Stein | Grundlagen der Polizeipsychologie | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 297 Seiten

Stein Grundlagen der Polizeipsychologie


2., überarbeitete und erweiterte Auflage 2003
ISBN: 978-3-8409-1726-4
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 297 Seiten

ISBN: 978-3-8409-1726-4
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Geiselnahmen und Entführungen, größere Menschenansammlungen bei Demonstrationen oder in Fußballstadien, Vernehmunssituationen, aber auch der unmittelbare Kontakt mit dem Bürger sind Themen, die im Brennpunkt polizeipsychologischer Arbeit stehen. Dieser Band liefert eine zusammenfassende Darstellung dieser Themen. Psychologisches Wissen wird durch Fallbeispiele so aufbereitet, daß es auch für Nichtpsychologen verständlich ist. Ferner werden zu den einzelnen Bereichen Handlungshinweise dargestellt und begründet, die für die polizeipsychologische Praxis von Bedeutung sind. 

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1;Vorwort;5
2;Inhaltsverzeichnis;7
3;I. Polizeipsychologie: Aufgaben, Probleme, Perspektiven;9
3.1;Polizeipsychologische Aufgabenfelder im Wandel der Zeit in der Bundesrepublik Deutschland;11
3.1.1;1 Die Entwicklung der Polizeipsychologie in Deutschland;11
3.1.2;2 Die heutigen Aufgaben der Polizeipsychologie in Deutschland;13
3.1.3;3 Personalauswahl und andere Maßnahmen der Personalentwicklung;14
3.1.4;4 Einsatzpsychologische Tätigkeiten;17
3.1.5;5 Kriminalpsychologische Tätigkeiten;18
3.1.6;6 Anforderungen an den Polizeipsychologen - Grenzen der Polizeipsychologie;19
3.1.7;7 Ein Resümee - ein Ausblick;20
3.1.8;Literatur;21
3.2;Polizeipsychologische Aufgabenfelder im Wandel der Zeit in Österreich;22
3.2.1;1 Die Entstehung des Psychologischen Dienstes bei der österreichischen Sicherheitsverwaltung;22
3.2.2;2 Aufgabenschwerpunkte des Psychologischen Dienstes;22
3.2.3;3 Der Kriminalpsychologische Dienst;26
3.2.4;4 Ausblick;27
3.3;Polizeipsychologische Aufgabenfelder im Wandel der Zeit in der Schweiz: Rückblick und Ausblick;28
3.3.1;1 Gestern;28
3.3.2;2 Heute und Morgen;28
3.3.3;3 Allgemeine Tätigkeitsgebiete;30
3.3.4;4 Einsätze in Extremsituationen;32
3.3.5;5 Spezialgebiete;33
3.3.6;6 Zusammenfassung;34
3.3.7;Literatur;34
4;II. Der unmittellbare Kontakt mit dem Bürger;35
4.1;Verkehrskontrollen: Konfliktbedingungen und Konflikt vermindernde Verhaltensweisen;37
4.1.1;1 Stressbewältigung und konstruktive Kommunikation als wichtige Voraussetzungen polizeilicher Arbeit;37
4.1.2;2 Das Phänomen Stress;37
4.1.3;3 Grundbegriffe der Kommunikation und Kommunikationstechniken;40
4.1.4;4 Ein Fallbeispiel;42
4.1.5;5 Handlungshinweise für die Praxis;47
4.1.6;Literatur;49
4.2;Der Umgang mit psychisch auffälligen Personen;50
