von Hauff | Grundwissen Circular Economy | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

von Hauff Grundwissen Circular Economy

Vom internationalen Nachhaltigkeitskonzept zur politischen Umsetzung
2. erweiterte Aufl 2024
ISBN: 978-3-8463-6255-6
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Vom internationalen Nachhaltigkeitskonzept zur politischen Umsetzung

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-8463-6255-6
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Circular Economy geht sehr viel weiter als die Kreislaufwirtschaft. In diesem Buch geht es darum, auf der Grundlage der planetaren Grenzen ein regeneratives System anzustreben. In diesem werden der Ressourceneinsatz und die Abfallproduktion, Emissionen und der Energieverbrauch durch Verlangsamung, Verringerung und Schließung von Energie- und Materialkreisläufen minimiert. Neben den theoretischen und konzeptionellen Grundlagen der Circular Economy analysiert der Autor den Stand der Entwicklung in Deutschland, der EU und dem globalen Süden. Gleichzeitig beleuchtet er die drei Konzepte der Umsetzung der Circular Economy: Cradle to Cradle, Blue Economy und Performance Economy. Das Buch richtet sich an Studierende der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie der Studiengänge, die das Themenfeld Nachhaltigkeit beinhalten.

Prof. Dr. Michael von Hauff lehrte, bis zu seiner Emeritierung, Wirtschaftspolitik und Internationale Beziehungen an der RPTU Kaiserslautern-Landau.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort 5
Abbildungsverzeichnis 11
Abkürzungsverzeichnis 13
1 Einleitung 15
2 Circular Economy als Konzept nachhaltiger Entwicklung 23
2.1 Inhaltliche Abgrenzung der Circular Economy 24
2.2 Die Relevanz der Circular Economy im Rahmen einer wachsenden Nachfrage nach Ressourcen 27
2.3 Die Bedeutung der Circular Economy für die Sustainable Development Goals (SDGs) 35
2.4 Exkurs: Die Bedeutung der Circular Economy für den Klimaschutz 37
3 Theoretische und konzeptionelle Grundlagen der Circular Economy 43
3.1 Von der Ökoeffektivität zur Circular Economy 44
3.2 Das Konzept der Circular Economy 49
3.3 Messung der Circular Economy 56
3.4 Exkurs: Von der Circular Economy zur Circular Society ... 61
4 Entwicklung der Circular Economy in der EU, in Deutschland und im globalen Süden 71
4.1 Entwicklung und Stand in der EU 71
4.2 Entwicklung und Stand in Deutschland 76
4.3 Beispiele zu Deutschland: Die Wiedergewinnung von Rohstoffen durch Recycling exemplarisch 80
4.3.1 Recycling von Bauabfällen 81
4.3.2 Recycling von Plastikabfällen 84
4.3.3 Recycling von Photovoltaik-Panels 89
4.3.4 Recycling von Traktionsbatterien 93
5 Die Relevanz der Circular Economy für den Globalen Süden 95
5.1 Entwicklung des Abfallaufkommens und die Folgen 96
5.2 Anforderungen an eine effiziente Abfallwirtschaft im globalen Süden 100
5.3 Formen der informellen Abfallbeseitung und ihre wirtschaftliche Bedeutung 103
5.4 Fallbeispiel: Marokko/Marrakesch 106
6 Konzepte ihrer Umsetzung 109
6.1 Cradle to Cradle 109
6.2 Blue Economy 114
6.3 Performance Economy 119
7 Umsetzung der Circular Economy 123
7.1 Maßnahmen der vier Kategorien 124
7.1.1 Strukturelle Maßnahmen 125
7.1.2 Ordnungspolitische Maßnahmen 126
7.1.3 Ökonomische Maßnahmen 130
7.1.4 Kommunikative Maßnahmen 132
7.2 Die Relevanz der Digitalisierung für die Circular Economy 132
8 Hemmnisse und Grenzen der Circular Economy 139
8.1 Hemmnisse der Circular Economy 139
8.2 Grenzen der Circular Economy 144
9 Schlussfolgerungen 149
Literatur 153
Index 167


2Circular Economy als Konzept nachhaltiger Entwicklung


Die Circular Economy hat sich in Deutschland in Forschung und Lehre hinsichtlich ihrer Relevanz für die nachhaltige Entwicklung noch nicht in dem gewünschten Maße etabliert. Das begründet sich u.a. aus einem Mangel an deutschsprachiger Literatur zu dem Thema bzw. der unzureichenden Verankerung in Lehre und Forschung.

