E-Book, Deutsch, Band 3, 300 Seiten
Reihe: ATLAN Lepso
Thurner ATLAN Lepso 3: Befreiung in Camouflage
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-3229-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 3, 300 Seiten
Reihe: ATLAN Lepso
ISBN: 978-3-8453-3229-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
März 3102 alte Terranische Zeitrechnung:-Die Milchstraße ist ein gefährlicher Ort. Verschiedene Organisationen kämpfen gegen das Solare Imperium der Menschheit, Sternenreiche entstehen neu, und überall ringen kleine Machtgruppen um mehr Einfluss. In dieser Zeit geht die United Stars Organisation - kurz USO genannt - gegen das organisierte Verbrechen vor.-- An ihrer Spitze steht kein Geringerer als Atlan, Perry Rhodans bester Freund. Der ca. 9000 Jahre v. Chr. geborene Arkonide ist dank eines Zellaktivators relativ unsterblich. Als junger Kristallprinz erkämpft er sich die rechtmäßige Nachfolge und besteigt als Imperator Arkons Thron. Dem Unsterblichen untersteht ein ganzes Sternenreich, bis er im Jahre 2115 abdankt und die Leitung der neu gegründeten USO übernimmt.-- Als ein Nachrichtensender galaxisweit von Atlans Tod berichtet, werden seine Top-Agenten sofort aktiv. Atlan setzt sich auf die Spur eines geheimnisvollen, friedliebenden Volkes namens Tyarez. Wegen ihrer überlegenen Raumschiffstechnik und der Fähigkeit, ihren Symbiose-Partnern Langlebigkeit zu gewähren, werden sie zum Spielball verschiedener Machtinteressen ... Folgende Romane sind Teil der Lepso-Trilogie Band 1: 'Totentaucher' von Wim Vandemaan Band 2: 'Die acht Namenlosen' von Christian Montillon Band 3: 'Befreiung in Camouflage' von Michael Marcus Thurner
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 4
Sadik war der dritte von fünf Planeten. Bei den beiden äußeren handelte es sich um jupiterähnliche Riesen mit atmosphärischen Bedingungen, die kein wie auch immer geartetes Leben zuließen. Auf den beiden inneren Gesteinskugeln brannten ewige Feuer. Dank ihrer exzentrischen und nahe am Muttergestirn vorbeiführenden Bahnen glühten sie immer wieder auf. Es mochte vielleicht noch fünf oder sechs Jahrzehntausende andauern, dann würden sie ausgebrannt sein und das ohnehin labile Gefüge des Sadik-Systems vollends aus dem Ruder laufen lassen.
Ich wandte mich von den Datenkolonnen, die über die Bildschirme an meinem Kommandantenplatz ratterten, ab und musterte unseren Zielplaneten über die optische Erfassung am Panoramaholo. Wenige, meist zerrissene Wolkenschleier umspielten die hellbraun marmorierte Kugel. Über dem Nordpol hatte sich das Auge eines massiven Sturms gebildet, entlang der virtuellen Äquatorlinie hatte ich freie Sicht auf zwei Kontinente.
»Aspirk und Theonie«, murmelte Ohm Santarin neben mir. »In der heimischen Mythologie präsentieren sie gewissermaßen Yin und Yang. Wenn du die einzelnen Landzungen und Halbinseln betrachtest, wirst du bemerken, dass sie sich in seltsamer Weise umarmen und scheinbar zärtlich miteinander spielen.«
Ich versuchte, diese mit vor Rührung heiser vorgetragene Liebeserklärung an die Heimat nachzuvollziehen. Ja – man konnte erkennen, dass Aspirk und Theonie irgendwann einmal eine Einheit gebildet hatten, wie der irdische Gondwana-Kontinent, und durch nicht unübliche thermische Aktivitäten irgendwann einmal auseinandergerissen worden waren.
»Wo bist du geboren?«, fragte ich ihn.
»Inmitten des großen Nirgendwo«, antwortete er. »In einer Wüstenstadt, deren Wohl und Wehe von Nahrungsmittellieferungen über Containerstraßen abhängig war. Man schürfte Erz dort, dessen minimaler Gehalt an hyperkristallisierter Beimengung uns ein halbwegs einträgliches Geschäft bescherte. Die Bewohner von Lipa verkauften rundgeschliffene Steine als Glücksbringer.«
Ich hatte von Lipanesen gehört und mehrmals welche in Händen gehalten, ohne allzu viel mit den banalen Schmuckstücken anfangen zu können. In niederen arkonidischen Ständen symbolisierten sie den Willen zu Aufstieg und Erneuerung.
