E-Book, Deutsch, Band 2, 361 Seiten
Reihe: The Golden Boys
Thorne Kings of Cypress Pointe - Bitter Regrets
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7363-2261-5
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 361 Seiten
Reihe: The Golden Boys
ISBN: 978-3-7363-2261-5
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
WEST GOLDEN - leicht zu hassen, unmöglich, ihm zu widerstehen
Blue Rileys Ruf ist zerstört, als das verhängnisvolle Video mit ihr und dem berüchtigten Quarterback der Cypress Prep School an die Öffentlichkeit gelangt. Und nicht nur das: Auch ihr Stipendium ist dadurch in Gefahr, während Wests Position als König von Cypress Pointe unangefochten bleibt. Doch Blue gibt nicht auf, sondern ist entschlossen, zurückzuschlagen und ihren Platz an der Eliteschule zu behalten. Für Blue ist West Golden gestorben, auch wenn es so scheint, als versuche er, sich mit ihr zu versöhnen, und der Verdacht aufkommt, hinter dem Leak könnte mehr stecken, als Blue ahnt ... oder?
»Ich liebe die Enemies-to-Lovers-Vibes zwischen West und Blue und das Hin und Her, während sie beide mit ihren Gefühlen füreinander kämpfen.« SUNNY SHELLY READS
Band 2 der KINGS OF CYPRESS POINTE-Reihe von den Bestseller-Autorinnen Rachel Jonas und Nikki Thorne
Rachel Jonas(die auch unter dem NamenNikki Thorneschreibt) lebt mit ihrer Familie in Michigan und ist eine begeisterte Gamerin. Sie gibt den Charakteren, die sie darum anflehen, dass ihre Geschichten erzählt werden, was sie wollen, und hat bereits mehrere abgeschlossene New-Adult-Serien geschrieben.
Weitere Infos & Material
1
BLUE
Es nimmt kein Ende.
Diese Demütigungen. Der Hass, den sie eifrig verbreiten, wo sie nur können – sichtbar für alle.
Und das Schlimmste ist, dass sie nicht nur hinter mir her sind. Eine Meute gehässiger Teens von der South Cypress High – Mädchen und Jungs – nehmen nun auch Scar ins Visier.
Ich habe nicht einmal den Mut, sie selbst anzurufen. Stattdessen spreche ich alle paar Stunden mit Jules, die nach ihr sieht, und vergewissere mich, dass Scar klarkommt. Jules sagt mir jedes Mal das Gleiche: Dass es ihr bestens geht und sie sich vor allem um mich Sorgen macht.
Ich vergrabe mein Gesicht im Kissen, als meine Augen eine Pause vom Handydisplay brauchen. Die Scham – mein ständiger Begleiter – rollt sich neben mir zusammen und lässt mich keine Sekunde vergessen, dass die Bilder immer da sein werden, egal, was ich tue.
Welche Gedanken sind Scar durch den Kopf gegangen, als sie das Video gesehen hat? Nachdem ich sie mit Shane ertappt habe, habe ich ihr mehr als deutlich klargemacht, dass wir aufpassen müssen, mit wem wir uns einlassen. Wie sich herausstellt, hätte ich mal besser auf meinen eigenen Rat hören sollen.
Ich bin eine solche Idiotin.
Jetzt bin ich offiziell als die Hure von der Cypress Prep abgestempelt. Nein, ich bin nicht Wests erste Eroberung, aber ich bin die Erste, die zugelassen hat, dass es gefilmt und anschließend geleakt wird, damit die ganze Welt es sieht. Ich bin ebenfalls die Erste, die sofort danach fallen gelassen wurde – vor aller Augen.
Mit dem Stolz ist das so eine Sache, denn ich glaube, dass es mein Stolz ist, der am meisten leidet. Es geht nicht so sehr darum, dass nun dieses Video kursiert, sondern dass West und ich uns dem nicht gemeinsam stellen.
Ich bin allein.
Mein Blick wandert zurück zum Handy, und ich bin nicht überrascht von den vielen neuen Kommentaren, eine Flut fieser Beschimpfungen und Sticheleien. Keine davon richtet sich gegen West, sondern alle nur gegen mich.
