Verne | Reise um die Erde in 80 Tagen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Arena Kinderbuch-Klassiker

Verne Reise um die Erde in 80 Tagen

Arena Kinderbuch-Klassiker. Mit einem Vorwort von Christoph Biemann:
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-401-80184-1
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Arena Kinderbuch-Klassiker. Mit einem Vorwort von Christoph Biemann:

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Arena Kinderbuch-Klassiker

ISBN: 978-3-401-80184-1
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Londoner Reform-Club schließt ein reicher spleeniger Engländer eine Wette ab: Er will in 80 Tagen um die Erde reisen. Sein Name ist Phileas Fogg. Damit beginnt die verrückteste Reise, die man sich vorstellen kann. Mr Fogg setzt sein ganzes Vermögen ein und besteigt noch am selben Abend den Zug nach Dover.
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Im ersten Kapitel

bekommt Phileas Fogg einen neuen Diener namens Passepartout und Passepartout einen neuen Herrn namens Phileas Fogg

Im Jahre 1872 bewohnte Phileas Fogg die Nr. 7 der Savile Row, Burlington Gardens – dasselbe Haus, in dem Richard B. Sheridan, eines der größten englischen Rednertalente, im Jahre 1816 verschieden war.

Phileas Fogg trachtete danach, durch nichts und niemanden aufzufallen; und doch zählten ihn seine Zeitgenossen zu den eigenwilligsten und berühmtesten Mitgliedern des Londoner Reform Club. Darüber hinaus wusste man so gut wie nichts von ihm, es sei denn, dass er ein vollkommener Gentleman und eine der elegantesten Erscheinungen der englischen Oberschicht war.

Man sagte ihm Ähnlichkeit mit Lord Byron nach – natürlich nur in den Gesichtszügen; denn Mr Foggs Füße waren tadellos geformt. Vom echten Byron unterschieden ihn auch der modische Schnauz- und Backenbart, aber er trug sich mit derselben erhabenen Gelassenheit wie sein Vorbild, dem sogar 1000 Lebensjahre keine Altersspuren aufgedrückt hätten.

Phileas Fogg stammte vielleicht nicht aus London, aber Engländer war er gewiss. Jeder Zweifel an seiner Nationalität war ausgeschlossen. Man traf ihn allerdings nie an der Börse, in der Bank von England oder in einem der Handelskontore in der City. Im Londoner Hafen und in den Docks suchte man vergeblich nach einem Schiff, dessen Reeder Phileas Fogg hieß. Unser Gentleman gehörte nicht einmal irgendeinem Aufsichtsrat an. Niemals erhob er die Stimme in einem Anwaltsgremium, nicht im Temple und auch nicht in Lincoln’s Inn oder Gray’s Inn. Phileas Fogg pflegte weder beim Obersten Gerichtshof noch beim Kanzleigericht, beim Appellationsgericht oder beim Geistlichen Gerichtshof zu plädieren. Er war weder Industrieller noch Kaufherr oder Landwirt. Er gehörte nicht zu den Mitgliedern des Königlichen Institutes von Großbritannien, des Londoner Institutes, der Kunstakademie oder des Russell-Institutes, der Literarischen Gesellschaft des Westens oder der Vereinigung der Rechtsanwälte. Er war auch nicht bei der Gesellschaft der Wissenschaft und Künste eingeschrieben, die sich des Patronates Ihrer Majestät der Königin erfreute. Und schließlich besuchte er auch keinerlei Veranstaltungen der Harmonika-Freunde und endend mit der Entomologischen Gesellschaft, die die Vernichtung schädlicher Insekten zum Ziel hatte. Phileas Fogg war Mitglied des Londoner Reform Club, nicht mehr und nicht weniger.

Doch was hatte dem geheimnisvollen Herrn Zutritt in diese erlauchte Gesellschaft verschafft? Ganz einfach eine Empfehlung seiner Bankiers, der Gebrüder Baring. Denen wiederum hatte die Tatsache genügt, dass die Schecks Mr Foggs stets gedeckt waren, ohne dass sich sein Kontostand jemals wesentlich verminderte.

