E-Book, Deutsch, 92 Seiten
Todorov Hexen, Mörder, Nixen, Dichter ...
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-942223-52-2
Verlag: Größenwahn Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dunkelmagische Geschichten
E-Book, Deutsch, 92 Seiten
ISBN: 978-3-942223-52-2
Verlag: Größenwahn Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Todor Todorov, 1977 in Sofia geboren, studierte Philosophie und arbeitet heute als Dozent an der 'St. Kliment Ohridski' Universität von Sofia, wo er Philosophie des Mittelalters und der Renaissance; mittelalterliche arabische Philosophie; Geschichte der Philosophie und Photographie unterrichtet. Für seine Geschichte 'Van Gogh in Paris' ist er mit dem Literaturpreis für die beste Kurzgeschichte des Jahres 2011 ausgezeichnet worden. Der Autor ist ein Liebhaber der Nachtlesung und vertritt die Idee, dass Lesen und Träumen miteinander verwandt sind. Bei Märchen kann sich der Leser manchmal wach, manchmal tief und langsam wie im Schlaf fallen lassen. Das Lesen wirkt wie eine Droge, wie eine geheime Tür. Die beste Tür, die je geöffnet wurde und die den Leser zu einer unvergesslichen Reise einlädt.
Weitere Infos & Material
DANTES BART
VAN GOGH IN PARIS
DER MENSCH, DER DIE VÖGEL FÜTTERTE
FOOD DROP
ES
BIS ANS ENDE DER WELT
DIE KLOSTERNIXE
WANDERFLUCH
WOLFSBRAUT
SCHWEIGENDES MÄRCHEN
DER WIND
MONDSÜCHTIG
WENN DER KUCKUCK DREI MAL RUFT
GEH NICHT, PURPURROTE!
VERGUS
IN VAKUUM
DIE AUGEN
ENTGEGENVERSCHWINDEN
DIE NACHTLESUNG
QUELLENANGABEN
BIOGRAPHISCHES
Anfangs gehörte es einem Menschen, der mit langsamen Schritten über den alten Teil der Brücke hereinkam. Bekleidet mit einem Regenmantel. Sicher und mit dem Kopf gegen den Wind. Der Hut wurde weggeweht. Er hatte keine Zeit für überflüssiges Stehenbleiben. Aber er hatte es auch nicht eilig. Der Regen traf ihn dort - mitten auf der Brücke. Es war ein nebliger Abend. Die Welt sah schwarz-weiß aus. So geriet es an Eduardes, Inhaber einer kleinen Kneipe in der Gasse hinter der Ecke, der hinausging um eine Zigarette zu rauchen und ein bisschen über die Brücke zu gehen, nachdem der unendliche Regen plötzlich aufgehört hatte. Er hatte das Gefühl, dass es Tage lang geregnet hatte. In der Kneipe wurde es stickig und lange Zeit ging weder jemand hinaus, noch kam jemand herein. Er sah es hinter der Bordüre der Brücke im Lichte einer Straßenlampe. Er schenkte es Anja Huargas - einer Mexikanerin dem Blut nach, in Argentinien geboren und eine seiner Geliebten. Und Jahre später, als Anja im Herbst ihrer Schönheit war, hat sie es ihrerseits einem ihrer jungen Liebhaber geschenkt, Jungs, die sie in ihrem Bett verführte, um sich über die zähe und klebrige Langeweile hinweg zu trösten. Aber Antonio war anders. Er hatte eine Gabe. Sie vergötterte ihn und glaubte blind an ihn. Antonio besuchte sie nie, nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Er war auch nicht auf ihrem Begräbnis. Er erfuhr zufällig von ihrem Tod zehn Jahre später. Er hatte es verkauft. An Menschen, die ihm eine für seine Erwartungen glückliche Summe angeboten hatten. Und sie haben es auch verkauft. So war es in die Hände des französischen Journalisten Jack Jourré gelangt. Er hatte einen Plan. Aber man stahl seine Tasche, als er am Bahnhof eingeschlummert war. Er hatte den Nachtzug nach Bordeaux verpasst. Der Nächste - in drei Stunden. Der Dieb war ein dunkler Typ, schlich sich wie ein Schatten an, verschwand in dem ersten Zug und verschmolz mit ihm zusammen in der dichten Finsternis. Ohne Fahrkarte. Er versank unsichtbar in einem Abteil unter dem flimmernden Licht einer dreckigen Glühbirne. Er schlug eine fettige Zeitung auf und öffnete die Tasche. Alles was er wollte, wickelte er in Papier ein, und den Rest aus der Tasche warf er zusammen mit ihr aus dem Fenster. Mit hundert Kilometern pro Stunde in die stockfinstere Nacht. Es entging ihm eine der Seitentaschen zu öffnen. Als am Morgen Pierre Luvelle den alten, verlassenen Übergang neben dem Feld mit seinem Fahrrad überquerte, sah er an dem Schlagbaum eine schwarze Tasche mit einem leichten silbernen Beschlag hängen. Und weil er gewissenhaft war und eine jüdische Erziehung genossen hatte, gab er sie später am selben Tag bei der Polizei ab. Ohne Beschlag. Inspektor Dupre und Gordieau entdeckten es. Sie verzeichneten nichts im Protokoll. Sie überbrachten es persönlich Monsieur Ribery in Marseille. Monsieur Ribery war ein reicher Mann. Er hatte ein großes Haus und eine schöne Frau. Alle sprachen über Madame Ribery, aber sie ließ selten ein Wort vor jemandem fallen. Madame Ribery schwieg, sie schwieg. Man nähte es ihr in einen Schuh ein, zwischen Sohle und Ferse. Es war ein schöner Schuh, mit Absätzen. Eines Abends wurde Monsieur Ribery von seiner Frau verlassen, während er schlief...




