Tschuschke | Psychoonkologie praktizieren - Welche Hilfe wann und bei wem? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

Tschuschke Psychoonkologie praktizieren - Welche Hilfe wann und bei wem?

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

ISBN: 978-3-608-12060-8
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Möglichkeiten der Intervention für psychoonkologische Praktiker

- Relevanz: Psychoonkologie ist endlich eine etablierte Disziplin geworden. Tumorzentren und -kliniken müssen psychoonkologisch qualifiziertes  und von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziertes Personal einstellen
- Evidenz: Tools, mit deren Hilfe Sie Betroffenen am besten helfen

Der renommierte Psychoonkologe Volker Tschuschke trägt für 25 der am häufigsten auftretenden onkologischen Erkrankungen zusammen, welches onkologische Basiswissen es gibt und wie sich die Behandlungsmöglichkeiten, Risiken und Chancen gestalten können. Welches sind die jeweils zur Verfügung stehenden psychoonkologischen Hilfsmaßnahmen und Interventionsmöglichkeiten?

Dieses Buch gibt PsychoonkologInnen vor Ort Möglichkeiten an die Hand, PatientInnen und ihren Angehörigen optimal zu helfen – und zwar speziell bei ihrer Erkrankung und im jeweiligen Erkrankungsstadium:

- Welche Hilfestellungen können PsychoonkologInnen bei welcher Prognose der Erkrankung geben?
- Was sind die psychosozialen Nöte und Bedürfnisse von PatientInnen und Angehörigen?
- Was ist die Situation der PsychoonkologInnen und wie können Sie für sich selbst Burnout-Prophylaxe betreiben?

Dieses umfassende und neuartige Buch unterstützt Ärztinnen und Ärzte, PsychologInnen, PsychotherapeutInnen sowie Pflegende bei ihrer schwierigen und sensiblen Arbeit mit KrebspatientInnen.

