E-Book, Deutsch, Band 3211, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Themsen / Corvus Perry Rhodan 3211: Hüter der Schönheit
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8453-6211-3
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Fragmente"
E-Book, Deutsch, Band 3211, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6211-3
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis - das Geisteswesen scheint zwischen den Sterneninseln verschollen zu sein, zersplittert in Fragmente. Diese Fragmente zu finden und wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. Er erkundet dafür die Galaxis Morschaztas und begegnet dort dem HÜTER DER SCHÖNHEIT ...
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1.
Empfangen
»Oh.« Vergeblich versuchte Alissin-Lar, das geistige Nachbild des eben Gesehenen wegzublinzeln, und bestärkte ihre Einschätzung noch einmal. »Huh. Puh!«
»Wie eloquent du heute daherkommst«, amüsierte sich Norma-Jean Bosch.
Die Stimme riss die leitende Schiffsingenieurin der AURA in ihre Umgebung zurück. Ihre Konsole hatte sie vorhin in den Ruhezustand geschaltet, was den Blick auf die anderen Stationen und das Hauptholo in der Mitte der Zentrale freigegeben hatte. Nun, da die aufgefangene Hyperfunkbotschaft abgespielt war, zeigte es wieder die weitere stellare Umgebung.
Alissin seufzte tief, schwenkte ihren Kontursessel in Richtung des Platzes der Zweiten Pilotin und senkte die Lider ein wenig. »Für einen kurzen Moment, holde Sternenpfadnerin, war deine Schönheit in meinem Innersten durch das Strahlen einer Nova überlagert. Aber jetzt sehe ich wieder klar und sehne mich nur noch nach deinem warmen Licht, denn jenes heiße Glühen würde mich wie einen Partikelstrom im Impulsantriebsstrahl vergehen lassen.«
Bosch prustete, dass die Parrlamaks in ihrem kurz geschnittenen violetten Haar zitternde Leuchtspuren hinterließen. Alissin kam es vor, als wuselten die winzigen Tierchen irritiert umher, ehe sie erneut zur Ruhe kamen und kunstvolle Akzente im Haar ihrer Trägerin setzten. Die feingliedrigen Hände der Pilotin in den Holokontrollen zuckten derweil keinen Augenblick. Ungestört von den Vorgängen in ihrem Innern setzte die AURA in der Übersichtsprojektion ihren Unterlichtflug am Rand der Galaxis Gruelfin fort. Bald würde Bosch die nächste Linearetappe einleiten.
Im Kommandositz räusperte sich Uto Sheboygan, der Erste Offizier der AURA. Mit der typischen grollenden Stimme, die den stämmigen Umweltangepassten vom Planeten Epsal zu eigen war, sagte er: »Wenn das die Ewige Ganja selbst war, verstehe ich, warum sie ihr Reich so fest in der Hand hat. Jemand, der selbst in einer holografischen Funkbotschaft dermaßen ... präsent und beeindruckend ist, möchte ich nicht leibhaftig als Gegenspieler begegnen. Aber abgesehen davon – Captain, was denkst du?« Er sah zu der Frau hoch, die neben ihm stand.
Captain Madison Starblanket, die Kommandantin der AURA, spielte gedankenverloren mit der Projektionsbrille in ihrer Hand. Eigentlich hatte sie das Kommando gerade an Sheboygan übergeben, um sich ein wenig auszuruhen, doch sie hatte sich die zufällig aufgefangene Hyperfunkbotschaft aus Morschaztas noch ansehen wollen. Aus der Ruhe würde wohl vorerst nichts mehr werden.
