E-Book, Deutsch, Band 2618, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Themsen Perry Rhodan 2618: Flucht von der Brückenwelt
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-8453-2617-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Neuroversum"
E-Book, Deutsch, Band 2618, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-2617-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Phantastische Themen begeisterten die 1970 in Hamburg geborene Verena Themsen schon früh. Als Kind war sie bereits ein großer Fan von Märchen und Sagen und blieb diesen auch dann noch treu, als Buchserien wie 'Die drei Fragezeichen', 'Leutnant Lennet' oder die Bücher von Karl May in ihren Regalen Einzug hielten. Später kamen die PERRY RHODAN-Serie sowie ATLAN hinzu, und sie entdeckte ihre Leidenschaft für Science Fiction. Während der Schulzeit und in den ersten Semestern des Physik-Studiums publizierte Verena Themsen diverse Kurzgeschichten in kleinauflagigen Fantasy-Zeitschriften. Das fortschreitende Studium, die Promotion und das Berufsleben forderten jedoch ebenso ihren Tribut wie die Gründung einer Familie. Kein Wunder, dass die ohnehin nur als Freizeitbeschäftigung betriebene 'Schreiberei' in den Hintergrund trat. Ideen blieben in der Schublade, es entstanden keine eigenen Geschichten mehr. Es dauerte mehr als zehn Jahre, bis Verena Themsen die Begeisterung ihrer Jugend wieder entdeckte. Sie pflegte Kontakte mit professionellen Autoren und besuchte Schreibseminare, wodurch sie ihr Talent auf eine solide Basis stellte. Sie veröffentlichte Kurzgeschichten und Kurzromane in Amateur-Publikationen und feilte weiter an ihrem Stil. Unter anderem verfasste sie Romane zu einer Fan-Serie, die im PERRY RHODAN-Universum spielte und im Internet publiziert wurde. Dadurch wurden die Autorin Susan Schwartz und die PERRY RHODAN-Redaktion auf sie aufmerksam und unterbreiteten ihr ein Angebot: Sie konnte einen ersten professionellen Roman für die 'Elfenzeit'-Serie schreiben; weitere Beiträge folgten. Anfangs fiel der Autorin das Schreiben nach Exposé nicht leicht: 'Es war neu für mich, nach den Vorgaben eines anderen zu schreiben, und ich befürchtete zunächst, es könnte mich zu sehr einschränken. Aber das Gegenteil ist der Fall - ich muss mir um den großen Handlungsrahmen weniger Gedanken machen und habe mehr kreative Energien übrig für die Bereiche, in denen ich frei fabulieren kann.' Ihren Beiträgen für die 'Elfenzeit' folgten Romane für PERRY RHODAN-Action und PERRY RHODAN-Extra; ihr Einstieg ins Team der PERRY RHODAN-Serie war damit nur eine Frage der Zeit. Verena Themsen lebt in einer Kleinstadt in der Nähe von Heidelberg. Sie ist verheiratet und Mutter einer 'energiegeladenen sechsjährigen Tochter'. Wenn sie nicht an neuen Romanen schreibt, arbeitet sie für eine Firma, die Maschinen für die Elektronikindustrie herstellt.
Autoren/Hrsg.
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1.
Vergangenheit und Gegenwart, gefangen in einem Augenblick ...
Noch immer kämpften Jenke Schousboes Sinne und Hirn mit dem Anblick, der sich ihr bot. Das Gespinst hauchfeiner Fäden, das für den Körper einer toten Superintelligenz stand, war nicht mehr als ein Schattenwurf aus der Vergangenheit. In der Gegenwart existierte dieser Körper nicht mehr.
Was ist geschehen?
Wie ein Echo ihrer eigenen inneren Stimme wisperte Pia Aftanasia Clonfert: »Wo ist er hin?« Die Halbertruserin strich über ihr azurblaues Stoppelhaar, während ihr Blick suchend durch die Gruft wanderte. »Wo ist ALLDARS Körper hin?«
Jenke schüttelte den Kopf.
Vergangenheit und Gegenwart ... erst die Bilder unserer eigenen Vergangenheit in den Spiegelflächen im Nebelflur und jetzt die Vergangenheit eines Leichnams, aufgeprägt auf die Gegenwart, in der er nicht mehr da ist.
»Ich weiß es nicht, Pifa«, sagte sie. »Vielleicht ist er tatsächlich wieder auferstanden. Aber es kommt mir unwahrscheinlich vor.«
Alban Dodds machte eine Handbewegung, die seine silberfarbenen Fingernägel in Jenkes Blick aufblitzen ließ. »Wenn es so wäre, hätte die Allgegenwärtige Nachhut es längst bekannt gegeben und würde nicht mit diesem Brimborium um einen angeblichen Avatar aufwarten.«
Wie unbeeindruckt er wirkt ... vielleicht weil in seiner Heimat Kamash Mystik an der Tagesordnung ist. Oder auch einfach, weil er mehr Jahre auf dem Buckel hat als wir anderen Terraner zusammen. In 175 Jahren kann man eine ganze Menge erleben.
