Voehl | Der Henker 2 - Besuch aus einem Totenhaus | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 100 Seiten

Reihe: Der Henker

Voehl Der Henker 2 - Besuch aus einem Totenhaus


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95572-982-0
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 2, 100 Seiten

Reihe: Der Henker

ISBN: 978-3-95572-982-0
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wer ohne Schuld ist, hat nichts zu fürchten. Alle anderen sollten sich vorsehen! Der Henker, Band 2: Besuch aus einem Totenhaus Uwe Voehls legendäre Miniserie 'Der Henker' ... endlich als E-Book erhältlich!

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1. Kapitel


Ich fütterte Barbara.

Anstelle der Arme besaß Barbara riesenhafte Flügel, die zu spitzen Krallen ausliefen. Die Experimente Franks, meines teuflischen Vetters, waren dafür verantwortlich.

Ich wusste nicht, was aus Frank geworden war. Er war bei der Beschwörung einer grauenhaften Magie von herabfallendem Gestein getroffen und fortgerissen worden. Ich konnte nur hoffen, dass er tot war. Von meinen Gefährten, dem Studienrat Althaus und Paul, hoffte ich das Gegenteil. Vielleicht würden sie wieder auftauchen. Ich hatte versucht, ein weiteres Mal in die Altstadt zu gelangen, aber selbst mit der Henkersmaske auf dem Haupt war mir der magische Zugang versperrt geblieben. Das weckte die Hoffnung in mir, dass der Zauber vorbei sein möge.

Barbara hatte mich vor den herabstürzenden Steinen gerettet. Während meiner Umnachtung in der Altstadt hatte ich mich wohl, ohne mich dessen erinnern zu können, mit Barbara angefreundet, wenngleich intimer, als ich es wahrhaben wollte.

Barbara war eine Mörderin. Ich selbst war dabei gewesen, als sie einen alten Mann und ein unschuldiges Kind grausam ermordet hatte. Aber da hatte sie noch unter dem Einfluss Franks gestanden, und ich hoffte, dass ich sie zähmen konnte.

Die Fleischbrocken, mit denen ich sie fütterte, aß sie diszipliniert und langsam, aber in ihren Augen lag ein Schimmer von Gier.

Sie war wieder die ganze Nacht unterwegs gewesen. Ich vertraute ihr, und ihr Hunger am Morgen zeigte mir jedes Mal, dass sie ihre raubtierhaften Instinkte in der Nacht zurückgehalten hatte.

Ich fragte mich, wann die Nachbarschaft merken werde, was für eine seltsame Untermieterin ich mir zugelegt hatte. Wenn jemand Barbara sah, konnte es unangenehme Folgen für uns haben, denn ihre Beschreibung war vor einigen Wochen durch die Presse gegangen, nachdem eine Anzahl Zeugen sie bei dem Kindesmord gesehen hatte.

Nach der Mahlzeit war sie müde. »Ich erzähle heute Abend«, sagte sie schläfrig.

Barbara ging in ihr Zimmer, und ich setzte mich an meinen Schreibtisch. Seit zwei Wochen arbeitete ich wieder konsequent wie früher, da ich schließlich nicht von Luft und Abenteuern leben konnte. Und auch nicht von der Henkersmaske.

Meine Illustrationen waren nach wie vor gefragt.

Es war fast halb acht, und ich schaltete das Radio ein.

Da klingelte es. Ich erhob mich und ging zur Tür.

Draußen stand ein glatzköpfiger Riese von Mann, dessen Anzug eingerissen und schmutzig war. »Herr Berger?«

»Sie wollen zu mir?« Ich ahnte sofort irgendwelche Schwierigkeiten. Dabei würde ich gerade in den nächsten Tagen Ruhe benötigen, da der Vollmond bevorstand und ich mich wieder in einen Werwolf verwandeln würde.