Das Prinzip der Circular Economy ist aber auch in der Gesellschaft noch nicht ausreichend bekannt. Dabei gilt die Circular Economy heute als eines der effektivsten Konzepte für den Transformationsprozess zu einer nachhaltigen Entwicklung. Weitgehend unbekannt ist auch die enge Verknüpfung von Circular Economy beispielsweise zum Klimaschutz bzw. zu Beschäftigung und Wertschöpfung. In einer Studie, in der sieben europäische Länder untersucht wurden, wird aufgezeigt, dass die Förderung einer Circular Economy das Treibhausgas bis zu 70 % senken und die Beschäftigung um 4 % erhöhen kann (Sahel 2016, S. 436). Danach wirkt sie sich auf verschiedene Bereiche der Umwelt und Wirtschaft positiv aus.

Es ist jedoch festzustellen, dass der Begriff der Circular Economy bisher nicht einheitlich definiert wird. Daher ist zunächst eine kurze inhaltliche Abgrenzung erforderlich. Nach einer ersten Standortbestimmung ist es dann möglich, die Circular Economy in das Paradigma der nachhaltigen Entwicklung einzuordnen.

Die Relevanz der Circular Economy lässt sich entsprechend der Dreidimensionalität nachhaltiger Entwicklung im Rahmen der ökologischen, der ökonomischen und der sozialen Dimension begründen. Das erfolgt am Beispiel Seltener Erden. Der weltweit wachsende Bedarf an Seltenen Erden für neue Technologien, besonders im Kontext der Digitalisierung, der Erzeugung regenerativer Energieträger und einer nachhaltigen Mobilität wird immer offensichtlicher, was weitreichende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung hat.

Der Ressourcenabbau und die Erschließung neuer Gebiete für den weiteren Abbau führen besonders in Entwicklungsländern in der Regel zu einer ökologischen Zerstörung ganzer Regionen. Das hat besonders für die Lebensgrundlage der regionalen Bevölkerung weitrechende Konsequenzen. Die Folge ist beispielsweise die Entforstung von Waldflächen, die Verunreinigung des Wassers, aber auch die Belastung bzw. Zerstörung landwirtschaftlich genutzter Flächen der Region. Das verursacht vielfach Krankheiten und beeinträchtigt die Erträge landwirtschaftlicher Produkte.

In einem nächsten Schritt wird aufgezeigt, welchen Beitrag die Circular Economy leisten kann, die Probleme der wachsenden Ressourcenknappheit und die negativen Auswirkungen des Ressourcenabbaus zu verringern bzw. zu beseitigen. Wie einführend schon erwähnt, geht es darum, den Ressourceneinsatz und die Abfallproduktion, Emissionen und den Energieverbrauch durch Verlangsamung, Verringerung und Schließung von Energie- und Materialkreisläufen zu minimieren.

2.1Inhaltliche Abgrenzung der Circular Economy


Auch wenn die Circular Economy inhaltlich bisher nicht einheitlich abgegrenzt wird, so gibt es ein gemeinsames Grundverständnis. Das kann man durch den historischen Ursprung der Circular Economy verdeutlichen. Im Prinzip hat sie in der traditionellen landwirtschaftlichen Subsistenzwirtschaft ihren historischen Ursprung. Das Ziel der Landwirtschaft war, die Fruchtbarkeit landwirtschaftlicher Nutzflächen zu erhalten, indem organische Abfälle, die im Haushalt, Stall oder bei der Verarbeitung von Ackerfrüchten anfielen, wieder in die Äcker zurückgeführt wurden. (Gäth, Meißner 2013, S. 107) Dieses Denken und Handeln in Kreisläufen ermöglichte es, Landwirten lange vor den ersten Überlegungen zu einer Circular Economy eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung und die Erzeugung von Nahrungsmitteln zu gewährleisten.