Dieses Buch richtet sich an:
 OnkologInnen, PsychoonkologInnen, PatientInnen und Angehörige
Tschuschke Psychoonkologie praktizieren - Welche Hilfe wann und bei wem? jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1 Was ist »Krebs« heute?
1.1 Krebsinzidenz und Krebsmortalität
Krebs ist eine Sammelbezeichnung für ganz unterschiedliche bösartige Erkrankungen (Neoplasmen), deren einziges gemeinsames Merkmal ein ungezügeltes Zellwachstum ist, das – ohne menschlichen Eingriff – in bestimmten Bereichen des Körpers raumfordernde Prozesse bewirkt, die mehr oder weniger schnell lebenswichtige Funktionen im Organismus an den Rand drängen und schließlich unterbinden können, was den Tod zur Folge hat. Körpereigene Zellen mutieren (d. h., sie entarten genetisch), wodurch gesunde Zellmechanismen wie die Apoptose (die zelleigene Fähigkeit, sich selbst den Befehl zum Absterben zu geben) außer Kraft gesetzt werden, was die Zellen in die Lage versetzt, sich unkontrolliert weiter zu vermehren. Normale Zellen verfügen über eine Art Bremsmechanismus, der weitere Zellteilungen stoppt, sobald der Bedarf an neuen Zellen gedeckt ist (1). Krebszellen unterscheiden sich außerdem in Bezug auf ihre Merkmale und ihr mikroskopisches Bild von den Zellen, aus denen sie sich entwickelt haben. Krebszellen nehmen bizarre Größen, Formen und andere Eigenschaften an. Dabei gilt der Grundsatz: je bizarrer sie werden, desto aggressiver und maligner ist ihr Verhalten. (1, S. 6) Durch die enormen Fortschritte in der Onkologie sind Krebserkrankungen heute immer besser behandelbar. Fortschritte in Diagnostik und Therapie haben dazu geführt, dass die Überlebensrate steigt und die Mortalitätsrate ihren Höhepunkt leicht überschritten zu haben scheint (2). Wissenschaftler verstehen z. B. die Wechselwirkungen zwischen Immunsystem und Krebsentstehung immer besser, die Forschung ergab neue, ermutigende Untersuchungs- und Behandlungsansätze (3). Die Anzahl der mit einer Krebserkrankung lebenden Menschen nimmt langsam, aber kontinuierlich zu. Dies gilt auch für die Anzahl der Langzeitüberlebenden mit einer Krebserkrankung in Deutschland. Das heißt zunächst, dass die Krebssterblichkeit seit Jahren leicht rückläufig ist und sich dadurch die Lebenszeiterwartung im Durchschnitt verbessert hat (? Abb. 1-1). Immer mehr Menschen mit einer Krebserkrankung können länger mit ihrer Erkrankung leben oder sogar dauerhaft überleben. Damit wird dem »Unheimlichen«, das mit dem Begriff »Krebs« verbunden ist, ganz allmählich etwas von seinem Schrecken genommen. »Krebs« bedeutet nicht mehr automatisch Tod und Sterben, da dieser »Krankheit wie keine« etwas von dem Entsetzen genommen wird, mit dem sie in der Menschheitsgeschichte seit jeher in Verbindung gebracht wird. Gleichwohl ist »Krebs« für die meisten Betroffenen immer noch ein Synonym für Tod und Sterben, selbst in dem Fall, dass es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten gibt. Abb. 1-1 Altersstandardisierte Sterberaten für Krebs gesamt (in Deutschland, Skandinavien und den USA), nach Geschlecht (in den Jahren 1970–2014) (mod. nach [2]) Andererseits ist es erschreckend, feststellen zu müssen, dass die Erkrankungsrate in den westlichen Gesellschaften auf unheimlich anmutende Weise immer noch zunimmt (? Abb. 1-2). Dies ist den besseren onkologischen und medizinischen Erfolgen zu verdanken, wodurch die allgemeine Lebenserwartung steigt – und mit zunehmendem Lebensalter steigt nun einmal auch die Krebsinzidenz an. Aber dies allein erklärt keineswegs die seit den 70er-Jahren ständig angestiegene Inzidenzrate. Abb. 1-2 Altersstandardisierte Neuerkrankungen für Krebs gesamt (in Deutschland, Skandinavien und den USA), nach Geschlecht (in den Jahren 1970–2013) (mod. nach [2]) Wie in Abschnitt II dieses Buches ausführlich dargestellt, kommt exogenen, umwelt- und verhaltensbedingten Faktoren wie Tabak-, Alkohol-, Rauschmittelkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel, UV-Strahlung und Umweltnoxen eine immense Bedeutung beim Erkrankungsrisiko zu. Die absolute Zahl der Neuerkrankungen an Krebs hat sich seit Anfang der 1970er-Jahre in Deutschland fast verdoppelt. Eine wesentliche, aber nicht die einzige Ursache ist die demografische Alterung der Bevölkerung in diesem Zeitraum. Der vor allem seit Anfang der 1990er-Jahre zu beobachtende Rückgang der Krebssterblichkeit hat seinerseits mit zur gestiegenen Lebenserwartung in Deutschland beigetragen. (2, S. 22) Tabelle 1-1 gibt einen Überblick über die Erkrankungsraten für die meist vorkommenden Formen an Krebserkrankungen. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) ging im Jahre 2010 von ca. 100 unterscheidbaren Arten von Krebserkrankungen beim Menschen aus. Die Tabelle stellt die 40 am häufigsten vorkommenden Erkrankungsformen dar. Demnach sind die fünf häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen Krebs der Brustdrüse, des Dick- und Enddarms, der Lunge, der Gebärmutter und das maligne Melanom der Haut, während bei den Männern die Abfolge der fünf häufigsten Erkrankungsformen Krebs der Prostata, der Lunge, des Dick- und Enddarms, der Harnblase und das maligne Melanom der Haut sind. Tab. 1-1 Anzahl der Krebsneuerkrankungen und -sterbefälle in Deutschland sowie altersstandardisierte Raten in 2013 (Erkrankungs- und Sterberaten je 100 000 Einwohner) (mod. nach [2]) In ? Tab. 1-2 werden die Raten der Neuerkrankungen denen der Sterbefälle für beide Geschlechter einander gegenübergestellt. Tab. 1-2 Epidemiologische Kennzahlen für Krebs gesamt (C00–C97 ohne C44); zum Vergleich Europäische Union (EU), 2012 (Inzidenz) bzw. 2013 (Mortalität) (mod. nach [2]) Die Relation zwischen Erkrankungs- und Sterberate lag für Frauen im Jahr 2013 durchschnittlich deutlich günstiger als für Männer. Während 44,3 % der an Krebs erkrankten Frauen verstarben, war dies bei 48,0 % der Männer der Fall. Für Männer wird für das Jahr 2020 im Vergleich zu Frauen eine schlechtere Prognose (+8,8 % Zunahme der absoluten Erkrankungen gegenüber der absoluten Zahl von 2013) als für Frauen (+6,2 %) angenommen. Dass es sich nicht primär um hereditäre Verursachungen handeln kann, wird daran deutlich erkennbar, dass die im Vergleich zu den westlichen Industriestaaten noch im Jahr 2005 deutlich niedrigeren Erkrankungsraten in asiatischen Ländern (Indien, Japan, Südkorea) zunächst selbst in diesen Ländern mittlerweile sprunghaft ansteigen und dass in die USA (Beispiel San Francisco) und Kanada (Beispiel Vancouver) migrierte Asiaten eine Generation später im Erkrankungsrisiko zu den einheimischen Amerikanern, Kanadiern und Australiern aufschließen (4). Offensichtlich hängt das Krebserkrankungsrisiko eng mit dem Lebensstil zusammen. Die aktuellen Zahlen haben sich etwas verändert, insofern die Krebsinzidenzrate für Japan inzwischen zu den westlichen Ländern aufgeschlossen hat (5). ? Tab. 1-3 gibt die aktuell gültigen geschätzten Zahlen (altersstandardisiert je 100 000 Einwohner; alle Krebserkrankungen) der International Agency for Research on Cancer der WHO für ausgewählte Länder an. Der Tabelle ist zu entnehmen, dass es von westlich bzw. westlich orientierten Industrieländern hin zu technologisch wenig bzw. unterentwickelten Ländern ein kontinuierlich abnehmendes Risiko für Krebserkrankungen gibt (5). Tab. 1-3 Krebserkrankungsraten für ausgewählte Länder und Kontinente (altersstandardisiert je 100 000 Einwohner; alle Krebserkrankungen) (International Agency for Research on Cancer [WHO], 2018) (mod. nach [5]) Noch im Jahr 2005 verortete die WHO Japan und Südkorea im Erkrankungsrisiko deutlich unterhalb der westlichen Länder USA, Kanada und Australien (4). Binnen etwas mehr als zehn Jahren haben Japan und Südkorea im Erkrankungsrisiko zu den westlichen Industrieländern aufgeschlossen. Eine solche Entwicklung in so kurzer Zeit muss bestürzen. ...


