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E-Book, Deutsch, 430 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 636 g

Vonde Traum aller Träume als E-Book

Stadtgeschichte(n) der Moderne
dt. Erstauflage 2023
ISBN: 978-3-948217-60-0
Verlag: Verlag Edition Köndgen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Stadtgeschichte(n) der Moderne

E-Book, Deutsch, 430 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 636 g

ISBN: 978-3-948217-60-0
Verlag: Verlag Edition Köndgen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Welt wird urban. Im Jahr 2050 werden global mehr als 60 % der Menschen in der Stadt leben. Ein ebenso historischer wie futuristischer Megatrend. Das vorliegende Buch ist eine Einladung zur Beschäftigung mit der Geschichte der modernen Stadt im 19. und 20. Jahrhundert. Es entwirft in 18 spannenden Themenkapiteln eine wissenschaftlich begründete Geschichte der Urbanisierung, die lange Zeit als Inbegriff des Fortschritts der Moderne galt. Dabei versammelt es Geschichten in lokaler, regionaler und globaler Konkretion: aus dem Wuppertal und dem Ruhrgebiet, aus Berlin, Paris oder Manchester – ein facettenreicher Blick auf die historische Entwicklung der Stadt zwischen Wunsch und Wirklichkeit, mit
urbanen Akteuren, schillernden Figuren und kuriosen Gestalten der Stadt.
Ein Mosaik über das pralle urbane Leben.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


6 Einführung
23 Traum aller Träume
Die urbane Welt eines realistischen Utopisten im 18. Jahrhundert
47 Urbane Projektionen
Stadtentwicklung in Preußens Wildem Westen
84 Fremde Welten
Zivilisationsdiskurse Mitte des 19. Jahrhunderts: Engels. Faucher. Westermann
120 Deutsches Manchester oder Reallabor der Moderne?
Wuppertaler Selbstverständnisse
145 Honoratioren und Meistbegüterte
Oberbürgermeister in der Elberfelder Geschichte
160 Städte in Zeiten der Cholera
Epidemien, Daseinsvorsorge und Umweltdebatten im 19. Jahrhundert
198 Nach kurzer schwerer Krankheit plötzlich verstorben
Die Spanische Grippe im Herbst 1918 und das Krisenmanagement
203 Auf Schalke
Vom Industriedorf zum Mythos
228 Zum Wohlsein
Gemeindekneipen und Schnapskasinos im Revier der großen Dörfer
236 Blutiges Geschäft und Diskretion
Vom wilden Schweinemarkt zum kommunalen Schlacht- und Viehhof
244 Wie die Bildung zum Kötter kam
Schulen im Bergischen Land
277 Straßenpolitik
Tumult und sozialer Protest im tollen Jahr 1848/49
301 Vom natürlichen Recht auf Wildnis
Großstadtfeinde und Zivilisationskritiker um 1900
321 Lebensreform
Eine rebellische Biografie
329 Die Affäre Kotze – Ein Hauptstadt-Skandal
Über Ehre, Doppelmoral und soldatische Männlichkeit
343 Kleine Fluchten
Hubert Tigges und die Erfindung des Massentourismus
353 Der Krieg. Die Stadt. Die Normalität
Erinnerungsfragmente
377 Lernende Region
Bergische Bildungslandschaften nach 1945
410 Zum Schluss
414 Literatur
428 Bildnachweis
430 Quellennachweis


