Strindberg | Dramen | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 233 Seiten

Strindberg Dramen


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-3725-5
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 233 Seiten

ISBN: 978-3-8496-3725-5
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Strindberg gilt als der vielleicht größte schwedische Dramatiker. Dieser Sammelband beinhaltet seine Werke: Die Gespenstersonate Fräulein Julie Ostern

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Schauplatz:


Eine große Küche, deren Decke und Seitenwände von den Draperien und Soffiten verdeckt werden. Die Hinterwand zieht sich von links schräg in die Scene hinein; auf der linken Seite zwei Gestelle mit Kupfer-, Messing-, Eisen- und Zinngeschirr; die Gestelle sind mit zackigem Papier garniert; etwas weiter rechts sieht man dreiviertel des großen gewölbten Ausganges mit zwei Glasthüren, durch welche ein Springbrunnen mit einem Amor, blühende Fliederbüsche und einige Pappelbäume sichtbar sind. Eingänge rechts und links.

Links auf der Bühne eine Ecke eines großen Kachelherdes mit einem Teil des Rauchfanges.

Rechts das eine Ende eines Gesindeeßtisches aus weißem Fichtenholz mit einigen Stühlen; auf dem Tisch eine große japanische Kruke mit Flieder.

Der Herd ist mit Birkenzweigen ausgeputzt, der Boden mit Wachholder bestreut.

Ein Eisschrank, ein Waschtisch und ein Aufwaschtisch. Eine große, altertümliche Schlaguhr über der Thüre und ein Sprachrohr auf der linken Seite derselben.

Christine steht links am Herd und bratet etwas in einer Pfanne; sie hat ein helles Kattunkleid an und eine Küchenschürze um. Jean kommt durch die Glasthür hinein, in Livree; er trägt in der Hand ein paar große Reitstiefel mit Sporen, die er auf einer sichtbaren Stelle hinten auf den Boden stellt.

Jean. Heute Abend ist das Fräulein Julie wieder verrückt, total verrückt!

Christine. So, du bist jetzt hier?

Jean. Ich begleitete den Herrn Grafen zur Station, und als ich auf dem Rückweg an der Scheune vorüberkam, ging ich hinein, um zu tanzen. Fräulein Julie tanzte gerade mit dem Förster; als sie mich aber gewahr wurde, fährt sie gerade auf mich los und fordert mich zum Damenwalzer auf. Und seitdem hat sie in einer Weise getanzt, daß ich nie etwas derartiges gesehen habe. Sie ist einfach verrückt.

Christine. Das ist sie ja immer gewesen, aber niemals so, wie die letzten vierzehn Tage, seitdem die Verlobung aufgehoben wurde.

Jean. Ja, was war das eigentlich für eine Geschichte. Es war doch ein feiner Kerl, wenn er auch nicht reich war. Ach ja! sie haben so viele Launen! Er setzt sich rechts an den Tisch. Es ist in jedem Fall sonderbar von dem Fräulein, daß sie lieber bei den Leuten zu Hause bleiben will, als ihren Vater zu ihren Verwandten begleiten? Nicht?

Christine. Ja, sie fühlt sich wohl gleichsam ein wenig geniert nach der Geschichte mit ihrem Bräutigam.

Jean. Kann schon sein! Aber es war doch in jedem Fall ein tüchtiger Kerl. Weißt du, Christine, wie es kam? Ich sah es mit an, obgleich ich mir nichts merken lassen wollte.

Christine. Wie? Du sahst es mit an?

Jean. Ja, das that ich. Sie waren eines Abends unten im Stallhof, und das Fräulein "tränierte" ihn, wie sie es nannte — weißt du, was sie machte? Sie ließ ihn über die Reitpeitsche springen, wie einen Hund, den man "hop" machen lehrt. Zweimal sprang er hinüber und bekam jedesmal einen Schlag; aber das dritte Mal nahm er ihr die Reitpeitsche aus der Hand, zerbrach sie in tausend Stücke und — ging.

Christine. So kam es? Nein, was du sagst!

Jean. Ja, so kam es! Aber kannst du mir nun nicht etwas Gutes zu essen geben, Christine?

Christine legt aus der Pfanne auf und setzt es Jean vor. Ach, nur ein bißchen Nieren, die ich aus dem Kalbsbraten herausgeschnitten habe!

Jean beriecht das Essen. Ah! Sehr schön, das ist mein größtes Delice! Er befühlt den Teller. Aber du hättest den Teller wärmen können!

Christine. Du bist noch krittlicher, als selbst der Graf, wenn du erst einmal anfängst. Sie zieht ihn liebkosend am Haar.

Jean böse. Au! Du mußt mich nicht so reißen, du weißt ja, wie empfindlich ich bin.

Christine. Na, na, es war ja nur aus Liebe.

Jean ißt.

Christine zieht eine Flasche Bier auf.

Jean. Bier in der Johannisnacht? Nein, danke bestens! Da habe ich selbst was Besseres. Er öffnet die Tischschublade und nimmt eine Flasche Rotwein mit gelbem Lack heraus. Gelber Lack, siehst du! Gieb mir nun ein Glas! Ein Fußglas, versteht sich, wenn man reinen Wein trinkt.

