E-Book, Deutsch, Band 1, 480 Seiten
Reihe: Krieg der Drachen
Thomas / Finn Glühender Zorn
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-492-97882-8
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Krieg der Drachen 1
E-Book, Deutsch, Band 1, 480 Seiten
Reihe: Krieg der Drachen
ISBN: 978-3-492-97882-8
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
F. I. Thomas ist das Pseudonym des erfolgreichen norddeutschen Autors Thomas Finn. Der ausgebildete Werbekaufmann und Diplom-Volkswirt ist preisgekrönter Spiele- und Romanautor und hat einige Jahre als Lektor und Dramaturg sowie als Chefredakteur bei Nautilus gearbeitet. Er liebt die Fantasy in all ihren Facetten. Im Spielbereich stammen zahlreiche Abenteuer-Publikationen aus seiner Feder, darunter weit über ein Dutzend Titel des beliebten deutschen Fantasy-Rollenspiels 'Das Schwarze Auge'. Seine ersten Erzählungen entstanden bereits in der Teenagerzeit, heute arbeitet Thomas Finn hauptberuflich als Roman-, Spiel-, Theater- und Drehbuchautor. 'Glühender Zorn' ist der Auftakt zu einem großartigen High-Fantasy-Epos um den 'Krieg der Drachen' und steht auf der Longlist zum Deutschen Phantastik Preis 2018! Entspannung findet der Autor bei Spiel, Sport und Breakdance.
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Prolog
Das Schlachtfeld war übersät mit verbrannten Leichen.
Es waren Hunderte. Aberhunderte.
Jene, die das Drachenfeuer am schlimmsten erwischt hatte, waren zu unkenntlichen schwarzen Gestalten verkohlt, die hilflos nach dem Himmel zu greifen schienen. Dazwischen lagen aufgeblähte Leiber, deren verschmortes Fleisch die Luft mit einem unerträglichen Geruch erfüllte. Noch immer krampften sich ihre Hände um Waffen, die sie nicht mehr einsetzen konnten.
Inmitten der Rauchschwaden, die von zahllosen Brandherden aufstiegen und träge über das Schlachtfeld wehten, hielten einzelne Reiter zwischen den Leichen nach Verletzten Ausschau. Andere stachen mit ihren Lanzen auf überlebende Drachendiener ein.
Der Zauberer trat vor, denn auch zwei ihrer eigentlichen Feinde waren dort unten im Tal.
Drachen. Tote Drachen.
Unweit dreier zerrissener Pferde und ihrer Reiter lag ein blau geschupptes Monstrum von der Größe eines kleinen Segelschiffs. Cundrath.
Noch bis vor wenigen Wochen hatte der Lindwurm grausam über ein Gebiet am Oberlauf des Großen Flusses geherrscht. Jetzt war sein Leib übersät von Pfeilen, Bolzen und Katapultspeeren, und der Zauberer erkannte, dass es den Männern gelungen war, ihm eine seiner gewaltigen Schwingen abzuschlagen. Ein weiterer Drachenleib lag weiter hinten zwischen den Bäumen. Die geflügelte Kreatur hatte bei ihrem Absturz eine tiefe Schneise in den Wald geschlagen.
Die Drachen waren zwar schon lange nicht mehr so zahlreich wie in den ganz alten Tagen, doch vor 200 Jahren – während des Zweiten Drachenkrieges – war es ihnen gelungen, abermals Teile des Nordens zu unterwerfen. In den beiden zurückliegenden Jahrhunderten hatte Drachenkönig Yolsulgur weniger mit Gewalt, dafür mit List und Magie versucht, die standhaften freien Reiche gegeneinander auszuspielen. Er und die anderen Drachen hatten mit ihrer Magie das Wetter verändert, so die Ernten ganzer Jahre vernichtet und für Hunger und ausbrechende Krankheiten gesorgt. Sie hatten die Menschen gezwungen, in den Bergen Gold für sie abzubauen und ihnen als Tribut Sklaven zu überlassen. Das Schicksal dieser Unglücklichen hatte sich selbst den Zauberern vom Orden der Stäbe erst allmählich offenbart. Die menschlichen Diener der Drachen hatten Revolten gesät und versucht, die Reiche von Innen her zu stürzen.