Einführung
Etwa 8 Milliarden Menschen bevölkern zurzeit unseren Planeten. Knapp 60 % leben in Städten. 34 von diesen bezeichnet man wegen ihrer schieren Größe als Megastädte, weil sie jeweils mehr als 10 Millionen Einwohner*innen zählen. Demografisches Wachstum, so sagen aktuell UN-Expert*innen, wird sich künftig vor allem in den urbanen Zentren der Welt abspielen. Nicht nur Futuristen sind angesichts dieses Trends heute geneigt zu prophezeien, dass in nicht allzu ferner Zukunft der weltweite Prozess der Urbanisierung in seine Endphase treten und man die Erde dann nicht mehr als globales Dorf verniedlichen kann. Ein ganzer Planet wird sich bald zur Stadt entwickelt haben. Science-Fiction? Hatte aber nicht Ähnliches der berühmte Historiker Lewis Mumford bereits in den 1960er Jahren in seinem nicht minder berühmten Standardwerk Die Stadt. Geschichte und Ausblick1 vorhergesagt? Diese Entwicklung – so die Prognosen – wird sich vor allem in den sogenannten Schwellen- und Entwicklungsländern abspielen, doch auch der bereits jetzt stark urbanisierte Norden und der Westen werden davon betroffen sein. Gute Aussichten? So oder so: unsere Erde wird mit hoher Wahrscheinlichkeit urban, es sei denn, die katastrophischen Szenarien in Sachen Klima werden bittere Wirklichkeit und machen einen Strich durch diese Modellierungen: Eine in Aussicht gestellte Erderwärmung auf schwer fassbare 4 Grad (oder mehr) wäre vermutlich das sichere Ende jeder Zivilisation, so wie wir sie kennen. Der rasante Prozess globaler Urbanisierung könnte dazu noch einen finalen Beitrag leisten, weil er immer schärfere Eingriffe in das planetare Ökosystem verursacht – durch hemmungslosen Ressourcenverbrauch wider besseres Wissen und durch kaum gebremste, CO2-intensive Produktions- und Konsumptionsweisen. Nicht nur hoffnungslose Pessimisten sagen inzwischen in düsterer Dystopie voraus, der Zug fahre gegen die Wand und wir erforschten nicht einmal den Bremsweg. Bereits heute sind vor allem die großen Städte bei Extremwetter buchstäblich heiße Pflaster. Das Dilemma: Aufgrund ihrer Dichte fehlen in den immer häufiger auftretenden klimabedingten Hitzewellen schlicht die nötigen Luftkorridore, die Abkühlung ermöglichen könnten. Betonflächen zwischen Glas und Stahl sorgen vielmehr dafür, dass sich urbane Räume nicht nur rasend schnell erhitzen, sie konservieren auch noch die Wärme bis zur Unerträglichkeit. Schattenspendende Bäume sind dort ebenso selten wie andere Pflanzen als potenzielle Speicher von Feuchtigkeit. Die Herausforderungen und Bedrohungen der Städte und ihrer Bewohner im Klimawandel sind enorm. Integrierte Handlungskonzepte der Stadtplanung gegen Wetterextreme und entsprechend angepasste Daseinsvorsorge erhalten inzwischen eine geradezu existenziell zugespitzte Bedeutung. Davon erzählt auch das tragische Schicksal des Straßenkehrers José Antonio Gonzales, der Mitte Juli 2022 auf den Straßen Madrids erschöpft zusammenbrach, als er diese pflichtgemäß zuvor stundenlang in der prallen Sonne und in vorschriftsmäßiger Uniform aus Polyester bei über 40 Grad gereinigt hatte. Kein Vorgesetzter hat ihn davor beschützt. Im Alter von 60 Jahren verstarb José im Dienst am Gemeinwohl einer europäischen Metropole. Für ihn gab es keine Daseinsvorsorge. Nun sind Prognosen wie oben stets dann besonders schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen, wie es von hartnäckigen Skeptikern und Klimaignoranten noch immer etwas sehr flapsig heißt. Historiker*innen haben es da leichter, weil sie sich mit Fragen der scheinbar längst erledigten Vergangenheit beschäftigen, sei es als historische Untersuchung von Ereignissen, Entwicklungen, Entwürfen oder Experimenten, von Personen, Prozessen, Strukturen, Kulturen oder Mentalitäten und überhaupt mit Zeit in ihren verschiedensten Kostümierungen (Timothy Snyder). Mit Blick auf das Thema wäre die historisch wohl interessante Frage, wie es in Sachen Urbanisierung so weit kommen konnte. Doch was ist überhaupt eine Stadt? Jürgen Osterhammel, ein Historiker mit dem Blick über enge Horizonte hinaus, sieht in seiner universalen Geschichte des 19. Jahrhunderts die Stadt als eine Weise, Raum gesellschaftlich zu organisieren.2 Und sonst? Er beschreibt sie als Normalität und Ausnahme zugleich. Das soll, auf eine handliche Formulierung gebracht, bedeuten, dass es stets schwierig war, formal anzugeben, welche Bedingungen eine Siedlung erfüllen musste, um als Stadt anerkannt zu werden. Eine Mauer plus Markt plus städtisches Recht? Diese galten aber als klar abgrenzbare Kriterien nur für das vormoderne Westeuropa. Aber sonst und danach und überhaupt? Selbst die Einwohnerzahl kann die Frage, was denn eine Stadt sei, nicht hinreichend plausibel klären. Jede Zeit und ihre Statistiker zumal tun sich schwer mit einer schlüssigen