E-Book, Deutsch, Band 2591, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Thurner Perry Rhodan 2591: Im Auftrag der Superintelligenz
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-8453-2590-3
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Stardust"
E-Book, Deutsch, Band 2591, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-2590-3
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Michael Marcus Thurner ist und bleibt Wiener. Er wurde 1963 in der österreichischen Hauptstadt geboren und wohnt mit seiner Frau und zwei Töchtern in der Nähe des Stadtzentrums. 'Und dort fühle ich mich pudelwohl', so Thurner über seinen Lebensmittelpunkt. Nach einem Abschluss der Handelsakademie studierte Thurner einige Semester Anglistik, Geographie und Geschichte. Sein Berufsziel war eigentlich Lehrer - er stellte allerdings fest, dass dies nichts für ihn war. 'In beruflicher Hinsicht prägten häufige Wechsel mein Leben', konstatiert er heute. 'Unter anderem war ich als Kellner, Verkäufer in einem Motorradzubehör-Geschäft, Security und als Angestellter in einem Reitstall tätig.' Thurner ist begeisterter Fußballfan und spielt nach eigenen Angaben den 'gnadenlosen Abräumer, vor dem kein Schienbein sicher ist'. Als Fan hält er seit über 40 Jahren dem SK Rapid Wien die Treue. Er liest und liebt Comics, hält Carl Barks für den großartigsten Geschichtenerzähler aller Zeiten und ist leidenschaftlicher Motorradfahrer. Im Alter von 34 Jahren entwickelte er erste schriftstellerische Aktivitäten. 1998 wurde seine Kurzgeschichte 'Tod eines Unsterblichen' beim 'William Voltz Kurzgeschichten-Wettbewerb' auf den dritten Platz gewählt. Sein erster Roman erschien unter dem Titel 'Mit den Augen des Mörders' in der PERRY RHODAN-FanEdition. Recht schnell folgte seine Mitarbeit an der ATLAN-Serie - dann wurden auch andere Verlage auf ihn aufmerksam, und Thurner begann sein Engagement bei den Serien 'Bad Earth' und 'Maddrax'. Hinzu kamen Beiträge zu 'Coco Zamis' und die Mitarbeit bei 'Elfenzeit', der Fantasy-Erfolgsserie von Susan Schwartz. Bei Heyne erschien der eigenständige SF-Roman 'Turils Reise' (2009); demnächst folgt 'Plasmawelt' (2011). 2005 stieg er mit Band 2265, 'Die Krone von Roewis', in die PERRY RHODAN-Serie ein und gehört seitdem zum festen Autorenteam. 'Das freut mich als jahrzehntelanger Fan ganz besonders', so Thurner, der in Wien lange Jahre den PERRY RHODAN-Stammtisch organisiert hatte. Er verfasste mittlerweile zahlreiche Heftromane und Taschenbücher und übernahm zeitweise die Exposé-Redaktion für die ATLAN-Heftserie sowie für PERRY RHODAN- und ATLAN-Taschenbücher.
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4.
Arbeit, nichts als Arbeit!
Wieder einmal stand er am Fuß des riesenhaften Turms im Zentrum der Maschinenstadt auf der Kunstwelt Wanderer. Man schrieb das Jahr 1323 NGZ. Einige Bewohner der Stadt ließen sich blicken: Da war die Projektionsgestalt von Ernst Ellert, der Androide Homunk, und schemenhaft erkennbar zeichneten sich Piet Rawlands Konturen in der Ferne ab.
Der ehemalige Revolverheld marschierte eine Straße auf und ab, immer wieder. Er war ein Außenseiter unter Außenseitern und führte meist eine Existenz fernab von ihnen.
Lotho fragte sich, welchen Narren ES an diesem Geschöpf aus der frühterranischen Vergangenheit gefressen hatte.
Die Superintelligenz war allgegenwärtig. Ein mentaler Druck legte sich über sein Bewusstsein, und diese ungreifbare Kraft brachte das wackelige, fremdartige Ding in seinem Inneren wieder zum Schwingen. Lotho konnte den Fremdkörper fühlen. Er war wie ein Krebsgeschwür, das sich in ihm eingenistet hatte und mal hier, mal da auftauchte, um an ihm zu naschen.
Sollte er mit ES darüber reden?
Nein. Die Superintelligenz beschäftigte sich nur ganz selten mit derartigen Dingen.
Gelächter erklang in ihm. Es war vergleichsweise leise. Der Herrscher über Wanderer dämpfte seine »Stimme«.
»Wir treten in eine neue Entwicklungsphase«, sagte ES. »Die Zeit liegt wie ein Band mit unzähligen Verästelungen vor mir, und ich muss gestehen, dass dieser Anblick neu für mich ist.«
Die Superintelligenz gab sich überraschend offen. Was Lotho Keraete als schlechtes Zeichen deutete.