Es gibt eine umfassende Diskussion zur inhaltlichen Konkretisierung der Circular Economy. Teilweise wird sie aus mikroökonomischer und teilweise aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive inhaltlich abgegrenzt, wobei Circular Economy primär als gesamtwirtschaftliches Konzept verstanden wird. So interpretieren Kirchherr et al. im Rahmen einer Auswertung unterschiedlicher Definitionen der Circular Economy

(Kirchherr et al. 2017, S. 228)

Diese Definition ist breit und differenziert angelegt und enthält alle relevanten Merkmale bzw. Anforderungen einer Circular Economy. Dennoch gibt es bisher, wie u.a. Sanguino et al. feststellen, noch keine allgemein akzeptierte Definition für Circular Economy (Sanguino et al. 2020). Für sie sind jedoch die 3 R-Prinzipien „ von Material und Energie von zentraler Bedeutung. Teilweise wird ein 4. R-Prinzip hinzugefügt:. Es sind die vier zentralen Möglichkeiten einer nachhaltigen Abfallverringerung bzw. -beseitigung. Die 4 R-Prinzipien lassen sich weiter konkretisieren (Kirchherr et al. 2017, S. 230):

Reduce: gefordert wird ein Umdenken, Umgestalten (einschließlich der Verlängerung der Lebensdauer von Produkten), Minimierung, Reduzierung, Vermeidung von Ressourcenverbrauch und / oder Erhaltung des Naturkapitals:

Reuse: es geht um Wiederverwendung (ausgenommen Abfall), Schließung des Kreislaufs, Reparieren und/oder Aufarbeiten von Ressourcen;

Recycle: angestrebt wird die Wiederaufbereitung besonders in Form von Recycling und damit die Schließung des Kreislaufs, Kreislaufführung und/oder Wiederverwendung von Abfällen;

Recover: es geht um die Verbrennung von Materialien mit Energierückgewinnung.

Die folgende Abbildung zeigt, welchem der vier R in der Literatur die meiste Zuwendung bzw. inhaltliche Konkretisierung zukam: Reuse und Recycling haben eine überdurchschnittliche Beachtung erfahren.

Während das Ziel der Circular Economy „nachhaltige Entwicklung zu fördern“ eindeutig vorgegeben ist, hängt die Reihenfolge der 4 R-Prinzipien von dem jeweiligen Bereich, im Rahmen dessen sie umgesetzt werden, ab. Grundsätzlich sollte jedoch dem als gesamtgesellschaftliches Anliegen bzw. Aufgabe eine Priorität gegeben werden. Dagegen sind beispielsweise die Möglichkeiten des Recyclings oder des Reparierens unter Berücksichtigung der Kosten und des Energieaufwandes sehr unterschiedlich zu bewerten.

Quelle: In Anlehnung an Kirchherr et al. 2017, S. 230
Abb. 3: Inhaltliche Konkretisierung der Circular Economy im zeitlichen Ablauf

Hiervon ist, wie schon erwähnt, die stark durch Deutschland geprägte Kreislaufwirtschaft, die in ihrer historischen Entwicklung primär im Sinne einer recyclingorientierten Abfallwirtschaft bis heute verstanden wird, abzugrenzen. Im Rahmen einer Circular Economy geht es neben der Wiederverwertung von Ressourcen (Recycling) darum, auch die Wertschöpfungspotenziale weiterer Zirkularitätsstrategien wie Wartung und Upgrade, Reparatur, Wiederverwendung oder Wiederaufbereitung noch einmal hervorzuheben.

Es gibt erste Publikationen, die Kreislaufwirtschaft in dem weiteren Verständnis verwenden, wodurch es zu einer Annäherung zwischen den Begriffen kommt. Es erscheint jedoch angebracht, den international geläufigen Begriff der Circular Economy zu präferieren, um global zu einem gleichen Verständnis zu kommen. Dabei geht es hauptsächlich darum, die Vielzahl und Vielfalt der Wertschöpfungspotenziale durch Zirkularitätsstrategien so weit wie möglich auszuschöpfen und dadurch zu einer annähernden Schließung von Stoffkreisläufen zu kommen.

Hierzu eine erste Standortbestimmung: obwohl in Deutschland die stofflich und energetisch verwerteten Abfälle am gesamten Abfallaufkommen seit 2006 ständig gestiegen sind, kommt der Sachverständigenrat für Umweltfragen in einer neueren Publikation zu der Einschätzung, dass in Deutschland bisher nur eine „kreislauforientierte Abfallwirtschaft“ erreicht wurde. (Sachverständigenrat für Umweltfragen 2020)

2.2Die Relevanz der Circular Economy im Rahmen einer wachsenden Nachfrage nach Ressourcen


Der zukünftige Ressourcenverbrauch lässt sich durch ein Bild anschaulich verdeutlichen: bis 2050 hat der weltweite Verbrauch ein Niveau erreicht, als gäbe es drei Planeten. Die OECD hat dieses Bild konkretisiert, indem...


von Hauff, Michael
Prof. Dr. Michael von Hauff lehrt Wirtschaftspolitik und Internationale Beziehungen an der RPTU Kaiserslautern-Landau.



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