Tandefelt | Ultramarin | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 296 Seiten

Tandefelt Ultramarin


1. Auflage 2015
ISBN: 978-87-11-32028-0
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 296 Seiten

ISBN: 978-87-11-32028-0
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
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'Es gibt einen neuen Stern am schwedischen Krimihimmel: Henrik Tandefelt, der mit seinem eigenen, ironisch-amüsanten Stil eine Nische zwischen all den anderen schwedischen Krimiautoren entdeckt hat.' - Smålandstidningen Der 85 Jahre alte Arzt Jens Bäck wird bewußtlos auf seinem einsam gelegenen Hof in der Nähe von Helsinki aufgefunden. Er stirbt drei Wochen später an den Folgen seiner Kopfverletzung. Zeitgleich verschwindet der russische Freund und Gehilfe Bäcks, Dimitri. Bäck galt als kontaktscheu und wohlhabend - er hat wertvolle Kunst gesammelt. Und tatsächlich fehlen in seinem Haus drei kostbare Ölgemälde des berühmten russischen Marinemalers Iwan Aiwasowski aus dem 19. Jahrhundert. Gemeinsam mit dem zuständigen Kriminalkommissar Olli Mustonen verfolgt Friedmann die Spur eines Verbrecherduos, dem eine Folge von Einbrüchen zur Last gelegt wird. Dann stoßen die Beamten in einem Waldstück auf die Überreste einer männlichen Leiche. Könnte es sich um den verschwundenen Russen handeln? Hatte der etwas mit der russischen Mafia zu tun? Wo sind die Gemälde? Und: welche Rolle spielt Bäcks Sohn, der vorgibt, keinen Kontakt zu seinem Vater gehabt zu haben? AUTORENPORTRAIT Henrik Tandefelt war in den vergangenen Jahren sowohl in Finnland als auch in Schweden als Künstler und Fotograf, am Theater und als Journalist tätig. Nach 'Lauf, Helin, lauf!' legt Tandefelt mit 'Ultramarin' einen weiteren Josef-Friedmann-Roman vor. PRESSESTIMMEN 'Tolle Krimi-Unterhaltung vor einer ländlichen skandinavischen Kulisse.' - Brigitte 'Spannend von der ersten Zeile an!' 'Dies ist definitiv ein Buch, das die Lektüre lohnt und bestens unterhält.' - Das Magazin 'Tandefelts Milieuschilderungen sind kenntnisreich und lebendig. Es ist schön, einen Krimi zu lesen, der das ist, wofür er sich ausgibt, nämlich ein Kriminalroman. Sex und Brutalität sind hier nicht das Wesentliche, sondern die nimmermüde Neugier des Ermittlers.' Vasabladet 'Ein Kriminalroman, der hält, was er verspricht. [...] Tandefelts Milieuschilderungen sind kenntnisreich und lebendig. Es ist schön, einen Krimi zu lesen, der das ist, wofür er sich ausgibt, nämlich ein Kriminalroman. Sex und Brutalität sind nicht seine Hauptingredienzien, sondern die nimmermüde Neugier des Protagonisten. Und wenn diese mit Kunst in Verbindung steht, wird es um so interessanter. Den russischen Marinemaler Aiwasowski, um den es im Buch geht, hat es wirklich gegeben. Ein Krimi, der sich durch seine ungewöhnliche Personengalerie und seine vom Herkömmlichen abweichende Konzeption auszeichnet.' ''Ultramarin' ist Tandefelts dritter Kriminalroman und ein ziemlich guter noch dazu. Tandefelt verfügt über eine hinreißend schöne Sprache, und was ihm vielleicht am besten gelingt, ist die Charakterisierung Josefs, dem man auf Schritt und Tritt folgt, ein Mensch wie du und ich. Sehr glaubwürdig.' 'Durch seinen lockeren, ironisch-amüsanten Stil findet Tandefelt seinen eigenen Platz unter den skandinavischen Spannungsliteraten. Sex und Brutalität verschwinden bei ihm hinter der ausgeprägten Neugier seines Ermittlers, hinter Intelligenz und Hartnäckigkeit.'

