van der Geest | Das Kuckuckskind | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 200 Seiten

van der Geest Das Kuckuckskind


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-86361-631-1
Verlag: Himmelstürmer
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-86361-631-1
Verlag: Himmelstürmer
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Paul ist vierzehn Jahre älter als sein Bruder Daniel. Ihr Vater stirbt früh, und Paul wird wie ein Vater für seinen Bruder. Als klar wird, dass Daniel schwul ist, unterstützt Paul ihn, während er selbst eher ein Schürzenjäger ist. Daniel findet in Karsten einen festen Freund.
Die eigenwillige und launenhafte Sandra lebt mit der Mutter in einer engen Beziehung. Sie wird Sängerin und hat großen Erfolg. Sie lernt Paul als Chordirigenten kennen. Die zwei verlieben sich und ziehen zusammen. Bald müssen sie Daniel trösten, weil Karsten ihn verlassen hat.
Als Sandras Mutter sterbenskrank ist und Paul für seine Tätigkeit ins Ausland reisen muss, bittet Paul seinen Bruder, die verzweifelte Sandra nicht aus den Augen zu lassen. Sandras Trauer nach dem Tod ihrer Mutter verwandelt sich in ein plötzliches Begehren, dem Daniel nachgibt. Bald zeigt sich, dass Sandra schwanger ist.
Sie beschließen, Paul nichts zu sagen. Daniel lernt Dominik kennen und findet in ihm einen Partner fürs Leben.
Pablo wird geboren. Paul ist stolz auf seinen angeblichen Sohn. Daniel will das Geheimnis offenlegen, aber Sandra sträubt sich. Erst nach zwölf langen Jahren beichten sie Paul, was geschehen ist.
Die Folgen sind erschütternd. Paul will nichts mehr von ihnen wissen. Erst nach Jahren nähert er sich ihnen wieder mehr oder weniger. Pablos Erlebnisse und Probleme tragen zu einem festeren Familienzusammenhalt wesentlich bei.

Im Zentrum stehen besonders die inneren Nöte, welche die drei Hauptpersonen dieser Geschichte ertragen müssen. Zuerst die Täuschung und nachher die Ent-Täuschung wecken Gefühle von ergreifender Kraft.