Trotz all der Verluste würde die heutige Schlacht daher in die Annalen der Jungen Königreiche eingehen. Die Kunde vom Sieg über den Drachenkönig würde sich rasch verbreiten. Boten überall im Land würden das Ende des Dritten Drachenkrieges verkünden.
Die Völker lechzten nach Frieden.
Doch zu welchem Preis?
Vom Schlachtfeld aus näherten sich drei Reiter in schimmerndem Kürass dem zurückeroberten Drachenthron. Sie mussten weiter unten am Berg absteigen, um auf der von Geröll und Leichen übersäten Anhöhe nicht ihre Reittiere zu gefährden. Ihre grün-gelben Wappenröcke verrieten dem Zauberer, dass die Ritter aus dem Königreich Waldaleth stammten.
Ihre Rüstungen waren kunstvoll mit Rankenornamenten verziert und auch der Stahl ihrer Waffen war härter als jener der anderen Verbündeten. Der Magier verzog geringschätzig die Lippen. Die Waldalether entstammten dem einzigen der Jungen Königreiche, das ihren einstigen Gönnern noch die Treue hielt: den Elfen.
Vermutlich würde sich die Menschheit auch heute noch in Höhlen und dunklen Wäldern verkriechen, wären nicht vor 600 Jahren aus dem fernen Westen die Schiffe des Alten Volkes an den Küsten erschienen. Die Legenden kündeten von einem nicht näher beschriebenem Unglück, das ihre einstige Heimat verheert hatte. Für ihrer aller Vorfahren hatte ihr Erscheinen einen Wendepunkt markiert, denn ebenso wie die Drachen beherrschten die geheimnisvollen Neuankömmlinge die Zauberei.
Die Elfen hatten die geknechteten Bewohner des Landes zum Widerstand ermutigt, sie im Ersten Drachenkrieg gegen ihre Unterdrücker angeführt und es tatsächlich geschafft, die Drachen zu vertreiben. Gleich hier, unmittelbar am Drachenthron, hatten sie daraufhin ihre Stadt Sil’Bariath errichtet, die im ganzen Land die Strahlende genannt wurde.
In ihrem Schutz waren bis hinunter zur Wogensee neue Reiche und Stadtstaaten entstanden. Auch die Magier vom Orden der Stäbe verdankten ihre arkane Kunst den Unterweisungen und Hinterlassenschaften des Alten Volkes.
Und doch empfand der Zauberer den Elfen gegenüber nur wenig Dankbarkeit.
400 Jahre nach dem erstmaligen Sieg über Yolsulgur war der Drachenkönig wiedergekehrt und hatte im Zweiten Drachenkrieg den Drachenthron von den Elfen zurückerobert. Die Drachen hatten die Vulkane in den nahen Bergen geweckt und Feuer und Asche auf Sil’Bariath niederregnen lassen. Die Elfen waren daraufhin feige ins Unbekannte geflohen und hatten die übrigen freien Völker von einem Tag auf den anderen sich selbst überlassen.
Heute waren sie nicht mehr als eine verblassende Erinnerung.
Allein die Waldalether, die sich stets als vom Alten Volk auserwählt betrachtet hatten, wollten trotz ihrer Enttäuschung nicht von ihnen lassen.
Die drei Ritter erreichten das Plateau vor der Drachenhöhle, und ihr Anführer nahm schwer atmend seinen Helm ab. Man sah dem jungen Mann die Anstrengungen der zurückliegenden Schlacht an, dennoch wirkte sein Blick klar und wach.
»Meister!« Er und seine Begleiter verbeugten sich.