»Ich stehe an einem Scheidepunkt. Es bedarf einiger Überlegungen, um die bestmöglichen Varianten für meine zukünftigen Lebenswege ausfindig zu machen. Ich muss Vorbereitungen treffen, Haltepflöcke in Zeit und Raum verankern. Was geschehen wird, hängt großteils von euch und eurem Engagement ab. Insbesondere dir, Lotho Keraete, kommt eine Schlüsselrolle zu.«
Ihn fröstelte. Plötzlich fühlte er sich schwach und klein. Die Worte der Superintelligenz lasteten auf ihm. ES neigte manchmal zu übertriebenem Pathos; vor allem wenn er drauf und dran war, weitreichende Entscheidungen zu treffen. Eine derartige Ladung von Emphase bedeutete niemals Gutes.
Wie kam es, dass ein derart überlegen wirkendes Geisteswesen Schwächen hatte? ES hielt Myriaden von Handlungsfäden in den virtuellen Händen, zog da und ließ dort nach, um eine ihm genehme Zukunft zu gestalten, um die Dinge in mehreren Sterneninseln nach seinem Gutdünken verlaufen zu lassen. So, dass ES seinen Herrschaftsanspruch im Gerangel einer Vielzahl von Superintelligenzen weiter zementieren konnte. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ES offenbar seine Selbstsicherheit verloren.
»Seht her!«, verlangte ES.
Die Umgebung änderte sich abrupt. Ernst Ellert, Homunk und er wurden in die Leere des Weltalls geschleudert. Lotho fühlte unglaubliche Kälte, trotz des schützenden Metallkörpers. Er schnappte nach Luft; ein Reflex aus der Zeit seines Menschseins, den er sich wohl niemals abgewöhnen würde.
Die Kälte ließ gleich wieder nach. ES hatte ihn in eine Schutzhülle gepackt, die seinen Körper eng umschloss. Es stellte sich die Frage, ob er tatsächlich ins Vakuum geschleudert worden oder lediglich in einer reichlich realistischen Simulation gefangen war.
Er sah sich um. Er entdeckte drei größere Sternenansammlungen in der unmittelbaren »Umgebung«. Zwei davon waren weiter entfernt, wie verwaschene Schemen, aber sie alle stachen aus der scheinbar willkürlich verteilten Sternenstreu ringsum deutlich hervor.
Lotho wusste unvermittelt, wo er sich befand. ES' Informationen manifestierten in seinem Kopf. Er blickte aus einer Entfernung von mehreren zehntausend Lichtjahren auf eine Ringgalaxis namens Anthuresta »hinab«, deren Außendurchmesser etwa 220.000 Lichtjahre betrug. Die Innenseite des Rings glühte und leuchtete, und er meinte etwas zu spüren, was ihn dorthin zog.
Lotho widerstand dem Drang und konzentrierte sich für den Moment auf die beiden anderen Sterneninseln. Die näher gelegene war eine irreguläre, ziemlich zerfledderte Durchdringungsgalaxis, deren Name Schelv lautete. Ihre Entfernung von Anthuresta betrug knapp 3,3 Millionen Lichtjahre. Vage Informationen verbanden sich mit dieser Sterneninsel; ein Angriff von Seth-Apophis, das von Hilfsvölkern der negativen Superintelligenz vernichtete System Cronta, aus dem der Nexial-Mutant Pertrex stammte, der später nach EDEN II gelangte …
Die dritte Galaxis hieß Kaskallen. Die fast zehn Millionen Lichtjahre entfernte Balkenspirale wurde von zwei weit ausladenden Spiralarmen geprägt. Kaskallen und Anthuresta bewegten sich aufeinander zu, würden irgendwann in der Zukunft kollidieren, ähnlich wie es auch bei Andromeda und der Milchstraße der Fall sein würde. In einigen Jahrmilliarden …
»Alle drei Sterneninseln gehören zu den Polyport-Galaxien«, erklang ES' mentale Stimme. »Sie sind Bestandteil der Fernen Stätten – und damit Teil meiner Mächtigkeitsballung.«
Lotho raste abrupt auf Anthuresta zu. Einzeln stehende Sonnen und eine Vielzahl von Sternenballungen spritzten an ihm vorbei, verwirrten seine Sinne, bevor er abrupt zu einem Halt kam. Hinter der Lücke des breiten Sternenrings leuchtete die abgeflachte Ballung des Restkerns; ein 55.000 Lichtjahre durchmessender Bereich mit hoher Sternendichte.
Er blickte auf einen unterhalb der Ringebene angesiedelten Kugelsternhaufen. Die Distanz zur galaktischen Hauptebene betrug 48.000 Lichtjahre.