Phileas Fogg war wohlhabend, aber niemand vermochte Auskunft über den Ursprung seines Vermögens zu geben und Mr Fogg selbst darüber zu befragen war schlechthin unmöglich. Er war übrigens weder verschwenderisch noch geizig. Wurde er um eine Spende für wohltätige Zwecke gebeten, so steuerte er ohne Aufhebens und oft genug sogar anonym sein Scherflein bei.

Kurz und gut: Phileas Fogg war ein schwer zugänglicher Herr. Er sprach so wenig wie möglich, aber je schweigsamer er sich gab, desto lebhafter beschäftigten sich seine Mitbürger mit ihm. Seine Lebensweise war durchaus nicht geheimnisumwoben. Jedermann musste zugeben, dass er seine Tage auf höchst eintönige Weise verbrachte. Doch gerade diese Harmlosigkeit trieb die Fantasie der Leute zu unangemessenen Spekulationen.

Ob Phileas Fogg schon viel von der Welt gesehen hatte? Zumindest besaß er einzigartige geografische Kenntnisse und konnte auch noch die entlegensten Winkel der Erde verblüffend genau beschreiben. Berührte die Unterhaltung der Club-Mitglieder das Geschick verschollener oder verirrter Weltreisender, so brachte Phileas Fogg sehr schnell mit wenigen klaren Worten Ordnung in die verworrenen Vorstellungen der anderen Herren. Seine eigenen Behauptungen fußten streng auf Tatsachen und oft genug gingen seine Voraussagen so genau in Erfüllung, als hätte er die Gabe des Zweiten Gesichts. Dieser Mann musste den ganzen Erdball bereist haben – wenigstens im Geiste. Denn eines stand fest: Phileas Fogg hatte London seit Jahren nicht mehr verlassen. Selbst diejenigen, die die Ehre hatten, ihn ein wenig näher zu kennen, konnten nur feststellen, dass er stets in seinem Hause, im Club oder auf dem kürzesten Wege zwischen diesen beiden Orten anzutreffen war. Seine einzige Unterhaltung bestand im Zeitunglesen und einer gelegentlichen Whist-Partie. Das stille Spiel passte vorzüglich zu Mr Foggs Natur. Er gewann oft, aber die beträchtlichen Gewinnsummen flossen nicht nur in seine Privatschatulle; sie bildeten seinen Fonds für wohltätige Zwecke. Wir müssen unbedingt hinzufügen, dass Phileas Fogg um des Spielens willen spielte und nicht etwa wegen der möglichen Gewinne. Er sah im Spiel die willkommene Auseinandersetzung, die weder Bewegung erforderte noch ermüdete; und das gefiel ihm außerordentlich.

Mr Fogg schien weder Frau noch Kinder zu haben – was bei den ehrenwerten Leuten vorkommt –, aber er hatte auch weder Verwandte noch Freunde – und das ist weit ungewöhnlicher. Er wohnte ganz allein in der Nr. 7 der Savile Row und empfing niemals Besucher. Kein Mensch vermochte zu sagen, wie es im Innern seines Hauses aussah. Er beschäftigte nur einen Diener, der das Notwendigste allein besorgen konnte; denn Mr Fogg frühstückte im Club und nahm dort auch mit pedantischer Pünktlichkeit immer in demselben Raum und an demselben Tisch die Hauptmahlzeiten ein, zu denen er übrigens niemals einen Bekannten oder Gast einlud. Punkt Mitternacht betrat er dann wieder sein Haus, um sich zur Ruhe zu begeben. Nie wäre es ihm eingefallen, eines der bequem eingerichteten Schlafzimmer zu benutzen, die den Herren im Club-Gebäude zur Verfügung standen. Zehn Stunden von jeweils 24 verbrachte Phileas Fogg mit dem Nachtschlaf und dem Herrichten seines Ausgehanzuges. Brauchte er Bewegung, spazierte er mit gleichmäßig abgemessenen Schritten auf dem Parkett der Eingangshalle des Clubs hin und her oder er promenierte ein wenig in der Rundgalerie des Club-Hauses, deren blaue Glaskuppel von zwanzig ikonischen Säulen aus rotem Porphyr getragen wurde. Die Mahlzeiten ließ er sich aus den köstlichen Vorräten komponieren, die die Küche, die Speisekammer, die Anrichte, der Fischbehälter und die Milchkammern des Reform Club zu liefern imstande waren. Die in feierliches Schwarz gekleideten Club-Diener servierten ihm die Speisen vollkommen geräuschlos in erlesenen Porzellangefäßen und auf einem Tisch, den herrlicher Damast deckte. Mr Fogg benutzte die kostbarsten Gläser des Clubs, um seinen Sherry, seinen Portwein oder auch seinen roten Bordeaux zu trinken, der für ihn mit Kaneel und Farnkraut oder Zimt gewürzt wurde. Die Eisvorräte des Hauses, die man mit hohem Kostenaufwand aus amerikanischen Seen herbeischaffen ließ, garantierten Phileas Fogg eine stets zufriedenstellende Temperierung seiner Getränke.

