Verne / Ostwald | Der Pilot von der Donau | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 289 Seiten

Verne / Ostwald Der Pilot von der Donau


2. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8190-8402-7
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 289 Seiten

ISBN: 978-3-8190-8402-7
Verlag: epubli
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Der Sieger im Angelwettstreit des Donaubundes will die Donau bis zum Schwarzen Meer hinunterfahren und nur von unterwegs gefangenen Fischen seinen Lebensunterhalt bestreiten. Schon bald gerät er dabei in gefährliche Unternehmungen, von denen er zuvor nichts ahnte. Eine Verbrecherbande macht das Gebiet an der Donau unsicher, und wer ist der geheimnisvolle Fremde, der sich selbst zur Mitreise in der kleinen Jolle einlädt? Ein spannendes Abenteuer, das einige Überraschungen bietet...

Jules Verne schrieb zahlreiche Reiseromane und gilt allgemein als Erfinder der Sciene fiction-Literatur
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»Ganz genau«, versicherte der Gastwirt.

»Hat dir's einer gesagt, oder hast du es gesehen?«

»Ich habe es selbst gesehen.« - »Hm ... !«, murmelte Karl Dragoch. »Es ist gut«, setzte er hinzu, »du kannst dich wieder schlafen legen, braver Mann, doch hüte deine Zunge!«

Der Gastwirt ließ sich das nicht zweimal sagen. Die Tür ging zu, und der Polizistentrupp stand wieder allein auf der Straße.

»Einen Augenblick stillgestanden!«, kommandierte Karl Dragoch, dann ergriff er eine Fackel und untersuchte sorgfältig den Erdboden. Zunächst bemerkte er da nichts Auffallendes, das wurde aber anders, als er nach dem niedriger gelegenen Fußweg kam. Hier, wo die Erde weniger durch Wagen aufgewühlt und auch nicht gepflastert war, hatte sie mehr Plastizität bewahrt. Auf den ersten Blick erkannte Karl Dragoch hier den Abdruck eines Hufeisens, dem ein Nagel fehlte, und gleichzeitig, dass das Pferd mit dem mangelhaften Beschlag nicht auf dem Weg nach Sankt Andrä, auch nicht auf dem nach Gran, sondern nordwärts auf dem Weg nach dem Strom gewesen war. Den schlug nun auch Karl Dragoch an der Spitze seiner Leute ein.

So waren durch eine ganz öde Gegend ohne Zwischenfall etwa drei Kilometer zurückgelegt worden, als links von der Straße das Wiehern eines Pferdes hörbar wurde. Seine Leute mit einer Handbewegung zurückhaltend, trat Karl Dragoch an den Rand eines kleinen Gehölzes heran, das in der Dunkelheit gerade noch schwach zu erkennen war.

»Wer da?«, rief er laut.

Da auf seine Frage keine Antwort folgte, zündete einer seiner Leute auf seinen Befehl eine Pechfackel an. Die rußende Flamme leuchtete stark in der mondlosen Nacht, aber doch nur über eine kleine Strecke, da sie die durch das Blätterwerk der Bäume noch vermehrte Dunkelheit nicht weit durchdringen konnte.

»Vorwärts!«, kommandierte Karl Dragoch, während er an der Spitze der Rotte schon in das Dickicht eindrang. Das Dickicht hatte jedoch seine Verteidiger. Kaum war dessen Saum überschritten, da rief schon eine befehlerische Stimme:

»Noch einen Schritt, und wir geben Feuer!«

Eine solche Drohung war indes nicht geeignet, Karl Dragoch zurückzuhalten und um so weniger, als er beim Licht der Fackel eine unbewegte Masse, ohne Zweifel einen Wagen, stehen zu sehen glaubte, um den herum sich eine Gruppe Männer aufhielt, deren Zahl er nicht beurteilen konnte. »Vorwärts!«, kommandierte er von neuem.

Dem Befehl gehorchend, setzten die Polizisten ihren unsicheren Weg durch das unbekannte Gehölz fort. Die Schwierigkeit dabei wuchs immer mehr an. Plötzlich wurde die Fackel dem Polizisten, der sie trug, entrissen. Jetzt war es wieder ganz finster.

