Vergil | Gedanken über die Religion | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 576 Seiten

Vergil Gedanken über die Religion


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-1094-4
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 576 Seiten

ISBN: 978-3-8496-1094-4
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Aeneis (veraltet auch Äneide) ist das von Vergil auf der Grundlage früherer Überlieferungen gestaltete Epos von der Flucht des Aeneas aus dem brennenden Troja und seinen Irrfahrten, die ihn schließlich nach Latium führen, wo er zum Stammvater der Römer wird. Die Aeneis erzählt also einen der Gründungsmythen des Römischen Reiches. Das Epos, an dem Vergil zwischen 29 v. Chr. und seinem Tod 19 v. Chr. arbeitete, besteht aus zwölf Büchern mit insgesamt etwa 10.000 hexametrischen Versen. (aus wikipedia.de)

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Zweiter Gesang.



Alle verstummten im Saale und blickten gespannt auf Aeneas.

Von dem erhöhten Sitz begann der Held zu erzählen:

»Königin, dein Verlangen belebt aufs neue den Kummer

über den Sturz der trojanischen Macht und des kläglichen Reiches

durch die Hellenen, über das Gräßliche, das ich erlebte,

selber aufs stärkste beteiligt. Kein Mensch kann davon berichten,

kein Myrmidone, kein Dóloper, auch kein Krieger des harten

Kämpfers Odysseus, ohne zu weinen! Schon senkt sich vom Himmel

feuchtkühl die Nacht, die erblassenden Sterne raten zum Schlummer.

Aber besteht ein so starkes Verlangen, mein Leid zu erfahren,

und von dem Todeskampf Trojas in aller Kürze zu hören,

möchte ich anfangen – wenn ich auch vor der Erinnerung schaudre,

ausweichen will vor dem Schmerz.

Im Felde geschlagen, vom Schicksal

bitter enttäuscht nach so viel Jahren, entschlossen die Fürsten

Griechenlands sich, nach dem Rat der Minerva, ein Pferd zu erbauen,

groß wie ein Berg, und die Seiten mit Tannenholzplanken zu decken.

Weihgabe sollte es sein für die Heimfahrt, so wurde gemunkelt –

fälschlich: Denn heimlich verbargen sie auserlesene Helden

tief in der finsteren Höhlung und füllten des mächtigen Bauches

Raum bis zum letzten Winkel mit schwerbewaffneten Kriegern.

Tenedos liegt vor dem Festland in Sichtweite, eine bekannte

Insel, an Schätzen reich, solange noch Priamos herrschte,

jetzt ein verödeter Strand und als Hafen verrufen. Die Griechen

fuhren dorthin und bezogen Verstecke fern dem Gestade.

Aber wir glaubten, fort seien sie, heimgekehrt nach Mykene!

Frei vom lang quälenden Kummer fühlten sich alle Trojaner.

Aufgemacht wurden die Tore, man strömte voll Freude nach draußen,

sah das geräumte Lager der Griechen sich an und die leere

Küste: ›Hier lagen die Doloper – dort der wilde Achilleus –

hier die Schiffe und dort der Schauplatz erbitterter Kämpfe!‹

Andre bestaunten das Unheilsgeschenk für die Jungfrau Minerva,

dieses gewaltige hölzerne Pferd. Thymoites als erster

riet, in der Stadt es aufzustellen, und zwar auf dem Burgberg,

sei es aus Tücke oder weil Trojas Schicksal es wollte.

Kapys dagegen und andere, besser beraten, verlangten,

dieses verdächtig-bedrohliche Griechengeschenk in die Fluten

jählings zu stürzen, in Brand es zu stecken oder den Hohlraum

aufzubohren und nachzusehen, was er enthalte.

Unschlüssig spaltete sich in Parteien die streitende Menge.

Während des Wortwechsels eilte, mit großem Gefolge, doch allen

weit voraus, zornglühend, Laókoon her von der Stadtburg,

rief schon von weitem: ›Ihr Elenden, seid ihr denn wahnsinnig, Bürger?

Glaubt ihr, fort seien die Feinde? Griechen verteilten Geschenke,

ohne Betrug zu verüben? Kennt ihr Odysseus so wenig?

Entweder halten sich Griechen versteckt in dem hölzernen Bauwerk,

oder es wurde gezimmert als Kampfmittel gegen die Mauern

Trojas, zum Einblick in Häuser, zum Angriff von oben, versucht auch

einen ganz anderen Trick! Mißtraut dem Pferde, ihr Troer!

