E-Book, Deutsch, 167 Seiten
Reihe: Hypnose und Hypnotherapie
Trenkle Dazu fällt mir eine Geschichte ein
5. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8497-8286-3
Verlag: Carl Auer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Direkt-indirekte Botschaften für Therapie, Beratung und über den Gartenzaun
E-Book, Deutsch, 167 Seiten
Reihe: Hypnose und Hypnotherapie
ISBN: 978-3-8497-8286-3
Verlag: Carl Auer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bernhard Trenkle, Dipl.-Psych., Dipl.-Wi.-Ing.; Psychologischer Psychotherapeut und Coach mit eigener Praxis in Rottweil; 1984-2003 Vorstandsmitglied der Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose (M. E. G.); Gründungsherausgeber des M.E.G.a.Phon (1984-1998); 1986 Gründer des Milton Erickson Instituts Rottweil; Past-Präsident der International Society of Hypnosis (ISH), Mitglied des Direktoriums der Milton Erickson Foundation, Phoenix, USA. 1999 erhielt er den Life Time Achievement Award der Milton Erickson Foundation, 2012 den Milton-Erickson-Preis der M. E. G. sowie den Pierre Janet Award for Clinical Excellence der International Society of Hypnosis (ISH), 2016 erhielt er den Nezindlovu Award des Milton Erickson Instituts Südafrika für die Förderung der Hypnose auf dem afrikanischen Kontinent und 2017 den Life Time Achievement Award der Chinese Hypnosis Association. Veröffentlichungen u. a.: Das Ha-Handbuch der Psychotherapie (11. Aufl. 2024), Das Aha!-Handbuch der Aphorismen und Sprüche für Therapie, Beratung und Hängematte (5. Aufl. 2022), Die Löwen-Geschichte (8. Aufl. 2024), Dazu fällt mir eine Geschichte ein - Direkt-indirekte Botschaften für Therapie, Beratung und über den Gartenzaun (5. Aufl. 2025), 3 Bonbons für 5 Jungs - Strategische Hypnotherapie in Fallbeispielen und Geschichten (2016).
Zielgruppe
Pschotherapeuten, Berater, Coachs, Supervisoren, Pädagogen
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Paartherapie, Paarberatung
Von Winzer- und Fischerfrauen
KLIENTIN: Ich habe ins Ausland geheiratet. Nach meiner gescheiterten ersten Ehe und über 15 Jahren ohne feste Beziehung habe ich nicht mehr damit gerechnet, dass mir noch die große Liebe über den Weg läuft. Ich warte auf das Visum, um in das Land meines neuen Mannes ausreisen zu können. Für ihn habe ich hier alles aufgegeben, inklusive meiner beruflichen Führungsposition.
Er stellt sich vor, dass ich bei ihm einfach die Frau spiele. Er selbst wird aber immer wieder beruflich unterwegs sein, und ich möchte selbstständig etwas aufmachen – vielleicht etwas in Richtung einer Galerie oder Kunsthandwerk. Ich werde das ohnehin machen. Wie kann ich ihn davon überzeugen, dass das auch in seinem Sinne ist?
THERAPEUT: Dazu fällt mir eine Geschichte ein. Damals stand ich noch am Anfang meines Psychologiestudiums, und ich besuchte die erste Familientherapietagung meines Lebens. In einem kleinen Seminar berichtete eine Psychologin über Forschungen in Spanien. In einem Küstenort wurden Erhebungen zur Häufigkeit von psychiatrischen Erkrankungen durchgeführt. Dabei fiel auf, dass bei Winzerfrauen sehr häufig Depressionen zu beobachten waren. Bei den Frauen von Fischern gab es praktisch keine Depressionen. Die deutschen Forscher hatten zuerst die These, dass hier offensichtlich nach »Kasten« geheiratet wird – also Fischerfamilien heiraten Partner aus Fischerfamilien, und die Winzer bleiben ebenfalls unter sich. Diese Annahme hat sich aber nicht bestätigt. Wie ließ sich dieser merkwürdige Unterschied nun erklären? Man musste etwas länger mit den Leuten reden, um dieses Rätsel zu lösen. Die Winzer waren zu großen Teilen des Jahres zu Hause, und der Mann regierte auch in der Küche sozusagen bis in den Kochtopf der Frau hinein. Er hatte alle wichtigen Kundenkontakte unter sich, während die Frau nur am Herd stand. Bei den Fischern war es ganz anders: Der Mann war immer wieder draußen auf dem Meer. Die Kundenkontakte inklusive der Verwaltung der Finanzen lagen bei der Frau. Die Freude war oft groß, wenn der Mann wieder gesund von seiner Meerestour nach Hause zurückkam.