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1
Die Töölöbucht in der Morgensonne. Helsinki. Spaziergänger, Fahrradfahrer und Inlinescater. Manche tragen Aktentaschen, andere Rucksäcke. Autos, Busse, Straßenbahnen. Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Vereinzelt werden Außenbordmotoren angeworfen und legen von Broholmen ab. Während die Fähre aus Sveaborg in den Hafen einläuft, brausen immer neue Vorortzüge in die Bahnhofshalle. Auf dem Hägnastorg und dem Salutorg drängen sich die Marktverkäufer, während in den Saluhallen das Gewimmel der Kundschaft zunimmt. In Erwartung eines schönes Tages strecke ich meine hundertneunzig Zentimeter und werfe einen Blick auf das Thermometer am Küchenfenster. Schon über zwanzig Grad. Bella liest am Frühstückstisch Partitur und hört kaum, was ich sage. Sie summt, brummt und nickt, während sie sich Tee nachschenkt. Ich schnappe mir die Zeitung von der Fußmatte. Bella schminkt sich die Lippen vor dem Badezimmerspiegel. Ich küsse sie flüchtig auf die Wange. Sie lächelt und sieht mich im Spiegel an. »Rot und schwarz, Herzdame und Pikkönig, wie im Kartenspiel«, sagt sie und fährt mir zärtlich durch das Haar. Da ihre eigenen Haare sorgfältig gekämmt sind, nehme ich davon Abstand, meine Finger durch ihre rote Mähne gleiten zu lassen. Sie würde sich nur verspäten. Und Bella hat es eilig, zur Arbeit zu kommen. Sobald ihr süßer Hintern in der Jeans verschwunden ist, macht sie sich auf den Weg. Noch ein Kuss, dann schließen sich rasselnd die Gittertüren des Aufzugs. Zip, höre ich, als sie einen Reißverschluss hochzieht, während sich der Lift in Bewegung setzt. Schnell, schnell! Ihre leuchtend gelbe Bluse mit dem Silbermedaillon verschwindet vor meinen Augen. Wir wohnen zurzeit in einer der kleinen Gastwohnungen der Finnischen Nationaloper in Töölö, nur einen Steinwurf vom Opernhaus entfernt. Sehr praktisch und quasi mitten in der Stadt. Nachdem ich monatelang fast rund um die Uhr an Modefotos gearbeitet habe, bin ich endlich hier. Jetzt nehme ich mir eine Weile frei. Ich habe meine Herzallerliebste viel zu lange entbehren müssen. Als ich mich gerade mit unserem Hund Muffins aufs Bett gelegt habe, um zu lesen, klingelt das Telefon. Unnachgiebig, ein ums andere Mal, bis ich mich endlich aufraffe und abhebe. Lindström ist dran. Knut Sigurd Lindström, seines Zeichens Kriminalkommissar und ein alter Kumpel von mir. »Wie ist die Lage, so fern der Heimat?«, will er wissen, und ich höre, dass er sich auf dem Revier in Västerås befindet. Nur öde, winzige Büromodule haben diese einzigartige Akustik. »Tja, äh, danke ... und dir?«, entgegne ich abwartend. »Immer derselbe Trott, aber ich will nicht klagen ...« Ich ahne schon, dass er etwas auf dem Herzen hat. Wir haben gemeinsam so allerhand durchgemacht und kennen uns ziemlich gut. Vor gar nicht allzu langer Zeit ging es um Mordermittlungen, und so früh am Morgen bin ich nicht gerade scharf darauf, in einen neuen Fall hineingezogen zu werden. Schließlich bin ich Fotograf und kein Ermittler. »Wie geht’s denn Ingbritt?«, frage ich, während ich ein Auge auf das ›Hufvudstadsbladet‹ werfe, das aufgeschlagen auf dem Frühstückstisch liegt. Ein Journalist namens Sandbacka hat einen politischen Kommentar geschrieben. »Die überlegt gerade, sich selbstständig zu machen.