Thouard / Vollhardt / Mariani Zini | Philologie als Wissensmodell / La philologie comme modèle de savoir | E-Book | sack.de
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E-Book, Französisch, Deutsch, 416 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

Reihe: ISSN

Thouard / Vollhardt / Mariani Zini Philologie als Wissensmodell / La philologie comme modèle de savoir


1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-11-022760-4
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Französisch, Deutsch, 416 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

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ISBN: 978-3-11-022760-4
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Format: PDF
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Während die Philosophie noch bis Newton die wissenschaftlichen Bemühungen bezeichnet, wurde in der Frühen Neuzeit die Philologie sehr unterschiedlich verstanden: Sie konnte als universelles Wissen von dem, was sprachlich vermittelt wird, gesehen werden, aber auch als technische Behandlung der schriftlichen Urkunden oder als Ansammlung von unterschiedlichen Wissensbeständen in Gestalt einer Enzyklopädie. Der Band versucht, diese verschiedenen Aspekte näher zu beleuchten. Eigentlich widerspricht der formellen Ansicht der Philologie als ars critica ihre enzyklopädische Bestimmung nicht. Die Konstitution von ‚Datenbanken‘ wird oft als Bedingung der Behandlung von Texten betrachtet, die ihrerseits dazu beitragen, sie zu bereichern. Die philologische Tätigkeit ist meistens auf ein Wissen angewiesen, das ihre Bemühungen rechtfertigt und das sie ausnutzt. Aber neben der Anhäufung nicht immer verwendbaren Wissens hat die Entwicklung bestimmter Verfahren sicher eine breitere, wenn auch nicht immer gebührend wahrgenommene Auswirkung gehabt. Um die Tragweite der Philologisierung der kulturellen Vergangenheit zu verstehen, sollte man sich zunächst von der technischen Textarbeit entfernen und sich dann für den intellektuellen Gestus interessieren, von dem die Philologie zeugt, wie die Entstehung der ‚kritischen Tätigkeit‘.
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Zielgruppe


Literaturwissenschaftler, Institute, Bibliotheken

Weitere Infos & Material


1;Vorwort;6
2;Inhalt;10
3;Einleitung. Die Folgen der Philologisierung;12
4;Das Erbe der humanistischen Philologie;32
5;Entre grammaire et philosophie, la philologie, science ou art ? Sur l’emendatio à la Renaissance et au-delà;46
6;Antike Grammatik und kritische Philologie: Johannes Wower über die Methode der Textverbesserung in der Tractatio de polymathia von 1603;120
7;Philologie et pratiques de lecture chez Isaac Casaubon;150
8;Philologische Methode und Naturwissenschaft;176
9;Lucas Holstenius und die neue Astronomie am Hofe Papst Urbans VIII. Barberini;192
10;La preuve philologique comme argument : Gassendi et Épicure face à la révolution scientifique (1624– 1658);218
11;Hermeneutik zwischen Theologie und Naturphilosophie: der sensus accommodatus am Beginn des 17. Jahrhunderts;242
12;Du texte de l’origine à l’origine du texte. La querelle entre Richard Simon et Jean Le Clerc;296
13;Philologie und Universalismus. Gabriel Naudés enzyklopädische Schriften und ihre Rezeption im deutschsprachigen Raum;320
14;Mikrogramme des Orients: Johann Christoph Wolfs Notizhefte und seine Cudworth-Lektüre;356
15;Author Index;408






1. Einleitung


Galileis Widerruf des Heliozentrismus im Jahr 1633 gehört noch immer zu den faszinierendsten Ereignissen innerhalb der Wissenschaftsgeschichte der Neuzeit. Insbesondere seit der 1983 erschienenen Studie von Pietro Redondi,Galileo eretico, ist immer mehr sichtbar geworden, dass der Fall der päpstlichen Sonderkommission von einem Syndrom sozialgeschichtlich bemerkenswerter Umstände bestimmt worden ist, die mit den wissenschaftlichen Ergebnissen von Galileis Beobachtungen und Berechnungen nicht mehr unmittelbar zusammenhingen. Redondi hat gezeigt, dass die Hypothese des Heliozentrismus, die zur zweiten Verurteilung Galileis geführt hat, nur die Spitze eines Eisbergs war. Im Hintergrund stand vielmehr, so Redondi, die durch den jesuitischen Aristoteliker Orazio Grassi betriebene Ablehnung des antiken Atomismus im Streit um das Geheimnis der Eucharistie. Kern der Auseinandersetzung war also die theologische Rechtfertigung des Aristotelismus der spanischen Neu-Scholastik.

Es steht nun weder in meiner Absicht noch in meinem Vermögen, den Ergebnissen ausgewiesener Wissenschaftshistoriker eine neue These an die Seite zu stellen. Meine Überlegungen zielen vielmehr darauf ab, die – zugegebenermaßen bescheidene, aber bisher unbeachtete – Rolle, die Lucas Holstenius in der entscheidenden Phase des Prozesses gegen Galilei gespielt hat, ins Licht zu setzen. Dabei knüpfe ich an Überlegungen an, die ich in meinem Buch Götter im Exil im Zusammenhang mit Holstenius’ Wirksamkeit im Dienste des Kardinals Francesco Barberini entwickelt habe.

Ich möchte das Ergebnis meiner Überlegungen schon vorwegnehmen: Holstenius’ Rückgriff auf die antike doxographische Tradition hatte offenbar das doppelte Ziel, Galileis Heliozentrismus-Hypothese von den Vorwürfen des intellektuellen Libertinismus einerseits und der neu-paganen Idololatrie andererseits zu befreien. Es ist bisher nicht gesehen worden, dass die beiden Verurteilungen Galileis im Jahr 1616 und 1633 diejenigen Jahrzehnte markieren, indenendie vergleichendeMythenforschung zu einer bemerkenswerten Blüte gekommen war. Durch den immer engeren Kontakt mit den Völkern in den Kolonien gewinnt die Idololatrie-Forschung eine neue Qualität, wie nicht nur an Grotius’ De veritate religionis christianae (1627) gezeigt werden kçnnte. Grotius’ Buch wurde übrigens im Umkreis des Papstneffen und Kardinals Francesco Barberini eifrig gelesen. Das Phänomen der heidnischen Idololatrie steht in einem kritischen Spannungsbogen zur konfessionell differenzierten Begründung des christlichen Glaubens. Man war inzwischen höchst sensibel geworden im Blick auf die Möglichkeit eines ‘christlichen Platonismus’, mit dem Gelehrte wie Nicolaus Cusanus und Marsilio Ficino das Ziel ihrer Forschungen begründet hatten.

Bevor wir uns Holstenius’ Stellungnahme im Einzelnen vergegenwärtigen, möchte ich noch rasch zwei offenbar unausrottbare Gemeinplätze aus dem Wege schaffen, die vorwiegend in der Halbwelt literaturwissenschaftlicher Forschung ein ärgerliches Dasein fristen.


Denis Thouard, CNRS, Paris, Frankreich; Friedrich Vollhardt, Universität München; Fosca Zini, Université de Lille, Frankreich.



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