»Und wie geht es weiter?«
Jenke sah zu Dodds herunter und hob die Schultern an. »Wir sind hergekommen, um für die Glückswaisen herauszufinden, was mit ALLDAR geschehen ist. Aber es scheint, als könnten wir ihnen nicht ganz die Antwort geben, die sie erhofft haben.«
Die Glückswaisen bildeten einen Zusammenschluss Gleichgesinnter aus nahezu allen auf Shath vertretenen Völkern, die sich den Bemühungen der Allgegenwärtigen Nachhut widersetzten, die verstorbene Superintelligenz ALLDAR zurückzuholen. Aber wo steckten die Überreste von ALLDAR?
»Trotzdem sollten wir festhalten, was wir hier gefunden haben«, kam aus dem Hintergrund die Stimme von Brutus Lanczkowski.
Jenke stellte das laternenartige halbmetergroße Gebilde ab, in dessen Innerem an einem haarfeinen Faden der kleine Kristall hing, der sie hereingebracht hatte – das Intrantum. Aus einer Tasche ihres SERUNS kramte sie Zachary Aidens multifunktionelles Aufnahmegerät hervor. Der kleine Kasten analysierte neben dem für menschliche Sinne Sichtbaren und Hörbaren viele weitere Dinge und schrieb sie mit. Der Anblick des Gerätes ließ unvermittelt die Erinnerung an den Tod seines Besitzers wieder aufblitzen. Zachary, mit dem sie am Strand gesessen und für kurze Zeit das Gefühl der Vertrautheit geteilt hatte. Zachary, dessen Gehirn sie auf Faland nach den Bräuchen der Favadarei in das Totenhirn eingebettet hatten.
»Ich mache das«, sagte Pifa und griff nach dem Gerät, als Jenke es gerade dem Major reichen wollte. »Ich weiß in etwa, wie das Ding funktioniert.«
Jenke überließ Pifa den Rekorder. Die Ingenieurin würde noch die besten Chancen haben, alles aus dem Gerät herauszuholen.
Während sie wartete, glitt Jenkes Blick an Major Lanczkowski vorbei zu Captain Abraham Pettazzoni. Ebenso wie sein Vorgesetzter behielt er die Umgebung mit wachem Blick und der Hand auf der Waffe im Auge. Wie oft mochten seine Gedanken wohl in letzter Zeit zu seiner Familie in Terrania gereist sein? Er hatte kaum Gelegenheit gehabt, die Zwillinge kennenzulernen, die seine Frau wenige Tage vor dem Start zur Welt gebracht hatte. Stattdessen waren sie alle auf einer Welt zurückgeblieben, auf der die Dinge zusehends aus dem Lot gerieten.
Jenke wollte sich nicht vorstellen, was für Gefühle ihn plagten, wenn er ihre Holos betrachtete.
Hinter den beiden Soldaten ragten die fadendürren Gestalten der beiden Favadarei Shimco Patoshin und Kulslin Finukuls auf, die gemeinsam mit dem auf der VAHANA gebliebenen Clanältesten Blaspa Antublas ihre Heimat Faland verlassen hatten, um sie zur Brücke zwischen ihrem Planeten und der toten Welt Shathfauth zu begleiten.
Jenke bezweifelte, dass sie jemals erwartet hatten, bei der Reise auf das bei ihnen sagenumwobene Shath, wie sie die Planetenbrücke nannten, einen solchen Anblick zu erleben.
»Ich bin so weit«, verkündete Pifa und riss Jenke damit aus ihren Überlegungen.
Sie wandte sich Pifa zu, die den Aufzeichnungswürfel hob. Auf ein Nicken hin begannen sie.
*
Ein Dröhnen in der Ferne ließ Jenke stocken. Sie hatte gerade in ihrer Funktion als Expeditionsleiterin einige Erläuterungen zu ihrem Hiersein und ihren Absichten abgeschlossen und wollte nun das Vorgefundene schildern. Erschrocken hielt sie inne und sah zum Major. Dieser hatte bereits mit einem Wink zu Captain Pettazzoni reagiert. Mit gezogenem Nadler eilte dieser durch den Gang zurück, unbeeindruckt von den hüpfenden, schleichenden, kriechenden und taumelnden Spiegelungen seiner selbst, die ihn begleiteten.
Eilig setzte Jenke ihre Erläuterungen fort, damit alles erfasst war, bevor sie womöglich überstürzt fliehen mussten. Ihr Blick blieb dabei an der Stelle haften, an der der Soldat im Dunkel verschwunden war. Eine Weile später tauchte er wieder auf und erstattete Major Lanczkowski leise Bericht.
Jenke schloss ihre Zusammenfassung ab und bedeutete Pifa, die Aufzeichnung zu beenden.