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"UND schwärz mich nicht an!" "Hab ich nicht!" "Doch, doch! Du hast ihm das letzte Mal verraten, dass ich das Schlüsselbund verloren hatte!" "Ach, das ist doch kein Anschwärzen!“ "Also, hast du jetzt alles? Wir müssen gehen!" Rosi nahm ihre Tasche und folgte ihrer Mutter zum Auto. "Schnall dich an!" Beim Bahnhof ließ Frau Ferretti sie aussteigen. "Gute Reise, mein Schatz! Und einen Gruß für Papa. Sei nett zu ihm, ja?" "Pfff!", seufzte Rosi, als sie dem Auto nachwinkte. "Endlich!" Ihre Mutter hatte sie den ganzen Morgen wegen ihres Gepäcks drangsaliert, hundertmal nachgefragt, kontrolliert, Ratschläge erteilt und sich endlos wiederholt. Immerhin war es besser als früher. Da hatte sie Rosi bis in den Zug begleitet, ihr einen geeigneten Platz ausgesucht, das Gepäck versorgt, und nachher war sie bis zur Abfahrt beim Fenster stehen geblieben. Rosi hatte winken müssen, bis sie einander nicht mehr sahen. Nun würde sie eine Woche bei ihrem Vater im Tessin verbringen. Die Ferrettis lebten schon lange getrennt. Vera hatte es nicht ertragen, dass ihr Mann anderen Frauen nachlief. Er handelte mit Antiquitäten, war geschäftehalber viel unterwegs gewesen und hatte auf seine Eskapaden nicht verzichten wollen. Nach der Trennung war er im Tessin gelandet, von wo seine Familie ursprünglich hergekommen war. Antonio Ferretti liebte seine Tochter überschwänglich. Er nahm sich Zeit, wenn sie ihn alle paar Monate einmal besuchte, verwöhnte und liebkoste sie. Er sagte ihr immer den vollen Namen: Rosabella. Für die anderen waren vier Silben zu viel, man nannte sie einfach Rosi. Sie ging gern zu ihm. Er hatte eine schöne Wohnung in Lugano, mit Ausblick auf den See. Eines der Zimmer war extra für sie eingerichtet worden. Auch ein Klavier war vorhanden. Ein kleines Problem für Rosi war die Anwesenheit von Adriana, da sie nur Italienisch sprach, und das sehr schnell. Adriana war die Haushälterin, vielleicht auch mehr. Rosis Mutter nannte sie zuweilen "die Kurtisane". Antonio konnte Klavier spielen. Rosi brachte immer Noten mit. Während er sie begleitete, sang sie ihm vor. Jedes Mal war er über ihre Fortschritte begeistert. Am liebsten war Rosi jedoch bei ihrer Mutter in Zürich. Die zwei zankten zwar dauernd miteinander, aber waren einander sehr ergeben. Vera hoffte, dass ihre Tochter erreichen würde, was ihr durch ihre Ehe verdorben worden war: Sängerin werden. Vera war ihrer Ansicht nach auf gutem Wege gewesen, ein Star zu werden, als ihr die Schwangerschaft einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Natürlich war sie selber dafür verantwortlich gewesen, aber sie hatte Antonio seither den Vorwurf gemacht, sie zu sehr gedrängt zu haben. So war das Zusammenleben von Anfang an belastet gewesen. Sie hatten noch ein paar Jahre zusammengelebt. Antonios Liebe für seine Tochter war der wichtigste Grund dazu gewesen. Die Zankereien wegen seiner Liebschaften hatten nicht aufgehört, demzufolge hatten sie sich schließlich getrennt. Vera behauptete, dass sie Antonio immer noch liebe. Trotzdem war sie froh gewesen, als er ausgezogen war. Obwohl Ferretti seine Familie weiterhin unterstützte, musste Vera Geld verdienen. Sie tat es mit Gesangsstunden, vor allem mit Anfängerinnen. An die Fortsetzung ihrer eigenen Karriere war nicht mehr zu denken. Die Fähigkeit dazu hätte Vera auch kaum gehabt. Sie sah das anders. Zu ihrer Verwunderung stellte sich heraus, dass Rosi eine außergewöhnlich schöne Stimme besaß. Schon als kleines Kind hatte sie Freude am Singen. Vera förderte sie so viel sie nur konnte. Ohne Neid stellte sie fest, dass Rosis Stimme schöner und kräftiger war als ihre eigene. Von Anfang an hatte sich Vera viel Zeit für ihr Kind genommen. Obwohl sie ungewollt schwanger geworden war, hatte sie ihr Kind von der ersten Stunde an heiß geliebt. Als Rosi noch nicht gehen konnte, hatte sie endlos mit ihr am Boden gespielt. Dauernd war sie mit der Kleinen zusammen. Mit ihr fand sie die Partnerschaft ihres Lebens; die mit Antonio war nur ein Zwischenspiel gewesen. Sie ließ ihr Kind dabei sein, wenn sie eine Schülerin unterrichtete. Oft ließ sie Rosi ebenfalls etwas leisten: Atmung üben, Tonskalen singen und schwierige Intervalle treffen. Den Schülerinnen gefiel es, dass sie nicht allein die Torturen durchstehen mussten. Und Rosi machte es Spaß. In der Schule kam sie ordentlich mit. In der Oberstufe bekam sie Mühe mit Mathematik. Vera ließ sie in der Freizeit zusätzlich unterrichten, was zwischen