Vielleicht können Sie, wenn Sie die Geschichte Ihrem neuen Mann erzählen, noch anfügen: »Das Paradox der Ehe ist, dass der Mann sich wünscht, dass seine Frau für immer so bleibt, wie sie ist. Die Frau dagegen wünscht sich, dass der Mann sich in der Ehe mit ihr ändert. Also, Liebling, wenn du dir eine Frau wünschst, die so bleibt, wie du sie kennengelernt hast, dann lass uns lieber so wie die Fischer leben und nicht wie die Winzer.«
Paartherapie – »Du könntest die Kinder auch mal übernehmen!«
THERAPEUT: Wie geht es Ihnen?
FRAU: Unser eigentlicher Konflikt mit den manchmal eskalierenden Streitereien ist weitgehend gelöst, aber wir haben ein neues Konfliktfeld. Ich mache nächstes Jahr ein Sabbatjahr als Lehrerin. Zusammen mit einer Studien-Kollegin möchte ich mal wieder mindestens drei Wochen oder besser vier bis fünf Wochen nach Südamerika. Nun habe ich meinem Mann solange den Rücken freigehalten, und ich finde, jetzt kann er auch mal voll verantwortlich unsere Kinder übernehmen (9, 7, 4 Jahre).
MANN: Im Prinzip ja, ich finde, das bin ich dir auch schuldig, aber ich habe das Gefühl, dem bin ich nicht gewachsen.
FRAU: Das ist doch eine Ausrede! Du hast doch auch schon an Wochenenden die Kinder gehabt. Andere Männer sind Hausmänner und machen das jahrelang. Du führst ein großes Institut mit vielen Mitarbeitern, und das ist in deiner vorlesungsfreien Zeit.
MANN: Gerade, weil ich das schon gelegentlich an Wochenenden gemacht habe, habe ich da Bammel davor.
SIE: Ich glaube nicht, was ich da höre, ich mache das doch jahraus, jahrein.
THERAPEUT: Gut, ich höre, dass der Ehemann prinzipiell dazu bereit ist. Und ich höre, dass die Frau nicht genug würdigt, was sie im Haushalt und mit den Kindern leistet.
SIE: Das verstehe ich nicht. Wieso würdige ich nicht, was ich für Haushalt und Kinder mache? Was hat das damit zu tun?!
THERAPEUT: O. K. Ich habe ja Psychologie im Zweitstudium studiert, und meine Frau und ich bekamen in diesen Jahren drei Kinder. Meine Frau hat als Lehrerin gearbeitet, und ich habe studiert und hatte die Hauptverantwortung für die Kinder: Kindergarten, Kinderarzt, Kochen, Putzen, Einkaufen, Waschen. Etwas mehr als zwei Drittel habe ich gemacht und etwas weniger als ein Drittel meine Frau. Wir haben das mal gemessen, weil es uns interessiert hat. Später, als wir umzogen und ich dieses Institut gründete, kamen wir mehr und mehr in eine klassische Rollenverteilung. Ich habe gearbeitet, war oft auf Vortragsreisen, und meine Frau hat Haushalt und Kinder ziemlich komplett gemacht. Meine Frau ist immer gerne gereist, und sie wollte mal wieder eine große Reise machen. Ich habe mich richtig auf die Zeit wie früher mit den Kindern gefreut. Sogar mit den kleinen Kindern damals hatte ich die Zeit, parallel auf Prüfungen zu lernen. Ich wollte in dieser Zeit mal wieder lesen. Einige Sachen, auf die ich gespannt war. Die Kinder waren ja größer und gingen alle in die Schule. Aber das Ganze gestaltete sich dann doch anders. Es war unerwartet stressig. Die Kinder: »Papa, kannst Du uns nicht noch mal diesen Brei von früher machen?« Selbstgekocht, mit Keksen, Bananen, gekochten Kirschen und der speziellen Marmelade. »Ja gerne.« Ich wollte schnell mal einkaufen, aber wo stehen die Kekse in diesem Laden? Und wo die eingemachten Kirschen? »Nein, Obst haben wir schon seit einiger Zeit nicht mehr. Da müssen Sie zu Edeka fahren.«
Der Einkauf dauerte mehr als doppelt so lange wie geplant. Mit Lesen war erst mal nichts. Am dritten Tag: Mal den großen Stapel Wäsche waschen – oh, ja, wir haben ja seit einem Jahr eine neue Waschmaschine! Wo ist die Gebrauchsanweisung? Nirgends zu finden. Das darf doch nicht wahr sein! Du bist Ingenieur und bekommst nicht einmal eine Waschmaschine in Gang! Hoffentlich ruft meine Frau bald mal an, dann kann ich sie fragen, wie die neue Waschmaschine funktioniert. »Nein Papa, das ist doch nicht meine Unterwäsche, das ist doch die von Meli.« – »Die Hose darf ich nicht in die Schule anziehen, sagt die Mami.« Etc., etc. Wo gibt es eigentlich in diesem Haushalt Salz?