Definition. Aber – so Osterhammels Feststellung – jede Zivilisation, die Städte gebildet hat, besitzt ihre eigene Vorstellung von der idealen Stadt und ihre besondere Terminologie zur Bezeichnung von Städten unterschiedlicher Art.3 Wie aber ist es nun zu erklären, dass die Stadt von einer einst archaischen Wiege des Wohnens zum dominanten Format globalen Zusammenlebens aufsteigen konnte? Wann hat das alles angefangen, wie hat es sich wo entwickelt? Und wie ist es zu deuten, dass diese umfassende Entwicklung gern in das euphemistische Vokabular eines linearen Fortschrittdenkens übersetzt wurde, das in seiner handlichsten Form als Modernisierung gereicht wird? Überhaupt: Stadtgeschichte(n) der Moderne oder Modernisierung. Was wollen wir darunter (nicht) verstehen? Nach populärem Verständnis von Modernisierung als Theorievariante mittlerer Reichweite ereignet sich Geschichte ja insgesamt zwischen den angenommenen Polen von Tradition und Moderne, also gleichsam als eine Art Übergangsgeschichte, im Sinne einer Evolutionsmechanik der Mobilisierung und Differenzierung von Gesellschaft, der Demokratisierung und Partizipation, der Institutionalisierung von Konflikten, der Chancengleichheit und gleichberechtigten Teilhabe etc. pp. Das beschreibt – mit anderen Worten – eine Erfolgsgeschichte, ohne Wenn und Aber. Will man diese Geschichte der Moderne noch periodisieren, dann setzt man in der Regel einen Zeitrahmen von der Entfaltung einer (restringiert) bürgerlichen Moderne im frühen 19. Jahrhundert, über die Hochzeit der organisierten Moderne ab der Wende zum 20. Jahrhundert bis zum Beginn der sogenannten Postmoderne ab den 1970er Jahren.4 In diesem weithin akzeptierten Konzept ist eine ganz bestimmte Vorstellung von Geschichte als gesellschaftlicher Transformationsprozess zentral: nämlich das optimistische Verlaufsschema eines Fortschritts im Gleichschritt der Faktoren. Das hat allerdings seit einigen Jahren und kaum überraschend an Überzeugungskraft verloren, weil nicht zuletzt der inhärente ökonomische Wachstumsgedanke inzwischen kritisch gesehen, wenn nicht gar radikal hinterfragt oder gänzlich verworfen wird. Die historisch kritische Überprüfung dieses, in der Geschichte des Kapitalismus verankerten, Modernisierungsparadigmas, das lange Zeit auch für die Erforschung von europäischer Stadtgeschichte verbindlich war, hat unter anderem einen entscheidenden Vorzug: Dass nämlich jenseits von hochaggregierten Daten und anonymen Strukturen und Prozessen die komplexe Wirklichkeit des Lebens in den Städten, die konkret Handelnden im Kontext jeweiliger Machtgefüge, die Gewinner und Verlierer, Triebkräfte und Widerstände, Umwege und Abwege, die sozialen und ökologischen Kosten des ansonsten abstrakten Prozesses der Urbanisierung ins Blickfeld geraten und schärfere Konturen gewinnen. Genau darum geht es auch in diesem Buch. Aber zurück auf Anfang. Bei der Suche nach dem Beginn der Urbanisierung verweisen nicht nur Geschichtswissenschaftler*innen regelmäßig auf das Zeitalter des Anthropozän, als die Menschen anfingen, in erheblichem Maße auf ihre direkte Umwelt einzuwirken und die bis dahin gültigen Grenzen der Natur zu überschreiten. Diese Entwicklung fällt zusammen mit einem anderen historischen Megaprozess: der kapitalistischen Industrialisierung. Deren Beginn wurde gern auf den populären Begriff einer Industriellen Revolution gebracht, als die ebenso lukrative wie intensive Nutzung fossiler Energien mit Maschinen, die vertrauten Lebenswelten, das bis dato gültige Verhältnis der Menschen zur Natur und damit auch deren Siedlungsräume radikal zu verändern begann. Bis dahin, das heißt bis zum Ende des 18. und Anfang des langen 19. Jahrhunderts, spielten Städte über viele Jahrhunderte hinweg so gut wie keine Rolle. Die Wiege des Wohnens stand – wie man heute weiß – in grauer Vorzeit in der neolithischen Stadt Çatalhöyük, gelegen in der anatolischen Ebene von Konya, nördlich und auf halbem Wege zwischen dem heutigen Antalya und Adana. Auf dem dortigen Hochplateau ließen sich vor mehr...


Detlef Vonde ist Geschichtswissenschaftler und Autor mit zahlreichen Veröffentlichungen zur Bildungs-, Sozial- und Urbanisierungsgeschichte sowie zur Regionalgeschichte des Ruhrgebietes und des Bergischen Landes. Sein Buch über das
Revier der großen Dörfer zählt zu den Standardwerken der Ruhrgebietsliteratur.
In der Edition Köndgen erschienen von ihm bisher:
„… dass der Mensch was lernen muss.“ Bildungsgeschichte(n) aus dem Ruhrgebiet und dem Bergischen Land; 978-3-939843-25-2, 88 S., €9,95
Auf den Barrikaden, Friedrich Engels und die „gescheiterte Revolution“ von 1848/49; 978-3-939843-95-5, 364 S., €19,95
Moderne Zeiten, Miniaturen Wuppertaler Geschichte; 978-3-948217-17-4, 252 S., €18,95



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