E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Tollkühn Der Herr der Augenringe
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96905-111-5
Verlag: Yes Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die ultimative Parodie
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-96905-111-5
Verlag: Yes Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
J.R.R. (Jasper Rudi Rudi) Tollkühn war ein britischer Schriftsteller und Philologe. Sein Roman »Herr der Augenringe« gilt als eines der unwichtigsten Fantasybücher der Neuzeit. Tollkühn entwickelte dafür sogar eine eigene Sprache, die er allerdings leider selbst nicht verstand. An seinem Mammutwerk arbeitete er mehrere Jahrzehnte, bis ihm endlich jemand zeigte, wie man eine Datei abspeichert. 'The Harvard Lampoon' erschien erstmals im Februar 1876 und ist die am längsten bestehende Humorzeitschrift der Welt. Viele seiner Autoren sind berühmt und erfolgreich geworden, darunter Conan O'Brien, Kurt Andersen, Colin Jost, Lawrence O'Donnell, B.J. Novak, Andy Borowitz, Patricia Marx, Ian Frazier, Dutzende von 'Saturday Night Life'- und fast alle 'Simpsons'-Autoren.
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VORBEMERKUNG: ÜBER TORFLINGE
Dieses Buch dreht sich hauptsächlich ums Geldverdienen, und auf seinen Seiten erfährst du vieles über die charakterliche und literarische Integrität der Verfasser. Praktisch nichts lernst du hingegen über Torflinge, weil doch jeder einigermaßen geradeaus denkende Mensch zugeben muss, dass derartige Wesen nur in der Fantasie von Kindsköpfen existieren, die ihre frühen Jahre in Weidenkörben verbracht haben und dann zu Straßenräubern, Hundedieben und Webdesignern herangewachsen sind. Allerdings ist diese Zielgruppe, gemessen an den Verkäufen von Professor T.s spannenden Büchern, zahlenmäßig recht ansehnlich und trägt die Art von Brandspuren auf ihren Taschen, die nur durch spontane Entzündung zerknüllten Geldes entsteht. Solchen Buchkäufern zuliebe haben wir hier ein paar rassistische Vorurteile über Torflinge zusammengestellt, und zwar indem wir uns alle Bücher des Professors unters Kopfkissen gelegt und etwas Interessanteres gelesen haben. Für solche Leser fügen wir auch eine Zusammenfassung von Dildo Poplins früheren Abenteuern an, die er selbst Unterwegs mit Schmollum auf der Suche nach Intererde nannte, die aber vom Verlag klugerweise in Tal der Trolle umbenannt wurden (demnächst ebenfalls in deinem Buchladen, falls dieser unglaubliche Schund hier sich tatsächlich verkaufen sollte).
Die Torflinge sind ein uninteressantes, aber nerviges Völkchen, dessen Zahl stark zurückgegangen ist, seit die Märchenmärkte ins Bodenlose abstürzten. In ihrer ganzen lahmen Einfalt und Verstocktheit führen sie am liebsten ein einfaches Leben in ländlichem Elend. Sie mögen keinerlei Gerät, das komplizierter ist als ein Knüppel, eine Keule oder, um noch ein Beispiel zu nennen, ein Prügel. Schon immer zeigten sie eine Scheu vor den »Großen Leuten« oder »Großies«, wie sie unsereins nennen. Heutzutage meiden sie uns generell, außer bei seltenen Gelegenheiten, wenn sich ungefähr hundert von ihnen zusammenrotten und einen einsamen Pilzsucher oder Geocacher abmurksen. Sie sind kleine Leute, kleiner als die Zwerge, von denen sie für mickrig, gerissen und undurchschaubar gehalten und als »Gefahr aus dem Torf« bezeichnet werden. Selten überschreiten sie eine Höhe von drei Fuß, aber sie sind durchaus in der Lage, auch halb so große Kreaturen zu überwältigen – solange sie im Vorteil sind. Die Torflinge des Augenlandes, mit denen wir uns hauptsächlich beschäftigen, sind Langweiler vor dem Herrn und tragen beige glänzende Anzüge mit schmalem Revers, dazu Sepplhut und kolumbianische Krawatte. Sie mögen keine Schuhe und laufen auf zwei behaarten, stumpfen Apparaten, die man nur wegen ihrer Stellung am Beinende als Füße bezeichnet. Ihre Gesichter sind von einer pickligen Boshaftigkeit, die auf eine Vorliebe für obszöne Chatnamen schließen lässt, und in ihrem Lächeln liegt etwas, das Komodowarane vor Neid schlucken lässt – vielleicht ist es ja die fußlange, wedelnde Zunge? Sie haben lange, gewiefte Finger, wie man sie normalerweise am Hals kleiner Pelztiere und in den Taschen anderer Leute findet. Großes Geschick beweisen sie in der Herstellung raffinierter Gebrauchsgegenstände, gezinkter Würfel etwa oder Sprengfallen. Sie essen und trinken herzlich gern, spielen Fingerhakeln mit dummen Huftieren und erzählen sich schmutzige Zwergenwitze. Sie feiern öde und schenken billig, und sie genießen die gleiche allgemeine Achtung und Wertschätzung wie ein toter Otter.
Zweifellos sind Torflinge mit uns verwandt und stehen irgendwo auf der Evolutionslinie, die von Ratten über Vielfraße zu Neonazis führt, aber wie unsere genaue Beziehung ist, bleibt ungeklärt. Ihre Ursprünge reichen weit zurück in die gute alte Zeit, als der Planet von quietschbunten Wesen bevölkert war, wie man sie heutzutage erst nach einem Liter Wodka-Maggi erblickt. Aufzeichnungen aus dieser Zeit bewahren allein die Elben auf, die aber zumeist nur Elbenkram, schlüpfrige Bilder von nackten Trollen und Berichte über geile »Orkien« enthalten. Torflinge haben jedenfalls schon lange vor den Tagen von Froyo und Dildo in Intererde gelebt, als diese beiden wie eine vergessene Dauerwurst, die plötzlich ihre Gegenwart kundtut, die Räte der Alten und Albernen störten.