Ich muss sagen, dass ich das enorme automatisierte Knowhow einer Haushaltsführung total unterschätzt habe, obwohl ich das jahrelang überwiegend alleine gemacht hatte. Es war lange nicht so stressfrei und toll, wie ich mir das eingebildet hatte.
SIE: Das heißt, sie schlagen sich jetzt auf die Seite von meinem Mann, und ich soll meinen »Aussteigertraum« für drei bis vier Wochen so einfach aufgeben?
THERAPEUT: Nein, aber ich denke, sie sollten das Knowhow, das in ihrer Tätigkeit steckt, mehr würdigen.
SIE: Und was soll ich mit dieser Würdigung anfangen?
THERAPEUT: Ich denke, Sie sollten die Diktierfunktion ihres iPhones nutzen und ihren Laptop während der Hausarbeit geöffnet haben. Während der 1000 Dinge, die es jeden Tag zu tun gibt, sollten sie sich selbst beobachten und notieren, was ihr Mann nicht wissen kann bzw. alles, was ihm den Job erleichtern wird und was dazu führen wird, dass es ihren Kindern während dieser Zeit gut geht. Also, wo stehen welche Schuhe, welche Schublade hat Kleider von welchem Kind? Wo sind die Regenhosen? Wo sind die Badehosen? Anderes Beispiel: Sie fahren die Kinder in die Schule und gehen anschließend dort um die Ecke in einem kleinen Laden einkaufen. Sie notieren: ›Schon 200 m vor der Schule parken, die Kinder wissen wo, dann die nächste Straße. Im Tante Emma Laden gibt es nur mittwochvormittags das selbstgebackene Brot vom Bauernhof, das die Kinder so mögen. Manchmal haben sie auch Wurst direkt vom Bauern.‹ Samstag notieren Sie: ›Einkaufen auf dem Markt, beim Fleischstand direkt am Brunnen gibt es das Fleisch von freilaufenden Tieren. Geniale Qualität. Von dort habe ich die guten Maultaschen, die alle lieben. Ab 10 Uhr mit Sicherheit ausverkauft. Am besten zwischen 8.15 und 8.45 Uhr hingehen, vorher und nachher sind die Schlangen zu lang.‹ Führen sie doch einfach mal Protokoll, was sie so machen, und dokumentieren das versteckte Knowhow!
ER: Das wäre eine tolle Entlastung! Das könnte ich vorher durchlesen und dir dann noch die Fragen stellen, die ich habe. Hab mir gerade auch gedacht, dass, wenn wir so ein Handbuch angelegt haben und laufend ergänzen, meine Mutter vielleicht doch auch mal bereit wäre, alle drei Kinder hier zu übernehmen. Dann könnten wir auch mal eine Woche gemeinsam wie in alten Zeiten losziehen.
Eigentlich 100 % sicher: Was ich nicht weiß, macht mich nicht kalt
KLIENT: Ich bin mir eigentlich hundertprozentig sicher, dass zwischen meinem besten Freund und meiner Frau was läuft. Allerdings lag ich schon häufiger...