« »Also hat sie noch keine Stelle gefunden? Keine neue Schule in Sicht?« »Nein, sieht nicht so aus. Es sei denn, sie will jeden Tag zwischen Boköping und Stockholm hin- und herpendeln. Bei uns in der Gegend tut sich gar nichts. All die vollmundigen Wahlversprechen, das Schulangebot zu erweitern, sind doch längst wieder vergessen. Was machen Bella und Muffins?« »Denen geht’s ausgezeichnet.« »Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich einen alten Freund und Kollegen in Helsinki habe?« »Kann mich nicht erinnern«, antworte ich und befürchte, dass Lindström nun auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen kommt. »Olli Mustonen. Ich habe ihn mal auf einer Konferenz der Nordischen Länder kennen gelernt. Er spricht fließend Schwedisch, und du kannst doch auch ein bisschen Finnisch, wenn ich mich recht erinnere.« »Ich kann mich einigermaßen verständlich machen. Sag mal, willst du mich etwa wieder in irgendwelche Ermittlungen reinziehen?« »Wie kommst du denn darauf?« Lindström klingt beinahe entrüstet. »Es geht nur um einen Hund. So einer wie dein Muffins. Olli hat mich gestern von seinem Sommerhaus aus angerufen. Er hat vor kurzem einen Hund in Obhut genommen, und jetzt hat sich herausgestellt, dass eines seiner Enkelkinder allergisch gegen Tierhaare ist – typisch. Jedenfalls kann er den Hund nicht behalten, sagte er mir. Und da habe ich an dich gedacht, rein zufällig gewissermaßen.« »Ach, rein zufällig ...« »Ja, ich dachte, du würdest vielleicht jemanden kennen, der ... du hast doch so viele Hundebekanntschaften. Vielleicht willst du Olli ja mal anrufen. Ist wirklich ein netter Kerl, hat ein Sommerhaus in der Gegend von Sysmä.« »Warum hat Olli den Hund denn in Obhut genommen?« »Ach, irgendwelche schwedischen Touristen, die ein Sommerhaus gemietet hatten. Die sind am Ende der Ferien einfach abgehauen und haben den Hund zurückgelassen wie einen Müllsack. Das ist genauso einer wie Muffins. Grüß ihn von mir, wenn du nach Sysmä fährst. Ist bestimmt eine schöne Gegend. Er sagt, man kann da auch angeln.« »Hm.« »Na, komm schon, ein kleiner Ausflug kann doch nicht schaden. Olli ist wirklich nett, und von Helsinki nach Sysmä ist es gar nicht weit, glaub ich. Bella ist doch so eingespannt, und du hast jede Menge Zeit. Außerdem hat Olli bestimmt eine Sauna, haben das nicht alle Finnen?« Lindströms Argumente sind nicht von der Hand zu weisen, und meine Sehnsucht nach einer Sauna ist groß. Am besten eine mit Holzfeuerung. Vielleicht könnte Bella ja mitkommen. Keine so üble Idee. Ich sehe uns schon an einem einsamen See sitzen. Die Hummeln brummen, ich halte Bella im Arm ... »Ich denk drüber nach. Könnte ja auch sein, dass ich zufällig mal dort vorbeikomme.