E-Book, Deutsch, Band 92, 160 Seiten
Reihe: Die drei !!!
Vogel Die drei !!!, 92, Geheimnis am Fluss (drei Ausrufezeichen)
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-440-50276-1
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 92, 160 Seiten
Reihe: Die drei !!!
ISBN: 978-3-440-50276-1
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Detektivinnen und sind jedem Fall gewachsen.
Ein Hausboot-Wochenende mit Stand-Up-Paddling – die drei !!! sind begeistert. Doch wer entsorgt hier seinen Müll in der Natur? Und dann entdecken Kim, Franzi und Marie auch noch einen versenkten Schatz. Ist das etwa Diebesgut? Bei einer wilden Verfolgungsjagd auf dem Fluss kommt es zum Showdown.
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Mein lieber Schwan
»Findest du das nicht etwas übertrieben?« Franzi hatte ihr Handy zwischen ihrer linken Schulter und der Wange eingeklemmt. Auf der anderen Schulter saß Eule Matilda. In der rechten Hand trug sie einen Eimer Hafer, den sie in den Futtertrog ihres Ponys Tinka kippen wollte. Sie betrat den Pferdestall. Huhn Polly hinkte neben ihr her und pickte an ihrem Schnürsenkel. Franzi schielte zu ihr hinunter und versuchte, das Huhn mit der linken Hand zur Seite zu schieben. »Stopp, sonst gibt es gleich einen Unfall.« Aber Polly dachte nicht daran aufzuhören, und Blake, mit dem Franzi telefonierte, hatte sie missverstanden. »Nein, ich meinte nicht dich, Blake, sondern Polly. Ich finde aber, dass du nach deinem Unfall mit der Hand auch vorsichtig …«
In diesem Moment stolperte Franzi über ihren offenen Schnürsenkel. Sie taumelte. Ihr Handy fiel ihr aus der Hand und Eule Matilda flatterte erschrocken durch den Stall. Franzi konnte sich gerade noch an dem Regal festhalten, das sich genau neben ihr an der Wand befand. Der Eimer rutschte ihr aus der Hand und die Hälfte der Haferkörner rieselte auf den Stallboden. »Mann, Polly, was sollte das denn jetzt?« Franzi hob ihr Handy hoch und wischte den Staub vom Display. »Blake? Bist du noch dran? Ich bin gerade gestolpert. Polly ist den ganzen Tag schon so eifersüchtig auf Matilda. Jetzt hat sie mir die Schnürsenkel aufgepickt und ich bin darüber gestolpert.«
Franzi klemmte ihr Handy wieder zwischen Schulter und Wange und hockte sich neben der gackernden Polly auf den Boden. Sie wollte den Schuh zubinden, da kam Matilda wieder angeflogen und setzte sich auf ihren Rücken. Franzi seufzte. »Sorry, Blake, ich rufe dich später an. Pass auf dich auf.« Franzi hauchte einen Kuss ins Telefon und drückte das Gespräch weg.
Polly hatte angefangen, die Haferkörner aufzupicken. Sanft schob Franzi das Huhn beiseite. »Polly, stopp, das ist Tinkas Futter. Ihr bekommt auch gleich noch was.« Dann nahm sie Eule Matilda von ihrem Rücken herunter. Matilda blieb in sicherer Entfernung zu Polly auf dem Boden sitzen und sah Franzi mit ihren großen Augen an. »Du kannst ruhig aus dem Stall fliegen, Matilda, du musst hier nicht dabei sein.« Aber Matilda blieb sitzen.
Franzi Winkler lebte mit ihrer Familie und ihren Tieren auf dem Winklerhof. Ihr Vater war Tierarzt und betrieb auf dem Hof eine eigene Praxis. Vor einiger Zeit hatte Franzi mit ihrer Schwester Chrissie und deren Freund Niko die kleine Eule bei einem Waldbrand gerettet. Matilda war mit einem Schreck und einem verletzten Flügel davongekommen, und Franzi hatte sie mit auf den Winklerhof gebracht, wo sie sich gemeinsam mit Paul, dem Praktikanten ihres Vaters, um Matilda gekümmert hatte. Der Flügel war mittlerweile längst verheilt und aus dem kleinen Eulenküken war eine stattliche Eule gworden. Allerdings war die Eule keineswegs gewillt, sich wieder allein in die Natur zu begeben. Im Gegenteil, sie hatte sich so an Franzi gewöhnt, dass sie nun wie das hinkende Huhn Polly, das schon lange auf dem Hof lebte, immer Franzis Nähe suchte.