Christine wendet sich wieder zum Herd und setzt eine kleine Kasserole auf. Gott sei der gnädig, die dich einmal zum Mann bekommt! So ein Kräkler!

Jean. Ach red' doch nicht! Du wärst sehr vergnügt, wenn du so'n feinen Kerl, wie mich, bekämst; und ich glaube nicht, daß du davon Schaden hast, daß man mich deinen Liebsten nennt! Er schmeckt den Wein. Ah! Sehr fein! Sehr fein! Nur etwas zu wenig temperiert! Er wärmt das Glas mit der Hand. Den haben wir in Dijon gekauft. Und er kam vier Francs der Liter ohne Glas; und dann noch der Zoll dazu! Was kochst du denn jetzt? Das stinkt ja infernalisch!

Christine. Ach, das ist so ein Teufelsdreck, den Fräulein Julie für die Diana haben will.

Jean. Du solltest dich ein wenig zierlicher ausdrücken, Christine! Aber warum mußt du am heiligen Abend dastehen und für das Beest kochen? Ist es krank, was?

Christine. Jawohl! Sie hat sich zu dem Hofhund hinausgeschlichen — und da haben sie Unsinn gemacht — und siehst du, davon will das Fräulein nichts wissen.

Jean. Ja, in einer Beziehung ist das Fräulein zu stolz und in anderer zu wenig stolz, ganz wie die Gräfin bei Lebzeiten. Sie fühlte sich am wohlsten in der Küche und im Stall, aber sie wollte niemals mit einem Pferd fahren; sie ging mit schmutzigen Manschetten, mußte aber die Grafenkrone auf den Knöpfen haben. Das Fräulein, um nun von ihr zu reden, nimmt sich und ihre Person nicht genug in acht. Ich möchte sagen, sie ist nicht fein. Jetzt eben, als sie in der Scheune tanzte, riß sie den Förster von Annas Seite fort und forderte ihn selbst auf. Wir würden uns nicht so benehmen; aber so geht es, wenn die Herrschaften sich gemein machen, dann — werden sie gemein! Aber stattlich ist sie! Prachtvoll! O! Diese Schultern! Dieser Busen! und — &c.!

Christine. Na, dabei ist auch viel Kunst! Ich weiß, was Klara gesagt hat, die ihr beim Anziehen hilft.

Jean. Pah, Klara! Ihr seid immer neidisch aufeinander! Ich bin mit ihr ausgewesen und habe sie reiten sehen — Und dann, wie sie tanzt!

Christine. Höre einmal, Jean! Willst du nicht mit mir tanzen, wenn ich fertig bin?

Jean. Ja, natürlich will ich das.

Christine. Versprichst du es mir?

Jean. Versprechen? Wenn ich sage, ich thue es, dann thue ich es auch! Indessen besten Dank für das Essen. Es war sehr gut. Er schlägt den Pfropfen in die Flasche hinein.

Das Fräulein in der Glasthür, spricht nach außen. Ich bin sogleich wieder da! Geht nur solange voran!

Jean verbirgt die Weinflasche in der Tischschublade und steht dann ehrerbietig auf.

Fräulein Julie tritt ein und geht zu Christine an den Herd. Na! Ist es fertig?

Christine giebt ihr durch Zeichen zu verstehen, daß Jean zugegen ist.

Jean galant. Haben die Damen Geheimnisse vor?

Julie schlägt ihm mit dem Taschentuch ins Gesicht. Ist Er neugierig?

Jean. Ach, wie schön das nach Veilchen duftete!

Julie kokett. Unverschämter! Versteht Er sich auch auf Parfüms? Tanzen kann Er — Nicht hersehen! Geh Er fort! Sie tritt hinter den Tisch.

Jean naseweis, aber artig. Ist es ein Zaubertrank, was die Damen da in der Johannisnacht brauen? Etwas, um dann in den Sternen des Glückes zu lesen, sodaß man seine Zukünftige zu sehen bekommt!

Julie scharf. Ja, wenn Er die zu sehen bekommt, dann muß Er gute Augen haben! Zu Christine. Gieße es in eine halbe Flasche hinein und korke es fest zu. Komm Er nun und tanze einen Schottisch mit mir, Jean — Sie läßt ihr Taschentuch auf dem Tisch liegen.

Jean zögernd. Ich will gegen niemand unartig sein, aber diesen Tanz hatte ich Christinen versprochen —

Julie. Na, sie kann ja einen andern bekommen. Sie tritt zu Christine. Oder wie, Christine? willst du mir den Jean nicht leihen?

Christine. Das hängt nicht von mir ab. Wenn das gnädige Fräulein so herablassend ist, so paßt es sich nicht, daß er nein sagt. Geh nur! und bedanke dich für die Ehre.

Jean. Aufrichtig gesprochen, aber ohne Sie verletzen zu wollen, ist es klug von Ihnen, Fräulein Julie, zweimal hintereinander mit demselben Herrn zu tanzen, besonders da die Leute hier sehr geneigt sind, allerhand Schlüsse zu ziehen —

Julie braust...



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