E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Tielmann Die Fliegenden 4 - Eine Lebensretterbande im Einsatz
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7325-0779-5
Verlag: Baumhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
ISBN: 978-3-7325-0779-5
Verlag: Baumhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Fritzi hat gerade ihr Baumhaus fertiggestellt, das Geheimversteck ihrer Bande. Einziger Haken an der Sache: Die Bande besteht bisher nur aus Fritzi selbst. Doch bei einem missglückten Flugversuch gewinnt sie gleich drei neue Freunde - den unerschrockenen Abenteurer Tarek, die schaurig-schief singende Prinzessin Fine und den geistreichen Erfinder Henri mit seinem Hund Doktor Watson. Zusammen sind sie die Fliegenden 4 auf der Suche nach wilden Abenteuern.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Eine Lebensretterbande auf Abenteuerfahrt
»Beschlossen ist beschlossen«, murmelte Fritzi. Sie stellte die Flügel auf und hielt die Luft an. Dann ließ sie ihren Blick über den Park schweifen. Sie wollte eine schöne Runde über die Bäume drehen und wieder hier auf der Plattform am Baumhaus landen. Diese Strecke war nicht zu weit. Gerade richtig für den ersten Test des Flugrollers. Aber was war das? Schon wieder glaubte sie, da sei ein Junge, der in den Bäumen des Stadtparks herumkletterte. Fritzi wollte schon ins Baumhaus gehen, um ihr Fernglas zu holen. Aber dann sagte sie zu sich selbst: »Jetzt lenk nicht vom Thema ab! Und das Thema heißt: fliegen. Und zwar sofort!« Fritzi gehörte zu den Menschen, die sich an Beschlüsse hielten. Jedenfalls an ihre eigenen. Also packte sie den Roller fest am Griff, stellte einen Fuß auf das Rollerbrett und schob den quietschenden Flugroller mit viel Schwung über den Rand der Plattform in die Luft. »Ich fliege! Ich fliege!«, freute sie sich. Ja, sie flog, aber nur ziemlich kurz und nur in eine Richtung: abwärts! Der Flugroller mit den Engelsflügelchen sauste wie ein Stein Richtung Fluss. »Ich fliege …«, sagte Fritzi noch einmal, »… runter!« Sie versuchte zu lenken, sich im Wind zu wiegen. Aber es war nichts zu machen: Der Fluss kam näher und näher, und Fritzi schloss die Augen und erwartete schon den großen PLATSCH. Doch kurz bevor sie auf der Wasseroberfläche aufschlug, zischte etwas von der Trauerweide herüber. Es kam wie aus dem Nichts. Aber aus einem Nichts mit unheimlich viel Schwung. Wie ein wilder Affe schwang sich da jemand oder etwas von Trauerweidenzweig zu Trauerweidenzweig durch den Park immer schön auf die Insel zu. »Hallalli, hallallo!«, rief der Trauerweiden-Schwinger. Fritzi ließ vor Schreck den Roller fallen. Der sauste in den Fluss und versank glucksend in den gurgelnden Fluten. Fritzi selbst wurde vom Trauerweiden-Schwinger gepackt und landete krachend auf einem wackeligen Baumstamm. Der Baumstamm trieb flussabwärts. Etwas schneller, als Fritzi gedacht hätte. Aber immerhin war sie nicht ins Wasser gestürzt. Vor ihr saß ein Junge. Er hatte sich ebenso wie Fritzi auf den Baumstamm gerettet. Vom Flugroller war nichts mehr zu sehen. Und auch die Insel wurde immer kleiner, während Fritzi und der Junge auf dem Baumstamm flussabwärts trieben. »Hallali und hallalo!«, sagte der Junge wieder. »Wer bist du, und warum wolltest du dich mit deinem Roller ertränken?