Vlcek / Morlar | Das Haus Zamis 9 - Die Fluchtafel | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 9, 350 Seiten

Reihe: Das Haus Zamis

Vlcek / Morlar Das Haus Zamis 9 - Die Fluchtafel


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95572-209-8
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 9, 350 Seiten

Reihe: Das Haus Zamis

ISBN: 978-3-95572-209-8
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Sheridan Alcasta ist tot - und Coco Zamis ist in ihren eigenen Körper zurückgekehrt. Doch damit sind längst nicht alle Probleme gelöst. Urplötzlich wird Coco von seltsamen Anfällen heimgesucht - als sei ihr Körper von einem fremden Geist oder Dämon besessen. Zugleich entdeckt Coco ein Mal auf ihrer Haut, das bisher noch nicht da war. Eine magische Tätowierung ...? Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf einen Tattoo-Dämon, der selbst nur Sklave fremder Mächte zu sein scheint - und auf eine Hexe, die seit Jahrhunderten im Süden Deutschlands ihr Unwesen treibt. Ihr Name ist - Natascha Zamis ... Der 9. Band von 'Das Haus Zamis'. 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 26: 'Tatau' 27: 'Die Hexe in Schwarz' 28: 'Die Fluchtafel'

Vlcek / Morlar Das Haus Zamis 9 - Die Fluchtafel jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Tatau

von Ernst Vlcek

1. Kapitel


Über der armseligen Hütte schwebte der Tod. Alle ahnten es und fürchteten sich, aber keiner wollte es wirklich wahrhaben. Sie hofften alle, dass der Zauber von Papa Legba stark genug wäre, das tödliche Unheil abzuwenden.

Das Vertrauen der Leute in seine Magie ehrte Papa Legba, er wollte auch alles geben. Aber je länger es dauerte, desto mehr schwand seine Hoffnung auf einen guten Ausgang der Sache.

Als man in der Abenddämmerung zu ihm gekommen war, um ihn zu Hilfe zu holen, war er noch voller Zuversicht gewesen.

Ariste Puirré, der Jüngste einer siebenköpfigen Familie, war vor seiner Klause aufgetaucht und hatte verzweifelt nach ihm gerufen.

»Was soll der Krawall?«, hatte sich Papa Legba aufgeregt und war vor die Hütte getreten. Er war verärgert über die Belästigung und wollte dem Störenfried seine Meinung sagen. Aber dann sah er, dass der Junge sich im Zustand höchstgradiger Hysterie befand und ersparte sich weitere Zurechtweisungen.

»Was gibt es, dass du dich aufführst wie ein gerupfter Hahn?«, erkundigte er sich bei Ariste Puirré.

»Eleonore, meine ältere Schwester, ist besessen«, sprudelte es aus dem Jungen hervor. »Wir haben alles Mögliche versucht, um sie zu beruhigen. Aber es wird immer schlimmer mit ihr. Wir wissen uns nicht mehr zu helfen. Du musst kommen, Papa Legba, und den bösen Geist aus ihr austreiben. Sie sieht schrecklich aus … Ihr Körper ist schon fast ganz eingehüllt in dieses Zeug … Es wird sie noch verschlingen. Du musst kommen Papa Legba, sofort … bitte!«

»Was meinst du mit dem ›Zeug‹, das sie angeblich verschlingen wird?«, wollte Papa Legba wissen.

Ariste Puirrés Augen standen schreckensweit offen, sein Adamsapfel hüpfte ausgeregt, und er zerrte verzweifelt an Papa Legbas Hand, als er aufgeregt berichtete:

»Ihr Körper ist von etwas eingewoben, das wie eine Tätowierung aussieht. Aber das hat sie sich nicht machen lassen. Es ist über sie gekommen. Und das, was wie eine Tätowierung aussieht, scheint zu glühen … und es wird ihren Körper verbrennen, wenn du sie nicht rettest. Komm. Bitte, sofort.«

»Ich komme ja schon«, sagte Papa Legba und befreite sich aus Aristes Griff. »Ich muss mich aber noch ausrüsten.«

Papa Legba verschwand kurz in seiner Hütte und raffte einige Utensilien zusammen, die er zu benötigen glaubte. Er würde es, nach Aristes Aussage, mit einer magischen Tatauierung zu tun haben. Es hatte in letzter Zeit mehrere solcher Fälle gegeben. Und sie hatten alle tragisch geendet. Papa Legba legte sich ein paar verschieden starke Nadeln zurecht, ein paar Farbtiegel und den Beutel mit Dämonenbannern. Dann verließ er die Hütte und folgte Ariste Puirré.

