E-Book, Deutsch, 176 Seiten
THiLO Die fliegende Schule der Abenteurer (Bd. 4)
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-649-64306-7
Verlag: Coppenrath
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Maske der Medusa
E-Book, Deutsch, 176 Seiten
Reihe: Die fliegende Schule der Abenteurer
ISBN: 978-3-649-64306-7
Verlag: Coppenrath
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Archäologie-Unterricht in Griechenland! Bei der Ausgrabung der sagenumwobenen Stadt Troja stoßen die ACE Scouts auf eine geheimnisvolle Maske aus Ton. Diese Entdeckung bringt Connor in eine lebensgefährliche Lage und ein nervenaufreibender Wettlauf mit der Zeit beginnt. Um ihn zu retten, müssen Oni, Belle und Oliver es mit Feuer speienden Fabelwesen, Zentauren und eine Sphinx aufnehmen. Ob Onis Tierkommunikatinskräfte dafür ausreichen? Dieses Mal scheint alles verloren. Oder gibt es doch noch eine Rettung für Connor?
Weitere Infos & Material
Mutterseelenallein
Die Ausgrabung Trojas
Der Fluch der Kassandra
Anubi haut ab
Poseidon zürnt erneut
Wir sind hier nicht allein
Ein Haupt von Schlangen
Rettungsversuche
Lysandros
Die, der keiner glaubt
Ein geflügelter Freund
Oben ist unten
Durst ist schlimmer als Heimweh
Nicht aufgeben!
Eine irdische Drehung ordentlichen Navigierens
Tausendjährige ehrwürdige Mauern
Die Wiedergutmachung
Anubi haut ab
Um 19 Uhr hatte Harold Godric McFinnegan endlich ein Einsehen und entließ seine Schüler für den heutigen Tag. Vor der Küche des Camps kamen alle Helfer zum Abendessen an einem langen Tisch zusammen. Oni sog genießerisch den Duft ein. Lambraki, ihr griechischer Koch, hatte sich wieder einmal selbst übertroffen. Es gab Moussaka, frisch gebackenes Fladenbrot und dazu jede Menge Oliven, Schafskäse und Salat. Wenigstens das fühlte sich ein kleines bisschen wie Urlaub an. „Es würde noch besser schmecken, wenn ich die Gabel halten könnte“, grummelte Connor. „Aber vom Schaufeln habe ich eine Blase neben der anderen.“ Simona Mendoza lachte. „Deine Hände sind also zu weich, dagegen gibt es eine sehr gute Medizin: noch mehr Arbeit.“ Schmunzelnd zwinkerte sie Connor zu. Die griechischen Helfer am Tisch lachten, schließlich musste auch Connor grinsen. „Klar“, antwortete er. „Der Tag hat schließlich vierundzwanzig Stunden. Und wenn die nicht reichen, nehme ich eben noch die Nacht dazu.“ Mendoza lachte. „Das nenne ich die richtige Einstellung. Prost, Leute! Oder, wie die Griechen sagen: Jámas!“ Die Doctora hob ihr Glas und alle taten es ihr gleich. Nach dem Essen machten McFinnegan und sie aber immer noch nicht Schluss. Kaum hatten sie Messer und Gabel fallen gelassen, standen sie schon wieder an der Bireme und diskutierten über antike Schifffahrt. TICI, die KI-Einheit aus dem Sky Explorer, schwirrte um die beiden herum. Mister McFinnegan nutzte ihr eingespeichertes Wissen, um Einzelteile analysieren zu lassen. Am Horizont näherte sich die Sonne langsam dem Meer. „Kommt“, schlug Oni vor. „Den Sonnenuntergang sehen wir uns vom Hügel aus an.“ Connor, Belle und Oliver folgten ihr den schmalen Fußpfad aufwärts. Anubi sprang begeistert neben ihnen her. Mit ihrem Zirpen hatten die Zikaden ihn auf sich aufmerksam gemacht – scheinbar eine Delikatesse für Erdmännchen. „Irre!“, platzte es aus Belle heraus, als sie die Kuppe erreicht hatten. Der Ausblick war wirklich einmalig. Die ganze Bucht war zu sehen, von der Bireme aus winkten ihnen Mendoza und McFinnegan zu. Die Sonne war nun bereits zur Hälfte im Wasser versunken und tauchte alles in ein märchenhaftes orangefarbenes Licht. „Hier hat auch König Priamos immer gestanden“, sagte Oni in ihrer Begeisterung und biss sich dann auf die Lippen. Sie wollte das Thema nicht wieder anschneiden, aber dafür war es nun zu spät. „Jetzt fängst du auch noch damit an!“, regte Connor sich auf. „Könnt ihr nicht einfach akzeptieren, dass all das nur ausgedachte Geschichten sind? Ich glaube, mir würden die Ausgrabungen tatsächlich Spaß machen, wenn wir uns einfach auf das konzentrieren, was real ist: Da war eine Stadt, wir buddeln sie aus. Aber immer diese Sagen …!“ Oni holte tief Luft. „Ich muss euch noch was zeigen, solange es noch hell ist“, verriet sie. „Meinen Lieblingsbaum.“ Sie führte ihre Freunde zu dem Olivenbaum, auf dem sie am Nachmittag ihre Pause verbracht hatte. „Wow!“, rief Belle begeistert. „Ich habe selten einen so besonderen Baum gesehen. Der Stamm ist ja gedreht wie ein Korkenzieher.