4.2.1;1 Zum Phänomen psychisch auffälliger Personen;50
4.2.2;2 Interventionen und Einwirkungsmöglichkeiten;53
4.2.3;3 Die gesetzliche Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik;57
4.2.4;Literatur;58
5;III. Größere Menschenansammlungen;59
5.1;Das Management von Krisen und größeren Menschenansammlungen;61
5.1.1;1 Allgemeine Vorbemerkungen;61
5.1.2;2 Menschliches Erleben und Verhalten;62
5.1.3;3 Wie mit Menschenmassen umgehen?;65
5.1.4;4 Umgang mit Opfern, überlebenden und Angehörigen nach Katastrophen bzw. gro en Schadensereignissen;66
5.1.5;5 Fazit;70
5.1.6;Literatur;70
5.2;Einsatz in Fußballstadien: Fan-Verhalten, Eskalationsbedingungen und psychologische Aspekte der Aggressionsvermeidung;71
5.2.1;1 Problemstellung;71
5.2.2;2 Das Publikum bei Fußballspielen - Versuche der Kategorisierung;71
5.2.3;3 Warum werden Fußballfans gewalttätig? - Mögliche Ursachen;75
5.2.4;4 Zur Analyse der Aggressionen unter Fußballfans;77
5.2.5;5 Maßnahmen zur Aggressionsvermeidung vor, während und nach der Veranstaltung;78
5.2.6;Literatur;82
5.3;Das Problem der Eskalation von Protestverläufen;83
5.3.1;1 Die Begriffe "Protest" und "Eskalation" und die unausweichliche Rolle der Polizei im Protestgeschehen;83
5.3.2;2 Dilemmas der Polizei in der Interaktion mit Protestierenden;85
5.3.3;3 Mythen um das Ziel der Deeskalation;88
5.3.4;4 Frontstellungen, Machtspiele und politische Kalküle einer Eskalationsstruktur;90
5.3.5;5 Katalysatoren und Mechanismen der Eskalationsdynamik;92
5.3.6;6 Das Problem der Eskalation und die bedingte Chance seiner Bewältigung;93
5.3.7;Literatur;94
6;IV. Fälle schwerster Gewaltkriminalität;95
6.1;Tötungsdelikte: Neue Ansätze für Theorie und Praxis;97
6.1.1;Zur Notwendigkeit einer neuen Betrachtungsweise der Kriminalität;97
6.1.2;1 Die Rolle der Fantasie bei Tötungsdelikten;98
6.1.3;2 Persönlichkeitsstrukturen sadistischer Mörder;103
6.1.4;3 Der Einfluss des Zufalls auf Schicksal und Kriminalitätsentwicklung;107
6.1.5;Literatur;109
6.2;Erpesserischer Menschenraub;111
6.2.1;1 Erkenntnisse über das psychische Erleben einer Entführung;112
6.2.2;2 Zusammenarbeit zwischen Angehörigen und Polizei;117
6.2.3;3 Fragen zur Gefährdung;120
6.2.4;Literatur;123
6.3;Geiselnahme;124
6.3.1;1 Begriffsbestimmung und sprachlicher Ursprung;124
6.3.2;2 Geisellagen mit und ohne Besonderer Aufbau- Organisation ( BAO);125
6.3.3;3 Versuch einer Tätertypologie;125
6.3.4;4 Psychologische Phasen einer Geiselnahme;129
6.3.5;5 Verhandlungen mit den Tätern;132
6.3.6;6 Verhältnis zwischen Geiselnehmer und Geisel - das Stockholm- Syndrom;134
6.3.7;7 Schlussbemerkung;136
6.3.8;Literatur;137
6.4;Amoktaten;138
6.4.1;1 Kennzeichen für Amoktaten;138
6.4.2;2 Untersuchungen über allgemeine Merkmale von Amoktaten;141