« Fritzi lächelte. Der Junge sah echt cool aus: Er trug eine Fliegermütze und eine Hose mit sagenhaft vielen Taschen, in denen sagenhaft viele Dinge zu stecken schienen. Aber vor allem hatte er ihr gerade das Leben gerettet. Mindestens. »Danke!« »Du heißt Danke? Cooler Name. Ich bin Tarek.« »Nein, nein, ich heiße nicht Danke. Ich heiße Fritzi, und ich bin die Chefin meiner Bande. Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.« »Klar doch, logisch«, sagte Tarek. »Hey, willst du vielleicht auch in meiner Lebensretterbande mitmachen?« »Was macht ihr denn da so?« »Wir retten Leben, wir versuchen zu fliegen, und wir erleben wilde Abenteuer!«, sagte Fritzi. »Du hast versucht, mit dem Roller zu fliegen?«, fragte Tarek. Der Fluss führte sie aus dem Park heraus. Die Häuser standen hier mit dem Rücken zum Ufer und schienen sich weder für das Wasser noch für die beiden Kinder auf dem Baumstamm zu interessieren. Fritzi nickte. »Ja, aber da war wohl irgendwas mit der Steuerung nicht so richtig gut konstruiert. Der konnte nur in eine Richtung fliegen.« »Abwärts«, sagte Tarek. »Gut beobachtet«, lobte Fritzi. »Da hätten wir ein Düsentriebwerk einbauen sollen. Dann geht so ein Roller erst richtig ab.« Fritzi hätte Tarek küssen können vor Glück. »Das ist doch perfekt! Worauf warten wir noch? Du wirst jetzt sofort in meine Bande aufgenommen, und dann bauen wir einen neuen Flugroller!« Tarek wollte etwas sagen, aber Fritzi schnitt ihm das Wort ab. »Wer ist für Tarek?«, fragte sie sich selbst und hob die Hand. »Gute Nachricht für dich: Du bist jetzt in meiner Lebensretterbande!« »Toll«, freute sich Tarek. »Wer ist denn noch in der Bande?« »Ich.« »Und außer dir?«, fragte Tarek. »Natürlich du«, sagte Fritzi. »Ja, okay, aber jetzt mal außer mir und dir?« Fritzi zuckte mit den Schultern. »Keiner.« »Aber zwei sind doch keine Bande!«, sagte Tarek. »Na klar sind wir eine Bande«, rief Fritzi. »Guck uns an! Du hast mir das Leben gerettet, und wir sitzen auf einem Baumstamm, treiben den Fluss runter, wilden Abenteuern entgegen. Heute Morgen war ich noch eine Einerbande. Jetzt sind wir schon eine Zweierbande. Und der Tag ist ja noch lang.« Da sagte Tarek nichts mehr. Die Häuser am Ufer wurden immer kleiner, die Gärten größer. Dann verschwanden die Gärten, und die Häuser wurden wieder größer. Viel größer. Es waren Hochhäuser, die da am Flussufer standen. Der Fluss wurde hier so eng einquetscht, dass das Wasser schneller floss. Der Baumstamm schoss regelrecht auf einen Felsen zu, der am Ende der Engstelle aus dem Wasser ragte und vom Fluss umspült wurde. Die Baumstämme um Tarek und Fritzi herum trieben alle in einen Kanal, der links vom Felsen abzweigte. Das Wasser, das rechts am Felsen vorbeiströmte, war viel langsamer. Aber Fritzi konnte noch nicht erkennen, warum das so war. »Krasse Flussfahrt!«, rief Fritzi begeistert. »Wo dieser Kanal da drüben nur hinführt?« »Keine Ahnung«, murmelte Tarek. »Aber er scheint die Baumstämme und die Hälfte des Wassers magisch anzuziehen. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann wartet rechts das große Wehr auf uns. Und da könnte es ziemlich ungemütlich werden. Wir brauchen ein Steuerruder. Und dann müssen wir auch nach links in den Kanal.« Tarek wühlte in seinen Taschen herum. »Ach, das findet sich schon«, sagte Fritzi. »Selbst Häuptling Hastdutöne ist mal im Kanu ohne Steuer die Niagarafälle runtergefahren.