E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Thayne Kleine Familie - großes Glück
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-1390-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-1390-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Krankenschwester Megan hat ihren Beruf und ihre Zwillinge - für einen Mann ist in ihrem Leben einfach kein Platz. Doch dann trifft sie bei einer Hochzeit auf Hawaii den attraktiven Polizisten Shane. Und fühlt sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen ...
RaeAnne Thayne hat als Redakteurin bei einer Tageszeitung gearbeitet, bevor sie anfing, sich ganz dem Schreiben ihrer berührenden Geschichten zu widmen. Inspiration findet sie in der Schönheit der Berge im Norden Utahs, wo sie mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern lebt.
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2. KAPITEL
Shane las in ihren Augen, wie sehr sie sich schämte. Eigentlich wusste er nicht so recht, was er von Megan McNeil halten sollte.
Tauchte auf der Hochzeit ihres Exmannes auf! Entweder war sie ziemlich ausgeflippt, oder sie hatte ganz schön viel Mumm. Er war sich nicht sicher, was von beidem zutraf.
Selbst noch nach einem Monat versetzte es ihm einen Stich, wenn er an ihre Abfuhr dachte.
Er hatte Megan in jener Nacht wirklich sympathisch gefunden. Na ja, vielleicht war er ein wenig benommen gewesen von all den Schmerzmitteln. Selbst ein glatter Durchschuss von einer 38iger tat verdammt weh! Aber er hätte schwören können, dass es zwischen ihnen geknistert hatte!
In Gedanken ließ er die ganze Geschichte noch einmal Revue passieren. Fürsorglich und besorgt hatte sie ihm geholfen, die Uniform auszuziehen. Wirklich ganz zauberhaft fürsorglich! Sie war ihm vorgekommen wie das rettende, warme Licht eines Leuchtturms in einer bitterkalten Winternacht.
Mit ihrer Frage, ob sie jemanden für ihn anrufen sollte, hatte sie ihn in Verlegenheit gebracht. Seine Eltern lebten nicht in Chicago. Seine Mom war an der einen Küste, sein Dad an der anderen. Die beiden im Krankenhaus zu haben hätte den reinsten Albtraum aus großem Drama und gegenseitigen Beschuldigungen bedeutet. Gut, man hätte Cara benachrichtigen können. Das wäre das kleinere Übel gewesen. Er hatte seiner Schwester aber keine Umstände machen wollen.
Als er Megan geantwortet hatte, sie müsse niemanden anrufen, war sie noch fürsorglicher und netter geworden. Er hatte bemerkt, dass sie keinen Ring trug, und als die Schmerzmittel zu wirken begannen und er sich entspannte, traute er sich zu fragen, ob sie denn einen Freund habe.
Daraufhin war sie auf so bezaubernde Weise errötet, dass er ganz hin und weg gewesen war von ihr. Ihre Antwort hatte gelautet, sie sei geschieden und habe keine Zeit für Verabredungen oder ähnliches.
Wie hätte er auf die Idee kommen sollen, dass zwei niedliche Zwillingsmädchen der Grund dafür waren, dass sie so viel zu tun hatte!
„War es vielleicht wegen der Krankenhausregeln?“, fragte er jetzt. „Dürfen sich Krankenschwestern nicht mit Patienten treffen?“
„Ich hätte nicht gegen irgendwelche Krankenhausregeln verstoßen. Nein, das war es nicht. Nicht wirklich.“
Sie warf einen raschen Blick auf ihre Töchter, auf die kleinere, mit den verformten Gliedern, und ihre lebhafte, wissbegierige Schwester. Dann sah sie ihn an. „Sie können sich vielleicht vorstellen, dass mein Leben etwas … na ja, kompliziert ist. Ich bin etwas aus der Übung, was Verabredungen betrifft. Und ich muss gestehen … nun, ich bin in Panik geraten.“
Es war ziemlich eng in dem Flugzeug, und Shane suchte eine bequemere Haltung für seine langen Beine. Ihre Offenheit überraschte ihn. „Ich glaube, ich kann ganz schön Furcht einflößend wirken. Das ist manchmal gar nicht so schlecht, zum Beispiel wenn man Informationen aus einem Täter herausholen muss. Doch wenn es um ein Date geht, ist so etwas eher von Nachteil.“
Sie antwortete mit einem kaum merklichen Lächeln. „Sie haben mir keinen Schrecken eingejagt. Ich mochte Sie. Sogar ein wenig zu sehr“, gestand Megan.