den beiden ein dauernder Grund zu Streitereien war. Aber nur so konnte Rosi den Abschluss machen. Schon als junges Mädchen hatte sie Erfolge gefeiert. Mit vierzehn machte es ihr keine Angst mehr, im Rampenlicht zu stehen. Es gefiel ihr sogar, und sie lernte die Körperbewegungen, die zu einem Bühnenstar gehören. Wenn sie, um sich für den Applaus zu bedanken, einen leichten Knicks machte, merkte man ihr an, dass sie das gewohnt war. Vera war nicht sensibel genug, um zu merken, dass Rosi zu schnell nach Musik griff, die zu schwer für sie war. Als die Vierzehnjährige an einem Schulabend eine Koloraturarie aus der Zauberflöte zum Besten gegeben und die Zuhörenden über alle Massen begeistert hatte, war eine französische Dame, die mit einer Schülerin verwandt war, auf sie zugekommen, um ihr erstens zu ihrem Erfolg zu gratulieren und sie zweitens zu belehren, dass sie mit solchen Anstrengungen in kürzester Zeit ihre prächtige Stimme ruinieren würde. Als die Dame mit ziemlicher Stimmerhebung auf sie einredete, war Vera hinzugekommen. Während Rosi die Beanstandung kaum beachten wollte, sah Vera sofort beschämt ein, dass die Frau recht hatte. Von da an schickte Vera sie zu qualifizierten Lehrerinnen. Das kostete viel Geld und war für Rosi zuerst eine gewaltige Qual. Sie durfte fast nichts mehr aus ihrem Repertoire singen, musste Atemübungen machen bis zur Erschöpfung und langweilige Tonfolgen in verschiedenen Tempi durchsingen. Erst nach einem halben Jahr begannen sich die Folgen zu zeigen. Ihre Stimme bekam einen ungeahnten Glanz. Rosi war beglückt darüber und überwand ihre Widerstände gegen das asketische Training. Nach der Schule kam sie - was denn sonst? – ans Konservatorium. Sie gab sich Mühe, auch die theoretischen Fächer ernsthaft zu studieren. Am liebsten sang sie. Zuhause phantasierte sie mit ihrer Mutter, dass sie irgendwo auftreten würde: Sie trat feierlich auf, verbeugte sich und sang. Vera machte das Spiel mit kindlicher Begeisterung mit. Ab und zu gab es im Konservatorium eine Vortragsstunde, an dem die Studenten und Studentinnen sich präsentieren konnten. Rosi musste sich noch mit einfachen Liedern bescheiden. Sie tat ihr Bestes und wurde sehr gelobt. Einmal brannte der Ehrgeiz mit ihr durch. Im dritten Jahr hatte sie ein Lied von Schumann für den Auftritt vorbereitet. Sie hatte viele Stunden mit ihrer Lehrerin daran gearbeitet. Kurz vor der Aufführung stieß sie auf ein Lied von Giuseppe Verdi, "Il tramonto". Das gefiel ihr dermaßen, dass sie ihrem Klavierbegleiter zwei Tage vor dem Konzert mitteilte, sie habe umdisponieren müssen, sie singe jetzt Verdi. Ihrer Lehrerin sagte sie nichts. Zuhause übte sie bis in die Nächte hinein. Ihrer Mutter hatte sie weisgemacht, dass die Lehrerin den Wechsel gewollt habe. Der Saal war voll mit Familienmitgliedern und Bekannten. Auf dem Programmblatt war zu lesen, dass Rosabella Ferretti aus dem Liederkreis von Schumann singen würde. Als sie auftrat, gab sie bekannt, dass es eine kleine Änderung gebe, sie singe "Il tramonto" von Verdi. Die Lehrerin war vor Verblüffung wie gelähmt, sonst hätte sie eingegriffen. Rosi sang hinreißend. Sie traf den benötigten hochdramatischen Ton, und ihre volle, warme Stimme bannte die Zuhörerschaft. Ein mächtiger Applaus brach los. Aber ihre Lehrerin ließ ihr mitteilen, dass sie sie nicht mehr sehen wolle. Vera war außer sich. Es ergab sich ein wütendes Gekeife, als die zwei nach Hause fuhren. Rosi verteidigte sich mit dem Hinweis, dass die Leute zufrieden gewesen seien. Bald bat Rosi ihre Lehrerin um Entschuldigung, Vera pilgerte zu der Frau, um sie zu beschwichtigen, und schließlich gab diese nach, wohl wissend, dass Rosi nicht nur sehr eigenwillig, sondern auch sehr begabt war. Sie fanden einen Vergleich. Rosi durfte Verdi singen, musste dafür jedes Intervall einzeln studieren und sich ihre fürchterlichen Glissandi abgewöhnen. In dieser Zeit zeigten sich bei Vera die ersten Anzeichen einer schleichenden Krankheit. Die Ärzte befürchteten, dass es Multiple Sklerose sei. Zum Glück ließen die Symptome bald nach. Die Angst vor neuen Ausbrüchen bestand jedoch weiter, nicht nur bei Vera, sondern auch bei Rosi. Sie hatten ein ernsthaftes Gespräch über Rosis Zukunft. Wollte sie auf tutti gehen und versuchen, eine große Solistin zu werden? Wäre sie bereit, die unendlichen Strapazen, die dazu gehörten, auf sich zu nehmen? Falls sie es wirklich wollte, wären ihre Mutter und besonders auch ihr...



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