« Aber Tarek hörte Fritzi nicht mehr zu. Er lauschte nur noch nach dem Gesang, der vom rechten Ufer zu ihnen herüberdrang. Es war ein lautes und schauriges Stimmchen. Es klang wie etwas, das Fritzi kannte. Und zwar … Fritzi dachte nach. Dann fiel es ihr endlich ein: Das klang wie eine Sirene. Eine Feuerwehrsirene. Laut, schrill und nicht sehr schön. Tarek war völlig von den Socken. Er suchte das Ufer mit den Augen ab. Schließlich zog er ein Fernrohr aus einer seiner Hosentaschen und pfiff durch die Zähne. »Hallali und hallalo, wer ist denn das?« Er zeigte auf eine Stelle am rechten Ufer des Flusses. »Da sitzt ein Mädchen!« Das Mädchen war ganz und gar rosarot angezogen, hatte eine gewaltige Handtasche im Arm, Kopfhörer auf den Ohren, und dazu plärrte sie so schaurig schräg übers Wasser. Tarek konnte nicht aufhören rüberzugucken. »Das muss eine Prinzessin sein«, hauchte er. »Hast du ein Steuer gefunden?«, fragte er Fritzi, ohne die Prinzessin aus den Augen zu lassen. »Nö«, sagte Fritzi. Sie fand die Prinzessin nicht ganz so toll wie Tarek. Vor allem fragte sie sich, warum die so schrecklich sang. »He! Hallo!«, rief Fritzi rüber zum Mädchen. Das nahm den Kopfhörer ab und steckte ihn in die gewaltige Handtasche. »Warum singst du so schaurig und traurig?«, fragte Fritzi. Der Baumstamm hatte den Felsen fast erreicht, drehte sich leicht in der Strömung und wurde endlich nach links zum Seitenkanal gezogen. »Na hör mal«, antwortete die rosarote Prinzessin. »Wenn kein Wunder passiert, dann werdet ihr zwei gleich im Sägewerk landen. Das ist doch ein Grund, um schaurig und traurig zu singen, oder nicht?« »Waaaaaaaaaaaaaaaaaas?«, schrie Fritzi. »Das ist der Kanal vom Sägewerk?« Auch der mutige Tarek wurde bleich im Gesicht. Mit dem Sägewerk war nicht zu spaßen. Das war vollautomatisch und zersägte alles und jeden, ob man wollte oder nicht. »Ricke-racke, ricke-racke«, antwortete die Prinzessin und nickte. »Absolut zuverlässig und nicht zu stoppen. Das Sägewerk hat beim letzten Hochwasser sogar die kaputte Parkbrücke in Holzteilchen zerlegt. Da ist kein Entkommen. Gleich seid ihr ein paar schicke Brettchen. Macht’s gut.« »Moment, Moment. Ich werde kein Brett!« Tarek begann in wilder Panik, mit bloßen Händen gegen die Strömung zu paddeln. »Wir müssen rüber zum Felsen!«, keuchte Fritzi verzweifelt und half Tarek nach Leibeskräften. Sie legten sich mächtig ins Zeug und paddelten mit ganzer Kraft auf den Felsen zu. Der Felsen war die einzige Hoffnung. Da mussten sie drauf und dann nach einer neuen Lösung suchen. Hauptsache weg von den grässlichen Reißzähnen der Sägeblätter im Sägewerk. Fritzi hörte sie schon rattern, diese Sägeblätter. Die Angst gab ihr zusätzlich Kraft. Aber der Fluss war stärker. Immer weiter trieben sie auf den Sägewerkskanal zu. Und am Ende dieses Kanals machte es ricke-racke. Absolut zuverlässig. Die Prinzessin stimmte schon wieder ihren traurigen und schaurigen Gesang an: »Hör auf zu plärren und tu was, du Rindvieh! Sonst ist das das Ende einer waschechten Lebensretterbande!«, schrie Fritzi die Prinzessin an. Das hatte die Prinzessin noch nie erlebt! Sie wurde niemals angeschrien. Normalerweise schwieg alle Welt still und suchte das Weite, wenn sie...