»Ich denke, wir sollten uns dieses System einmal anschauen, das die Ewige Ganja beehren will.« Starblanket setzte die Brille auf und gestikulierte, womit sie Daten aufrief, die ihr direkt in die Sehebene projiziert wurden. »Hm. Keinerlei Angaben zu einem Patschonsystem in der Zentraldatenbank. Haben wir Koordinaten im Navigationsrechner?«
Bosch bewegte ihre Finger und schüttelte den Kopf. »Bislang nicht. Scheint nicht sonderlich bedeutend zu sein. Oder es ist hochgeheim.«
Alissin aktivierte bereits ihre eigenen Kontrollen. »Laut Echoverfolgung ging der Funkspruch von Morschaztas über das hiesige Relaisnetz direkt in Richtung der Staubbereiche. Um eine genauere Spur zu bekommen, müssten wir dort hinfliegen.«
»Das wäre fast genau die Gegenrichtung zu unserer Route«, bemerkte Bosch.
Starblanket warf ihr Paar langer schwarzer Flechtzöpfe zurück. »Trotzdem. Unser Ziel ist Erkundung. Eine solche Gelegenheit dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Bosch, programmiere die nächste Etappe so dicht an die Staubzone heran, wie es nötig ist, um ein genaueres Ziel zu erhalten. Wir wollen in der Staubsuppe keinen Suchflug veranstalten müssen.«
»Verstanden«, sagte Bosch. Ihre schlanken Finger begannen wieder den eleganten Tanz, der Alissin so faszinierte.
»Einsatztarnung, Kommandantin?«, fragte Sheboygan.
»VEEPAND XXXIII. Gib Harrisot Bescheid, dass er wieder in seine Paraderolle schlüpfen darf. Sicherlich ist der Hof der Ewigen Ganja an Murupor interessiert. Womöglich schleust sie uns sogar höchstpersönlich nach Morschaztas ein. – Alissin?«
Die Ingenieurin sah fragend zur Kommandantin. »Hm?«
»Bereite eine Panoptes für den Einsatz vor und check sicherheitshalber all unsere Tarnfunktionen. Und machst du auf dem Weg zum Hangar bitte einen Abstecher zu unserem Gast und prüfst die Lage dort?«
»Muss ich?«
Starblankets schmales, mit einer angedeuteten Seitenneigung des Kopfes gepaartes Lächeln trieb Alissa umgehend in die Senkrechte. »Verstanden. Bin unterwegs.«
Sie mochte kein Fan von Antanas Lato sein, aber der Kommandantin kam man besser nicht quer, so entspannt die Bordatmosphäre im Allgemeinen war. Unter der Chamäleonschicht war und blieb die AURA ein militärisches Aufklärungsschiff.
*
Alissin-Lar schwebte durch die weitgehend leeren und reinweißen Räume der RA nach oben. Die Sextadim-Kapsel bot nicht viel Platz, der Großteil der Einrichtung bestand daher aus einer Art feldstabilisiertem, in der RA integriertem Faltmobiliar, das verschwand, wenn man es nicht brauchte. Die einzige, etwas konsternierende Ausnahme war ein großes rundes Bett, das laut Lato der Eigner Atlan hatte an Bord bringen lassen.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber Atlan hat schließlich einen Ruf zu verteidigen ...
Die gesamte Kapsel maß bei 20 Metern Höhe nur maximal acht Meter am Bauch der aufrechten Tropfenform. Bedachte man, dass der für die Besatzung verfügbare Innenraum zudem durch die verbauten Aggregate und Kontrollen für Antrieb, Lebenserhaltung, künstliche Gravitation, Sensorik und Verteidigung eingeschränkt war und dann noch der Platz für dieses Monstrum von einer Liegestatt wegfiel, mussten die Tage der Reise von der Milchstraße nach Gruelfin für die sechs Besatzungsmitglieder ein recht beengtes Leben bedeutet haben.
Als Alissin beim Passieren eines Decksbodens ein paar Füße und den Sockel eines Kontursessels sah, wusste sie, dass sie die Zentrale erreicht hatte. Kurzzeitig verschwanden Füße und Sessel hinter einem Steuerpult, dann kam der Rest des Mannes in ihr Blickfeld. Er schien völlig in die Kontrollen des Pultes versunken.
