E-Book, Deutsch, Band 333, 256 Seiten
Reihe: Historical
Styles Die wilde Braut des Wikingers
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-6810-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 333, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6810-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nur wer sie im Kampf besiegt, darf sie zur Frau nehmen! Doch jeder Bewerber scheitert an der schönen Schildmaid Sayrid Avildottar, die wie eine Göttin aus Walhalla das Schwert schwingt. Bis der breitschultrige Wikinger Hrolf Eymundsson sie herausfordert. Der wilde Seekönig, der die Flotte befehligt, besiegelt Sayrids Schicksal: In einer Sekunde der Unaufmerksamkeit unterliegt sie ihm! Sayrid muss ihm ihr Land überlassen. Aber mehr noch: Als seine Braut muss sie zur Mittsommernacht und bis in alle Ewigkeit sein Lager und seine Leidenschaft teilen. Doch kann die Unbezähmbare jemals wahre Liebe in den Armen ihres Wikingers finden?
Obwohl Michelle Styles in der Nähe von San Francisco geboren und aufgewachsen ist, lebt sie derzeit mit ihrem Ehemann, drei Kindern, zwei Hunden, zwei Katzen, Enten, Hühnern und Bienenvölkern unweit des römischen Hadrianswalls im Norden Englands. Als begeisterte Leserin war sie schon immer an Geschichte interessiert, darum kann sie sich am besten bei einem historischen Liebesroman entspannen. Besonderes Interesse hat sie an der Lebensweise der einfachen Leute in der Antike. Im Laufe ihrer Recherchen lernte sie auch, zu kochen wie die alten Römer und mit einer Spindel umzugehen. Wenn sie nicht gerade ihren Leidenschaften, dem Schreiben, Lesen oder historischen Recherchen nachgeht, pflegt sie ihren ein wenig verwucherten Garten oder macht Handarbeiten.
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1. KAPITEL
830 n. Chr. – im Nordosten von Schweden
Sayrid Avildottar stand im eiskalten Fluss. Sie hatte den Wurfspieß zum Angriff erhoben und die Augen auf eine auffallend große Meerforelle gerichtet.
Seit langem waren sie und die Forellen hartnäckige Gegner. Beim Fischen konnte Sayrid ihren Blick schärfen und ihre Geschicklichkeit schulen, was ihr bei der Arbeit im Haus ebenso nützte wie bei der Versorgung ihrer Familie mit Nahrung. Hier draußen am Fluss beschwerte sich niemand darüber, dass sie viel zu groß oder unbeholfen war oder dass sie sich nicht wie eine Frau benahm. Obwohl solche Bemerkungen in letzter Zeit eher rar geworden waren, schließlich hatte sie auf fünf einträchtigen Seereisen ihr Können unter Beweis gestellt.
Es war erstaunlich, wie rasch die Leute verstummten, wenn sie sahen, wieviel Gold sie in ihrem Geldbeutel bei sich trug. Sayrid stand im Ruf, eine gerissene Händlerin zu sein und geschickt im Umgang mit dem Schwert, das sie mit sich führte.
Sicher würde der Jarl bald einlenken und ihr die Führung eines Felags in den Osten anvertrauen, wo es sich noch wirklich lohnte, Geschäfte zu treiben und wo man noch stattliche Vermögen erzielen konnten. Der Handel mit Birka warf längst keine großen Gewinne mehr ab. Darüber hinaus machten Seefahrer die Gewässer mit ihren Beutezügen unsicher und verlangten Tribut. Wenn sie aus dem Osten zurückkehrte, würde sie nie mehr auf Reisen gehen müssen. Dann würde sie hier bleiben und ihre Ländereien beschützen. Und die Zeit ihrer Abwesenheit könnte ihr Halbbruder Regin nutzen, um sich als der fähige Krieger zu beweisen, der er war, und ihre Halbschwester könnte in Ruhe einen Krieger wählen, den sie heiraten wollte, damit sie nicht zu einer sinnlosen Vereinigung mit einem Mann gezwungen wurde, der sie weder liebte noch respektierte.
Sie musste nur einen Weg finden, den Jarl davon zu überzeugen, dass dies zu seinem Vorteil war.
