Teubert | Mensch, Michael! | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Teubert Mensch, Michael!

Der Flug des Phoenix
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7481-4251-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Flug des Phoenix

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-7481-4251-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In einem Interview sagt der Autor: "Manchmal müssen wahre Geschichten aus rein rechtlichen Gründen eben zu Romanen oder Erzählungen werden. Aber diese Art von Literatur entsteht ja sehr häufig auch auf Tatsachen beruhend. Man wird sich beim Lesen dieses Buches also irgendwann einmal zu entscheiden haben, ob die eine oder andere eigene, ganz subjektiv empfundene Realität den Ausführungen, Wahrheiten und Beschreibungen dieses Buches wirklich standhalten kann. Eine eindeutige Antwort könnte der heimische Spiegel geben. Einen weiteren Hinweis möchte ich aber u. a. auch aus den bereits genannten Gründen nicht geben müssen."

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Prolog


Mit einem „Kampfnamen“ waren ja bereits die großen Helden meiner Kindheit versehen gewesen.

„Old Shatterhand“, „Lederstrumpf“, „Winnetou“ oder „Kara Ben Nemsi“.

Später dann hatten sich die Namen von Zeit zu Zeit geändert.

Noch später besaßen diese Namen sogar konkrete Gesichter.

Mein ganz persönlicher Favorit für die Rolle des äußerst gut aussehenden, natürlich vollkommen asexuellen Helden und Streiter für das Gute war Lex Barker gewesen.

Meine Sympathien waren jedoch durchaus weiter gestreut – mit dem Aufkommen der ersten Farbfilm-Fernsehserien waren es nämlich auch deutsche Schauspieler, die in die Gnade meines Wohlwollens gelangt waren – manchmal sogar ganz unabhängig von ihrem Aussehen.

Der „Lederstrumpf“, Helmut Lange, war so einer.

Wir hatten uns kennengelernt, als ich an einem Sonntagnachmittag unter einem Vorwand mit meinem Vater und meiner Mutter meinen Onkel besucht hatte, der seinerseits bereits einen dieser begehrten und „PAL“ – gesteuerten Wundermaschinen–Farbfernseher besessen hatte.

Mir war es sogar recht leicht gefallen, ihn zu lieben. Lex Barker hatte nämlich gerade auf einem New Yorker Bürgersteig vollkommen verarmt und herzkrank das Zeitliche gesegnet und so brauchten wohl auch junge deutsche Viertklässler neue Idole.

Das ist lange her – es war zu der Zeit, als ich noch ständig vergaß, wie man das Wort „Union Pacific“ aussprechen musste und ich mich einfach noch nicht so recht mit „Huckleberry Finn“ anfreunden wollte.

Natürlich hatte ich diesen Vierteiler auch gesehen – es aber offiziell niemals zugegeben, weil es ja eine Serie, die nachmittags - also im Kinderprogramm - ausgestrahlt worden war.

Wahre Helden schauten nämlich schon damals keine Kinderstunde – außer vielleicht „Bugs Bunny“, „Roadrunner“, „Paulchen Panther“ oder die „Tex Avery Show“.

Frank Berensky - einer von den fünf verwahrlosten Kindern eines vollkommen versoffenen Nachbarn aus der nächsten Straße unserer Siedlung und damals schon mindestens genauso asozial wie noch heute, fragte mich einmal – auf seinem alten, rostigen Drahtesel sitzend und mit seinem unverwechselbaren Sprachfehler, an den ich mich noch heute nur zu gut erinnere: „Guckst Du heute auch ‚King Kong und die weiße Frau‘?“

Ich hatte ihn angelogen und gesagt: „Ja natürlich, Du Flasche.“

Ich konnte mir dieses lose Mundwerk ja recht gut erlauben – war ich doch der Jüngste von drei Brüdern, die man zumindest von Zeit zu Zeit recht gut gebrauchen konnte – immer dann, wenn es einmal wirklich brenzlig geworden war.

Einmal hatte ich die Hartwigs auflaufen lassen.

Zunächst hatte ich den Ältesten von ihnen provoziert, bis er mir dann wütend nachgelaufen war.

Hinter einer Hecke warteten dann bereits meine Brüder.

Das waren sie mir schuldig gewesen – hatte ich doch schon damals oft vor der Toilettentüre auf dem Boden gesessen und ihre Aufsätze geschrieben – und außerdem wusste ich ja auch, wo sie ihre Filterzigaretten versteckt gehalten hatten und an welcher Stelle diese speziellen Magazine verborgen gewesen waren.

Manchmal hatte ich heimlich hineingeschaut, obwohl ich ja eigentlich unsterblich in die kleine Schlampe von Gegenüber verliebt gewesen war.

Jahre später hatte ich sie dann bei einem anderen Anlass wiedergesehen und dankbar festgestellt, dass dieser Kelch damals glücklicherweise an mir vorübergegangen war.

Die Welt ist offensichtlich zumindest manchmal doch irgendwie gerecht und dieses Erlebnis hatte mich spätestens zu diesem Zeitpunkt damals schon gläubiger gemacht.

Vor diversen Fehlgriffen und abgrundtiefen Enttäuschungen hatte mich das allerdings dennoch nicht bewahrt.

Einmal hatte so ein Irrtum sogar fast 25 Jahre gedauert bis ich feststellte, dass Schönheit zwar vergeht - ein miserabler Charakter der Kategorie „Unterste Schublade“ aber eben offensichtlich ein ganzes Leben lang Bestand hat.

