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E-Book, Deutsch, Band 5, 200 Seiten
Reihe: The Pawn and The Puppet
Szeker The Fortress and The Figurine
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98718-597-7
Verlag: VAJONA
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 5, 200 Seiten
Reihe: The Pawn and The Puppet
ISBN: 978-3-98718-597-7
Verlag: VAJONA
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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Ruth
Es ist eine der schlimmsten Nächte, seit ich hier bin.
Sie sagen mir, das Fieber sei kurz davor, zu sinken. Die Medizin wirke. Doch ich habe unvorstellbare Schmerzen – meine Beine schreien so laut, dass sie mich aus dem Tiefschlaf reißen. Und ich zittere so sehr vor Kälte, dass ich fürchte, mein Herz würde versagen.
»Es ist fast vorbei«, sagt Warrose von der anderen Seite des Raumes aus, beobachtet, wie ich zittere, und seine Fingerknöchel werden weiß.
Ich kann nicht einmal sprechen. Meine Knochen klappern. Mein Gehirn schwillt an und pulsiert in meinem Schädel. Meine Augäpfel wiegen tausend Pfund.
»Was kann ich tun?«, fragt er mit leiser Stimme, gequält und ungeduldig. »Ich werde ein fucking Feuer neben deinem Bett machen, wenn es sein muss.«
Ich wünschte, er würde einfach gehen. Er muss sich das nicht ansehen. Es ist ehrenwert von ihm, nach allem, was ich durchgemacht habe, bei mir zu bleiben, aber er braucht diese Last, diese Verpflichtung in seinem Leben nicht.
»Mach dir keine Sorgen«, stottere ich.
Ich frage mich, ob Skylenna sich so gefühlt hat, nachdem sie in der Void gewesen war und unseren Feinden echten Schaden zugefügt hatte. Innerlich in einem heftigen Wintersturm erfrierend. Jeder Zentimeter ihres Körpers zu Eisblöcken erstarrt. Warum ist mein Fieber so hoch, während sich mein Körper zugleich so kalt anfühlt?
»Ich weiß, dass du nicht berührt werden willst.« Warrose schwebt jetzt wie ein Todesengel über meinem Bett, unglaublich groß, drohend wie der Schatten eines Baumes.
Aus dieser Entfernung kann ich ihn riechen – rauchiges Feuer mit üppigen Gewürzen und Seife.
Wenn ich nicht so furchtbar krank wäre, würde ich tiefer einatmen, um diesen herrlichen Duft in mich aufzunehmen.
»Nur heute Nacht. Ich verspreche, sanft mit dir umzugehen«, sagt er mit rauer, heiserer Stimme.
»W-was?«
Warrose hebt meine dicken, schweren Decken von meinem zitternden Körper und lässt einen eisigen Luftzug herein. Nur mit einer weichen Hose bekleidet, klettert er neben mich ins Bett. Ohne ein Wort legen sich seine muskulösen, tätowierten Arme um meine zerbrechliche Gestalt. Seine nackte Brust liegt dicht an meinem Rücken. Sein Atem streicht durch mein Haar. Er schlingt seinen Körper um meinen, als wollte er mich vor der Infektion schützen, meine kranke Gestalt vor äußeren Kräften abschirmen, die versuchen könnten, mich zu verletzen.
Der unmittelbare Trost, den ich verspüre, schickt einen Schwall von Wärme und Erleichterung meine Wirbelsäule hinab, macht meine Muskeln weich und saugt den gestörten Schmerz aus meiner Seele.
Wir seufzen gleichzeitig.
Das Gefühl, gehalten zu werden, wenn man so krank ist, ist ein Heilmittel, das man nicht unterschätzen darf. Ja, ich habe lautstark klar gemacht, dass mich niemand anfassen soll. Dass ich allein gelassen werden will. Um allein zu verrotten.
Aber, mein Gott, seine Arme sind ein Heilmittel.