»Hier drängen sich etwa vier Millionen Sonnen auf einem Raum von etwa 200 Lichtjahren im Durchmesser«, ließ ES ihn wissen. »Im Zentrum des Haufens befindet sich ein ganz spezielles Sonnensystem, das aus zweiundzwanzig Planeten besteht. Es wird während der nächsten Zeit eine wichtige Rolle in meinen Planungen einnehmen.«
Während der nächsten Zeit, wiederholte Lotho in Gedanken. ES hatte sehr abstrakte Vorstellungen von »Zeit«. Für die Superintelligenz konnte ein Tag genauso viel Bedeutung haben wie ein Jahrhundert.
»Wie heißt das Sonnensystem?«, fragte er.
»Es hat noch keinen Namen; so wenig wie der Kugelsternhaufen. Wesen wie du werden diese Aufgabe erledigen.«
»Wesen wie ich? Du meinst: Menschen?«
»Ganz richtig. Und nun sieh zu, was geschieht.«
Es passierte – nichts.
Lotho starrte wie gebannt auf den Fleck aus sich einander überlagernden Lichtpunkten. Ohne zu blinzeln, ohne die Sternenballung auch nur für einen Moment aus den Augen zu lassen. Er verlor nicht die Geduld, er wartete einfach. Aufträge der Superintelligenz erforderten mitunter viel Langmut.
Irgendwann, nach mehreren Stunden, veränderte sich »etwas«. Die optische Sicht verlor ein wenig an Schärfe. Eine Art milchig weißer Schleier entstand. Er konnte unmöglich natürlichen Ursprungs sein, denn er fasste einen exakt kugelförmigen Bereich ein.
»Der Sextadimschleier wird den gesamten Sternhaufen umfassen und schützen. Er durchmisst exakt 201,35 Lichtjahre.«
»Er wird die Menschen in seinem Inneren vor aus Anthuresta drohenden Gefahren bewahren?«
»Ganz richtig.« ES sagte es mit einem selbstgefälligen Unterton. So als wäre die Superintelligenz stolz auf ihre Leistung. »Die Voraussetzungen für den Beginn einer neuen Epoche sind damit geschaffen. Und du, Lotho, wirst einige komplizierte Aufträge erfüllen müssen, die mit diesem neuen Lebensraum der Terraner zusammenhängen. Du solltest auf eine Menge Arbeit vorbereitet sein.«
Lotho Keraete nahm auf, was die Superintelligenz zu sagen hatte. Gleichzeitig genoss er den Blick. Gedankenverloren blieb er in seiner kleinen Lebensblase sitzen und sah zu, wie der Sextadimschleier rings um den Sternhaufen immer mehr an Konsistenz gewann.
Homunk und Ernst Ellert, die er die ganze Zeit in seiner Nähe gewusst hatte, entfernten sich irgendwann. Sie wurden des Zusehens müde oder wurden von ES abgerufen, um andere Aufgaben zu erledigen. Lotho Keraete hingegen blieb und sah zu.
Er würde wieder einmal auf Menschen treffen und er würde sie unterstützen dürfen. Einmal mehr machten sich die Terraner im Auftrag von ES auf, unbekanntes Terrain zu erkunden und ihre Duftnoten zu hinterlassen.
Das Gehirn signalisierte, dass er Stolz empfinden sollte; doch zu seinem Bedauern reagierten die anderen Körperpartien nicht adäquat auf die emotionalen Signale.
Er sah über mehrere Wochen lang stumm zu, wie der Sextadimschleier entstand. Wie er sich immer weiter verfestigte und die vier Millionen Sonnen verbarg. Erst dann kehrte er nach Wanderer zurück, um weitere Instruktionen von ES zu erhalten. Sein Leben versprach spannend zu bleiben.
*
Um 22.39 Uhr am 13. November 1346 NGZ schloss sich die Teletrans-Weiche.
Die Menschen im Stardust-System waren ab nun auf sich allein gestellt.
Lotho Keraete betrat seine Silberkugel. Er hatte seine vorerst letzte Aufgabe im Far-Away-Sternhaufen beendet. Jene VARIO-Roboter, die Reginald Bull und Homer G. Adams heimlich von Terra in dieses Sonnensystem gebracht hatten, würden von nun an im Sinne der Superintelligenz tätig werden. Die Manipulationen waren marginaler Natur, und sie würden den Einwanderern ganz gewiss nicht zum Nachteil gereichen. Der Bote war zufrieden mit seiner Arbeit. Er hatte sie beendet, ohne dass seine Anwesenheit bemerkt worden wäre.
Der nächste Auftrag der Superintelligenz wartete schon auf ihn. Und das war eine Mission ganz anderen Kalibers. Ein Einsatz, dessen Ausgang keineswegs so sicher war wie der des soeben abgeschlossenen Unternehmens. Ein Einsatz auf Leben und Tod. Sogar für ihn, den Boten...