Tschuschke, Volker
Univ.-Prof. Dr. rer. biol. hum. Dipl.-Psych. Volker Tschuschke Geboren 1947. 1974–1979 Studium der Soziologie und Psychologie an der Universität Münster/Westfalen. 1979–1989 wissenschaftlicher Assistent an der Forschungsstelle für Psychotherapie Stuttgart, von 1990–1996 an der Abteilung für Psychotherapie der Universität Ulm. Ausbildung zum Psychoanalytiker an der Stuttgarter Akademie für Tiefenpsychologie und Psychoanalyse. 1994–1995 Vertretung des Lehrstuhls für Psychoanalyse an der Universität Frankfurt/Main. Seit 1996 Lehrstuhlinhaber für das Fach Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Köln.Er ist Leiter (emeritiert) der Abteilung für Medizinische Psychologie an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Köln; Mitglied im Expertenrat der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) für Sport und Krebs, Leiter des von der DKG zertifizierten Fortbildungsinstituts PsyOnko Köln.

Univ.-Prof. Dr. rer. biol. hum. Dipl.-Psych. Volker Tschuschke Geboren 1947. 1974–1979 Studium der Soziologie und Psychologie an der Universität Münster/Westfalen. 1979–1989 wissenschaftlicher Assistent an der Forschungsstelle für Psychotherapie Stuttgart, von 1990–1996 an der Abteilung für Psychotherapie der Universität Ulm. Ausbildung zum Psychoanalytiker an der Stuttgarter Akademie für Tiefenpsychologie und Psychoanalyse. 1994–1995 Vertretung des Lehrstuhls für Psychoanalyse an der Universität Frankfurt/Main. Seit 1996 Lehrstuhlinhaber für das Fach Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Köln.

Er ist Leiter (emeritiert) der Abteilung für Medizinische Psychologie an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Köln; Mitglied im Expertenrat der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) für Sport und Krebs, Leiter des von der DKG zertifizierten Fortbildungsinstituts PsyOnko Köln.


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