»Wir haben niemals darüber geredet, warum du von Sadik verschwunden bist.«
»Verschwinden musstest«, verbesserte mich Ohm.
»Du scheinst eine seltsame Begabung zu besitzen, jedermann in deiner Umgebung zu reizen und dich selbst in Schwierigkeiten zu bringen.« Plötzlich flammten Bilder und Erinnerungen in mir auf, die noch frisch und keineswegs verarbeitet waren. Die Schweißöde kam mir in den Sinn, der Kampf in der Arena gegen Spinnen und Raubkatzen und unsere kurze Zusammenarbeit mit Flakio Tasamur, dem ehemaligen Thakan von Lepso, mit dem Ohm Santarin ein äußerst gespanntes Verhältnis gepflegt hatte.
»Ich meinte, gehört zu haben, dass es dir ab und zu ähnlich erging«, unterbrach der junge Arkonide meine Gedanken mit seiner kratzigen Stimme, ohne auf meine Frage einzugehen. Seine Augen tränten. Die Wiederkehr in seine Heimat schien ihn emotionell sehr zu berühren.
»Touché«, murmelte ich.
»Wie bitte?«
»Verzeih mir, Ohm. Ich meinte, dass du Recht hättest. Auch ich habe es nicht immer geschafft, der Stimme der Diplomatie zu gehorchen.«
Wir standen da, starrten schweigend auf den immer größer werdenden Planeten, während der Mond Kira in unser Blickfeld geriet. Seine Größe war beeindruckend. Mit 6430 Kilometern Äquatordurchmesser war er ungefähr so groß wie der Mars, während Sadik im Vergleich mit der Erde einen um 3000 Kilometer größeren Durchmesser aufwies. Ich konnte mir vorstellen, dass die beiden Körper heftig miteinander reagierten, verzichtete aber vorerst darauf, mir von der Schiffspositronik weitere Daten herunterbeten zu lassen.
Was war auf Sadik zu tun?
Die Unterlagen über die Tyarez beschaffen, sodass wir möglicherweise die Koordinaten von Camouflage herausfiltern können. Und das Geschlecht der da Onur rehabilitieren, fasste der Extrasinn unsere Aufgabe in zwei Sätzen zusammen.
Gart da Tromin, der Patriarch seines Khasurn, herrschte absolut. Das Material, das mir zur Verfügung stand, sagte nicht viel über das Wesen des Patriarchen aus. Kaltblütig sei er und er gebe sich niemals eine Blöße. Bloß wenige Arkoniden hätten ihn während der letzten Jahre zu Gesicht bekommen; die meisten entstammten dem in vielfältige Geschäfte verwickelten Familienclan. Der älteste Sohn, Ziabad, 55 Jahre alt, dränge in die Führungsrolle. Auch Anelle, seine dritte und überaus ehrgeizige Frau, sei begierig auf eine wichtigere Rolle im wirtschaftlichen Geflecht der da Tromin …
Du denkst zu kompliziert!, rügte mich der Extrasinn. Lass all diese Intrigenspiele aus deinen Überlegungen heraus. Das Ziel muss sein, die Unterlagen zu beschaffen. Das Problem der da Onur kann auch zu einem späteren Zeitpunkt gelöst werden. Möglicherweise reicht ein simpler Einbruch im Khasurn.
… wenn ich denn wusste, wo die Unterlagen versteckt gehalten wurden! Vielleicht existierten sie ja auch gar nicht mehr; aber daran wollte ich derzeit nicht einmal denken. Zumal ich begriff, welch großen Wert der arkonidische Adel auf Heraldik, Genealogie und ähnliche Dinge legte.
»Ein Kommandant der Wachflotte will Sie sprechen, Patriarch«, unterbrach Zippo Gull, der terranische Pilot der REVENGE, meine Gedanken.
»Legen Sie ihn mir auf den Bildschirm«, verlangte ich.
Sekunden später blickte ich einem typischen Kolonialarkoniden in die Augen. Er wirkte hoch konzentriert.
»Was wollen Sie auf Sadik, Patriarch?«, fragte er, ohne die üblichen Formen der Höflichkeit zu beachten.