»Wirst du Eleonore helfen können?«, plapperte Ariste drauflos und versuchte, seinen Schritt zu beschleunigen, aber Papa Legba behielt seine gemäßigte Gangart bei. Es war gewiss Eile geboten, aber er wollte nichts überhasten. Er brauchte eine entsprechende Vorbereitungsphase, um sich geistig auf die zu erwartende Situation vorzubereiten. »Eleonore ist das Liebste, das wir haben. Sie ist unser Sonnenschein, so voller Lebenslust und Temperament. Ihr darf nichts passieren …«

Papa Legba hörte nicht länger hin. Er überlegte sich, welche Chancen er hatte, die Besessene zu heilen. Magische Tätowierungen deuteten darauf hin, dass es sich um das Werk von Tatau handelte, einem Dämon, der in letzter Zeit wieder verstärkt wirkte. Es würde schwer sein, gegen ihn anzukommen und ihm sein Opfer, die liebliche Eleonore, zu entreißen.

Schon von weitem waren die entsetzlichen Schreie zu hören. Es war klar, dass sie von einem Menschenkind in höchster Not stammten. So schrie nur jemand, der unsägliche Qualen ertragen musste.

»Hörst du das, Papa Legba?«, brach es aus Ariste hervor. Er begann hemmungslos zu schluchzen. »Das ist Eleonore. Sie leidet Höllenqualen.«

Sie erreichten die armselige Hütte, in der sich sieben Menschen auf engstem Raum drängten. Papa Legba sammelte sich ein letztes Mal, dann trat er ein.

Es brannte nur eine Kerze in dem Raum mit einem Bett. Darauf lag rücklings ein nacktes Mädchen, das ihren Körper immer wieder aufbäumte und dabei markerschütternd schrie. Sie war an Armen und Beinen an die Bettpfosten gefesselt, und ihr Körper war blutbesudelt. Papa Legba sah, woher das Blut stammte. Der geköpfte und ausgeblutete Hahn lag noch neben dem Bett. Die Eltern des geschundenen Mädchens sahen ihm aus verweinten, geröteten Augen entgegen. Ihre Münder bewegten sich unter den gemurmelten Beschwörungsformeln.

»Wascht eure Tochter«, befahl Papa Legba ihnen. »Das Hahnenblut brennt ihren Körper nur noch rascher aus. Ich muss die Tätowierungen sehen können.«

Die Eltern kamen seinem Wunsch augenblicklich nach und versuchten, den Körper ihrer tobenden Tochter zu bändigen, um ihn vom Hahnenblut reinigen zu können. Als Eleonores Haut endlich von allen Blutspuren gesäubert war, konnte Papa Legba das ganze Ausmaß des Unheils erkennen.

Es war kaum mehr ein Flecken von Eleonores Haut frei. Sie war über und über tätowiert. Die in dunklen, düsteren Farben gehaltenen Tätowierungen schienen von innen her in einem eigenartigen Feuer zu glühen. Und sie bewegten sich. Sie krochen wie Schlangen über den Körper des Mädchens auf unergründlichen Pfaden, vereinten sich zu immer neuen Knäueln und bildeten auf diese Weise immer neue Muster. Man konnte fast alles in diese ornamentartigen Formen hinein interpretieren. Aber wie man sie auch auslegte, es wurden ausschließlich Bilder des Schreckens.

Eleonores wurde von den Tätowierungen ihres ausgemergelten Körpers gepeitscht. Obwohl sie nahe der Erschöpfung schien, bäumte sie sich immer wieder aus, wollte um sich treten und schlagen. Wären die Fessel nicht gewesen, wäre sie gewiss durch den Raum gerast und hätte alles attackiert, was sich bewegte. Sie erkannte ihre Eltern und Geschwister längst nicht mehr. Sie war durch und durch besessen. Der Dämon Tatau hatte sie fest in seiner Gewalt und würde sie erst loslassen, bis sie ihr Leben ausgehaucht hätte … Wenn ihr nicht geholfen werden konnte.