Ich möchte mich nicht beschweren.

Unter dem Strich war ja dann doch alles immer weitgehend in der Spur und „straight“ verlaufen.

Vor einigen Monaten habe ich sogar eine ehemals sehr gute Freundin der Familie und Busenfreundin meiner Exfrau wiedergesehen.

Wir hatten natürlich beide so getan, als ob wir uns gar nicht bemerken würden.

Sie besuchte uns damals ja sehr häufig – vorzugsweise dann, wenn ich alleine zu Hause gewesen war.

Heute fährt sie immer noch während der Arbeitszeiten ihres Mannes allein mit dem Fahrrad durch die nähere Umgebung meines ehemaligen Wohnortes in der Hoffnung, doch noch einmal wenigstens kurzfristig mitgenommen zu werden – zumindest sieht sie ja auch heute schon bereits recht mitgenommen aus. Ihr Ehemann hatte damals offenbar etwas geahnt und mich für den unterirdischen Charakter seiner Frau gehasst.

Glücklicherweise wusste er nichts über unsere intimeren Gespräche und die genaueren Beschreibungen der Vorgehensweisen im ehelichen Schlafzimmer, über die mir seine Ehefrau stets unaufgefordert, mit lüsternem Blick und sehr detailliert berichtet hatte - er hätte mir wohl in den Rücken geschossen.

Wenn mir dies alles nicht so unsagbar egal gewesen wäre, hätte der arme Kerl einem fast leid tun können.

Heute hat er sie unter Kontrolle – zumindest, wie er meint - hält sie finanziell eher kurz und droht immer wieder damit, dass er sie endlich hinauswerfen und sie dann wohl wieder ihren alten Friseusenjob machen müsse.

Frisieren konnte sie nie – und um sich an die Straße zu stellen – dafür hatten ihre körperlichen Vorzüge bei allem guten Willen und abgrundtiefer Dummheit par excellence niemals wirklich ausgereicht.

Also hat sie sich offenbar mit der Situation arrangiert, bleibt bei ihm und hofft anscheinend während ihrer natürlich immer noch stattfindenden, regelmäßigen und äußerst diskreten Fahrradtouren inbrünstig auf den schnellstmöglichen Erhalt der Witwenrente – die Hoffnung stirbt eben zuletzt.

Es hat sich also in den letzten Jahren offensichtlich nicht sehr viel verändert in meinem ehemaligen Umfeld.

Alle zwei Jahre zelebrieren sie fast schon religiös das Schützenfest und so wird es wohl auch in diesem Jahr wieder der gleiche Nachbar sein, der sich auf dem „Krönungsball“ zu vorgerückter Stunde bereits auf der Tanzfläche ausziehen wird.

Es ist wohl ähnlich, wie ein Naturgesetz.

Mittlerweile fehlen ja einige der alten Streiter hinter dem Luftgewehr und an der Theke.

Sie sind entweder gestorben oder befinden sich in einer Entzugsklinik.

Sonst wird natürlich alles dort sein, was in Ansätzen dem Alter und dem Alkoholkonsum angepasst (noch) eigenständig laufen kann.

Die halb gebildete Oberstudienrätin aus der direkten Nachbarschaft wird mit ihrem verlegenen, peinlichen und schier ekelhaften Lachen das halbe Festzelt unterhalten und für den dann amtierenden Schützenkönig wird sich ein Lebenstraum erfüllen.

Die Antrittsrede hat er ja seit Jahren schon hunderte Male in seiner Uniform verkleidet vor dem heimischen Spiegel geübt.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich lediglich in meinem eigenen Leben etwas Grundlegendes verändert hat – und so ist es wohl auch.

Natürlich denke ich auch heute noch von Zeit zu Zeit belustigt an die eine oder andere vergnügliche Situation zurück – und davon hatte es ja so einige gegeben.

Insbesondere während meiner langen Tätigkeit als Live-Musiker auf den diversen Bühnen unseres Landes - aber auch in so manch heruntergekommener Absteige, in denen die notdürftig toupierte Wirtins-Fregatte bereits ähnlich abgetakelt hinter der Theke gestanden hatte, wie die übrige, aus der Gründerzeit stammende Einrichtung und das restliche technische und personelle Equipment des entsprechenden Etablissements.

So hatte ich auch im Laufe von einigen Jahren so manchen abgrundtief versoffenen Wirt, eine erhebliche Anzahl von notgeilen Ehefrauen, pädophilien Vereinsvorsitzenden und in die Vereinskasse greifenden Kassierern kennenlernen dürfen - ein repräsentativer Schnitt der modernen Gesellschaft eben.

Mangelnder Anstand und grenzenlose Verkommenheit zeigen sich nämlich sehr häufig und insbesondere auch vor dem seriösen Hintergrund von Luxuslimousinen, viel zu gut bezahlten Jobs und teuren Maßanzügen.

Oft hatten wir Wetten darauf abgeschlossen, wer von diesen natürlich grundseriösen und gut gekleideten Herren wohl der erste sei, der an den prallen und äußerst dekorativ eingeschnürten Hintern der Kellnerin fassen würde.

Ich denke aber, dass mich diese Zeit dennoch irgendwie geprägt hat, zumal ja auch die Musiker dieser Tage oft analog dazu recht seltsam anmutende Verhaltensweisen an den Tag gelegt hatten.

Ich kann mich noch sehr gut an die Situation erinnern, als ich...



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