Franzi freute sich jeden Morgen, wenn sie den beiden und ihrem Pony Tinka vor der Schule Futter brachte. Auch wenn sie der kleine Konkurrenzkampf der beiden Vögel manchmal etwas nervte, war sie doch auch sehr glücklich, dass Matilda noch immer bei ihnen war. Aber Franzi war auch klar, dass die Eule ein wilder Vogel war und eigentlich wieder in den Wald gehörte.
War sie vielleicht zu vorsichtig? Blakes Hand war ja genau wie Matildas Flügel wieder verheilt. Gerade hatte er ihr am Telefon berichtet, dass er nun auch wieder richtig trainierte, denn das nächste WCMX-Turnier stand an. Seit einem Reitunfall saß Franzis Freund im Rollstuhl. Er war sehr sportlich und machte WCMX, was eine Abkürzung für Wheelchair Motocross war. Kürzlich hatte er sich bei einem Unfall einen komplizierten Bruch im Handgelenk zugezogen und musste operiert werden. Zunächst war nicht klar gewesen, ob er überhaupt jemals wieder WCMX betreiben konnte. Franzi freute sich sehr für ihn, dass alles so gut verlaufen war, aber sie war sich einfach nicht sicher, ob es gut war, jetzt gleich wieder Vollgas zu geben.
Tinka wieherte.
»Ja, du bekommst gleich dein Futter.« Franzi zog ihre Haargummis fester. Sie wusste gar nicht, was sie zuerst machen sollte: die Tiere füttern, Tinkas Stall ausmisten oder packen?
»Ach, hier bist du!« Marie kam in den Stall gehüpft und umarmte Franzi überschwänglich. Dabei verrutschte ihr großer Sonnenhut. »Warum liest du einzelne Haferkörner vom Boden auf, du bist doch nicht Schneewittchen?«
Kim stand in der Stalltür. »Du meinst Aschenputtel? Sie ist es, die die Linsen von den Erbsen trennen muss.«
Franzi stand auf. Dabei merkte sie, dass ihre Ferse aus dem Schuh gerutscht war. »Aschenputtel passt. Meinen Schuh hab ich auch verloren, dank Pollys Pickkünsten.«
Kim musste lachen, wurde dann aber wieder ernst. »Und wo ist dein Rucksack?«
Franzi schlüpfte in den Schuh. »Noch nicht gepackt.«
»Was?« Kims Stimme klang ein bisschen schrill. Aufgeregt plapperte sie drauflos. »Das ist ja wohl total lieb, dass Davids Vater ihn zum Angeln einlädt und wir auch noch mitdürfen! Herr Lindemann war laut meiner Mutter am Telefon so nett, dass sie selbst gern mitgefahren wäre.« Kim grinste schräg. »Zum Glück ist das nicht der Fall. Und ich bin auch froh, dass ich Ben und Lukas mal ein paar Tage nicht sehen muss. Die wollen mir jetzt beim Schreiben immer reinreden und machen so blöde Knutschgeräusche, wenn ich eine Liebesszene schreibe.«
Ben und Lukas waren Kims Zwillingsbrüder und raubten ihr oft den letzten Nerv, indem sie heimlich in ihrem Tagebuch lasen oder sich über ihre Süßigkeitenvorräte hermachten.