»Tölpel!«, schimpfte Karl Dragoch. »Licht, Franz! ... Licht!«

Sein Unmut wurde noch größer, als er vor dem Erlöschen der Fackel bei deren letztem Schein gesehen zu haben glaubte, dass der Wagen sich zu bewegen und unter den Bäumen zu verschwinden begann. Leider konnte nicht davon die Rede sein, ihn zu verfolgen. Die Polizeitruppe stieß vor ihm auf eine lebende Mauer. Jedem Polizisten standen zwei bis drei Gegner gegenüber, und Dragoch sah erst etwas spät ein, dass er über unzureichende Kräfte verfügte, hier den Sieg davonzutragen. Bisher war, weder von der einen noch von der anderen Seite, noch kein Schuss gefallen.

»Titscha!«, rief da eine Stimme durch die Nacht.

»Hier!«, antwortete eine andere Stimme.

»Wie ist's mit dem Wagen?«

»Der ist fort.« - »Dann vorwärts und der Sache ein Ende gemacht!«

Karl Dragoch prägte diese Stimme seinem Gedächtnis ein. Er sollte sie nie vergessen. Nach kurzem Wortwechsel kamen die Revolver an die Reihe und erschütterten die Luft mit ihrem trockenen Knall. Einige Polizisten wurden von den Kugeln getroffen, und Karl Dragoch, der einsah, dass jeder Widerstand töricht wäre, musste sich entschließen, den Rückzug anzuordnen. Die Polizeitruppe gelangte wieder auf die Straße, wohin ihr die Sieger doch nicht zu folgen wagten, und die Nacht wurde wieder still wie vorher. Nun musste zuerst für die Verwundeten gesorgt werden. Ihrer drei waren, übrigens nur leicht, verletzt. Nach einem vorläufigen Verband wurden sie unter dem Schutz von vier ihrer Kameraden zurückgeschickt. Dragoch dagegen begab sich mit Friedrich Uhlmann und den drei letzten Polizisten über das offene Land hin nach der Donau zu, wobei die fünf ein wenig nach Gran zu schräg abwichen. Er fand ohne Schwierigkeit die Stelle, wo er einige Stunden früher gelandet war, und das Boot, das Uhlmann und ihn über den Strom getragen hatte. Die fünf Mann stiegen hinein, und nach Überschreitung der Donau gingen sie längs ihres linken Ufers hinunter.

Wenn Karl Dragoch eben einen Misserfolg erfahren hatte, hoffte er doch ihn auswetzen zu können. Dass Ilia Brusch und der berüchtigte Ladko dieselbe Person waren, darüber bewahrte er keine Spur eines Zweifels mehr, und er war fest überzeugt, dass das in der verflossenen Nacht begangene Verbrechen seinem Reisegenossen zuzuschreiben sei. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde dieser nach Unterbringung seines Beuteanteils sich beeilen, seine gewohnte Verkleidung wieder anzunehmen, da er ja nicht wusste, dass die, die ihm bisher geholfen hatte, sich den Nachforschungen der Polizei zu entziehen, als solche erkannt worden war. Mit Tagesanbruch würde er sicherlich wieder in der Jolle sein und seinen noch abwesenden Passagier ebenso erwarten, wie es der harmlose, ehrbare Fischer getan hätte, als der er zu erscheinen sich bemühte.

Fünf Mann lauerten ihm jetzt auf. Diese von Ladko besiegten fünf Mann mussten doch leicht den Widerstand brechen können, den derselbe Ladko ihnen hier entgegenstellen konnte, wo er, um die Rolle Ilia Bruschs zu spielen, doch allein sein musste.

Dieser wohlerwogene Plan sollte nur unglücklicherweise unausführbar sein. Karl Dragoch und seine Leute konnten das Ufer überallhin absuchen, die Jolle war nirgends mehr zu finden. Dragoch und Uhlmann hatten zwar keine Mühe, die Stelle wiederzuerkennen, wo der erste ausgestiegen war, von der Jolle selbst zeigte sich aber keine Spur mehr ... die war verschwunden und llia Brusch mit ihr. Karl Dragoch war betrogen, und das brachte ihn in helle Wut.