„Mir ging es genauso“, antwortete er. „Und deswegen bin ich dann einem alten Kerl in Irving Park drei Mal auf die Nerven gegangen. Jedes Mal habe ich gehofft, ich hätte mich nur verwählt!“
Sie seufzte, und er merkte, wie wieder diese zauberhafte Röte ihre weichen Gesichtszüge überzog. „Bitte, könnten wir noch mal von vorne anfangen? Das Ganze ist mir so furchtbar peinlich. Könnten wir nicht einfach so tun, als hätten wir uns gerade erst am Gate kennengelernt, bevor wir ins Flugzeug gestiegen sind? Das wäre wunderbar. Ich möchte nicht die ganze Hochzeit über damit beschäftigt sein, Ihnen aus dem Weg zu gehen.“
Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens streckte er ihr die Hand hin. „Hallo, ich bin Shane Russel, der Bruder der Braut.“
Sie lächelte ihn erleichtert an und reichte ihm ihre kleine, feste Hand. „Ich bin Megan McNeil. Ich, äh, war einmal mit dem Bräutigam verheiratet.“
Sie schüttelten sich kurz die Hände. Dann beanspruchte eine Frage ihrer Tochter Megans Aufmerksamkeit.
Shane griff wieder nach seinem Buch. Verwundert stellte er bei sich eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung fest. Auf der einen Seite tat es seinem Ego gut zu wissen, dass er doch nicht so falschgelegen hatte, was die gegenseitige Anziehung betraf. Auf der anderen Seite war es ganz schön enttäuschend, feststellen zu müssen, dass es keine Fortsetzung der Geschichte geben würde.
Egal – auch wenn ihr verführerischer Mund, die blauen Augen und ihr entzückendes, liebes Gesicht ihn noch so sehr zu ihr hinzogen, er würde den Teufel tun und etwas unternehmen. Vor einem Monat hätte er vielleicht die Initiative ergriffen. Aber Megan hatte recht: Jetzt war das Ganze einfach zu kompliziert.
Der Flug von Chicago nach Los Angeles verlief unproblematischer, als Megan es erwartet hatte. Die Mädchen waren entspannt und hatten es bequem. Eine Weile las sie ihnen etwas vor, dann schauten sie sich gemeinsam einen Film an, spielten ab und zu ein Spiel, und bevor sie sich’s versahen, kam die Aufforderung der Stewardess, sich auf die Landung vorzubereiten.
„Wie kann ich dir helfen?“, fragte Shane, während sie zum Gate rollten.
Nick war zwar ein großartiger Vater, trotzdem war es normalerweise Megan, die sich um alles kümmerte. Die Möglichkeit, jetzt Unterstützung zu bekommen, war so neu, wie sie willkommen war. „Es wäre toll, wenn du mir mit dem Gepäck helfen könntest. Aber es wird wohl noch eine Weile dauern. Ich fürchte, wir müssen warten, bis sie den Rollstuhl aus dem Frachtraum geholt haben.“
„Das macht nichts.“
Er und die Mädchen vergnügten sich mit Klopf-Klopf-Witzen, während die anderen Passagiere langsam nach draußen gingen. Als sie schließlich die Maschine verließen, wartete der Rollstuhl schon auf sie.
„Das ist ja eine ganz schön komplizierte Prozedur“, meinte Shane, während Megan Grace zum Terminal schob.