»Die Haushälterin von Herrn Althaus hat mir Ihre Adresse gegeben.«

»Sie kennen den Studienrat?«

Er nickte. »Ich brauche seine Hilfe oder wenigstens seinen Rat, aber man sagte mir, er sei auf Reisen. Sie wüssten besser Bescheid.«

»Kommen Sie erst einmal herein«, sagte ich. »Sie sehen ziemlich übernächtigt aus.« Ich bot ihm einen Kaffee an, den er dankbar entgegennahm.

»Sie wissen also, wo Doktor Althaus sich zurzeit aufhält?«

»Tut mir leid, ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen.« Sollte ich ihm sagen, dass der Studienrat vielleicht nie wieder auftauchen würde?

Sein Gesicht nahm einen pessimistischen Ausdruck an.

»Dann ... allein kann ich auch nicht mehr ausrichten, als der Polizei einen Tipp zu geben. Und die wird mich für verrückt erklären.«

»Sie machen mich neugierig«, sagte ich. »Wollen Sie mir nicht erzählen, um was es geht? Doktor Althaus und ich streiten für eine gemeinsame Sache, und Ihren Andeutungen nach könnte uns Ihre Information vielleicht nützlich sein.«

Alles, was für die Polizei verrückt klang, mochte etwas mit Frank zu tun haben.

Frank selbst hielt ich für ausgeschaltet, zumindest was seine magischen Kräfte und Fähigkeiten anbelangte. Aber was war aus seinen Experimenten geworden? Was aus den Menschen, die er in Monster verwandelt hatte?

Der Mann zögerte. »Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen«, sagte er. »Ich heiße Bester. Fred Bester. Ich bin Gebrauchtwagenhändler, und wenn ich Lust habe, verkaufe ich an manchen Tagen auch heiße Maronen und Glühwein im Zentrum.«

»Jetzt erkenne ich Sie. Ich habe Sie schon oft gesehen. Nur wegen des Anzugs habe ich Sie nicht sofort erkannt.«

»Man kann Maronen nicht in einem Anzug verkaufen.«

Ich wunderte mich nicht, dass dieser Mann auch den Studienrat kannte und zudem von dessen okkulten Neigungen wusste.

»Worum geht es also?«, fragte ich. »Schließlich sind Sie zu mir gekommen. Vielleicht können wir uns gegenseitig behilflich sein.«

Er trank die Tasse Kaffee in einem Zug leer. Ich schenkte nach.

»Kennen Sie das neue Theater in der City?«, fragte er mich.

»Nein, ich muss zugeben, dass ich in den letzten Wochen keine Zeit hatte, mich mit Kulturellem zu beschäftigen.«

Und dann erzählte er mir, was er Fantastisches erlebt hatte.

Als er geendet hatte, schwieg ich betroffen. Die Gestalten, die Bester beschrieben hatte, konnten welche von Franks Kreaturen sein. Und Frank selbst? Ich beschrieb ihn, aber Bester schüttelte den Kopf, so einen Mann hatte er nicht gesehen.

»Aber vielleicht lag der Mann, an den Sie denken, in dem Sarg!«

Ich schüttelte den Kopf. »Dieser Mann ist entweder tot oder viel zu machtlos, um seine Monster noch zu beherrschen.«

»Aber vielleicht beherrscht sie gar keiner. Vielleicht agieren sie von sich aus. Es muss nicht unbedingt ein intelligenter Kopf dahinterstecken.«

Ich konnte ihm nicht widersprechen. Aber auch nicht beipflichten. Und ein Begriff ging mir nicht mehr aus dem Kopf: der Ogule. Vielleicht war es die Einflüsterung des Henkers, die mir diesen Namen plötzlich so aufdrängte.

