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E-Book, Deutsch, 733 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

Vergil / Binder Aeneis

Reclams Universal-Bibliothek

E-Book, Deutsch, 733 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

ISBN: 978-3-15-962010-7
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das lateinische Epos Aeneis erzählt vom Fall Troias nach zehnjähriger Belagerung durch die Griechen sowie von den abenteuerlichen Irrfahrten des Troianers Aeneas bis zu seiner Landung an der Westküste Italiens und seinem Sieg über den einheimischen Fürsten Turnus. Es wurde zum Nationalepos der Römer und übte nach Ende des Römischen Reiches starken Einfluss auf die europäische Literatur- und Geistesgeschichte aus.
Preisgünstige einsprachige Ausgabe der ausführlich kommentierten Übersetzung von Edith und Gerhard Binder. Mit einem Verzeichnis der Eigennamen, Stammbaum der Iulier sowie reichem Kartenmaterial.

E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.
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Aeneis

1. Buch
2. Buch
3. Buch
4. Buch
5. Buch
6. Buch
7. Buch
8. Buch
9. Buch
10. Buch
11. Buch
12. Buch

Anhang
Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Verzeichnis der Eigennamen
Karten, Pläne und Stammbaum
Literaturhinweise
Nachwort


[5]1. Buch
Von Krieg singe ich und dem Helden, der als Erster von Troias Küste durch Schicksalsspruch, ein Flüchtling, nach Italien kam und zum Gestade Laviniums: Weithin wurde er über Länder und Meere getrieben durch der Götter Gewalt wegen des unversöhnlichen Zorns der grausamen Iuno und erlitt auch viel durch Krieg, bis er endlich seine Stadt gründen [5] und seine Götter nach Latium bringen konnte; daraus gingen hervor das Latinergeschlecht, die Väter von Alba und die Mauern des hochragenden Rom. Muse, berichte mir von den Beweggründen: Welches göttliche Wollen war verletzt, was schmerzte die Königin der Götter, dass sie den Helden, ein Vorbild an Ehrfurcht, dazu trieb, so viel Unglück zu bestehen, so viele Mühen auf sich zu nehmen. [10] Sind denn die Herzen der Himmlischen fähig zu solch gewaltigen Regungen des Zorns? Es war einmal eine alte Stadt, von tyrischen Siedlern bewohnt, Karthago, Italien gegenüber und der Tibermündung in weiter Ferne, reich an Schätzen und überaus grimmig in ihrem Kriegseifer. Sie, so heißt es, habe Iuno allein vor allen Ländern geliebt, [15] sie sogar Samos vorgezogen; hier lagen ihre Waffen, hier stand ihr Wagen; dass von hier die Völker beherrscht würden, wenn das Fatum es irgend zuließe, war schon damals Sinnen und Trachten der Göttin. Doch sie hatte gehört, es entstehe ein Geschlecht aus troianischem Blut, dazu bestimmt, einst die tyrische Burg zu stürzen; [20] von dort werde ein Volk kommen, weithin herrschend und stolz im Krieg, Libyen zum Untergang: So sei das Gespinst der Parzen. Dies fürchtete die Tochter Saturns und gedachte des vergangenen Krieges, den sie allen [6]voran bei Troia für das ihr teure Argos geführt hatte, auch waren die Ursachen ihrer Erbitterung und die grausame Kränkung [25] noch nicht aus ihrem Herzen gewichen; tief in ihrem Gedächtnis haftete das Urteil des Paris, die beleidigende Verachtung ihrer Schönheit, das verhasste Geschlecht, der Raub und die Auszeichnung des Ganymedes; in ihrem Zorn darüber hielt sie die über das ganze Meer verschlagenen Troer, die von den Danaern und dem grausamen Achilles verschont geblieben, [30] fernab von Latium. Und viele Jahre lang irrten sie, vom Fatum getrieben, auf allen Meeren umher. So viel Mühe kostete es, das Römervolk zu begründen. Kaum fuhren sie, Sizilien aus den Augen verlierend, frohgestimmt aufs Meer hinaus und durchp?