»Lanz?«
»Wir sollten schnellstmöglich hier weg«, sagte Major Lanczkowski. Jenke bewunderte ihn für die unerschütterliche Ruhe, die er trotz der Dringlichkeit in seiner Stimme ausstrahlte. »Jemand versucht anscheinend, gewaltsam in das Innere vorzudringen. Hier sitzen wir in einer Sackgasse.«
Pifa gab Jenke das Aufzeichnungsgerät zurück. »Warum nehmen sie nicht einfach den Durchgang wie wir?«
»Wahrscheinlich gibt es nur ein Intrantum«, antwortete Jenke. »Zu unserem Glück.«
Erneut hallte der Ton durch die Gruft. Die Expeditionsleiterin nahm den Schlüsselkristall in seinem Gehäuse wieder auf und nickte Lanczkowski zu. Sie mussten hier weg.
Sie folgten dem nur als eine Lücke im Nebel definierten Gang zurück zum Tor und traten wieder in das weit ausgedehnte Gespinst, das den gesamten Raum um die Gruft erfüllte. Unzählige Fäden aus unbekanntem Material verwoben Knotenpunkte verschiedenster Größen und Formen miteinander.
Nach den Worten des Alten Ship ruhten dort Erinnerungen und Wissen einer Superintelligenz und ihrer Hilfsvölker. Jenke wünschte sich, sie hätten vorher einen Weg gefunden, eine Verbindung zu diesem Archiv herzustellen. Nun lief ihnen die Zeit davon.
Deutlich hörten sie die Schläge, deren Nachvibrieren in der Luft zwischen den schimmernden Fäden an den Hall eines Gongs erinnerte. Dazu kamen Geräusche, als würde jemand unter ihren Füßen schleifen und bohren. Man versuchte tatsächlich, von der Oberfläche der Planetenbrücke zu ihnen durchzudringen.
»Sie müssen wissen, dass wir durch das Siegel hier hereingekommen sind«, sagte Lanczkowski. »Was wiederum heißt, dass sie uns da draußen unter dem Stahlschirm erwarten dürften, da es für uns keinen anderen Weg zurück gibt.«
»Wir könnten abwarten, bis sie mit ihrem Durchbruch fertig sind, und versuchen, sie dort zu überraschen«, schlug Jenke vor.
Der Major wiegte den Kopf. Sein schlohweißes Haupthaar hatte nichts mit seinem Alter zu tun, auch wenn man manchmal kaum glauben konnte, dass ein 40-Jähriger eine solche Gelassenheit an den Tag legen konnte wie er. »Wir wissen nicht, wie der Durchgang beschaffen sein wird. Außerdem werden sie dort sicher mit Angriffen rechnen. Drittens verlieren wir wertvolle Zeit, während wir warten.«
»Wir könnten in der Zeit versuchen, das Archiv anzuzapfen«, warf Pifa ein.
Jenke schüttelte den Kopf. Die Erinnerung an ihren ersten Versuch, etwas über das Archiv herauszufinden, saß ihr noch unangenehm in den Knochen. »Ihr habt gesagt, dass ich zehn Minuten reglos war, als ich einen der Knotenpunkte berührt hatte. Wir können so etwas nicht riskieren, wenn jederzeit jemand hier hereinkommen kann.«
»Also zum Siegel!«, ordnete Lanz an.
Jenke führte die kleine Expedition zurück zu dem kreisrunden Stück Metallplastik, durch das sie gekommen waren. Wie ein Stück Himmel, das zu Boden gezogen worden war, schimmerte es in hellem Blau. Erneut hob sie das Intrantum, Schlüssel und Kompass zugleich, und deutete in Richtung der Ausschläge des Kristalls. »Dort drüben müssen wir hin.«
»Jeder kennt noch seine Route zum Treffpunkt?«, fragte Lanz, während sie dicht beisammen auf die Plattform traten.
Sogar die Favadarei, für die dies eine fremde Bewegung war, nickten.
»Gut.« Mit knappen Worten legte der Major fest, wie sie aus dem Stahlschirm fliehen würden.
Die asymmetrischen Ausschläge des Kristallpendels wurden schließlich bei jedem Schritt rasch kürzer. Jenke blieb stehen. »Wir sind gleich da.«
»Waffen bereit und Deflektoren an.«
Jenke zog ebenso wie die anderen ihren Paralysator.
Auch die Favaradei hielten je eine der Waffen in der Hand. Unter ihren Überwürfen wusste Jenke Gurte mit Aggregaten, die Pia Clonfert aus SERUN-Ersatzteilen zusammengestellt hatte. Sie gewährten nicht den gleichen Schutz wie ein kompletter Anzug, doch sie hatten nichts für Shimcos und Kulslins Größe Passendes an Bord der VAHANA gehabt. Immerhin war es besser als nichts. Dennoch machte sich Jenke um sie noch die meisten Sorgen. Sie hatten keinerlei militärische Ausbildung genossen. Aber es war zu spät, etwas...