»Geschäfte machen, mein Freund«, antwortete ich. »Es geht um Lizenzrechte, die ich von Sadik erwerben möchte. Ich übermittle Ihnen gerne die Basis-Unterlagen …«
»Tun Sie das, Patriarch«, unterbrach er mich schroff. »Folgen Sie anschließend den Kennungen, die Ihnen soeben übermittelt werden. Machen Sie sich während der nächsten Stunden auf eine Überprüfung durch eine Lotsenmannschaft bereit.«
»Ich protestiere gegen diese …«
»Sie wollen Geschäfte machen – also halten Sie sich an die Bedingungen, die Sadik Ihnen diktiert. Andernfalls fordern wir Sie auf, uns nicht weiter mit Ihrer Gegenwart zu belästigen und Ihr Glück woanders zu suchen.«
Die Verbindung war unterbrochen.
»Jetzt weiß ich, dass ich zu Hause angekommen bin«, sagte Ohm Santarin und grinste müde.
Im Grunde genommen war ich dem namenlosen Offizier der sadikschen Wachflotte nicht böse. Er hatte wach und aufmerksam gewirkt und mich mit jener typischen arkonidischen Arroganz behandelt, die im Großen Imperium gegenüber Angehörigen anderer Völker lange Zeit üblich gewesen war.
Das Große Imperium ist seit dem Jahr 2115 terranischer Zeitrechnung Geschichte, flüsterte mir der Extrasinn zu. Du und ich waren nicht ganz unbeteiligt am Ende dieser Epoche.
Ja. Glanz und Glorie der Arkoniden hatten in einem schmerzhaften Niedergang geendet, der von widerlicher Dekadenz begleitet gewesen war. Ich hatte dem Ganzen ein abruptes Ende gesetzt.
Die Wehrhaftigkeit, mit der mir der junge Offizier von Sadik begegnete, erinnerte jedoch an andere Zeiten. An … bessere Zeiten?
»Sie träumen«, konstatierte Aizela da Onur. Sie drehte ihren Sitz in meine Richtung. Sinnend betrachtete sie mich. Runzelfalten erschienen auf der sonst so glatten, jugendlichen Stirn.
»Es ist die Bürde des Alters«, sagte ich leichthin. »Immer wieder werde ich mit Erinnerungen aus der Vergangenheit konfrontiert. Ich hoffe, Sie verzeihen?«
Verwirrt zuckte sie mit den Schultern. Natürlich wusste sie von der Aktivierung meines Extrasinnes und den internen Zwiegesprächen, die ich immer wieder führte. Aber es fehlte ihr die Reife, um die Konsequenzen meines unsterblichen Daseins und meiner einmaligen Situation zu verstehen.
»Schickt die vorbereiteten Daten an die Wachflotte!«, befahl ich Zippo Gull. »Wir machen dieses Spiel mit. Die Lotsen werden an Bord gelassen. Ich hoffe, die Besatzung ist auf diese Situation vorbereitet?«
»Selbstverständlich«, antwortete der Pilot mit Verwunderung in der Stimme. »Tipa Riordan hat uns über unseren Auftrag genauestens instruiert. Es kann nichts schiefgehen.«
Es kann nichts schiefgehen …
Aus dem Terraner sprach jene Hochnäsigkeit, die seinem jungen und doch so alten Volk eigen war. Er kannte keine Zweifel. Er wusste, dass alles funktionieren würde. Und er besaß grenzenloses Vertrauen in die alte Piratenhexe, die ihn und seine zwölfköpfige Crew zu diesem Einsatz abkommandiert hatte.
Ich wandte mich ab, wollte mich wieder dem Studium der Planetendaten widmen. »Haben Sie Angst, Zippo, dass etwas schiefgehen könnte?«, fragte ich, bevor ich mich in die mittlerweile bereitliegenden Schreibfolien vertiefte.
»Angst?« Er sah mich verwundert an. »Selbstverständlich fürchte ich mich vor einem Versagen. Wenn ich diesen Auftrag versaue, kommandiert mich die Chefin in ihr Schlafzimmer ab. Brrr …« Zippo Gull bleckte seine vorstehenden Zähne und zwinkerte mir vertraulich zu, als wäre ich einer seiner besten Kumpels.
Terraner.
Sie waren der Eiter im Geschwür auf dem riesigen Hintern des Universums, und ich liebte sie.
Auf Terra schrieb man den 3. April 3102. In Terrania City ging soeben die Sonne auf; hier hingegen dämmerte es. Die Anpassung an die jeweilige Planetenzeit gehörte zu den...