ügten den Gischt der Salz?ut mit erzbeschlagenem Bug, [35] da sprach Iuno dies bei sich, die ewig offene Wunde tief im Herzen nährend: »Soll ich, geschlagen, von meinem Vorhaben ablassen und den König der Teucrer nicht von Italien fernhalten können? Freilich, die Fata verbieten’s mir. Konnte nicht Pallas die Flotte der Argiver durch Feuer vernichten und ihre Mannschaft im Meer versenken, [40] um so zu strafen Schuld und Rasen einzig des Aiax, Oileus’ Sohn? Sie selbst schleuderte den sengenden Feuerstrahl Iuppiters aus den Wolken, zerschmetterte die Schiffe und wühlte das Meer im Sturm auf, und ihn, der aus durchbohrter Brust Flammen spie, packte sie in einem Wirbel und spießte ihn auf eine spitze Klippe. [45] Doch ich, die ich als Königin der Götter einhergehe, als Iuppiters Schwester und Gattin, führe mit einem einzigen Volk so viele Jahre Krieg. Und ist da noch einer, der Iunos Gottheit anbetet oder hinfort demütig Opfergaben auf ihre Altäre legen wird?« [7]Während sie solches in ihrem ent?ammten Herzen bewegt, [50] kommt die Göttin in die Heimat der Stürme, eine Gegend reich an tobenden Südwinden, nach Aeolien. Hier hält König Aeolus in einer riesigen Höhle die widerspenstigen Winde und tosenden Unwetter mit seiner Befehlsgewalt nieder und bändigt sie mit Ketten und Riegeln. Sie aber lassen empört unter lautem Brausen des Berges [55] die Wände ringsum erdröhnen. Hoch oben sitzt Aeolus auf der Festung, in der Hand das Zepter, besänftigt den Unmut und beschwichtigt den Zorn. Täte er es nicht, Meere, Länder und den hohen Himmel rissen sie mit sich fort und wirbelten sie durch die Lüfte. Doch der allgewaltige Vater sperrte, dies befürchtend, sie in dunkle Höhlen, [60] türmte Steinmassen und hohe Berge darüber und gab ihnen einen König, der nach fester Abmachung verständig die Zügel auf Geheiß anziehen oder lockerlassen sollte. An ihn wandte sich nun Iuno ?ehend mit folgenden Worten: »Aeolus, dir hat doch der Vater der Götter und König der Menschen [65] die Macht gegeben, die Wogen zu besänftigen und durch Wind aufzupeitschen – ein mir feindliches Volk befährt das Tyrrhenische Meer, bringt Ilium nach Italien und die besiegten Penaten: Verleihe den Winden Kraft und versenke die Schiffe spurlos im Meer oder treibe die Männer hierhin und dorthin und zerstreue ihre Leiber übers Wasser. [70] Ich habe zweimal sieben Nymphen von vortref?ichem Wuchs; von ihnen hat die schönste Gestalt Deiopea: Sie will ich dir in dauernder Ehe verbinden und zu eigen geben, auf dass sie für solche Verdienste all ihre Jahre mit dir verbringe und dich zum Vater tref?icher Nachkommen mache.« [75] Aeolus erwidert so: »Deine Sache, Königin, ist es [8]herauszu?nden, was du wünschst, mir ist geboten, deine Befehle auszuführen. Du verschaffst mir all meine Herrschaft hier, du gibst mir das Zepter und gewinnst Iuppiter für mich; du lässt mich am Mahl der Götter teilhaben und gibst mir die Macht über Stürme und Wetter.« [80] Nach diesen Worten wendet er die Lanze und stößt sie dem hohlen Gebirge in die Flanke. Die Winde stürzen, einem Heereszug gleich, aus dem geöffneten Tor und wehen im Wirbel durch die Lande. Sie brechen übers Meer herein, und durch und durch wühlen es auf aus seinen tiefsten Tiefen der Eurus samt dem Notus und dem an Stürmen reichen [85] Africus: Unermessliche Fluten wälzen sie an die Gestade. Unmittelbar darauf folgt das Angstgeschrei der Männer und das Ächzen der Schiffstaue; Wolken entziehen plötzlich Himmel und Tageslicht den Augen der Teucrer: Über dem Meer lagert dunkle Nacht; die Pole erdröhnen, von vielfachen Blitzen ?ammt der Äther, [90] und in allem droht den Männern die Gegenwart des Todes. Augenblicklich lähmt kaltes Entsetzen Aeneas die Glieder; tief seufzt er, hebt beide Hände auf zu den Sternen und spricht die folgenden Worte: »O drei- und viermal Glückliche, denen es vergönnt war, im Angesicht der Väter unter den hohen Mauern Troias [95] den Tod zu ?nden! Du Tapferster des Danaervolkes, Tydeus’ Sohn! Warum konnte ich nicht in der Ebene von Ilium sterben und durch deine Hand mein Leben aushauchen, wo der grimmige Hector liegt, getroffen von dem Geschoss des Aeaciden, wo der gewaltige Sarpedon ?el, wo der Simois so viele Schilde und Helme von Kriegern in seine Wellen gerissen, [100] so viele Heldenleiber mit sich gewälzt!