E-Book, Deutsch, Band 2642, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Thurner Perry Rhodan 2642: Der Maskenschöpfer
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8453-2641-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Neuroversum"
E-Book, Deutsch, Band 2642, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
            ISBN: 978-3-8453-2641-2 
            Verlag: Perry Rhodan digital
            
 Format: EPUB
    Kopierschutz: 0 - No protection
Michael Marcus Thurner ist und bleibt Wiener. Er wurde 1963 in der österreichischen Hauptstadt geboren und wohnt mit seiner Frau und zwei Töchtern in der Nähe des Stadtzentrums. 'Und dort fühle ich mich pudelwohl', so Thurner über seinen Lebensmittelpunkt. Nach einem Abschluss der Handelsakademie studierte Thurner einige Semester Anglistik, Geographie und Geschichte. Sein Berufsziel war eigentlich Lehrer - er stellte allerdings fest, dass dies nichts für ihn war. 'In beruflicher Hinsicht prägten häufige Wechsel mein Leben', konstatiert er heute. 'Unter anderem war ich als Kellner, Verkäufer in einem Motorradzubehör-Geschäft, Security und als Angestellter in einem Reitstall tätig.' Thurner ist begeisterter Fußballfan und spielt nach eigenen Angaben den 'gnadenlosen Abräumer, vor dem kein Schienbein sicher ist'. Als Fan hält er seit über 40 Jahren dem SK Rapid Wien die Treue. Er liest und liebt Comics, hält Carl Barks für den großartigsten Geschichtenerzähler aller Zeiten und ist leidenschaftlicher Motorradfahrer. Im Alter von 34 Jahren entwickelte er erste schriftstellerische Aktivitäten. 1998 wurde seine Kurzgeschichte 'Tod eines Unsterblichen' beim 'William Voltz Kurzgeschichten-Wettbewerb' auf den dritten Platz gewählt. Sein erster Roman erschien unter dem Titel 'Mit den Augen des Mörders' in der PERRY RHODAN-FanEdition. Recht schnell folgte seine Mitarbeit an der ATLAN-Serie - dann wurden auch andere Verlage auf ihn aufmerksam, und Thurner begann sein Engagement bei den Serien 'Bad Earth' und 'Maddrax'. Hinzu kamen Beiträge zu 'Coco Zamis' und die Mitarbeit bei 'Elfenzeit', der Fantasy-Erfolgsserie von Susan Schwartz. Bei Heyne erschien der eigenständige SF-Roman 'Turils Reise' (2009); demnächst folgt 'Plasmawelt' (2011). 2005 stieg er mit Band 2265, 'Die Krone von Roewis', in die PERRY RHODAN-Serie ein und gehört seitdem zum festen Autorenteam. 'Das freut mich als jahrzehntelanger Fan ganz besonders', so Thurner, der in Wien lange Jahre den PERRY RHODAN-Stammtisch organisiert hatte. Er verfasste mittlerweile zahlreiche Heftromane und Taschenbücher und übernahm zeitweise die Exposé-Redaktion für die ATLAN-Heftserie sowie für PERRY RHODAN- und ATLAN-Taschenbücher.
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2.
Fartokal Ladore betrat sein Geschäft durch den gesicherten Verbindungstunnel. Die Messgeräte zeigten eine geringfügige Partikelverunreinigung in den Ladenräumen an, die er mithilfe der Dim-Filter problemlos in den Griff bekommen würde. Die Säuberung würde ihn weniger Zeit kosten als an den meisten anderen Tagen.
Fartokal ließ den Schutzanzug an, während er die notwendigen Handgriffe routiniert setzte. Er begann seine Arbeit, ohne zu jammern, ohne zu klagen.
Das Summen und Brummen der überall im Geschäft angebrachten Warngeräte versiegte allmählich. Er wusste ganz genau, wo er ansetzen und wie er vorgehen musste. Die gründliche Dekontaminierung der Räumlichkeiten, der Austausch der Pollenfilter in der Umwälzanlage und das Ausspritzen der Einrichtung mit dem Hochdruck-Dampfgerät waren Aufgaben, die ihm nicht einmal ein müdes Lächeln entlockten. Er kannte kein anderes Leben als dieses.
Besorgt blickte Fartokal in die Vorratskammer. Der Vorrat an Filtern, Dimms, Saugsocken, Chlor- und Jodtabletten sowie elektrostatischen Neutralisatoren ging allmählich zur Neige. Er würde eine größere Bestellung aufgeben müssen, an diese monopolkapitalistischen Verbrecher der »Heimatreinigung«, die mehrmals innerhalb kurzer Zeit die Preise für die überlebensnotwendigen Arbeitsgeräte und Ersatzteile erhöhten.
