Stöver / DeBehr | Die Unfreiheit der Liebe - Mein Kampf um meine Frau in Südafrika | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 252 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm

Stöver / DeBehr Die Unfreiheit der Liebe - Mein Kampf um meine Frau in Südafrika

Autobiografischer Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95753-417-0
Verlag: Verlag DeBehr
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Autobiografischer Roman

E-Book, Deutsch, 252 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm

ISBN: 978-3-95753-417-0
Verlag: Verlag DeBehr
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wir wurden von der Polizei angehalten und gebeten, abzusteigen und die Helme abzunehmen. Die Polizisten waren recht höflich, aber als Naniki ihren Helm abnahm, war klar, sie war keine Weiße. Die Höflichkeit war wie weggeblasen, einer zog seinen Gummiknüppel, sprach sogar von Hure. Ich bekam es mit der Angst zu tun, wissend, wie brutal sie gegenüber Nichtweißen sein konnten. Südafrika. Beruflich in dem von Apartheid dominierten Land tätig, lernte ich die Liebe meines Lebens kennen - Naniki. Und was mir das Natürlichste der Welt erschien, eine Liebe leben zu dürfen, Gefühle miteinander zu teilen, den Rest des Lebens gemeinsam zu verbringen, sollte zu einer Zerreißprobe werden. Es waren gesellschaftliche Kräfte am Werk, Vorurteile, Gewalt. Ein spannender authentischer Roman über die Kraft der Liebe.

