E-Book, Deutsch, 160 Seiten, Format (B × H): 1450 mm x 210 mm, Gewicht: 300 g
van der Geest Das Liebesnest
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-86361-712-7
Verlag: Himmelstürmer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sehnsucht auf der Chefetage
E-Book, Deutsch, 160 Seiten, Format (B × H): 1450 mm x 210 mm, Gewicht: 300 g
ISBN: 978-3-86361-712-7
Verlag: Himmelstürmer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Philip Waldmann ist 40 Jahre alt und ein wichtiger Mann in der Wirtschaft, mit grossen Aufgaben und hohem Einkommen. Mit Herta führt er eine glückliche Ehe. Sie haben zwei grosse Kinder. Philip hat sich sexuell ganz an die Erwartungen angepasst, die seine Umwelt von ihm hatte. Tief in ihm schlummert jedoch eine unerfüllte Sehnsucht.
In seiner unerwarteten Freundschaft mit einem zweiten Topverdiener, Thomas Berger, sucht und findet er ungewohnte Nähe. Sie lernen ihre Familien kennen, sie machen lange Spaziergänge und sogar leichte Bergtouren. Mit der Zeit wächst ihre Nähe zur Intimität. Es kommt zu harmlosen sexuellen Erlebnissen. Für Philip ist das wie ein Aufbruch zu einer neuen Lebensart. Thomas ist der reifere und erfahrenere von den beiden. Er wird zu einer Art Berater für Philip. Philip will immer mehr. Thomas hilft ihm, die schwule Welt in der Stadt kennenzulernen.
Philips neue Arten des Umgangs führen zu Konflikten mit seiner Frau. Die Offenheit, mit der Philip von Sexualität spricht, stösst sie ab. Als klar wird, dass Philip mit anderen Männern intim ist, eskaliert der Konflikt mit seiner Frau. Es kommt zur Scheidung. Ihre Tochter ist schon ausgezogen, ihr Sohn bleibt bei Philip.
Inzwischen pflegt Philip Kontakte mit jungen Strichern. Sie schenken ihm ein Mass an Lebensfreude, wie er das noch nie gekannt hat. Gleichzeitig muss er lernen, allein zu leben. Sein Sohn bleibt nur wenige Jahre bei ihm, bis er selbstständig sein will.
Philip lernt einen jungen drogensüchtigen Stricher kennen, David. Er will ihm helfen, von den Drogen wegzukommen und eine realistische Zukunft anzustreben. Mit Rückschlägen und mit Thomas‘ Rat gelingt das nach vier Jahren. David ist stolz und dankbar, Philip ist glücklich.
Aber David verliebt sich in einen Gleichaltrigen. Er zieht von Philip weg.
Philips Trauer zerstört ihn aber nicht. Er ist zufrieden mit sich und fühlt sich frei.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Philip Ich hätte nicht mit Thomas telefonieren sollen. Meinen Eltern und Schwiegereltern sagen wir auch nichts. Ich habe bei ihm gleichsam ein bisschen Schutz gesucht. Ich dachte, er würde mir den Rücken stärken. Stattdessen macht er mir ein schlechtes Gewissen! Doch in dieser Sache hat der gute Thomas wohl keine Ahnung! Naiv ist er, wie bei der Zulieferfirma! Ich sage es Herta, dass ich mit ihm geredet habe. „Und, was meint er dazu?“ „Es hat ihn natürlich verblüfft. Aber er findet, dass wir deswegen nicht in Panik geraten sollen.“ „Panik? Wieso? Wir lösen doch keine Panik aus?“ „Wegen Abtreibung und so.“ „Das ist das einzig Vernünftige! Das hat nichts mit Panik zu tun!“ Ich schweige. Herta bekommt diesen Angriffston. Dann hat Reden kaum noch Sinn. „Rede bitte nicht mit anderen Leuten darüber“, warnt sie. „Wir müssen die Angelegenheit möglichst schnell erledigen. Sonst höre ich Betti und Andrea vor Schadenfreude aufschreien!“ „Deine Schwägerinnen bekommen eh Wind davon. Lass sie doch denken, was sie wollen." „Ich ertrage es nicht, wenn die mich dann heuchlerisch fragen, wie es jetzt Martina gehe!