»Willst du den Mist nicht endlich weglegen? Du machst dich noch verrückt, B.«
Ein genervtes Schnauben, als das andere Bett hinter mir knarrt, ist der Beweis für Rickys Frustration, aber ich drehe mich nicht um, sondern meide seinen strengen Blick. Trotzdem kann ich ihn spüren. Mit diesem Blick beobachtet er mich nämlich schon seit zwei Stunden, während ich durch den Shitstorm in den sozialen Medien scrolle.
Ist mir bewusst, wie ungesund das ist? Natürlich, aber ich kann nicht damit aufhören. Nicht jeden Tag kann ein Mensch in Echtzeit dabei zusehen, wie die Welt um ihn herum einstürzt. Nicht jeden Tag bekommt man die ungefilterten Gedanken und Meinungen der anderen zu lesen, während sie sich auf der Plattform ihrer Wahl austoben.
Die Meinung ist einhellig. Sie halten mich für leicht zu haben und sehr naiv, weil ich das zugelassen habe. Offensichtlich ist es nicht gut für den Ruf eines Mädchens, mit einem Kerl zu schlafen, der einen gleich danach abserviert. Gedemütigt trifft nicht im Ansatz, was ich empfinde. Es gibt noch so viel mehr als das.
Verletzt.
Wütend.
Angewidert von mir selbst.
Ich habe die Nacht nur durchgestanden, weil ich mir ausgemalt habe, wie ich West Golden töten könnte. Ich habe mich für Genitalverstümmelung entschieden und die Folter damit abgeschlossen, ihn allein in einem dunklen Raum verbluten zu lassen, während er bereut, mir je begegnet zu sein.
Mein Telefon vibriert, als eine Nachricht von Jules eingeht. Ich lese die Nachricht, die erscheint, bevor ich sie wegwischen kann. Sie will, dass ich anrufe, aber ich kann nicht. Noch nicht.
Aus irgendeinem Grund ist Ricky die einzige Person, die ich gerade ertragen kann. Er verurteilt einen nie, was mich daran erinnert, dass ich ihm in den vergangenen Monaten diesen Luxus nicht gegönnt habe. Ohne Fragen zu stellen, ist er aufgetaucht und hat sich mit mir in diesem schäbigen Hotelzimmer verschanzt, und das jetzt schon seit etwas über vierundzwanzig Stunden.
Ich bin mir nicht sicher, was ich ohne ihn getan hätte.
Was West abgezogen hat, ist ätzend, aber vor mir brauchst du dich nicht zu verstecken, steht in Jules nächster Textnachricht. Erinnerst du dich noch daran, wie ich auf Maries Party mit diesem Typen rumgemacht habe? Und dann habe ich herausgefunden, dass er irgendwie mein Cousin ist? Wenn ich das überlebt habe, schaffst du das hier auch, BJ. Glaub mir.
Gegen meinen Willen entlockt sie mir damit ein Lächeln. Es fühlt sich an, als verdiente ich das nicht.
Bald, verspreche ich ihr. Ich brauche noch einen Moment, um einen klaren Kopf zu kriegen.
Na schön, aber ruf mich an, wenn dir danach ist.
Natürlich.
Rickys Bett knarrt erneut, und ich lasse das Telefon sinken und drehe mich zu ihm um.
Er hat die Arme hinter dem Kopf verschränkt, während er an die Decke starrt. Die Art und Weise, wie sein Kiefermuskel zuckt, zeigt mir deutlich, dass er nicht ganz er selbst ist, und zwar, seit er hier aufgetaucht ist. Er hat eingegriffen, um mich vor dem Getuschel, den Zeigefingern, dem Gelächter zu schützen, aber mir entgeht nicht, dass ihn das Video anders berührt als die anderen.
Vor langer Zeit war ich mal sein Mädchen. Daher weiß ich auch, dass er einen starken Beschützerinstinkt hat. Einmal hat er einem Typen die Nase gebrochen, weil der mich auf einer Party begrapscht hat, als er dachte, Ricky passt nicht auf. Ich kenne sonst niemanden mit einem solchen Temperament, weshalb ich darauf wetten würde, dass er auf der gesamten Fahrt hierher rotgesehen hat. Ein Teil davon war bestimmt seinem Ego geschuldet – weil er mich mit einem anderen sehen musste –, aber es ist mehr als das. Er macht sich Sorgen, und er weiß auch, dass ich verletzt bin.