« Zwei kleine Zimmer und eine Miniküche, größer ist die Wohnung nicht, aber wir sind schließlich nicht als Touristen nach Helsinki gekommen. Bella hat ihre Arbeit, ihre Proben. Im Herbst soll Premiere sein. Dann folgen die Vorstellungen. Ich bereite zurzeit eine Fotoausstellung vor. Bella hat eine Partie in ›Figaros Hochzeit‹ übernommen. Sie ist Mezzosopran und singt die Rolle des Cherubino, eines hoffnungslos verliebten Pagen. Es ist eine so genannte Hosenrolle, also eine Männerrolle, die traditionell mit einer Frau besetzt wird. Sie umfasst zwei bekannte Arien, die sie schon früher mit Bravour gesungen hat. Außerdem hat sie bereits zugesagt, in Stockholm mit Les Goûts-Réunis zu konzertieren, einem finnischen Ensemble, das sich auf Couperin, Monteclair und Rameau spezialisiert hat. Wann genau, steht noch nicht fest. Falls ihr Gastspiel in Helsinki ein Erfolg wird, könnte sie Chancen auf ein längerfristiges Engagement an der finnischen Nationaloper haben. Wir werden sehen. Es hat natürlich auch seinen Reiz, in Europa umherzureisen und an den verschiedenen Opernhäusern zu gastieren, doch sehnen wir uns beide nach einem Ruhepol in unserem unsteten Dasein. Zwar haben wir uns auch im Obergeschoss von Signor Rossis Lebensmittelladen im kleinen Ort Palestrina südöstlich von Rom1 wohl gefühlt, aber inzwischen möchten wir ein richtiges Zuhause. Gerne im Norden. Wenn’s nach mir ginge, am liebsten in Schweden. Gegen Helsinki ist wirklich nichts einzuwenden, dennoch fühle ich mich ein wenig einsam. Ich treffe hin und wieder meine Cousins und bereite meine Fotoausstellung vor; das ist alles, was ich tue. Die Ausstellung trägt den Titel ›Festung Europa‹ und findet im Laterna Magica statt, einer Mischung aus Antiquariat und Galerie. Während der beiden Jahre, die Bella und ich in Italien verbrachten, habe ich den Menschenhandel dokumentiert, der vor allem von Albanien und Gibraltar aus organisiert wird. Ein abenteuerliches und gefährliches Unterfangen, das mich meine liebste Leica kostete, eine abgenutzte schwarze M-6. Nach dem resoluten Eingreifen der italienischen Küstenwache liegt sie nun auf dem Grund der Adria. Den letzten Film hatte ich vorher rausgenommen. Aber die Fotos sind gut geworden. Ich habe nicht gewagt, Bella alle Details zu erzählen ... Eine steife Brise kommt vom Finnischen Meerbusen herein, weht über die Festung Sveaborg hinweg, erfasst den Marktplatz und bahnt sich ihren Weg durch den Esplanade genannten kleinen Stadtpark. Am Schwedischen Theater hat sie drei Richtungen zur Auswahl. Für gewöhnlich bevorzugt sie den Mannerheimvägen. Von unserer Wohnung aus spaziere ich durch das Zentrum. Die Straßencafés zeigen das junge, elegante Helsinki. Ich passiere die Storkyrkan in Richtung Fredsgata, in der sich das Laterna Magica befindet. Überprüfe ein letztes Mal die Hängung meiner Fotos. Das urige, verwinkelte Kellerlokal erschwert zwar manchmal die freie Sicht auf die Bilder, bietet aber andererseits einen reizvollen Kontrast. Ich kann es natürlich nicht bleiben lassen, in alten Zeitschriften zu blättern: ›Kotiliesi‹, ›Anna‹ und ›Uusi Nainen‹, vermutlich die einzigen linksorientierten Frauenzeitschriften des Nordens. In einer Wochenzeitung aus der ersten Hälfte der vierziger Jahre finde ich eine Frontreportage aus dem so genannten Fortsetzungskrieg, die die Kampfmoral der finnischen Truppen stärken sollte. Sehe Bilder enthusiastischer Soldaten, die sich um einen Topf mit Ersatzkaffee scharen oder mit dem Schlachtruf »Uraliin!« (Zum Ural!) gegen die Rote Armee...



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