»Was wirst du tun, um unsere geliebte Tochter von dieser Tortur zu erlösen?«, fragte die Mutter mit tränenerstickter Stimme, zwischen den einzelnen Worten immer wieder aufschluchzend.

»Feuer mit Feuer bekämpfen«, sagte Papa Legba entschlossen und holte die Tätowierungsnadeln und die Farben hervor.

Das Mädchen hatte nur eine einzige Chance. Papa Legba musste die bösartigen Tätowierungen mit entgegengesetzt wirkenden, heilbringenden Tätowierungen bekämpfen. Das hieß, dass sie zusätzliche Schmerzen über sich ergehen lassen musste. Aber eine andere Möglichkeit gab es nicht.

Papa Legba betastete den Bauch des Mädchens mit sensiblen Fingern. Dieser hob und senkte sich ruckartig. Papa Legba spürte, wie es im Bauch des Mädchens rumorte, so als sei sie schwanger. Doch das war keine reine Lebensfrucht, was da in ihr tobte. Es war ein dämonisches Geschwür, das entfernt werden musste.

Eleonore schrie unter seiner Berührung röchelnd auf. Sie hatte kaum mehr die Kraft zu spüren. Papa Legba nahm in jede Hand eine Nadel, tauchte eine in die Farbe rot und die andere ins Grün. Rot und Grün! Das waren starke positive Kontraste zu der Düsternis, in der ihr Körper gebadet wurde.

Eleonore bäumte sich plötzlich wieder auf, als ahne das Dämonische, das sie in sich trug, was nun passieren sollte.

»Drückt sie ins Bett«, trug Papa Legba den Eltern auf. »Haltet sie fest, damit ich ihr nicht unnötige Schmerzen zufüge.«

Der Vater kam der Aufforderung sofort nach. Aber die Mutter war außerstande, irgendwelche sinnvollen Handlungen auszuführen. Für sie sprang Ariste ein, und gemeinsam mit dem Vater gelang es ihm, Eleonore still zu halten.

Papa Legba arbeitete schnell. Schneller als das Auge folgen konnte, piekte er mit beiden Nadeln auf den Bauch des Mädchens ein. Rot und Grün! Langsam begann sich ein Muster abzuzeichnen, das Papa Legbas Nadeln hinterließen. Es war das Symbol für Heiliges Herz. Als es vollendet war, begann er mit flinken Fingern das Zeichen für Gnädiger Schöpfer zu formen.

Eleonore kam zur Ruhe. Noch war es nicht überstanden, aber es schien, dass Papa Legbas Gegenzauber, die dämonischen Kräfte, die das Mädchen beherrschten, zum Erlahmen brachten.

»Ihr könnt sie loslassen«, sagte Papa Legba zu Vater und Sohn. »Eleonore wird sich jetzt beruhigen und einschlafen.«

Das Mädchen hatte die Augen geschlossen. Es atmete ruhig, gab keine gequälten Laute mehr von sich.

Papa Legba arbeitete rasch weiter. Seine Nadeln hatten Eleonores Bauch bereits von den dämonischen Tätowierungen befreit. Es schien alles gut zu laufen.

Da passierte es. Kaum hatten Vater und Sohn das Mädchen losgelassen, da bäumte es sich ruckartig auf. Dabei entwickelte sie übermenschliche Kräfte, denn es schien ihr keine Mühe zu bereiten, ihre Fesseln zu sprengen.

Papa Legba zuckte erschrocken zurück. Aber dann war er wie gelähmt. Denn er sah, wie sich die Tätowierungen von der Haut des Mädchens zu lösen begannen. Die Schlangen und Ungeheuer wurden frei. Aus Eleonores aufgerissenem Mund kamen Schwaden von Rauch. Diese trieben auf die in der Luft schwebenden Tätowierungen zu und vereinten sich mit ihnen zu neuen Schreckensgestalten.

Papa Legba fand die Sprache wieder. »Lauft, lauft, lauft!«, schrie er die Familienmitglieder an. »Flieht, so schnell ihr könnt. Es geht um euer...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.