Ich habe mich nie sicherer gefühlt.
Als er seine Arme noch fester um mich legt – schützend, zärtlich – gleichen sich unsere Atemzüge an und der Schlaf legt sich zum ersten Mal ohne Albträume auf diesen Kokon.
»Gott sei Dank.« Eine tiefe Morgenstimme.
Der Sonnenaufgang lugt durch die Vorhänge. Der Geruch von Reinigungsmittel. Von Kaffee. Von einer muffigen, alten Krankenstation.
Ich versuche, den Schlaf fortzublinzeln, aber am Ende ist es das Gefühl der nassen Laken, das mich in einen Adrenalinrausch versetzt. Meine Augen werden groß.
»Du hast das Fieber ausgeschwitzt. Fühlst du dich schon etwas besser?«, fragt Warrose, der immer noch neben mir im Bett liegt.
Ich seufze, erleichtert, nicht noch einen Unfall gehabt zu haben.
Schläfrig taste ich mich selbst ab, untersuche mich auf Schmerzen und warte auf Schüttelfrost. Nichts. Ich zittere nicht mehr, fühle mich nicht mehr wund bis in die Augenhöhlen. Ich fühle mich relativ gut.
»Ja«, antworte ich leise.
Doch dann versuche ich, meine Beine zu strecken. Meine Knöchel zu rollen. Und der Schrecken, das Grauen, das flaue Gefühl im Magen kehrt zurück, als die Realität meine Sinne wieder überflutet.
Wird dieses Gefühl jemals wieder verschwinden?
»Wasser«, krächze ich. Doch eigentlich will ich nur, dass er aus meinem Bett verschwindet. Aus meinem Zimmer. Ich will allein sein, wenn dieser Schmerz in meiner Seele überhandnimmt.
Warrose klettert aus dem Bett. »Ja, natürlich. Ich hole jemanden, der die Laken wechselt.«
Er wirkt so erleichtert, als wären wir auf halbem Weg zum Ziel. Es bricht mir das Herz.
Weiß er es nicht? Ich habe nicht gehofft, diese Infektion zu überleben.
Während er weg ist, drehe ich mich um und schaue aus dem schmutzigen Fenster hinaus. Die hoch aufragenden Emerald Mountains in der Ferne. Sanfte grüne Hügel. Ein strahlender Sonnenaufgang schimmert durch das Glas.
Mein Magen grummelt vor Hunger, obwohl Essen im Moment eher beängstigend klingt. Wegen der Infektion konnte ich nichts bei mir behalten. Meine Kehle ist rau vom ständigen Strom der Magensäure und meine Bauchmuskeln sind so angeschlagen von den Krämpfen, dass sie bei der kleinsten Bewegung pochen.
»Bist du schon wach, süßes kleines Kaninchen?«
Die kalte, schmierige Stimme von Apple May lässt mich zusammenzucken. Ihr nach Kaffee riechender Atem streift mein Ohr und zieht in meine Nasenlöcher. Als ich mich langsam umdrehe, sehe ich ihren großen, in ein Handtuch gewickelten Kopf über meiner linken Seite schweben – die Seite des Bettes, auf der Warrose geschlafen hat.
»Raus. Hier.«
Apple May schnaubt, bevor sie ihr Gesicht entspannt. »Hat dir deine Mutter denn keine Manieren beigebracht?«
Ich schließe die Augen und beiße die Zähne zusammen. Beunruhigung brodelt in meinem Bauch, weil ich nichts tun kann, um mich zu schützen. Ich bin nicht Skylenna. Ich kann sie nicht in die Void schicken. Ich bin nicht Dessin. Ich bin nicht Warrose. Sogar Niles könnte es mit dieser Idiotin aufnehmen.