»Uhlmann«, sagte er zu seinem Untergebenen, »ich bin am Ende; es wäre mir unmöglich, noch einen weiteren Schritt zu tun. Wir wollen hier im Gras schlafen, um neue Kräfte zu gewinnen. Einer von unsern Leuten soll aber das Boot nehmen und damit unverzüglich nach Gran fahren. Bei Eröffnung des dortigen Amtes soll er sofort den Telegrafen in Anspruch nehmen. Zünde eine Fackel an, ich werde diktieren. So, nun schreib: >Vergangne Nacht in der Nähe von Gran ein neues Verbrechen begangen. Die Beute auf eine Schute verladen. Die vorgeschriebenen Untersuchungen strengstens durchführen.< Das wäre die eine«, sagte Dragoch, sich selbst unterbrechend; »nun also die andere Depesche: >Verhaftsbefehl erlassen gegen den oftgenannten Ladko, der sich fälschlich Ilia Brusch nennt und ein Preisträger beim letzten Angelwettbewerb des Donaubundes in Sigmaringen zu sein behauptet. Genannter Ladko, alias Ilia Brusch, der Verbrechen des Raubes und Mordes beschuldigt.< Beides soll noch in den ersten Tagesstunden an alle Ufergemeinden ohne Ausnahme telegrafiert werden«, befahl Karl Dragoch und streckte sich erschöpft im Gras am Ufer aus.

Zehntes Kapitel Gefangen

Der Verdacht, der in Karl Dragoch aufgestiegen war und den die Entdeckung des Bildes bestätigt hatte, war nun, das müssen wir dem Leser zum Verständnis dieser Erzählung mitteilen, keineswegs ganz ungerechtfertigt. Bezüglich eines Punktes wenigstens trafen Karl Dragochs Schlussfolgerungen zu. Ja, Ilia Brusch und Serge Ladko waren ein und derselbe Mann.

Dragoch täuschte sich dagegen gründlich, wenn er seinem Reisegefährten jene Reihe von Diebstählen und Mordtaten zuschrieb, die nun seit so vielen Monaten die Gebiete längs der Donau heimsuchten. Vor allem glaubte er das bezüglich des letzten Einbruchs in Graf Hagenaus Villa und der schweren Verwundung Christian Hoels. Ladko anderseits ahnte nicht im Geringsten, dass sein Passagier solche gefährlichen Gedanken hatte. Er wusste nur, dass sein Name zur Bezeichnung eines berüchtigten Verbrechers diente, und konnte unmöglich begreifen, wie es zu einer solchen Verwechslung gekommen wäre. Zuerst geradezu entsetzt, als er von einem so furchtbaren Namensvetter hörte, der, um das Unglück vollzumachen,

obendrein sein Landsmann war, hatte er sich nach dem ersten instinktiven Schreck doch wieder zu fassen verstanden. Was ging ihn auch ein Übeltäter an, mit dem er nichts als den Namen gemein hatte? Ein Unschuldiger hat ja nichts zu fürchten, und unschuldig an allen den vorgekommenen Verbrechen war er sicherlich.

Serge Ladko - wir wollen ihn fortan bei seinem richtigen Namen nennen - war am vorigen Abend ganz sorglos weggegangen, um sich, wie er gesagt hatte, nach Szalka zu begeben. In dieser kleinen Stadt war es, wo er nach seinem Weggang von Rustschuk unter dem Namen Ilia Brusch seine Wohnstätte aufgeschlagen hatte, und hier hatte er drei volle lange Wochen auf Nachricht von seiner geliebten Natscha gewartet.

Dieses Warten war ihm, wie wir schon wissen, schließlich unerträglich geworden, und er zermarterte sich den Kopf, Mittel zu finden, um unerkannt nach Bulgarien zurückkehren zu können, als ihm der Zufall eine Nummer des »Pester Lloyd« in die Hand spielte, worin in nicht zu übersehender Weise der Angelwettkampf von Sigmaringen angekündigt war. Bei Durchlesung des betreffenden Artikels kam dem Verbannten, einem, wie man sich wohl erinnert, ebenso gewandten Fischer wie gesuchten Piloten, der Gedanke an eine Fahrt, deren...



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