Jedenfalls fürchte ich Griechen, auch wenn sie Geschenke uns bieten.‹

Damit schleuderte kraftvoll er seine gewaltige Lanze

gegen die Flanke des Tieres und gegen die Bauchhöhlung. Zitternd

haftete fest die Waffe im Holz. Es erdröhnte beim Aufprall

dumpf das Gebälk, und die Hohlräume stöhnten im Nachhall. Ja, wären

göttlicher Wille und Torheit im Spiel nicht gewesen, er hätte

uns überzeugt, mit dem Stahl das Griechengeschenk zu vernichten.

Troja, du ragende Festung des Priamos, stündest noch heute!

Doch währenddessen schleppten dardanische Viehhüter einen

Mann mit rücklings gefesselten Händen herbei. Triumphierend

schrien sie. Freiwillig hatte der Unbekannte sich ihnen

eben gestellt, in der Absicht, Troja den Griechen zu öffnen,

zuversichtlich, auf beides gefaßt: Mit Hinterlist seine

Rolle zu spielen – oder den sicheren Tod zu erleiden.

Schaulustig strömten von allen Seiten herbei die Trojaner,

drängten sich um den Gefangenen, höhnten ihn laut um die Wette.

Hör, was die Griechen voll Tücke geplant – vom Verbrechen des einen

schließ auf sie alle!

Waffenlos stand er und scheinbar verwirrt, durchbohrt von den Blicken,

in dem Gedränge und schaute umher auf die Scharen der Phryger,

rief dann: ›Ach, welches Festland, welch Meer noch bietet mir Zuflucht?

Was bleibt mir vom Unglück Geschlagenen schließlich noch übrig?

Nirgendwo darf bei den Griechen ich bleiben, und außerdem fordern

heftig erbittert die Troer von mir noch blutige Sühne!‹

Dieses Gejammer beeindruckte jeden, man höhnte nicht länger.

Auskunft verlangten wir, wem er entstamme und was er zu bieten

habe, worauf er sich endlich, als ein Gefangener, stütze.

Da überwand er, so schien es, die würgende Angst und erklärte:

›König, ich werde die Wahrheit dir sagen, was immer auch komme,

leugne, fürs erste, auch gar nicht, vom Volk der Argeier zu stammen.

Hat schon das Schicksal den Sinon gestürzt in bitteres Elend,

soll es ihm trotzdem Charakter und Wahrheitsliebe nicht rauben.

Möglicherweise vernahmst du bereits in Gesprächen den Namen

des Palamedes, des Enkels des Belos, und hörtest von seinem

Ruhme. Zu Unrecht bezichtigten ihn des Verrates die Griechen,

ließen aufgrund gefälschter Beweismittel, weil er vom Kriege

abriet, ihn hinrichten. Um den Ermordeten trauern sie heute.

Sein Gefährte, Verwandter auch, war ich: Ihm hatte mein Vater,

der sich nur dürftig durchschlug, mich zugeschickt anfangs des Krieges.

Während als Fürst er noch waltete, auch sich im Kriegsrat bewährte,

fiel auch auf mich ein Abglanz des großen Namens und Ruhmes.

Aber sobald er infolge der tückischen List des Odysseus –

eine bekannte Geschichte – vom Reiche der Lebenden ausschied,

führte ich, niedergeschlagen und traurig, mein Leben im Dunkeln,

litt, aufs tiefste empört, an dem Schicksal des schuldlosen Freundes,

konnte auch, töricht, nicht schweigen, gelobte sogar, je nach Lage,

wenn nach errungnem Siege ins Heimatland Argos ich kehrte,

Rache zu üben. Doch säte ich Haß nur durch solcherlei Reden.

Damit begann mein Unglück. Odysseus richtete ständig

neue Verleumdungen gegen mich, ließ zweideutige Worte

öffentlich fallen, wollte mir, schuldbewußt, Fallstricke spannen.

Ununterbrochen wühlte er, bis er mit Hilfe des Kalchas –

aber was rühre, vergeblich, ich auf das leidige Übel?

Hemme euch nur, wo ihr alle Achaier für gleichwertig einschätzt,

euch schon der Name allein genügt? Bestraft mich doch endlich!

Das bezweckt ja der Ithaker, lohnen sogar die Atriden!‹

Aber wir brannten erst recht jetzt darauf, von dem Fall zu erfahren,

rechneten nicht mit der schamlosen Schandtat, der griechischen Tücke.

Weiterhin spann, mit erheuchelter Angst, er sein Lügengewebe:

›Oftmals schon wünschten die Dánaer einen Abzug von Troja,

wollten, erschöpft durch die dauernden Kämpfe, den Feldzug beenden –

schade, sie taten es nicht! –, oft hemmten die Stürme des Meeres

wütend den Aufbruch, setzte der tobende Süd sie in Schrecken.

Vollends nach Bau des aus Ahornhölzern errichteten Pferdes

peitschten mit Wolkenbrüchen die Unwetter nieder vom Himmel.

Angstvoll entsandten Eurýpylos...



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