Mit langen, spindeldürren Fingern packt die hochmütige Frau auf meinem Bett mein Kinn und zwingt mich, in ihre kleinen grauen Augen zu schauen. Als ich mich auf ihre Iris konzentriere, stelle ich fest, dass das Weiß sich gelb verfärbt hat und kleine, gereizte Äderchen in den Innenwinkeln hervortreten.
»Es ist auch höflich, zu antworten, wenn mit einem gesprochen wird, süßes kleines Kaninchen«, sagt sie mit einem glasigen Lächeln.
»Man hat mir nicht beigebracht, denen gegenüber Manieren zu zeigen, die mir Erbrochenes auf die Brust kippen«, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen. Der säuerliche Geruch findet seinen Weg zurück zu mir und brennt in meinen Augen.
Die verbitterte Emerald-Frau mustert einen Moment lang mein Gesicht, ihre Augen gleiten über meine Wangenknochen, dann über meine Augenwinkel. Es ist, als ob sie nach Falten suchen würde.
»Der Gentleman, mit dem du zusammen bist, gefällt mir«, sagt sie, als hätte ich gar nicht reagiert.
Die Erwähnung von Warrose lässt eine Flamme der Wut in meiner Brust auflodern. »Er hat mich angelächelt, als wir im Flur aneinander vorbeigegangen sind. Es war ein Lächeln der körperlichen Anziehung, da bin ich mir sicher.«
Ich verdrehe die Augen, aber Apple May rüttelt boshaft an meinem Kinn, um meinen Blick wieder auf sie zu lenken.
»Benutzt er dich als Sexpuppe? Ich habe von Frauen gehört, die an Demechnef-Soldaten geliefert werden, sediert und für sie präpariert.« Der Gedanke scheint sie zu erregen. »Hat er große Genitalien?«
»«
Diese Frau lässt mich meine Infektion und die Isolation echt vermissen.
Ihre kleinen Augen gleiten zu meinem Laken hinunter. »Ich wette, dein Kätzchen ist von seinen männlichen Bedürfnissen schon ganz zerrissen. Soll ich mal nachsehen?«
Meine Glieder zittern in einem plötzlichen Anfall von Wut.
»Wenn du das tust, werde ich ihn nicht davon abhalten können, dir etwas anzutun«, drohe ich. Denn womit sollte ich sonst drohen? Es ist ja nicht so, dass ich ihr selbst etwas antun könnte. Es ist nicht so, dass ich überhaupt die Macht hätte, irgendjemandem etwas anzutun.
»Oder würde er gemeinsam mit mir lachen? Ist dir der Schaden, den er an deinen Schamlippen angerichtet hat, peinlich?« Sie schürzt nachdenklich die Lippen. »Den Penis meines Mannes kann man nicht mal mit einem Mikroskop finden.«
»Was zum Teufel ist dein Problem?«
»Wenn du mir hier schon die ganze Aufmerksamkeit stiehlst, kannst du mir im Gegenzug wenigstens seine überlassen.«
Apple May greift unter mein Laken und drückt auf die zarte, pochende Stelle, an der mein Bein endet. Die heilende Wunde. Die genähte Haut, wo meine Nerven am empfindlichsten sind. Ich stoße einen gellenden Schrei aus und wölbe mich zur Decke, während sich eine feurige Welle brennender Schmerzen meinen Oberschenkel hinaufwindet. Der Schmerz versetzt mich zurück auf die Bühne, wo ich auf eine Bestrafung warte, von der ich nicht wusste, dass sie so drastisch sein würde. So . Ich bin wieder da, warte, beobachte, höre den Jubel und das Schweigen des Publikums.
»Sag ihm, was ich getan habe, und ich kacke in deine nächste Mahlzeit«, flüstert mir Apple May ins Ohr.
Tränen rinnen in einem heißen Schwall aus meinen Augen und fließen mein Kinn hinab. Der Schmerz. Der Schmerz. Der Schmerz. Er wird niemals aufhören! Er wird ewig andauern. Es...