Die Forelle machte kehrt und schwamm direkt auf Sayrid zu, als wollte sie sich den Weg in die Freiheit erkämpfen. Sayrid zählte lautlos ihre Herzschläge und versuchte, den besten Moment abzupassen, um zuzustechen.
Da hörte sie ihren Halbbruder laut rufen: „Sayrid! Sayrid!“
Sayrid stieß ihren Speer ins Leere, und der Fisch verschwand blitzartig.
„Ich hoffe, du hast einen guten Grund, mich zu stören, Regin“, rief Sayrid ihm zu, während sie den Speer aus dem Wasser zog. Sie schwor sich, dass die Forelle beim nächsten Mal nicht so einfach davonkommen sollte. „Du hast mich einen Fisch zum Abendessen gekostet.“
„Blodvin hat uns eine dringende Nachricht zukommen lassen. Es geht um die Hochzeit.“
„Was kann daran so wichtig sein?“ Sayrid spähte ins Wasser und versuchte, die Forelle wieder ausfindig zu machen. „Der Brautpreis wurde letzte Weihnachten festgelegt. Zwar lag er höher als vorgesehen, doch blaue Augen, goldene Locken und eine ansehnliche Menge Land haben eben ihren Preis.“
Der Brauch der Svear schrieb vor, dass der Bräutigam einen Brautpreis an die Familie seiner Auserwählten zu zahlen hatte, bevor die Ehe vollzogen wurde. Damit sollte er beweisen, dass er in der Lage war, seine zukünftige Frau und eventuelle Kinder angemessen zu versorgen. Im Gegenzug zahlte die Familie der Braut eine Mitgift, die dem Mann sein Leben lang zur Verfügung stand, bei seinem Tod oder bei einer Scheidung aber an die Frau und ihre Kinder zurückfiel. Für gewöhnlich hoben sich die ausgetauschten Beträge gegenseitig auf.
„Ist das alles, was dir dazu einfällt, Sayrid? Wieviel Gold meine Hochzeit diese Familie kosten wird? Es geht hier um mein zukünftiges Glück.“
Sayrid stützte den Ellenbogen auf das obere Ende des Wurfspießes. Mögen die Götter sie vor ihrer Familie schützen. Seitdem ihr jüngerer Bruder in Blodvin verliebt war, war er noch verträumter geworden und starrte oft Löcher in die Luft.
„Bis zum Abendessen habe ich dir vergeben, aber dreh bitte nicht durch. Wenn das große Thing das nächste Mal zusammentritt, wirst du bereits verheiratet sein. Selbst Ingvar Flokison, die Blutaxt, würde es nicht wagen, unsere Familie zu verärgern, nicht, nachdem der Brautpreis vereinbart wurde. Mehr habe ich nicht dazu zu sagen …“ Sie bemerkte eine leichte Bewegung im Wasser. „Und nun, wenn du erlaubst, habe ich noch ein Hühnchen mit dieser Forelle zu rupfen.“
„Sayrid, sieh mich an, bitte.“
Sayrid drehte sich um und zuckte zusammen, als sie Regins gequälten Gesichtsausdruck sah. Glücklicherweise war ihr gemeinsamer Vater nicht mehr da, er hätte seinen Sohn verspottet.