“ Das Problem bleibt in meinem Kopf. Natürlich kann ich kaum an etwas anderes denken. Was machen wir jetzt? Die Frage ist dringend. Abtreiben? Ja. Wann? Wo anfangen? Ein unfassbares Wunder, hatte Thomas gesagt. Ja, natürlich, eine Schwangerschaft ist ein großes Wunder, das ist eine Binsenwahrheit. Aber doch nicht so verfrüht? Was für Schwierigkeiten bekommen Martina und wir alle, wenn sich die Schwangerschaft nicht mehr stoppen lässt? Mir kommt der fürchterliche Ausdruck in den Sinn, die die Abtreibungsgegner benutzen: Mord! Doch das ist Unsinn, dramatisierend. Ein ungeborenes Kind hat kein Bewusstsein, kein Wissen, sicher nicht in den ersten Monaten. Die Zeit drängt. In ein paar Wochen wird es zu spät sein. Die Frist, in der eine Abtreibung erlaubt ist, läuft bald ab. Herta geht mit Martina zum Hausarzt. Der untersucht sie nochmals, bestätigt den Tatbestand und stellt Martinas Kraft und gute Gesundheit fest. Hertas Drängen auf Abtreibung konfrontiert er mit der rechtlichen Ordnung, dass nur die werdende Mutter darüber entscheidet. Er berechnet den Termin, ab wann eine Abtreibung nicht mehr erlaubt ist. In drei Wochen. Die Spannung in unserer Familie ist unerträglich. Martina hat ein verheultes Gesicht, Herta geht verstört und angriffig umher, und ich fühle mich hilflos. Nur Lukas ist gelassen. Was soll ich tun? Was kann ich tun? Das Einzige, was ich sofort verändern könnte, ist mein eigenes Auftreten. Soll ich vorschlagen, möglichst bald den Eingriff zu regeln? Wie elend, dass Thomas mich verunsichert hat! Ohne ihn würde ich doch keinen Moment daran zweifeln, dass die Abtreibung das einzig Richtige ist. Er hat mich in Verwirrung gebracht. Ich schlage vor, dass wir Steve nochmals einladen. Ich will mit ihm und Martina reden. Herta wird natürlich dabei sein. Steve kommt, mit reumütigem Gesicht. Wir setzen uns um den Esstisch. Lukas sitzt auf dem Sofa. „Luki, kannst du auf dein Zimmer gehen?“, fragt Herta. „Wieso?“, wehrt er sich. „Wir haben Sachen zu besprechen, die dich nichts angehen.“ „Gehöre ich nicht zur Familie?“ „Tu, was ich dir gesagt habe!“, ruft Herta aus. Widerwillig erhebt sich Lukas. „Mir macht es nichts aus“, sagt Martina. „Von mir aus kann er dabei sein.“ Herta schaut mich an. „Lass ihn, er gehört dazu, das ist wahr“, sage ich. Lukas lehnt sich wieder ins Sofa. „Danke, Pa!“ Die Stimmung ist durch den Zwischenfall nicht besser geworden. „Heute müssen wir entscheiden, wie es weitergeht“, erkläre ich. „Es geht um die Wahl: Lassen wir die Schwangerschaft bestehen, oder treiben wir ab?“ „Wir, wir!“, protestiert Martina. „Es geht um mich, nicht um wir!“ Herta fällt wortreich ein, was alles auf uns andere zukomme, wenn wir nicht bald die Abtreibung in die Wege leiteten. Ich greife ein. „Herta, Martina hat Recht. Es ist in erster Linie ihre Sache. In zweiter Linie Steves Sache. Erst dann kommen wir.“ „So!“, ruft Herta aus. „Und wenn es so weit ist, wer hat ...“ „Bitte, Herta, warte jetzt. Ich will Martina hören!“ Ich staune über mein entschiedenes Auftreten. Das mache ich zuhause höchst selten. Unwillig fügt sich Herta. Martina sitzt mir gegenüber. Ich nehme ihre Hand, die auf dem Tisch liegt. „Martina, Schatz, sag mir: Was willst du? Egal, ob es möglich ist oder nicht, was möchtest du am liebsten?“ Sie bricht in Tränen aus. Dann beugt sie sich zu Steve, der neben ihr sitzt. „Ich möchte das Kindlein nicht wegmachen lassen!“, sagt sie unter Schluchzen. Das ist bis jetzt bloß vage als Möglichkeit angedeutet, aber noch von niemandem klar gesagt worden. Hier spricht eine werdende Mutter. Martina ist zwar mein Kind, aber in einer neuen Gestalt. Sie hat eine Autorität, die mir abgeht. „Das ist völlig ausgeschlossen!