E-Book, Deutsch, Band 3209, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Thurner Perry Rhodan 3209: Das Siegel des Großadministrators
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8453-6209-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Fragmente"
E-Book, Deutsch, Band 3209, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6209-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis - das Geisteswesen scheint zwischen den Sterneninseln verschollen zu sein, zersplittert in Fragmente. Diese Fragmente zu finden und wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. Während er dazu in der fernen Galaxis Morschaztas unterwegs ist, geht es allem Anschein nach in der Milchstraße politisch ruhig zu. Als ein neues Volk die galaktische Bühne betritt, gewinnt ein Artefakt an Bedeutung: DAS SIEGEL DES GROSSADMINISTRATORS ...
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2.
Verfolgung
Suyemi Taeb kämpfte mit aller Kraft gegen die Angst an. Eine mentale Welle schwappte über sie hinweg und vermittelte das Gefühl des Ertrinkens. Des Untergangs in einem See voll schwerer, schwermütiger Gedanken, die ihr jegliche Hoffnung auf eine Rückkehr in die Realität nahmen.
Du wirst dich nicht unterkriegen lassen.
Eine Stimme, vage bekannt. Nicht hörbar. Irgendwo in ihrem Hinterkopf zu Hause. Ein Kobold, der mal da war und Taeb nervte, mal tage- oder gar wochenlang verschwunden blieb.
Der Extrasinn. Teil ihres arkonidischen Erbes.
Selten zuvor war sie derart froh gewesen, ihn mit an Bord zu haben, denn er redete mit ihr. Er unterstützte sie beim Kampf gegen die Angstwelle. Er war der Fels der Logik in der Brandung und sorgte dafür, dass sie wieder auftauchen konnte. Dass sie in die Realität zurückkehrte.
*
Taeb kam mühsam auf die Beine. Noch drehte sich alles rings um sie, noch war sie schwach. Aber sie musste Bruno Boukarina hinterher. Er war vor ihren Augen verschwunden. Vermutlich hatte er etwas gestohlen. Aus den Kellerarchiven des Solaren Hauses. Und ebenso vermutlich hatte er etwas mit diesen Angstattacken zu tun. Er hatte sie forciert und damit die Voraussetzungen für den Diebstahl geschaffen. Wie das geschehen war, scherte sie vorerst nicht. Sie würde Boukarina folgen, ihn dingfest machen und zu den Geschehnissen befragen.
Du machst zuerst ein paar Dagorübungen, um deine Mitte wiederzufinden, empfahl der Extrasinn. Was du jetzt an Zeit investierst, wird dir später zugutekommen.
Taeb gehorchte. Atemübungen, eine rasche Selbstreflektion, einige Dehnungsschritte. Ein paar Prinzipien des Dagor-Zhy verinnerlichen, die ihre Mutter ihr beigebracht hatte.
Der psychische Druck war nach wie vor da und setzte ihr zu. Aber Taeb schaffte es, sich dagegen zu wehren.
Sie setzte sich langsam in Bewegung, sobald sie sich bereit dazu fühlte. Auf die beiden TARAS zu, die sie in einer Entfernung von etwa 50 Meter erwarteten. Sie hatten Bruno Boukarina entkommen lassen. Weil sie, Taeb, den Kampfrobotern keinen Befehl erteilt hatte.
Oder?
»Statusbericht!«, befahl sie den Kampfrobotern. »Die letzten fünf Minuten. Was ist geschehen, wen habt ihr gesehen, welche Anweisungen hattet ihr?«
Einer der beiden TARAS ergriff das Wort. »Der Befehl lautete, hier auf Agentin Suyemi Taeb zu warten und auf ungewöhnliche Vorgänge zu achten.«
»Und?«
»Seitdem warten wir. Es ist nichts geschehen, was wir als ungewöhnlich erachtet hätten.«
»Es kam niemand aus dem Kellerarchiv hoch?«
»Negativ«, antwortete der Roboter. »Es ist alles in Ordnung. Niemand war hier.«
»Ihr habt nichts von den Vorgängen im Gastgarten des Solaren Hauses mitbekommen?«
»Negativ. Es ist alles in Ordnung.«
»Wer bin ich?«
»Ich ... weiß es nicht.« Der Roboter ließ seine Arme sinken. Sein kegelstumpfförmiger Körper sank langsam zu Boden. »Es ist nicht alles in Ordnung«, sagte er.