6.4.3;3 Auslöser- und Ursachensuche;142
6.4.4;4 Strategien der Vorbeugung;148
6.4.5;5 Fazit;149
6.4.6;Literatur;150
7;V. Internetkriminalität;153
7.1;Cybercrime und Persönlichkeit: Psychologische Hintergründe zur Tätertypologie bei Internet- Kriminalität;155
7.1.1;1 Internetkriminalität;155
7.1.2;2 Täter im Internet;157
7.1.3;3 Ausblick;162
7.1.4;Literatur;163
8;VI. Vernehmung;165
8.1;Vernehmungstechniken;167
8.1.1;1 Ziel einer Vernehmung;167
8.1.2;2 Aufgabe eines Vernehmungsbeamten;167
8.1.3;3 Notwendige Bedingungen für eine optimale Vernehmung;168
8.1.4;4 Ablauf einer Vernehmung - ein Orientierungsrahmen;175
8.1.5;Literatur;179
8.2;Die Überprüfung der Glaubhaftigkeit von Aussagen;180
8.2.1;1 Begriffsklärung der aussagepsychologischen Konzepte;180
8.2.2;2 Ansätze zur Glaubhaftigkeitsbeurteilung von Aussagen;183
8.2.3;3 Der diagnostische Beurteilungsprozess;190
8.2.4;Literatur;194
9;VII. Polizeipsychologie in der Organisation;195
9.1;Survivability: Die Psychologie der Gefahrenwahrnehmung und der Gefahrenbewältigung;197
9.1.1;1 Tödliche Fehler;197
9.1.2;2 Überleben ist kein Zufall;198
9.1.3;3 Das sachgemäße Paradigma;199
9.1.4;4 Das Machtspiel;202
9.1.5;5 Mentales Judo;204
9.1.6;6 Die psychologischen Hintergrundfaktoren;206
9.1.7;7 Der Einfluss der Bindungsstile;207
9.1.8;Literatur;210
9.2;Betreuung nach besonderer psychischer Belastung;212
9.2.1;1 Menschliche Reaktionen auf Belastungssituationen;212
9.2.2;2 Einflussfaktoren auf die Belastungsreaktion;213
9.2.3;3 Elemente der Betreuung nach extremen psychischen Belastungen;217
9.2.4;4 Fazit;224
9.2.5;Literatur;225
9.3;Personalauswahl für und in der Polizei;226
9.3.1;1 Notwendigkeit der Personalauswahl;226
9.3.2;2 Anforderungen an die Tätigkeit;227
9.3.3;3 Verfahren der Eignungsdiagnostik;230
9.3.4;4 Ausblick;242
9.3.5;Literatur;242
9.4;Personalentwicklung und Assessment-Center in der Polizei;244
9.4.1;1 Was habe ich mit Personalentwicklung zu tun?;244
9.4.2;1.3 Bereiche und Methoden;250
9.4.3;2 Assessment-Center;255
9.4.4;Literatur;258
9.5;Das Mitarbeitergespräch und Gespräche mit Mitarbeitern;259
9.5.1;1 Gespräche mit Mitarbeitern;259
9.5.2;2 Effiziente Gesprächsführung;261
9.5.3;3 Gespräche bei persönlichen Problemen des Mitarbeiters - Ein Mitarbeiter sucht Rat;264
9.5.4;4 Kritikgespräche;265
9.5.5;5 Mobbing;267
9.5.6;6 Das Mitarbeitergespräch;271
9.5.7;7 Soweit die Theorie und jetzt die Praxis;275
9.5.8;Literatur;276
9.6;Auslandseinsätze der Polizei im Rahmen des Europäischen Zivilen Krisen-Managements;277
9.6.1;1 Die EU-Polizeikomponente;277
9.6.2;2 Organisation von Auslandseinsätzen;277
9.6.3;3 Der psychologische Beitrag;278
9.6.4;4 Die Einsatzphasen;278
9.6.5;Literatur;287
10;Die Autorinnen und Autoren des Bandes;289
11;Sachwortregister;293