Sie tippte auf ihr Handgelenk an die Stelle, wo man normalerweise eine Uhr trug. »Also, wenn Herr Lindemann uns sogar abholt, sollten wir wenigstens abfahrbereit sein. David hat mir gerade geschrieben, dass sie in fünfzehn Minuten hier sind.«
»Da wir ja auch sonst schneller sind, als die Polizei erlaubt, sollte das doch zu machen sein!«, sagte Franzi entschieden. »Marie, kannst du Tinka füttern?« Sie wollte Marie den Eimer in die Hand drücken, aber die reagierte nicht. Stattdessen hockte sie neben Matilda, zog ihren blonden Zopf unter dem Strohhut zurecht und hielt ihr Smartphone für ein Selfie hoch. Aber Matilda dachte gar nicht daran, in die Kamera zu gucken, sondern flatterte mit den Flügeln und drehte sich weg. Stattdessen kam Polly angewackelt und setzte sich neben Marie.
»Los, Matilda«, zwitscherte Marie. »Ein Foto mit Polly und mir!« Sie wedelte mit den Armen, als wollte sie losfliegen. Dabei stieß sie beinahe mit Franzi zusammen, die gerade aufgestanden war. Der Eimer in Franzis Hand bewegte sich gefährlich.
»Sorry.« Marie zog entschuldigend die Schultern hoch. »Ich dachte, Finns Ententanz wäre was für Matilda. Die sind im Waldkindergarten zumindest alle ganz verrückt danach.«
Finn war Maries Halbbruder. Ihr Vater Helmut Grevenbroich war nun schon lange mit der Kamerafrau Tessa verheiratet. Finn war das gemeinsame Kind der beiden. Tessa hatte auch eine Tochter mit in die Ehe gebracht. Sie hieß Lina.
»Wofür brauchst du ein Selfie mit einer Eule?«, fragte Kim.
»Wenn ihr es unbedingt wissen wollt«, Marie rückte ihren Hut zurecht, »Jakob kennt sich sehr gut aus mit wilden Vögeln und ich hab ihm von Matilda erzählt. Er wollte mal ein Foto sehen.«
»Und warum musst du da mit drauf?« Kim grinste. »Bist du auch ein Vogel?«
»Weiß Holger, dass du seinem Freund Selfies von dir schickst?«, schaltete sich Franzi ein.
Marie nahm ein paar Haferkörner auf die Hand und hielt sie Polly hin. »Ich hab doch gar keins verschickt.«
»Mein detektivischer Spürsinn sagt mir, dass du Jakob ganz gut findest?«, fragte Franzi freiheraus. »Er sieht gut aus, ist nett, sportlich …«
»Vielleicht ist es eher ein Fall für unseren Freundinnen-Spürsinn«, korrigierte Kim. »Und Jakob scheint auch noch lustig zu sein.«
»Außerdem mag er Tiere«, ergänzte Franzi.
»Das ist kein Fall für die drei !!!«, sagte Marie beleidigt und warf die Körner in den Eimer.
Kim Jülich, Franziska Winkler und Marie Grevenbroich waren trotz gelegentlicher Meinungsverschiedenheuten die allerbesten Freundinnen. Sie hatten einen Detektivclub gegründet und nannten sich Die drei !!!. Insgesamt hatten sie schon mehr als neunzig Fälle erfolgreich gelöst. In ihrem letzten Fall hatten sie in einem Schloss den Diebstahl einer Gemäldefälschung aufgedeckt.
Franzi hatte begonnen, Tinkas Stall auszumisten. Das Pony stand ruhig neben ihr und legte Franzi den Kopf auf die Schulter. »Wenigstens bist du nicht so ein aufgeregtes Huhn«, flüsterte Franzi Tinka ins Ohr, während sie ihr über die weiche Nase strich. »Ich werde dich vermissen, aber in wenigen Tagen bin ich wieder da.«
»Auch wenn unser letzter Fall noch gar nicht so lange her ist, bei mir kribbelt es schon wieder im Bauch«, gab Kim zu.
»Du verwechselst das bestimmt mit deiner Liebe zu David«, sagte Franzi. »Ihr seid ja auch noch in der frischen Verliebtheitsphase.«
»Da bleiben wir auch!«, flötete Kim und sprang auf. Sie umarmte Franzi. Wieder wackelte der Eimer. »Ich bin so glücklich. Und so aufgeregt. Und gleich fahren wir das erste Mal zusammen weg.«
Eine laute Hupe tönte über den Hof.
»Da sind sie!« Kim lief los....