“ Oni legte ihre Hände auf die rissige Rinde. Mit der Gabe ihrer Urgroßmutter konnte sie deutlich das Alter dieses Baumes erspüren. „Er ist über fünftausend Jahre alt“, sagte sie und war selbst über diese Zahl erstaunt. Oliver interessierte sich nicht besonders für Bäume, jetzt aber horchte er auf. „Dann stand er also auch zur Zeit des Trojanischen Krieges schon hier“, fiel ihm auf. Trotz der Dämmerung konnte Oni erkennen, wie Connor genervt zum Himmel blickte. „Ja, es war Kassandras Lieblingsbaum“, versuchte er dann ernst zu sagen, musste aber sofort wieder grinsen. „Connor Blaze!“, rief Belle säuerlich. „Es reicht!“ Connor aber stellte sich hinter den Stamm, sodass Oni und die anderen ihn nicht mehr sehen konnten. „Ich … ich sehe die Zukunft voraus …“, säuselte Connor aus seinem Versteck in geheimnisvollem Ton. „Bald werden wir am Strand liegen und Eis essen, bis uns schlecht wird …“ Oni, Belle und sogar Oliver lachten. „Das glaube ich dir nicht, Kassandra Blaze“, rief er seinem Freund zu. Connor sprang hinter dem Baum hervor. „Das beweist doch, dass es stimmt“, rief er mit ernstem Gesichtsausdruck zurück. „Ich kann die Zukunft sehen, ich kann die Zukunft sehen!“ Anubi flitzte zu ihm und kletterte an Connor empor. Von seiner Schulter aus sprang er auf den Olivenbaum. „Anubi ist neidisch auf meine neue Gabe“, alberte Connor weiter. „Er will nun auch …“ Plötzlich änderte Connor seine Tonlage. Das Witzige war abrupt verschwunden, stattdessen klang er besorgt. „Hey, Anubi, wo willst du denn hin?“ Oni hörte Anubi kreischen. Sie konnte nicht verstehen, was ihr Erdmännchen rief. Aber in ihrem Inneren schrillten alle Alarmglocken. Irgendetwas stimmte nicht. Augenblicklich rannte sie los. Mit fünf Schritten war sie bei Connor. „Was ist mit Anubi?“, brüllte sie in Panik. Connor hob abwehrend die Hände. „Er … er ist in den Spalt da im Stamm geschlüpft“, erklärte er. „Ich hab nichts gemacht!“ Oni erkannte die Stelle wieder. Das Loch war genau dort, wo sie vor ein paar Stunden mit ihrem Fuß hängen geblieben war. Das abgebrochene Stück Rinde hatte einen Hohlraum freigegeben, der unter ihr verborgen gewesen war. Oni wurde eiskalt. Jetzt erinnerte sie sich, wie aufgeregt Anubi schon am Nachmittag deswegen gewesen war. Der Fluch der Kassandra!, durchzuckte es Oni. Anubi hat mir etwas Wichtiges sagen wollen, aber ich habe ihm nicht zugehört … Oni hielt sich mit beiden Händen an dem dicken Baumstamm fest und streckte ihren Kopf in den Riss. „Anubi?“, rief sie in den Baum hinein. Das Holz schluckte ihre Stimme. Das Loch war nicht breit genug, dass auch Oni hineinschlüpfen konnte. Nur mit ihrem Arm konnte sie darin herumtasten. Längst war es zu dunkel, um klar zu sehen. Wie tief ging es in den Baum hinein? Führte der schmale Gang nach oben oder unten? Oni wusste es nicht. Eine schreckliche Angst machte sich in ihrem Herzen breit. Damals im Hochwald von Äthiopien hatte sie Anubi versprochen, immer auf ihn aufzupassen. Dieses Versprechen durfte heute nicht gebrochen werden. „Anubi!“, rief Oni noch einmal. Belle, Oliver und Connor klopften den Stamm mit Stöcken ab. Auch sie riefen ununterbrochen den Namen des Erdmännchens. Oni beugte sich so weit in den Stamm, wie der Spalt es zuließ. Endlich erspürten ihre Finger etwas Haariges. Es war Anubis Schwanz. Und er bewegte sich! Vorsichtig zog Oni. Kurz darauf bekam sie ein Bein zu packen. Anubi kreischte, aber nicht vor Schmerz. Er hatte festgesteckt und freute sich nun, dass er wieder freikam. „Anubi, was machst du denn?“, presste Oni hervor. Tränen der Erleichterung liefen ihr über das Gesicht. „Ich … Ürks … Ich habe was gefunden, du …“, antwortete Anubi erschöpft. Jetzt hatte Oni seinen Bauch umklammert und hob ihn sanft nach draußen. Glücklich drückte sie den kleinen Kerl an sich. „Puh, da hast du uns aber einen ganz schönen Schrecken eingejagt“, gestand auch Oliver. „Ich dachte schon …“ Mitten im Satz brach Oliver ab. „Was hast du denn da?“, murmelte er in sich hinein. Er nahm Anubi sein Fundstück aus den Pfoten. Oni drehte den Kopf. Auch sie wollte natürlich sehen, warum Anubi sich in Lebensgefahr begeben hatte. Oliver hielt eine etwa zwanzig Zentimeter lange Figur aus Bronze in den Händen. „Ein geflügeltes Pferd“, stellte Oliver fest. „Ein Pegasus. Wenn die Figur aus der Zeit Trojas stammt, dann hat Anubi eine Sensation gefunden!“ In diesem Moment krachte Donner los. Oni sah zum Himmel – und verstand nicht, was da vor sich ging. Eben noch hatten sie bei klarem Himmel die Sonne versinken sehen. Jetzt türmten sich pechschwarze Wolken auf. Blitze zuckten. Wie konnte das sein? „Zurück zu den Baracken!“, kommandierte Connor. Oni presste Anubi an sich und rannte los. Kaum waren die ACE-Scouts ein...