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  November 1983, Frankfurt. Die Boeing 747 der südafrikanischen Airline hob pünktlich um 20.oo Uhr ab in Richtung Johannesburg. Jetzt hatte ich 14 Stunden Zeit, darüber nachzudenken, was hinter mir lag, vor allem aber, was mich nun erwartet. Ich war auf dem Wege auszuwandern. Ein lang gehegter Traum. Wohin wusste ich nie so richtig, bis ich auf einer Chorreise mit dem Männerchor aus meiner Heimatstadt Verl (Ostwestfalen) Namibia und Südafrika kennenlernen durfte. Die unendlichen Weiten im südlichen Afrika, die Natur, die Tiere, die Gastfreundschaft der Menschen hatten mich zutiefst beeindruckt, und natürlich das Wetter. Nun wusste ich, wohin ich auswandern wollte – nach Südafrika! Nach einem Besuch der südafrikanischen Botschaft in Bonn begann der unabwendbare Krieg mit Formularen, ärztlichen Attesten, polizeilichem Führungszeugnis und letztendlich einer eidesstattliche Erklärung, dass ich niemals einer kommunistischen Vereinigung angehört habe. Eine Kopie meines Parteibuches einer christlichen Partei war dann die Krönung. Ich bekam eine Daueraufenthaltsgenehmigung auf Lebenszeit. 8.oo Uhr in der Früh landete die Maschine auf dem Jan Smuts Airport in Johannesburg. Muffensausen hatte ich aber gewaltig, zumal ich kein Englisch und auch kein Afrikaans konnte. Von einem Bekannten, den ich auf der Chorreise kennengelernt hatte, wurde ich vom Flughafen abgeholt und zu einer möblierten Wohnung im Stadtteil Hillbrow gebracht. Dort landet erst einmal jeder Emigrant, um sich umzuschauen und sich einzugewöhnen. In den folgenden Wochen hatte sich mein berufliches Ziel schon mal verabschiedet. Als gelernter Heizungs- und Klimatechniker hatte ich bereits in Deutschland eine Agentur für Sonnenkollektoren erworben. Naheliegend im südlichen Afrika bei 2500 Sonnenscheinstunden. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Durchschnitt bei 800 Stunden. Seifenblase – die Elektrizität in Südafrika war so billig, das sich selbst die kleinste Investition erst in 100 Jahren amortisiert hätte. Also versuchte ich, Englisch zu lernen, aber leider nur sporadisch. Es war ja viel bequemer, sich in der deutschen Community zu bewegen. Auch das war ein Fehler. Kein Fehler war es, dem deutschen Chor „Liedertafel Johannesburg“ beizutreten, aber auch dort wurde fast nur deutsch gesprochen. Meine Karriere als Bariton-Solist nahm dann seinen Lauf. Fortan war ich auf den Bühnen der Stadthallen, aber auch schon mal im Fernsehen zu sehen. Bald hatte ich meinen ersten Job – eine alte stillgelegte Goldmine sollte zu einem Museum umfunktioniert werden. Dazu musste eine alte Dampflok mitsamt den Personenwaggons restauriert und fahrbereit gemacht werden. Das war mein Job, weil man der Meinung war, dass ein Deutscher das wohl kann. Nur mein Partner, der mir zugeteilt wurde, war Schotte. Das Chaos war nicht mehr zu überbieten – er kein Deutsch und ich kaum Englisch. Gelernt habe ich dabei, dass niemand in Südafrika es übel nimmt, wenn man etwas falsch gesagt oder ausgesprochen hat. Man wird auch nicht besserwisserisch berichtigt. Niemand tut das. Dadurch verliert man seine Hemmungen. Einfach drauflos plappern, egal ob falsch oder richtig. In keinem Englischkurs lernt man so schnell die Sprache. Jetzt konnte mein Abenteuer Afrika richtig beginnen. Inzwischen hatte ich meine kleine Residenz in Hillbrow verlassen und außerhalb Johannesburgs ein Reihenbungalow in einem geschlossenen Komplex gemietet. Viel zu groß, drei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, Swimmingpool usw., aber es gab nichts Kleineres. Längst war mir klar, dass die weißen Südafrikaner wie Gott in Frankreich lebten. Die Schwarzen hatten eigentlich nichts, durften sich nicht einmal frei bewegen. In der Goldmine musste ich mit Schwarzen arbeiten – zum ersten Mal in meinem Leben. Dass ich als Weißer automatisch nach den Gesetzen des Apartheidsystems der Boss sein sollte, war für mich mehr als gewöhnungsbedürftig. Das wollte ich aber nicht und hatte mich deshalb entschlossen, mich so zu verhalten, wie ich es auch in Deutschland getan hätte. Teams wurden gebildet, morgendliche Arbeitsbesprechungen abgehalten, jeder durfte anregen, mitreden, Meinungen äußern usw. Das brachte die Schwarzen völlig aus dem Konzept. Nun sollten sie plötzlich nicht mehr devot sein. Komischer Deutscher haben die wohl gedacht. Auch habe ich niemals etwas verlangt, was ich nicht selbst vormachen konnte. Das hat mir genau das eingebracht, was ich wollte – nämlich Respekt und Vertrauen. So bekam ich nach einigen Wochen einen Schnellkurs in Sachen afrikanischer Kultur. Diese Leute haben einfach angefangen zu erzählen, was sie so bewegt, von ihrer Herkunft, von ihrer Familie, ihre Sitten und Gebräuche, aber auch von Sangomas. Wie ich später noch lernen sollte, war dies nur ein winziger Vorgeschmack. Ich wurde aber immer neugieriger. Dann kam der Tag, auf den