»Ihr leidet unter Fremdbeeinflussung«, sagte Taeb. »Ihr stellt euch augenblicklich außer Dienst und lasst euch von der Hauptpositronik des Solaren Hauses untersuchen. Nein, Kommando zurück! Ihr unterstellt euch Aurelia Bina. Erklärt euer Problem. Sie wird sich um euch kümmern.«
Bina. Sie hatte die Chefin des TLD völlig vergessen.
Taeb betrachtete ihr Armband. Sie hatte während ihrer ... Bewusstlosigkeit mehrere Nachrichten erhalten.
Sie aktivierte den TLD-Funk. »Aurelia?«
Taeb musste ungewöhnlich lange warten, mindestens eine Sekunde, bis sich die Posmi bei ihr meldete.
»Boukarina ist entkommen, nicht wahr?«
Typisch. Das war ihre erste Frage. Nicht, ob es Taeb gut ging und wie sie es geschafft hatte, trotz dieser sonderbaren Schmerzstrahlung aktiv zu bleiben.
»Ja. Ich folge ihm. Allerdings habe ich nur wenige Anhaltspunkte. Was hat er getan, um ...«
»Erkläre ich dir später, Suyemi. Ich bin mit der Positronik des Solaren Hauses verbunden. Sie wurde von Störstrahlungen irritiert, war aber in der Lage, Boukarinas weitere Spur innerhalb des Hauses zu verfolgen. Du bekommst die Informationen jetzt und folgst dem Mann. Außerdem erhältst du sämtliche Befugnisse als Einsatzleiterin bei der Jagd nach ihm.
NATHAN wird soeben verständigt. Ich will, dass du Boukarina stellst. Wir brauchen ihn lebend. Wir müssen wissen, was er angerichtet und warum er es getan hat. Dies war kein einfacher, spontaner Diebstahl, es war von langer Hand geplant. Bina Ende.«
Illustration: Swen Papenbrock
Ein Monolog mit konzentrierten Fakten und Anweisungen. Zwischenfragen waren Taeb nicht gestattet.
Sie unterdrückte ihren Ärger und konzentrierte sich auf die Aufgabe. Ein leises Signal ertönte, Taeb aktivierte das Holo ihres Armbands. Eine Schemadarstellung des Solaren Hauses erschien. Mehrere rot markierte Vektoren zeigten, welche Wege Boukarina genommen hatte. Sie waren mehrmals unterbrochen, offenbar dort, wo der Kosmopsychologe nicht von der Positronik des Gebäudes erfasst worden war.
Er hatte das Solare Haus durch Tor C verlassen. Durch einen Lieferantenausgang in ihrer Nähe. Gesichert durch mindestens einen TLD-Mitarbeiter und einen Roboter, mutmaßlich einen TARA.
Taeb machte sich auf den Weg. Mit langen Laufschritten folgte sie Boukarinas Spur und ging in Gedanken ihre Möglichkeiten durch. Sie trug den Großteil ihrer Standardausrüstung am Körper. Darüber hinaus musste sie die bestmöglichen Voraussetzungen für eine Verfolgung des Verdächtigen schaffen.
Sie erteilte via Funk einen Befehl, der an alle Dienststellen des Terranischen Liga-Dienstes im Großraum Terrania erging.
Tor C war unbewacht, wie erwartet. Eine Frau in Zivil lag am Boden, schwitzend, die Augen weit geöffnet und halb ohnmächtig. Die Schmerz- und Panikstrahlung ließ allmählich nach, aber es hatte die TLD-Agentin schlimm erwischt. Ihr Begleitroboter, ein Daniel-Modell, stand mit gesenktem Kopf da, als wäre er in einem Dämmerschlaf versunken.
Gleichmäßiger Regen erzeugte ein ruhiges Geräuschmuster. Taeb zog sich den Jackenkragen so hoch wie möglich, um sich zu schützen.