Antanas Lato war äußerlich nicht sonderlich bemerkenswert, sah man von seiner asketischen Dürrheit ab. Alissin hatte den Verdacht, dass er beim Essen zu sehr mit dem alphabetischen Sortieren der Beilagen beschäftigt war, um seinem Körper genug Nahrung zuzuführen. 1,90 Meter Körperlänge lag noch im terranischen Erwartungsbereich, das schwarze Kraushaar trug Lato kurz und verzichtete darauf, das spitze Kinn unter seinem ovalen Gesicht mit einem Bart zu bedecken.
Seine ebenfalls schwarzen Augen wirkten meist, als blickten sie in eine Ferne, die außer ihm keiner sehen konnte. In dieser Hinsicht erinnerte er Alissin an die Bordkatze, die sie auf der VERA LUNA dabeigehabt hatten ... oder war es die WEGETEL XI gewesen? Egal. Vielleicht fixierte er vor dem inneren Auge immer irgendwelche Fakten in den höheren Dimensionen des Hyperraums, dessen Studium er sich verschrieben hatte. Äußerst erfolgreich, wie die Bordingenieurin sich beim Durchsehen seiner Titel und Preise hatte eingestehen müssen.
»RA, was für eine Tageszeit haben wir?«, fragte der Hyperphysiker und Dimensiologe unvermittelt.
»Nach Bordzeit der AURA ist es der frühe Mittag des 7. Juli 2096 Neuer Galaktischer Zeitrechnung«, antwortete die Sextatronik der RA mit einer angenehm modulierten Stimme mittlerer Tonlage.
»Ah, gut. Also, äh ... guten Tag, schätze ich?« Antanas blickte fragend auf.
»Guten Tag«, erwiderte Alissin den unbeholfenen Gruß. »Danke, dass du mich gleich eingelassen hast. Kommandantin Starblanket schickt mich mit einem Update. Persönlich.«
Lato schob das in einem Halbkreis um den Kommandosessel bewegliche Steuerpult beiseite und faltete die Hände in seinem Schoß. »Welche Handlungsweise folgert sie aus der, ähm, über modulierte höherdimensionale Wellen empfangenen Informationseinheit?«
Alissin kratzte sich am Hinterkopf. Sie hätte sich denken können, dass die RA den Hyperfunkspruch ebenfalls aufgefangen hatte und Lato sich gemeinsam mit der Sextatronik Gedanken gemacht hatte. »Sie denkt, dass wir uns den Besuch der Ewigen Ganja in einem Sonnensystem außerhalb von Morschaztas nicht entgehen lassen dürfen.«
»Da sind mein Gegenüber und ich mit ihr einer Meinung.«
»Gegenüber?« Alissin war es gewohnt, dass Lato nicht immer die richtigen Worte fand, aber dieses Mal war sie ratlos, was er meinen mochte.
Er warf einen fast sehnsuchtsvollen Blick zum Steuerpult. »Die Sextatronik. Alschoran hat mir erzählt, dass die ... also, diese Leute, die diese Sextadim-Kapseln normalerweise bekommen ...«
»Die Kastellane.«
»... die jeweilige Sextatronik als ihr Gegenüber bezeichnen. Was ich nachvollziehen kann. Hat man die richtige Vertrautheit mit ihr erlangt, ist sie wie ein Spiegel des eigenen Selbst, der einem hilft, die Gedanken zu schärfen und schneller zu Schlüssen zu kommen.«
»Und du hast diese Vertrautheit, obwohl das hier Atlans Sextadim-Kapsel ist?«
Alissin hätte schwören mögen, dass der Teint des Wissenschaftlers an den Wangen etwas dunkler wurde. »Nun, äh, sie und ich teilen eine Ähnlichkeit des Denkens, für die man wahrscheinlich vertrauter mit höherdimensional-komplexen Systemen sein muss, als es ein Laie selbst von so langer Lebenserfahrung wie Atlan jemals sein kann. Na ja, es sei denn, er entscheidet sich irgendwann dazu, sein Hyperphysikstudium aufzufrischen und noch Dimensiologie zu studieren.«
Alissin...