Will man diese Lebensweise exzentrisch nennen, so muss es Spaß machen, ein Exzentriker zu sein.

Das Haus in der Savile Row war keineswegs verschwenderisch, aber recht komfortabel ausgestattet. Da Mr Fogg seine Gewohnheiten niemals auch nur geringfügig änderte, bereitete die Betreuung der Räume keine Schwierigkeiten. Bloß in einem Punkte ließ Phileas Fogg nicht mit sich spaßen: Er forderte von seinem Diener absolute Pünktlichkeit und peinliche Genauigkeit in der Erfüllung der ihm aufgetragenen Pflichten.

Unsere Geschichte beginnt am 2. Oktober. Am Morgen dieses Tages hatte Mr Fogg seinem Diener endgültig kündigen müssen. James Forster wurde beschuldigt, das Rasierwasser seines Herrn nur auf 84 Grad Fahrenheit statt auf 86 Grad erhitzt zu haben.

Phileas Fogg erwartete den Nachfolger des nachlässigen Dieners zwischen 11 Uhr und 11 Uhr 30 Minuten. Er selbst saß inzwischen hoch aufgerichtet in seinem Sessel, hielt die Füße parallel ausgerichtet wie ein Soldat auf dem Paradeplatz und ließ die Hände auf den Knien ruhen. Sein Blick folgte den Zeigern einer komplizierten Uhr, die nicht nur die Stunden, Minuten und Sekunden anzeigte, sondern gleichzeitig das Tagesdatum und die Jahreszahl angab. Punkt halb 12 Uhr würde er sich aus dem Sessel erheben und, wie jeden Tag um diese Zeit, in den Reform Club aufbrechen.

Gleich war es 11 Uhr 30. Da klopfte jemand an die Salontür. Der verabschiedete James Forster erschien auf der Schwelle.

»Der neue Diener!«, meldete er.

Ein Bursche von ungefähr 30 Jahren trat vor und grüßte.

»Sie sind Franzose und heißen John«, sagte Phileas Fogg.

»Jean, wenn der Herr gestatten«, entgegnete der junge Mann. »Jean Passepartout. Dieser Beiname ist im Laufe der Zeit an mir hängen geblieben. Er bestätigt die Geschicklichkeit, mit der ich mich aus verzwickten Situationen zu retten verstehe. Und noch eines: Ich bin gewiss ein ordentlicher Bursche, gnädiger Herr, aber ich muss zugeben, dass ich schon den verschiedensten Beschäftigungen nachgegangen bin. Zunächst war ich Straßensänger, dann Zureiter im Zirkus – ich kann voltigieren wie Léotard und seiltanzen wie Blondin! –, später wurde ich Turnlehrer, um meine Geschicklichkeit mit mehr Profit zu verbinden, und zuletzt habe ich als Spritzenmeister bei der Pariser Feuerwehr gedient. Ich könnte Ihnen von einigen prächtigen Bränden erzählen, bei deren Bekämpfung ich mitgewirkt habe.

Vor fünf Jahren verließ ich Frankreich. Ich hatte mir vorgenommen, das Privatleben kennenzulernen und verdingte mich daher als Kammerdiener in England. Im Augenblick bin ich...


Jules Verne wurde am 8. Februar 1828 als Sohn eines Rechtsanwalts in Nantes geboren. Er studierte Jura in Paris, doch anstatt die Kanzlei seines Vaters zu übernehmen, verlegte er sich aufs Schreiben – und wurde mit seinen zahlreichen Reise- und Abenteuerromanen weltbekannt. Er starb am 24. März 1905 in Amiens.



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