ich mich schon lange freute: ein Gemeinschaftskonzert im supermodernen Linder Auditorium in Johannesburg. Mitwirkende: wir – nämlich der deutsche Chor, der Schweizer Chor und der Soweto-Chor. Das Konzert war schon lange ausverkauft. Die erste halbe Stunde waren wir auf der Bühne mit deutschen Volksliedern – was sonst. Beifall, Abgang. Dann stellte sich der Soweto-Chor auf – mit Folgen für meine Zukunft, was ich damals aber noch nicht wissen konnte. Der Chor fing an zu singen mit einer solchen Stimmgewalt, wie ich es in meiner ganzen musikalischen Vergangenheit noch nie erlebt habe. Nach wenigen Minuten geriet der Chor in Bewegung, erst langsam mit den Armen, dann mit dem ganzen Körper, rhythmisch – aber ich hatte nicht den Eindruck, dass das jemals einstudiert war – das kam einfach aus der Seele – Natur – Afrika. In keiner westlichen Kultur wäre es möglich, so etwas rüber zu bringen. Für mich wurde dieser Abend zu einem Schlüsselerlebnis. Danach traten die Schweizer auf und taten dasselbe, wie wir – nämlich stocksteif auf der Bühne stehen. Nach dem Konzert lud die Stadt Johannesburg zum Essen und Trinken ein, das war immer so und konnte man als Brauch bezeichnen. Gespannt war ich, wie sich Schwarz und Weiß nun verhielten, denn für so etwas gab es wohl kein Apartheid-Gesetz. Und siehe da, es vermischten sich alle Beteiligten – Musik kennt eben keine Grenzen. Und dann geschah etwas Unerwartetes: Die Soweto-Leute kamen zu uns mit der Bitte, wir möchten doch ein deutsches Solo singen und zwar „Stille Nacht“. Weil das auf der ganzen Welt bekannt und eben typisch deutsch ist und es außerdem kurz vor Weihnachten war. Unser Dirigent kam sofort zu mir und sagte: Du singst das! Er wollte mich am Piano begleiten. Peng – das hatte ich noch nie gesungen, jedenfalls nicht solo. Eine Wahl hatte ich wohl nicht, also sagte ich zu. Ehrlich, mir ging der Arsch auf Grundeis. Ein Sprecher des Soweto Chores kündigte nun in Tswana und in Zulu an, dass ein Deutscher „Silent Night, Holy Night“ für sie singen wird. Also auch noch auf Englisch! Totenstille im Saal, der Pianist begann mit dem Vorspiel und ich fing an zu singen. Seltsam, emotionell war ich in meiner Kindheit, Heiligabend, Tannenbaum, Kerzen usw. Es wurde mein schönster Liedvortrag in meinem Leben mit so viel Sentimentalität, dass ich mit den Tränen kämpfen musste. Tosender Beifall – nun war ich überzeugt, in Südafrika angekommen zu sein. Es war ein wunderschöner Abend und später in Bierlaune habe ich dann noch das Lied vom Zarewitsch zum Besten geben müssen. Auch für die Sänger und Sängerinnen aus Soweto war es ein ungewöhnlicher Abend, denn mir wurde immer wieder erzählt, dass noch nie ein Weißer FÜR sie gesungen habe. Ich hatte Freunde gefunden, viele. Auch das wurde mir erst später richtig klar. Nach dem Umzug hatte ich mir einen alten VW-Käfer zugelegt, denn ich brauchte etwas für den Transport. Außerdem war ich auch auf der Suche nach einer Stammkneipe. Meine Wahl fiel auf das Restaurant und die Kneipe „Alt Heidelberg“ mitten in der Stadt. Deutscher konnte das wohl nicht sein. Eisbein mit Sauerkraut, Königsberger Klopse usw., die ganze Palette deutscher Küche eben. Im Volksmund wurden wir Deutschen „Krauts“ genannt. Nach einigen Besuchen auf dem Heimweg nach Feierabend hatte ich die Nase voll vom „Alt Heidelberg“. In der Kneipe dort standen meine Landsleute schon früh morgens in Dreierreihen an der Theke. Alles Handwerker, die nur dann einen Job annahmen, wenn das Geld alle war und der Wirt nicht mehr anschreiben wollte. Da ich schnell als Neuling erkannt war, hagelte es gute Ratschläge, wie „Finger weg von schwarzen Weibern und Rohdiamanten, die Schwarzen sind schlecht und faul und stehlen wie die Raben“ usw. Das war dann nicht mehr mein Ding, zumal ich andere Erfahrungen gemacht hatte. Etwas später gab mir mein deutscher Friseur einen „heißen“ Tipp. Ich sollte mal eine Shabeen (illegale Kneipe irgendwo im Hinterhof) besuchen und lieferte mir auch gleich ein paar Adressen dazu, aber auch den Hinweis, mich nicht erwischen zu lassen. Folglich landete ich eines Abends in so einer Shabeen (es war schon dunkel!) und traute meinen Augen nicht! Meine lieben Ratgeber aus dem „Alt Heidelberg“ lungerten auch hier herum und schäkerten mit schwarzen Mädchen und nicht nur schäkern – in den Hinterzimmern wurde um die Wette gebumst. Gute Miene habe ich gemacht und mich angeregt mit den Mädchen unterhalten und dabei erfahren, dass für ihren „Service“ etwa ein Euro bezahlt wurde (bei heutiger Umrechnung). Erfahren habe ich auch, dass die Mädchen das Geld für ihre Familien in den Homelands dringend benötigten. An diesem Abend bin ich wieder einmal nachdenklich nach Hause gefahren, denn so viel Verlogenheit seitens meiner „Ratgeber“ musste ich erst mal verarbeiten. Am nächsten Tag sprach ich mit meinem Schotten auf der Baustelle, denn...



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