(S. 79)



1 Die Begriffe „Protest" und „Eskalation" und die unausweichliche Rolle der Polizei im Protestgeschehen

Schwierige Begriffe, die schon im Titel eines Aufsatzes auftauchen, sollte man rasch definieren oder erläutern. „Demonstration" zählt eher nicht dazu. Darunter werden im polizeilichen Kontext Versammlungen und Aufzüge verstanden, für die es in der entsprechenden Polizeidienstvorschrift (PDV 100) ausgearbeitete Kriterien, taktische Ziele, Einsatzgrundsätze, Maßnahmenkataloge usw. gibt.

Vielschichtiger und damit weniger eindeutig verhält es sich mit dem Begriff „Protest". Zunächst ist Protest nichts anderes als ein Aufbegehren gegen empfundene Missverhältnisse, Missstände oder Ungerechtigkeiten. Dieses Aufbegehren kann sehr persönlich sein und sich gegen einzelne Sachverhalte oder Personen richten, in einigen Fällen kann es in Streit oder Gewalttätigkeit eskalieren und so die Polizei auf den Plan rufen. Regelmäßig wird Protest allerdings polizeilich relevant, wenn er kollektiv vorgetragen in der Öffentlichkeit stattfindet.

Dabei ist das Spektrum möglicher Protestformen unendlich, während Demonstrationen als eng definierte Teilmenge der denkbaren Protestaktionen im öffentlichen Raum zu verstehen sind. Demonstrationen sind standardisierter und ritualisierter Kollektivprotest. Demonstrationen, aber mehr noch die weniger reglementierten Formen des Protests stellen zwangsläufig eine Herausforderung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung dar.

Wieso zwangsläufig? Es ist der politische und konflikthafte Charakter, der den Unterschied macht zu andersgearteten öffentlichen Veranstaltungen, seien es nun religiöse Prozessionen, kulturelle Events wie Open-Air-Konzerte oder Festivitäten vom lokalen Volksfest bis zu nationalen Siegesfeiern. In allen diesen Fällen kommen Menschen ähnlicher Gesinnung und Stimmungslage zusammen, um gemeinsam etwas zu begehen oder gemeinsam an etwas teilzuhaben. Selbst eine schier unüberschaubare Teilnehmermenge lässt solche Ereignisse meist ohne viel polizeiliches Zutun gut ausgehen.

Erst ein Konflikt, der öffentlich in Szene gesetzt wird, birgt in sich das Potential zur Sicherheitsstörung. Das ist schon bei den unpolitischen, aber dennoch konfliktgeneigten Sportveranstaltungen spürbar, wenn Aggressionen zwischen rivalisierenden Fangruppen aufbrechen, und wächst sich dort zu einem Problem aus, wo Konflikte brisante gesellschaftspolitische Themen anschlagen; denn dann beziehen sie jeden mit ein, auch die Polizei, und fordern zur Auseinandersetzung auf. Die Polizei gerät bei diesen Auseinandersetzungen in die Rolle des unmittelbaren Gegenübers, obwohl sie meist nur als Kontrollinstanz auftritt wie z. B. bei einer Konfrontation zwischen rechts und links oder allenfalls stellvertretend für Staat und Politik den Adressaten abgeben muss wie z. B. bei Protesten gegen die ökonomische Globalisierung und deren Folgen.

Dennoch entzündet sich der politische Konfliktstoff immer wieder am polizeilichen Handeln; denn die demonstrierenden Bürger inszenieren ihren Protest nicht einfach vor der Polizei, während andere gemeint sind, sondern sie inszenieren ihn mit ihr in Interaktionen unterschiedlicher Art, von der organisationstechnischen Kooperation bis zur gewalttätigen Konfrontation.

Dabei kann die Bürger-Polizei-Begegnung im öffentlichen Protest Eigendynamiken jenseits des eigentlichen Ziels einer Demonstration und jenseits des eigentlichen polizeilichen Schutzauftrags entwickeln. Nicht die einzig mögliche aber die gefährlichste Interaktionsdynamik wird mit dem Begriff der Eskalation umschrieben, also der Konflikt-Intensivierung durch „wechselseitig sich verschärfende Aktionen und Reaktionen" (Brockhaus Enzyklopädie, 1988, S. 581).



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