„Ich denke, du verstehst jetzt, warum wir nicht viel verreisen. Die Kinder, Nick und ich waren vor ein paar Jahren in Disney World. Aber weiter weg habe ich mich mit ihnen noch nicht gewagt. Autofahrten sind eben viel unkomplizierter als Flüge.“
„Bloß dass wir nicht mit dem Auto nach Hawaii fahren können“, mischte Grace sich ein. „Das hat Grandma gesagt.“
„Es sei denn, du bist eine wirklich gute Schwimmerin“, meinte Shane. „Oder du weißt, wie man einen Delfin reitet.“
Er grinste ihre Tochter breit an. Megans Magen machte einen Sprung, als würde sie auf einem Delfin wild und ausgelassen über die Wellen reiten. Dieser Mann sah wirklich umwerfend aus, mit den in der Sonne glänzenden braunen Haaren und diesen Augen, die das tiefe Grün von Waldmoos hatten! Das, und dazu noch die zauberhaft charmante Art, mit der er ihre Töchter behandelte – sie war ernsthaft in Gefahr, sich in ihn zu verlieben!
Sie schafften es gerade noch rechtzeitig zu ihrem Anschlussflug nach Lihue. Wieder war Shane zur Stelle und half, die Taschen im Gepäckfach zu verstauen und Grace auf ihren Platz zu setzen.
„Wie es aussieht, sitze ich auf dieser Flugstrecke ein paar Reihen hinter dir. Aber wenn du meine Hilfe brauchst, kann ich gern mit jemandem den Platz tauschen, der nicht so weit weg sitzt.“
Megan sagte sich, dass ein wenig mehr Abstand zwischen ihnen eigentlich gar nicht so schlecht war. So konnte sie ein wenig Luft holen und ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden. „Du hast schon mehr als genug getan. Danke für all deine Hilfe. Ohne dich wäre ich verloren gewesen. Mädchen, bedankt ihr euch bei Caras Bruder dafür, dass er euch mit eurem Gepäck geholfen hat?“
„Ich danke dir“, sagte Grace leise, aber mit einem aufrichtigen Lächeln.
„Danke!“ Sarah hielt ihre kleine Faust hoch, um ihm einen Stoß zu versetzen, so wie sie es bei Nick immer tat.
Shane lachte und presste gehorsam seine geballte Faust gegen ihre. Dann machte er noch eine komplizierte kleine Seitwärtsdrehung und haute ihr leicht von oben auf die Hand. Sarah grinste anerkennend.
„Guten Flug“, wünschte er noch. Dann ging er zu seinem Sitz einige Reihen hinter ihnen, damit er den anderen Passagieren, die auch einsteigen wollten, nicht länger im Weg stand.
Megan musste feststellen, dass sie ihn schon jetzt ein wenig vermisste. Aber sie kämpfte tapfer gegen das Gefühl an.
„Er ist nett, Mom“, sagte Grace, die vor Müdigkeit schon ganz kleine Augen hatte.
Megan zog ihre Tochter an sich und rutschte ein wenig zur Seite, sodass Grace den Kopf in ihre Armbeuge legen konnte.
„Ja. Ja, das ist er.“
Zu Megans Erleichterung saß Jean wieder in ihrer Nähe und konnte helfen, die beiden Mädchen während des langen Flugs zu unterhalten. Als dann aber die Leuchtschrift über den Sitzen erlosch, merkte man doch, dass die Aufregung und die Vorfreude ihren Tribut von den beiden forderten.
Langsam wurden sie launisch und gereizt, auch Megan gegenüber. Und vielleicht hätten sie sich über kurz oder lang in den Haaren gelegen, wenn ihre Mutter nicht wieder ihre Geschichte hervorgeholt und ihnen ruhig und leise vorgelesen hätte. Schon nach wenigen Seiten fielen den Mädchen die Augen zu. Und wie so oft schliefen sie genau zur selben Zeit ein.
Megan beschloss, es ihnen nachzutun und die Gelegenheit...