« Während er diese Worte ausruft, packt ein tosender [9]Nordwind das Segel von vorn und türmt die Wogen bis zu den Sternen. Ruder brechen, dann dreht der Bug ab und bietet den Wellen die Seite; jäh ergießt sich in vollem Schwall ein Berg von Wasser. [105] Die einen hängen hoch oben in der Flut, den andern tut sich eine Welle auf und lässt zwischen den Wassermassen den Meeresboden sehen, die Brandung tobt im Küstensand. Drei Schiffe reißt der Notus fort und schleudert sie auf verborgene Felsen (diese Felsen mitten im Meer nennen die Italer Altäre, ungeheure Riffe knapp unter dem Wasserspiegel), drei treibt der Eurus vom hohen Meer [110] auf ?ache Sandbänke, ein erbärmlicher Anblick, lässt sie auf Grund laufen und umgibt sie mit einem Wall von Sand. Bei einem, das die Lykier und den treuen Orontes trug, schlägt direkt vor Aeneas’ Augen eine riesige Flutwelle von oben herab aufs Achterdeck: Der Steuermann wird über Bord geschleudert [115] und stürzt kopfüber in die Tiefe; das Schiff aber lässt die Flut herumwirbeln und dreimal auf der Stelle kreisen, und ein reißender Strudel verschlingt es im Meer. Vereinzelt sind schwimmende Menschen in der Wasserwüste zu sehen, Waffen der Helden, Planken, Schätze Troias, über die Wellen verstreut. Nun überwältigte der Sturm das mächtige Schiff des Ilioneus, nun das des tapferen Achates [120] und die Schiffe, auf denen Abas und der betagte Aletes fuhren: Nachdem die seitlichen Fugen undicht geworden, dringt das feindliche Meerwasser in alle Schiffe ein und lässt sie bersten. Inzwischen bemerkte Neptunus, dass das Meer unter lautem Tosen in Aufruhr geriet und ein Sturm entfesselt war, dass vom tiefsten [125] Grund Wasser nach oben gedrückt worden waren; der Gott war heftig erregt, und aufs [10]Meer hinausschauend erhob er sein friedliches Haupt über die Wellen. Zerstreut über das ganze Meer sah er Aeneas’ Flotte, die Troer durch Fluten und Unwetter in höchster Not, und nicht blieben dem Bruder verborgen List und Zorn der Iuno. [130] Eurus und Zephyrus ruft er zu sich, dann spricht er die folgenden Worte: »Hat euch so starkes Vertrauen in eure Abkunft bestimmt? Wagt ihr es schon, ihr Winde, Himmel und Erde ohne meinen Willen in Aufruhr zu versetzen und so hohe Wassermassen aufzutürmen? Euch sollte ich – doch wichtiger ist es, die aufgewühlten Wogen zu beruhigen. [135] In Zukunft werdet ihr mir...


Vergil (Publius Vergilius Maro, 15. Oktober 70 v. Chr. Andes/Pietole bei Mantua – 21. September 19 v. Chr. Brundisium/Brindisi) gilt als bedeutendster römischer Dichter. Er stammt aus dem Dorf Andes bei Mantua, wo sein väterliches Landgut liegt. Bei der Landverteilung an die Veteranen rettete Octavian, der spätere Kaiser Augustus, Vergils Besitztümer und dessen Leben. Er gehörte mit anderen Dichtern wie Horaz, Properz und Varius zum Kreis um den Kunstförderer Maecenas, der in engem Kontakt zu Augustus stand. Seine ländliche Herkunft verarbeitet Vergil in einer Sammlung von zehn Hirtengedichten, den »Eklogen«, oder auch »Bucolica« genannt. Vergil widmet Maecenas aus freundschaftlicher Verbundenheit die Lehrgedicht-Sammlung »Georgica«, die in vier Büchern Wissen über den Landbau vermittelt. Sein bekanntestes Werk ist das Epos »Aeneis«. In diesem Auftragswerk für Augustus, das die Flucht des Äneas aus dem zerstörten Troja nach Latium beschreibt, gibt Vergil dem römischen Gründungsmythos eine programmatische literarische Form.


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