Sie sah sich um. Wohin war Boukarina geflohen? Links standen einige Transportgleiter, allesamt gegen Diebstahl geschützt, wie winzige blinkende Holos bewiesen. Geradeaus begann ein länglicher Grünstreifen, auf dem eine Herde von Przewalski-Pferden in der Dunkelheit vor sich hin döste. Unmittelbar neben ihnen war eine Strecke für Antigravscooter abgesteckt. Rötliche Streckenbegrenzungen waren vage zu erkennen. In der Ferne nahm Taeb die Positionslichter zweier Flitzer war. Sie entfernten sich.
Rechts von Taeb wurden Warencontainer von Funktionsrobotern entladen. Zu ihrem Bedauern war kein einsatzbereiter Posbi in ihrer Nähe zu sehen, mit dem sie sich hätte unterhalten können.
Die Gleiter, meinte ihr Extrasinn. Sieh genauer hin!
Taeb zählte sieben Gleiter.
Es waren vorher acht. Ein Parkplatz ist noch nicht völlig nass vom Regen.
Sie ärgerte sich kurz, dass sie nicht selbst auf diese einfache Lösung gekommen war, konzentrierte sich aber gleich wieder auf das, was vor ihr lag.
Sie aktivierte den Funk. Eine spezielle Verbindung zu einem der wichtigsten Rechnergehirne Terras. »NATHAN, ich benötige Bewegungsmuster aller Gleiter, die sich in den vergangenen drei Minuten aus der Nähe des Solaren Hauses vom Boden gelöst haben«, verlangte sie. »Gesucht wird Bruno Boukarina ...«
»Ich weiß Bescheid«, unterbrach sie die Baritonstimme NATHANS. »Aurelia Bina hat mich informiert. Meinen Aufzeichnungen zufolge gab es keinen registrierten Gleiterflug in diesem Zeitraum.«
»Und unregistrierte? Eine Unregelmäßigkeit im Leitsystem? Ein gestohlenes Fahrzeug, dessen Kennungen changieren?«
»Es gab in der letzten Stunde einen einzigen Fall mit einem unangemeldeten Gleiter, der deine Kriterien erfüllt. Jugendliche aus einem Vorort, die sich mit einem gestohlenen Luxusgefährt einen Spaß machten. Etwa vierzig Kilometer vom Solaren Haus entfernt.«
»Wir brauchen Kontrollen an Verkehrsknotenpunkten, NATHAN. Eine doppelte Überprüfung aller Kennungen. Jedem Verdacht muss nachgegangen werden. Gleiter, die aus den üblichen Leitsystemen ausscheren oder Auffälligkeiten im Flugverhalten zeigen. Boukarina wird nach einem Weg aus der Stadt suchen und womöglich mit Handsteuerung fliegen. – Du überprüfst alle Transmitterstrecken?«
»Selbstverständlich. Das war die erste Anweisung, die Aurelia Bina mir gegeben hat.«
»Sehr gut. Ich möchte über auch nur den geringsten Hinweis zu Boukarinas Verbleib informiert werden.«
»Natürlich.«
»Taeb Ende.« Sie gab einen Befehl an eine nahegelegene Leitstelle des TLD und wartete auf die Bestätigung. Der Regen ließ allmählich nach. Womöglich griff NATHAN in die Wettersteuerung ein, um sich selbst die Arbeit zu erleichtern.
Müde und dennoch mit geschärften Sinnen sah sie sich um. Die Jagd nach Boukarina machte etwas mit ihr. Taeb fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr.
Was hast du vor?, fragte der Extrasinn.
»Du steckst in meinem Kopf, also weißt du es ganz genau«, sagte sie leise, wie sie es bei ihren Gesprächen mit dem Extrasinn immer tat, wenn niemand in der Nähe war.
Du gibst mal wieder deinen Emotionen und deinen Instinkten nach.
»Weil ich damit Erfolg habe.«
Ein Sirren ertönte, gleich darauf landete ein A-Scooter neben ihr. Ein frisiertes Modell, das mit einigen...