„Was ist denn los, Regin?“, fragte sie nun viel sanfter. Ihre alt bekannten Einwände gegen eine Vereinigung mit Blodvin zu wiederholen, machte wenig Sinn. Regin hatte seine Entscheidung getroffen, und seine Starrköpfigkeit konnte sich mit ihrer messen. Dank dieser Stärke war es ihnen beiden vor Jahren gelungen, ihren Vater daran zu hindern, die gemeinsame Schwester Auda zu verprügeln, die damals noch so klein war, dass sie kaum laufen konnte. „Was verlangt Blutaxt denn jetzt noch? Was immer es ist, ich werde es ihm liefern. Du kennst mich und weißt, dass ich es hasse, beim Fischen gestört zu werden.“
„Sie wird jemand anderen heiraten.“
Sayrid erstarrte. „Wen? Wer glaubt, unsere Familie ohne Strafe verärgern zu können?“
„Hrolf Eymundsson. Blodvins Vater wagt es nicht, sich ihm zu widersetzen, weil er ein geachteter Eroberer der Meere ist, dem ein halbes Dutzend Schiffe unterstehen.“ Regin fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Ich kann sie unmöglich verlieren, Sayrid.“
„Was?“ Sayrid richtete sich kerzengerade auf. „Hrolf Eymundsson ist nicht hier, sonst hätte mich der Jarl bestimmt gerufen. Er hätte bei der Verteidigung unseres Dorfes um meine Hilfe ersucht.“
„Hrolf und unser Jarl haben in Birka Friedensringe getauscht. Sie haben sich gegen Lavrans und seine Plünderer aus Viken verbündet.“
„Davon habe ich gehört.“ Sayrid blickte finster. Hätte man sie gefragt, hätte sie von diesem Bündnis abgeraten. Wer einmal ein plündernder Seeräuber war, würde sich nie ändern, aber als der Jarl seinen Instinkten folgte und die Nähe zu Hrolf suchte, war Sayrid mit den Dänen in Ribe, um herauszufinden, ob sich dort besserer Handel treiben ließ als in Birka. Sie konnte nur hoffen, dass Hrolf, der Meeresreiter, seine Versprechen einlöste und sich um die Bedrohung des Dorfes durch Lavrans kümmerte. Sayrid befürchtete allerdings, dass er wie alle anderen Eroberer der Meere war, die sie in der Vergangenheit kennengelernt hatte: ein Tölpel mit aufgeblähten Selbstwertgefühl und einer unersättlichen Gier nach Gold. Er würde nur immer höhere Tribute einfordern, doch der Jarl war alles andere als erfreut, als sie ihm ihre Einschätzung offenbarte.
„Hrolf ist vor zwei Wochen zu einem Besuch eingetroffen, um das Bündnis zu festigen.“ Ihr Bruder sah sie scharf an. „Ich dachte, du hattest den Jarl bei deiner Rückkehr getroffen.“
„Wir haben über andere Dinge gesprochen.“ Sayrid versuchte, möglichst unbeteiligt auszusehen. Regin brauchte nicht zu wissen, wie schlecht die Unterredung gelaufen war und wie aufgebracht sie den Jarl verlassen hatte. „Was hat dieses Bündnis mit Blodvin zu tun?“
„Hrolf Eymundsson hat Blodvin erspäht, als er unser Land betrat. Noch am selben Tag machte er ihr einen Antrag, und ihr Vater wünschte sich eine vorteilhaftere Partie.“
„Vorteilhafter, tatsächlich! Dieser elende Schuft! Wir haben ihm bereits einen Teil des Brautpreises gezahlt!“ Sayrid war wütend, dass man ihr nichts über diesen wichtigen Besuch erzählt hatte, und machte ihrem Ärger und ihrer Frustration Luft, indem sie den Speer mit aller Kraft von sich warf. Er bohrte sich tief in den Schlamm und blieb vibrierend dort stecken. „Niemand hintergeht die Kinder von Eiserner Faust.“
„Es ist deine Stellung, nicht meine.“ Ihr Bruder zog den Speer aus dem Schlamm und reichte ihn ihr. „Ich bin zwar derjenige, den Blodvin heiraten soll, doch ich bin nicht einmal das Familienoberhaupt. Als Schildmaid wird dir dieser Titel zuteil.“
„Eine Abmachung ist eine Abmachung.“ Sayrid verschränkte die Arme und wies ihren Bruder damit wortlos an, mit dem Jammern aufzuhören. „Blodvin hat dich unter all ihren Verehrern gewählt.“
„Hrolf Eymundsson ist aber ein völlig anderes Kaliber. Du kennst seinen Ruf so gut wie ich. Er hat es aus dem Nichts innerhalb weniger Jahre zum Schiffskommandanten und zu einer Unmenge byzantinischem Gold gebracht.“
„Das Glücksrad kann sich genauso schnell wieder drehen“, hielt sie dagegen. „Vielleicht ist seine Glückssträhne längst vorbei, und deine fängt gerade an.“
Regin ließ den Kopf hängen. „Du weißt, wie ich in persönlichen Kämpfen dastehe.“
„Das glaubst du nur seit dem Vorfall, als du zehn Jahre alt warst.“ Sayrid watete aus dem Fluss. „Es ist nicht verwunderlich, dass du damals unterlagst. Du warst noch ein Kind und hast gegen einen Vollblutkrieger gekämpft. Far hätte dich niemals dazu zwingen...