»Es ist mir auch egal, wer letzten Endes hinter der ganzen Sache steckt«, unterbrach mein Besucher meine Überlegungen. »Ich denke an das Mädchen. Sie war übel zugerichtet. Ich glaubte sogar, dass sie tot war, als ich sie untersuchte. Diese Burschen haben irgendetwas Verruchtes mit ihr angestellt, und dagegen werde ich etwas unternehmen.«

»Sie können dabei auf mich zählen«, sagte ich. »Wir werden uns das Theater mal anschauen.«

»Sie wollen eine Aufführung besuchen?«

»Ja, und zwar schon heute Abend.«

Bester erhob sich. Er war noch größer als ich, und ich konnte mir gut vorstellen, wie er mit den Horrorgestalten gekämpft hatte und geflüchtet war.

»Ich hole Sie heute Abend von hier ab, einverstanden?«

Ich nickte und begleitete ihn zur Eingangstür. Er schüttelte mir die Hand. »Bis zum Abend also!«

Als er gegangen war, überdachte ich noch einmal in Ruhe, was dieses Gespräch an Neuem gebracht hatte. Auf jeden Fall schien ich in dieser Sache wieder den richtigen Partner gefunden zu haben.

Ich weckte Barbara.

Sie machte ein zorniges Gesicht. »Warum lässt du mich nicht schlafen, Geliebter?«

Ich verzog das Gesicht. »Wie oft soll ich dir noch sagen: Ich bin nicht dein Geliebter! Du weißt, dass wir uns kennengelernt haben, als ich geistig nicht ganz auf der Höhe war. Ich kann mich jedenfalls an nichts erinnern ...«

»Damals warst du netter«, sagte sie.

»Jedenfalls möchte ich dich fragen, ob du heute Nacht etwas Ungewöhnliches entdeckt hast.«

Sie schüttelte den Kopf. »Nichts. Bis auf ein paar Betrunkene, die auf mich zeigten.«

Es war nicht gut, dass man Barbara wieder einmal gesehen hatte.

»Du weißt also nichts von einem Mädchen, das überfallen worden ist?«

»Nein, aber ist das so wichtig?«

Ich erzählte ihr von meinem Besucher und was er erlebt hatte. Es ließ sie unberührt.

»Ich werde dem Theater heute Abend einen Besuch abstatten«, sagte ich dann.

Sie machte ein überraschtes Gesicht. »Du begibst dich wieder in Gefahr?«

Es war mir, wie stets, unangenehm, dass sie diese mehr als freundschaftlichen Gefühle für mich hegte, die ich beim besten Willen nicht erwidern konnte.

»Ja, aber ich werde nicht allein sein.«

»Ich werde mitkommen!«

»Du könntest über dem Theater kreisen. Auch während der Nacht, falls ich nichts herausfinde.«

Aber ich hatte nicht an Barbara gedacht, als ich sagte, ich würde nicht allein sein. Auch nicht an Bester.

In der Tasche umschloss meine Hand den kleinen flachen Schlüssel, der zu einem Schließfach am Bahnhof gehörte. Für alle Fälle würde ich die Henkersmaske mitnehmen, die darin lag.

In ihr steckte der Geist Victor La Fayettes, des Verfluchten. Jahrelang hatte mein Onkel Maximilian diese Maske getragen. Um die Nachfolge hatte es innerhalb unserer Familie eine blutige Auseinandersetzung gegeben, aus der ich als Sieger hervorgegangen war.

Seit ich die Maske in meinem Besitz hatte, war auch der positive Teil des Henkers wieder in die Maske zurückgekehrt und hatte mich weitgehend aus seiner Umklammerung entlassen. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich die Maske nie mehr aufzusetzen brauchen. Es war meine eigene Entscheidung, dass ich sie in dieser Angelegenheit benutzen wollte. Trotz allem, was geschehen war und was die Maske blutig heraufbeschworen hatte: Ich fühlte mich dem Erbe meines Onkels verpflichtet, und wenn ich mich nicht zu ungeschickt anstellte, würden diesmal keine Unschuldigen mehr sterben müssen.

Ich ließ Barbara...



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