Er zog die UV-Filter hoch und wagte einen Blick nach draußen. Die Sonne ging eben auf. Rotgelbe Schlieren zeigten sich hinter den Zwiebeltürmen des Palastviertels. Partikelwolken wurden mit den stürmischen Morgenwinden über die Plätze und durch die Straßen der Stadt gefegt. Sie glitzerten unheilvoll.
Fartokal seufzte. Die Geschäfte würden schlecht gehen an diesem Tag. Die Wetter-Spezialisten der Heimatreinigung prophezeiten stürmisches Wetter und gaben die Empfehlung aus, die Wohnhäuser und Bunkeranlagen tunlichst nicht zu verlassen.
Fartokal Ladore hätte gar nicht aufzusperren brauchen. Er mochte ein anerkannt guter Maskenschöpfer sein – doch an einem Tag wie diesem würde sich kaum jemand in sein Geschäft verirren.
Er zog die Maske zurecht und schüttelte den Kopf. Allein der Gedanke, zu Hause zu bleiben und den Tag mit Müßiggang zu verbringen, bereitete ihm Schmerzen.
Er war mit seiner Arbeit verheiratet. Er verstand die Maskenschöpfung als Herausforderung an seinen Intellekt. Seine Findigkeit und sein Verständnis für die stetig wechselnden Anforderungen, die das Leben auf Lirbe mit sich brachte, hatten ihn zu einem der geschicktesten und gefragtesten Maskenschöpfer des Planeten werden lassen. Der Beruf war sein Leben. Er hatte sich niemals für Vertreter des anderen Geschlechts interessiert, auch wenn Dutzende Damen des Höheren Standes ihm unzweideutige Angebote gemacht hatten.
Die Ladenräumlichkeiten waren sauber, alle Filter gewechselt. Es wurde Zeit, dass er die Schauräume dekorierte.
Fartokal folgte bei der Auswahl der Masken seiner Intuition, wie immer. Er räumte die klinisch sauberen Tresore leer, unterzog seine Ware einer an und für sich nicht mehr notwendigen Kontrolle und einer Ultraschallreinigung und legte sie Stück für Stück vor sich hin.
Da war das brokatbestickte und mit Tiefzirkonen belegte Modell »Adgerce«. Die Edelsteine leuchteten in kräftigem Grün. Adgerce war in Kreisen des niederen Adels ein besonders beliebtes Modell. Es wirkte elegant, war aber bei Weitem nicht so kostspielig wie Masken der »Upgerce«-Serie.
Ja. Drei von ihnen, ins rechte Licht gerückt, würden ihre Wirkung auf Passanten nicht verfehlen – falls es welche geben würde.
Willkürlich wählte er einige Stücke aus den unteren Preiskategorien aus, um sie in der »Schmuddelecke« unterzubringen. Diese Dinger, auch wenn sie keinesfalls zu seinen Lieblingen zählten, bezahlten die Rechnungen.
Neugierige Normalsterbliche, die von seinem Ruf als exklusiver Maskenschöpfer geblendet waren und bloß mal den teuersten Laden der Stadt von innen sehen wollten, ließen sich gern blenden. Sie entdeckten die Masken in der Schmuddelecke, meinten ein Schnäppchen zu machen und kauften einen Aludur-Verschnitt oder einen etwas aufgepeppten Komtabel-Plastigonar, um im Freundeskreis damit prahlen zu können, Kunde bei Fartokal Ladore zu sein. Sie gingen dabei an finanzielle Schmerzgrenzen – und oftmals darüber hinaus.
Um Masken zu erstehen, deren Gewinnmargen erfreulich hoch waren, während die wahrhaft exklusiven Modelle manchmal nur wenig Geld brachten. Zumal es die Mitglieder des Geldadels vorzüglich verstanden, Preise zu drücken.
»Ein Hoch auf die arbeitende, rechtschaffene Bürgerschaft«, murmelte Fartokal, während er die letzten Modelle in den Auslagen verstaute und die Beleuchtungskörper justierte.
Es war fertig. Wie immer deutlich vor der eigentlichen Ladenöffnungszeit.
Er nahm eine weitere Strahlungsmessung vor, entriegelte die Tür, schaltete die Sicherungen ein und zog seine Geschäftsmaske über, tunlichst darauf bedacht, dass ihn niemand dabei beobachten konnte.
Wer soll mir schon dabei zusehen? Die Straßen sind leer. Jene armseligen Streuner, die in den Schatten der Gebäude Zuflucht gefunden und sich den Unbilden des Wetters ausgesetzt haben, werden sich kaum für die Vorgänge in meinem Geschäft interessieren.
Benlie Arcenthea huschte draußen vorbei und winkte ihm grüßend zu, den Rüschenkragen aufgestellt wie immer, mit panisch wirkenden Blicken wie immer.
Fartokal winkte zurück, doch es war wohl schon zu spät. Benlie arbeitete nebenan in der Reinigungs- und Messhalle. In der Bekleidungs-Abteilung. Um immer wieder angelieferte Kleidungsstücke zu untersuchen und bei Bedarf einer gründlichen Reinigung zu unterziehen.