Der Zauberer nickte den Rittern zu. »Ihr seid?«
»Mein Name ist Kaleth von Blauquell. Ich bin die rechte Hand von Hauptmann Barion. Barion ist im Drachenfeuer umgekommen, und so führe ich jetzt die Männer an.«
»Wie viele von ihnen haben überlebt?«
»Etwa siebenhundert – von viertausend.« Der Ritter senkte niedergeschlagen den Blick. »Es liegt jetzt an mir, König Belegius über den Schlachtausgang zu unterrichten. Unter den Männern kursiert das Gerücht, dass der Sieg diesmal endgültig sei. Ist das wirklich wahr?«
Hinter sich hörte der Zauberer Schritte und als er über die Schulter schaute, sah er zwei seiner Ordenskollegen aus der Drachenhöhle treten. Einen Mann und eine Frau. Beide stützten sich auf schlanke Stäbe. Letztere war für ihre Schönheit bekannt, doch jetzt war sie ebenso von dem Kampf gegen Yolsulgur gezeichnet wie die übrigen. Ihr langen Haare waren von grauen Strähnen durchsetzt und ihr Gesicht von tiefen Falten durchzogen.
Die Ritter verbeugten sich auch vor ihnen.
Der Zauberer wandte sich Kaleth von Blauquell zu. »Richtet Seiner Königlichen Majestät aus, dass wir die Drachen ausgelöscht haben. Diesmal endgültig.«
Die Männer schauten ihn ungläubig an und erstmals erlaubten sie sich ein Lächeln.
»Wir werden dem mit Freude nachkommen«, sprach Kaleth von Blauquell. »Mehr noch: Wir werden dafür sorgen, dass sich die Nachricht überall in den Jungen Königreichen verbreitet.«
Abermals verneigten sie sich, dann machten sie sich an den Abstieg.
Die beiden Magier traten neben ihn.
»Wie viele von uns sind noch übrig?«, fragte der Zauberer.
»Es haben sich noch nicht alle gemeldet«, meinte sein Kollege zögernd. »Ich befürchte, kaum ein Dutzend. Auch unser Blutzoll ist hoch. Ganz zu schweigen von den anderen Opfern, die wir erbracht haben.«
»Niemand darf wissen, was dort drinnen vorgefallen ist«, sagte der Zauberer beschwörend, »noch, was wir dort gefunden haben.«
Seine Kollegin nickte in düsterem Einvernehmen. »Was schlägst du vor, was wir jetzt tun sollen?«
»Wir werden den Einstieg in den Berg versiegeln. Danach müssen wir einen Weg finden, um das Tor weiterhin geschlossen zu halten.«
»Unmöglich«, widersprach der Magier neben ihm. »Sieh uns doch an. Du weißt selbst, dass uns dafür zu wenig Zeit bleibt.«
»Dann werden wir es eben wie die Drachen halten«, sagte der Zauberer ungehalten. »Wir werden uns der Magie Yolsulgurs bedienen.«
»Drachenmagie!?« Entgeistert blickte sein Kollege ihn an. »Du willst …? Niemals! Ist dir nicht klar, was das bedeutet? Das würde mit all unseren Traditionen –«
»Welche Traditionen?«, unterbrach ihn seine Kollegin bissig. »Wir haben uns doch nur zusammengeschlossen, um gegen die Drachen zu bestehen. Ein Zweckbündnis. Mehr nicht. Und jetzt gibt es nur noch uns. Skrupel können wir uns nicht leisten.«
»Nein, da mache ich nicht mit!«, antwortete der Magier wütend.
»Es ist aber notwendig!«, widersprach der Zauberer.
»Das ist mir egal. Dann trennen sich unsere Wege eben. Und ich werde die anderen –«
Die Hand des Zauberers schnellte vor, packte seinen überraschten Kollegen am Hals und hinderte ihn so am Weitersprechen. Der versuchte sich noch zu wehren, doch statt eines Zaubers entstieg seiner Kehle bloß ein verzweifeltes Röcheln, während er erstarrte und sich seine Haut steingrau färbte.
Der Zauberer ließ den Verwandelten los. Steif wie eine Statue kippte er neben sie auf das Plateau und sein Körper zerbrach rumpelnd in drei Einzelteile.
Die Magierin trat einen Schritt zurück und betrachtete den Toten ungerührt. Dann sah sie sich argwöhnisch zur Drachenhöhle um. »Was, wenn von den anderen auch nicht alle mitmachen wollen?«
Der Zauberer verengte die Augen. »Die, die sich weigern, werden wir ebenfalls beiseiteräumen. Eine kleine Gruppe reicht.«
Seine Kollegin ließ ihren Blick über das Schlachtfeld wandern und lächelte böse. »Nein, wir...




