E-Book, Deutsch, 400 Seiten
Swallow Star Trek – Picard 2
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96658-635-1
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der dunkle Schleier
E-Book, Deutsch, 400 Seiten
ISBN: 978-3-96658-635-1
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
James Swallow ist ein New York Times- und Sunday Times-Bestsellerautor, der bereits mehr als fünfzig Bücher geschrieben hat. Als Drehbuchautor wurde er für den BAFTA nominiert. Er hat die Action-Thriller-Serie um Marc Dane geschaffen und für Franchises wie 24, Star Trek und mehrere erfolgreiche Videospiele geschrieben. Er lebt und arbeitet in London. Foto: Ed Miller
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2
Deanna Trois kleiner Trödler ging absichtlich so langsam, dass sie sich praktisch rückwärts bewegten, und an jedem Aussichtsfenster der verweilten sie auf ihrem Weg an der Backbordseite des Schiffs entlang. Durch die Überlichtgeschwindigkeit des Warpreisens verzerrte Sterne zogen an ihnen vorbei. Nicht nur deshalb kam es ihr so vor, als würde sie sich gegen einen unsichtbaren Wind stemmen müssen.
»Thaddeus …«, zog sie seinen Namen warnend in die Länge, um ihm klarzumachen, dass ihre Geduld am Ende war. »Hör auf zu trödeln.«
»Ich trödle nicht.« Eine schlechte Flunkerei. Trois Sohn war gerade der Inbegriff von Trödeln, so langsam, wie er seiner Mutter folgte. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, ihn anzuziehen, eine weitere Ewigkeit, ihn aus dem Quartier zu locken, und nun begann sie sich zu fragen, ob es der Junge noch vor dem Wärmetod des Universums zu seinem Unterricht schaffen würde. »Ich will nur nicht so schnell gehen«, fügte er hinzu.
»Ach ja?« Sie bewegte ihre Hand in Richtung Kommunikator. »Ich kann dich zur Schule beamen lassen, weißt du? Ich bin ein Commander, ich darf das.«
»Nein!« Thaddeus bewegte demonstrativ seine Füße, dabei gelang es ihm jedoch irgendwie, nicht viel weiterzukommen. »Ich geh ja schon.« Er seufzte demonstrativ, als würde es sich um die größte Zumutung seines noch jungen Lebens handeln.
Troi verkniff sich ein Grinsen und bewunderte seine Darbietung. , dachte sie. .
Ihre Mutter war sehr amüsiert gewesen, als Deanna während ihrer letzten Holo-Kommunikation Thaddeus’ theatralische Anwandlungen erwähnt hatte. Lwaxana Troi hatte ihr sichtlich erfreut erzählt, dass sich Deanna in seinem Alter genauso verhalten hatte. Natürlich hatte sich Troi geweigert, das zu akzeptieren. Nun bot sie dem Jungen ihre Hand an.
Er beäugte sie, als wäre sie giftig, und nahm sie nicht. »Muss ich heute zur Schule gehen?«
»Heute ist ein Schultag«, erwiderte sie. »Was denkst du?«
».« Trotzig murmelte er die Worte in seine Brust.
Troi sah den Jungen an. »Auf Standard, bitte.« Seit er drei war, verfeinerte Thaddeus die von ihm erfundene Sprache, die er Kelu nannte, und manchmal verfiel er in sie, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen. Zuerst hatten seine Eltern gedacht, es sei nur eine Phase, die das kluge Kind durchmachte, doch als er älter wurde, fügte er immer mehr hinzu und machte sich Notizen darüber, statt Hausaufgaben zu machen.
, hatte Will lächelnd festgestellt. .
Was ja gut und schön war, nur hatte Troi vor Kurzem erfahren, dass ein paar der Jungoffiziere Kelu-Wörter als eine Art informellen Schiffsslang benutzten, und sie war sich nicht sicher, ob sie das gut oder beunruhigend finden sollte.
»Okay, meinetwegen.« Ihr Sohn machte ein Gesicht wie ein mürrischer Lurianer und passte sich endlich ihrem Tempo an. Er gab sich geschlagen, war aber immer noch fest entschlossen, es ihr nicht leicht zu machen. Also murrte er bei jedem Schritt, den er machte.
Troi nickte ein paar Lieutenants aus der Astrometrik zu, die ihnen entgegenkamen. Sie fragte sich, ob es ihrem Ruf als Senior-Counselor des Schiffs schaden würde, als Mutter eines so bockigen Kindes gesehen zu werden.
Sie seufzte, blieb stehen und kniete sich hin, sodass sie auf Augenhöhe mit ihm war. »Ist irgendwas in der Schule? Willst du deshalb heute nicht hin?« Troi strich Thad über den Kopf und glättete seine Haare.
»Es ist nur … mein Projekt … Jetzt wird es langweilig.«
»Aber du magst doch Sprachen.« Troi war sehr beeindruckt von der Fähigkeit ihres Sohnes, Dialekte aller Art aufzuschnappen. Neben seinem Kelu-Projekt verstand er bereits genug Französisch, um zu lesen, das Buch, das ihm Jean-Luc Picard zum Geburtstag geschenkt hatte. Und erst vor ein paar Tagen hatte er das gesamte klingonische Alphabet gerülpst und Will damit Lachtränen in die Augen getrieben.
