, und dann wüsste er, dass sie nichts dagegen hätte, wenn er noch weiter ginge. Er begehrte sie, daran bestand kein Zweifel. Sie spürte seine körperliche Reaktion nur zu deutlich. Und sie spürte das Pochen seines Herzens.
Sie war inzwischen weit über das Stadium des Schwindelgefühls hinaus. Sie schwebte förmlich. Unmöglich, jetzt die Augen zu öffnen. Womöglich würde sie dann aufhören zu schweben.
Da spürte sie eine Vibration in ihrem Rücken. Die Aufzugtüren öffneten sich mit einem lauten Klacken.
„Verflixt.“...