Alles dies geschah im dritten Zeitalter von Intererde, genannt das Blechzeitalter. Die Gestade jener Epoche ruhen seit Langem im Meer, ihre Bewohner dagegen hinter Glas in Ripley’s Kuriosem Kuriositätenkabinett. Alle Aufzeichnungen aus ihrer ursprünglichen Heimat hatten die Torflinge zu Froyos Zeiten längst verloren, teils, weil ihre Lesefähigkeit und intellektuelle Entwicklung denen eines jungen Kugelfisches glichen, teils, weil sie trotz ihres Fimmels für Ahnenforschung nicht wahrhaben wollten, dass ihre mühsam gefälschten Familienbäume so einheimische Wurzeln hatten wie ein Kaktus. Ihr starker Akzent und ihre Vorliebe für in Pomade Gebratenes lässt dennoch vermuten, dass sie irgendwann im Zwischendeck aus dem Westen einreisten. In ihrem Legenden- und Liedgut, das hauptsächlich von lüsternen Elben und läufigen Drachen handelt, kommt beiläufig die Gegend um den Fluss Ármin vor, zwischen dem Sperrholz und den Pappebergen. Weitere Urkunden in den großen Bibliotheken von Gondídor bestätigen derlei Vermutungen, alte Hörzu-Artikel und dergleichen. Warum sie sich einst zu der gefährlichen Überfahrt nach Eldorádor entschlossen, ist ungewiss, ihre Lieder jedenfalls erzählen von einem Schatten, der über das Land fiel, sodass die Rübchen nicht mehr wuchsen.
Vor der Überquerung der Pappeberge hatten sich die Torflinge aus schierer Freude am Rassismus in drei Unterarten aufgespalten: Klumpige, Bockige und Ledrige. Die Klumpigen, bei Weitem die zahlreichsten, waren dunkelhäutig, verschlagen und klein. Ihre Hände und Füße waren so geschickt wie Brecheisen. Sie lebten vorzugsweise im Hügelland, wo sie Kaninchen und kleine Ziegen überfallen konnten, und verdingten sich bei der örtlichen Zwergenpopulation als Torpedos. Bockige waren größer und öliger als Klumpige, und sie lebten in den miefenden Landen an der Mündung und den sonstigen Ausflüssen des Ármin, wo sie Halsen und Kröpfe für den Flusshandel züchteten. Sie hatten langes, glänzend schwarzes Haar und liebten Messer. Die engsten Beziehungen pflegten sie zum Menschenvolk, für das sie gelegentlich TÜV-Prüfungen abwickelten. Am wenigsten zahlreich waren die Ledrigen, die größer und schlanker waren als die anderen Torflinge und in den Wäldern lebten, wo sie einen florierenden Handel mit Lederwaren, Sandalen und Selbstgebasteltem unterhielten. Sie übernahmen regelmäßig Renovierungsarbeiten für die Elben, verbrachten aber die meiste Zeit mit dem Absingen vulgärer Volkslieder und dem Ärgern von Eichhörnchen.
Nach der Überwindung des Gebirges hatten es die Torflinge eilig mit dem Sesshaftwerden. Sie kürzten ihre Namen ab und drängten in die Tennisklubs, wobei sie Muttersprache und Heimatbräuche ablegten wie ein bekleckertes Hemd. Dank einer außergewöhnlichen Wanderbewegung der Menschen und Elben nach Osten hin, die zur gleichen Zeit stattfand, lässt sich das Datum, an dem die Torflinge auftauchten, mit einiger Genauigkeit bestimmen. Im selben Jahr nämlich, dem 1623. Jahr des Dritten Zeitalters, führten die Ledrigen-Brüder Schuko und Druko eine große Gefolgschaft von Torflingen, verkleidet als Bande wandernder Grabräuber, über den Gallweinfluss und entrissen Hochkönig Arg von Argwohn die Macht. Als Gegenleistung für die widerwillige Zustimmung des Königs errichteten sie Mautstellen an Straßen und Brücken, raubten seine Boten aus und schickten ihm anzügliche oder drohende Kurznachrichten. Kurz gesagt, sie ließen sich einigermaßen dauerhaft nieder.
Somit begann die Geschichte des Augenlandes, und die Torflinge setzten mit Blick auf gewisse Verjährungsfristen eine neue Zeitrechnung in Kraft, die mit der Querung des Gallweins begann. Sie waren sehr zufrieden mit ihrem neuen Land, und einmal mehr schieden sie aus der Geschichtsschreibung der Menschen, was mit dem gleichen Bedauern aufgenommen wurde wie der plötzliche Tod eines Dauerkläffers. Das Augenland war auf allen ADAC-Karten mit großen braunen Flecken markiert, und die einzigen Menschen, die jemals durchreisten, hatten sich entweder verfahren oder waren völlig gaga. Abgesehen von diesen seltenen Besuchern waren die Torflinge bis zur Zeit von Froyo und Dildo ganz sich selbst überlassen. Solange es in Argwohn noch einen König gab, blieben die Torflinge auf dem Papier seine Untertanen, und zur letzten Schlacht bei Argwohn gegen den Reichsverweser von Natriumtetraborat schickten sie einige Heckenschützen, wobei unklar ist, auf welche Seite diese sich schlugen. Damit endete das Nördliche Reich, und die...