Tief verletzt sogar.
Sein Telefon summt, und in der Dunkelheit starrt er entnervt auf das Display. Es hat heute Abend bestimmt schon fünfzigmal gesummt, und ich brauche nicht lange zu überlegen, wer ihn da belagert.
»Tut mir leid, dass ich dich hierhergeschleppt habe. Ich kann mir denken, dass Paul wahrscheinlich sauer ist, weil du nicht da bist«, sage ich leise.
Ich sehe seine Silhouette vor dem blassen, fluoreszierenden Licht, das von der Laterne am Gehsteig vor unserem Zimmerfenster hereinfällt.
»Schon okay. Ich habe nur ein paar Dinge nicht erledigt, und jetzt nervt er mich damit. Es war … viel los.«
Viel los.
Ich weiß, was das heißt, und es lässt mein Herz einen Schlag aussetzen. Es bedeutet, dass er auf Wunsch seines Onkels häufiger auf den Straßen unterwegs ist und sich in Gefahr begibt. Das wurde mir spätestens gestern Abend klar, als er sein Shirt ausgezogen hat, bevor er ins Bad ging, um zu duschen. Dabei kam eine Waffe zum Vorschein, die hinten in seinem Hosenbund steckte, und ein für mich unbekanntes Tattoo auf seinem Rücken. In kräftigen Farben und tadellos gestochen sah ich einen Schädel, der eine blutige Rose zwischen den Zähnen hielt, wunderschön und tragisch zugleich. Oberhalb des Bildes standen Worte, die ich schon gesehen und gehört hatte.
Justicia en la vida. Justicia en la muerte.
Gerechtigkeit im Leben. Gerechtigkeit im Tod. Die Maxime derjenigen, die in seinen »Familienbetrieb« involviert sind.
Es dort zu sehen, für immer auf seiner Haut, machte mir klar, dass er mittlerweile weitaus stärker darin verstrickt ist als zu der Zeit, da wir ein Paar waren. Es wäre nun sehr viel schwerer, da wieder rauszukommen – wenn es denn überhaupt möglich wäre.
Ich beschließe, mich nicht zu dem zu äußern, was er gerade über seinen Onkel erzählt hat. Es würde nur zu einem Streit führen, wofür ich nicht die Energie habe. Stattdessen liege ich still da und versuche, mir einzureden, dass dieser Albtraum von einem Leben nicht real ist.
Mike ist kein tobsüchtiger Alkoholiker.
Mom ist nicht abgehauen und hat mich und Scar vergessen.
Hunter ist nicht im Gefängnis.
Ricky ist nicht auf dem gleichen unseligen Pfad.
Und ich habe nicht gerade noch mehr Chaos in meinem Leben angerichtet.
Wann werde ich aufwachen? Wann wird der Albtraum ein Ende haben?
»Das wird nicht passieren.«
Ich erschrecke, als Ricky die vier Worte äußert, so als würde er meine Frage beantworten, die ich nicht laut ausgesprochen habe. Dann wird mir bewusst, dass er telefoniert.
»Das habe ich schon beim ersten Mal verstanden, und ich habe dir bereits gesagt, ich mache mir keine Sorgen.«
Bevor ich kapiere, worum es in dem Gespräch eigentlich geht, ist es zu Ende.
»Paul schon wieder?«, frage ich.
Ricky stößt einen langen Seufzer aus, bevor er antwortet. »Wer sonst?«
Einen Moment lang habe ich ein schlechtes Gewissen. Schließlich hat er alles stehen und liegen gelassen, um hier bei mir zu sein. Aber dann fällt mir wieder ein, wovon ich ihn abgelenkt habe, und schon fühle ich mich nicht mehr ganz so schlecht. Wenn er hier ist, ist er wenigstens in Sicherheit.
Die Stille zwischen uns zieht sich, ist jedoch nicht unangenehm. Allerdings macht sie mich neugierig auf das, was sie geschrieben haben, während ich in den vergangenen Minuten mit meinen Gedanken beschäftigt war.
Kurz bevor ich einknicke und nachsehe …
»Wir haben noch nicht darüber geredet«, sagt Ricky.
Es braucht nur einen kurzen Moment, bis mir klar wird, dass er das Video meint und alles, was...