Es war eine stupide Arbeit, und sie war eine stupide Frau. Doch sie vergaß niemals, ihn zu grüßen.
Er begann sein Frühstück. Brot und Gemüseaufstrich waren garantiert sauber; so versprach es zumindest der Hersteller.
Konnte man den Lebensmittelfabrikanten überhaupt vertrauen? In letzter Zeit waren immer wieder Gerüchte aufgekommen, dass in den Produktionshallen bei Weitem nicht so penibel gereinigt wurde, wie es die Vorschriften erforderten.
Fartokal zögerte, erhob sich dann und unterzog das Frühstück einer Prüfung im dafür vorgesehenen Brutkästchen. Das Freizeichen ertönte bereits nach wenigen Atemzügen. Er brauchte keinerlei Bedenken zu haben.
Ein Informationssignal ertönte. Jemand näherte sich seinem Laden. Die Außenkameras erfassten den Mann und begannen mit einem Physiognomie- und Maskenabgleich. Es waren unruhige Zeiten, viel Gesindel trieb sich herum. Die Ordnungskräfte taten ihr Bestes, doch sie waren chronisch unterbesetzt. Sie beschützten die Paläste des Hochadels und patrouillierten, wann immer ihnen die Zeit blieb, durch die Verkaufsstraßen der Innenstadt. Dennoch konnte es passieren, dass Lirbal der unteren Schichten Verzweiflungstaten begingen.
Ging es denn wirklich bergauf mit ihnen, wie Kanzler und König immer wieder behaupteten?
Fartokal meinte zu wissen, dass insbesondere jüngere Lirbal jegliche Perspektive verloren hatten und sich nicht am Arbeitsprozess und am schwierigen Wiederaufbau beteiligen wollten. Viele Jugendliche saßen in übel beleumundeten Spelunken und trugen Masken, mit denen sie ihrem Protest gegen die Lebensumstände Ausdruck verliehen.
Die Tür öffnete sich. Fartokal zuckte zusammen. Sein armes, altes Herz schlug laut und heftig.
Er erhob sich und warf einen Seitenblick auf die Überwachungsbildschirme. Der Abgleich war zu Ende. Nach Meinung des Erkennungsprogramms bestand keinerlei Gefahr. Bei dem Kunden handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Adjutanz-Beamten, der im Palast für Wiederaufbau Dienst tat.
»Willkommen bei Fartokal«, sagte er, legte das angebissene Brot beiseite und trat in den Verkaufsraum. »Womit kann ich dir dienen?«
»Meine Maske«, nuschelte der Beamte, »sie ist schadhaft. Der Blick-Zoom ist ausgefallen, und einige Messgeräte in der äußeren Schale zeigen unmögliche Werte an.«
Ein Standardfall also. Solche Schäden in der Masken-Software waren in Fachkreisen hinlänglich bekannt. »Nun, ich kann dein Gerät gern zur Reparatur übernehmen. Doch ich erledige derlei Arbeiten nicht selbst. Ich gebe schadhafte Masken an einen Fachmann weiter ...«
»Ich dachte, du wärst der Fachmann schlechthin?«, unterbrach ihn der Beamte schroff.
»Ich bin Maskenschöpfer«, sagte Fartokal so ruhig wie möglich. »Ich erschaffe neuartige Modelle. Ich beliefere meine Kunden mit Vorschlägen und Ideen und arbeite mit den besten Werkstoffen. Ich setze Trends. Ein Maskenschöpfer ist ein Handwerker, der von seiner Kreativität und seinem Geschick lebt.«
»So? – Nun, ich hörte, dass dein Stern am Untergehen sei. Dass es Jüngere gebe, die dir den Rang ablaufen würden.«
»Sagt man das?« Fartokals Herz raste. Am liebsten hätte er dem Unverschämten die Maske vom Gesicht gerissen und ihm einen Satz Ohrfeigen verpasst! »Meine Geschäfte gehen gut. Ich bin der Lieferant des Hochadels.«
»Erzähl mir nichts! Ich arbeite an einer Kostenstelle, die Überblick über den finanziellen Haushalt der vier größten Palastministerien hat. Deine Umsätze in diesen Häusern sind um mindestens dreißig, wenn nicht gar vierzig Prozent zurückgegangen.«
»Was willst du von mir?« Vor Fartokals Augen tanzten weiße Pünktchen. Er hasste diesen unverschämten Kerl.
»Sieh zu, dass meine Geschäftsmaske bis morgen repariert ist. Und mach es gratis. Dann betreibe ich gern Mundpropaganda für dich. Wie gut der Service sei, was du von deiner Arbeit verstündest. Dass man das Budget für Neuanschaffungen wieder mal erhöhen...