Plötzlich öffneten sich die Schleusentore und ihr Sohn begann, wie ein Wasserfall zu reden. Thad erklärte, dass er etwas besonders Cleveres hatte machen wollen, um seine Lehrer in der Vorschule der zu beeindrucken. Er hatte die Aufgabe bekommen, eine intelligente Spezies auszuwählen und alles über sie zu lernen – und kühn hatte er die Jazari als Thema gewählt.
»Ah.« Troi nickte wissend. Einem Kind musste das wie eine hervorragende Idee vorgekommen sein. Doch es war zum Scheitern verurteilt.
Die derzeitige Mission der bestand darin, ein Schiff in das Jazari-Sternsystem in der Nähe der romulanischen Neutralen Zone zu bringen, und eine paar Jazari-Diplomaten waren auf Deck acht ihre Gäste. Ein Mitglied dieser Spezies diente sogar als aktives Besatzungsmitglied in der Krankenstation, ein junger Lieutenant namens Zade, eine der wenigen Jazari in der Sternenflotte. Sie gehörten nicht zur Vereinigten Föderation der Planeten, doch sie hatten einen Partnerstatus, ein Mittelding zwischen nicht angegliederter Unabhängigkeit und einem formellen Antrag auf VFP-Mitgliedschaft.
Dabei hatte Trois Sohn übersehen, dass die Jazari strenge Regeln hatten, was ihre Privatsphäre anging. Sie zurückgezogen zu nennen war, wie Tellariten als stur zu bezeichnen: technisch korrekt, aber gleichzeitig eine Untertreibung.
Die Jazari hatten außer Hinweisen auf ihre komplexen persönlichen Verhaltensregeln praktisch nichts von ihrer Kultur mit der Föderation geteilt. Ihr Heimatplanet war für Besucher tabu, genau wie ihre Quartiere an Bord des Schiffs. Sie sprachen ausschließlich Föderationsstandard und sie hatten äußerst spezielle Richtlinien über medizinische Angelegenheiten und Bestattungsrituale.
Sie waren ein Rätsel, wenn auch ein höfliches. Im Austausch für den bescheidenen Handel mit dem Mineral Ryetalyn – einem wichtigen Bestandteil bestimmter Impfstoffe – kam die Föderation dem Wunsch der Jazari nach, mehr von der Galaxis zu sehen, und hielt dabei unauffällig die Tür zu einer Freundschaft auf. Man hatte gehofft, dass sie ihr Misstrauen aufgeben und sich der Föderation anschließen würden.
Doch das war bisher nicht passiert, nicht in dem Jahrhundert seit dem Erstkontakt ihrer Schiffe, nicht nach dem Beginn diplomatischer Missionen und nicht einmal nach der Aufnahme einer Handvoll ihrer Leute in die Sternenflotte. Die vorherrschende Meinung war, dass die Jazari einlenken würden, wenn es ihnen passte, und keinen Tag früher.
»Ich dachte, es wär bestimmt klasse, wenn ich ein paar Jazari-Wörter lernen könnte«, schloss Thad mürrisch. »Ich hab Lieutenant Zade gefragt und er war nett, hat aber gesagt, dass er mir nicht helfen kann.« Nachdenklich sah er zu seiner Mutter auf. »Du könntest ihm befehlen, es zu tun. Du bist ein Commander, du darfst das. Oder Dad? Er ist der Captain und …«
»Tut mir leid, Kleiner, aber so funktioniert das nicht. Wenn die Jazari ein paar Dinge nicht mit anderen teilen wollen, müssen wir das respektieren. Du willst doch auch nicht, dass jeder jedes kleine Detail über dich weiß, oder?«
»Nein«, gab er zu und griff im Gehen schließlich doch nach ihrer Hand. »Aber wir wissen überhaupt nichts über sie!« Thad setzte seine Denkermiene auf. »Vielleicht sie ja gar keine eigene Sprache.«
Es gab in der Tat einige solcher Theorien über die Jazari, die spekulierten, dass sie wie die Cairn oder Aenar telepathisch miteinander kommunizierten. Doch Troi hatte nie auch nur den Hauch einer psionischen Aura bei Zade oder anderen seiner Art gespürt.
»Es ist ein Rätsel«, sagte sie. »Aber denk dran, was dein Vater gesagt hat. Genau darum sind wir hier draußen im All, um Dinge zu lernen. Gerade lernen wir vielleicht nicht viel von den Jazari, aber ein bisschen lernen wir immer.« Sie lächelte ihn an. »Für die Besatzung der ist jeder Tag ein Schultag. Du hast Glück und bekommst wenigstens die Wochenenden frei.«
»Vielleicht.« Thad seufzte erneut theatralisch, als sie sich dem Kindergarten näherten, wo sich der Rest seiner Gruppe vor Beginn des Unterrichts versammelt hatte.
Troi fiel eine Mutter mit einem ähnlich trotzigen Kind auf. Es war eine El-Aurianerin, die auf der als diplomatische Offizierin arbeitete. Die beiden Mütter tauschten einen mitleidigen Blick aus.
»Wie wäre es denn damit?«, sagte sie spontan....