“, sagt Herta. „Nein!“, reagiere ich sofort. „Darüber müssen wir reden. Nichts ist ausgeschlossen!“ „Wirst du denn verantwortlich dafür sein, dass deine Tochter ohne Diplom oder Lehre keine gute Stelle finden kann, und dass sie ihr ganzes Leben mit wenig zufrieden sein muss? Und wer macht die Arbeit, wenn hier ein Kind kommt? Du etwa?“ Ich schweige eine Weile. „Steve“, frage ich, „wie siehst du das?“ Ein wenig verängstigt schaut er kurz in die Runde. „Ich würde Martina helfen, wie ich nur kann, wenn sie das Kind bekommt.“ „Du willst nicht, dass es abgetrieben wird?“ „Nur wenn Martina das will. Aber sie will es nicht. Und ich möchte es eigentlich auch nicht.“ Herta will reden, doch ich halte sie auf. „Wart, wir sind noch nicht fertig!“ Dann wende ich mich zu dem Paar: „Ihr zwei, wie seht ihr das denn praktisch? Wo wollt ihr wohnen? Wo soll das Geld herkommen? Wie steht es mit euren Lehren? Wie wollt ihr dafür Zeit haben?“ „Ich habe schon daran gedacht“, sagt Steve. „Aber ich habe noch keine gute Idee bekommen.“ „Ja, ich auch“, sagt Martina. „Aber eine, die wie ich die Dentalassistentenlehre macht, im dritten Lehrjahr, sie hat ein Kind und wohnt bei einer Frau, die das Kind tagsüber hütet, bis sie heimkommt. Nur hat sie keinen Freund, denn der hat sie im Stich gelassen.“ „Das würdest du nie machen, nicht wahr?“, frage ich Steve. „Nein, Herr Waldmann!“ Wir drücken uns die Hand. „Also, Martina, ihr müsstet jemanden finden, der bereit wäre, das Kind zeitweise zu hüten?“ „Ja, zum Beispiel eine ältere Frau.“ „Und du würdest die Lehre fortsetzen.“ „Eben.“ „Und Herta, wie siehst du das?“ „Alles total unrealistisch. Wo wollt ihr eine ältere Frau herbeizaubern, die das machen will! Und was kostet das und wer bezahlt das? Die Lehre fortsetzen! Ha! Daraus wird natürlich überhaupt nichts. Und wo wollt ihr wohnen? Ich will hier keinen Säugling im Haus!“ „Du findest nur eine Abtreibung vernünftig?“ „Klar. Und wenn ihr noch lange herumpalavert, ist es bald zu spät dafür.“ Martina versinkt im Schluchzen. „Ihr hättet vorher ein bisschen nachdenken müssen!“, schimpft Herta noch. Niemand scheint jetzt zu wissen wie weiter. Doch mir strömt irgendwie Kraft zu. „Ich schlage vor, dass wir am Freitagabend nochmals zusammensitzen. Steve, wenn deine Eltern mitkommen können, ist das sicher eine Hilfe. Inzwischen informierst du dich, Martina, bei der Schulleitung, wie das mit der Lehre gehen soll. Und sucht doch eine Person, die das Baby hüten kann, wenn ihr mit der Ausbildung beschäftigt seid.“ Wir gehen auseinander. Die Stimmung ist ziemlich verstört. Aber die Lage hat sich vollständig geändert. Abtreiben scheint nicht mehr die Lösung zu sein. Ich staune über mich selbst. Thomas hat mich verwandelt. Zuerst hat er mich irritiert. Aber als ich Martina zuhörte, wusste ich mit einem Schlag, dass es nötig ist, für das neue Leben zu kämpfen. Leider sieht Herta das anders. Noch nie sind wir dermaßen entzweit gewesen. Ich versuche mit ihr zu reden, betone, dass wir doch alle Möglichkeiten abtasten müssen. Es fällt ihr schwer, sich darauf einzulassen. Ich bitte sie, bei allem mitzudenken. Herta kann sich anfangs oft steinhart geben. Aber sie kann auch einlenken. Ich habe mit Steves Eltern telefoniert. Eine Woche später kommen sie tatsächlich mit. Auch für sie ist die Situation Anlass zu großer Sorge. Lukas hat ein Klassenfest. Das bedeutet ein Zuhörer weniger. Herta fragt, sobald wir zu sechst zusammensitzen, was Steve und...