Voß | Ex & Mops | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 290 Seiten

Reihe: Love and Dogs

Voß Ex & Mops

Mein neues Leben mit Hund
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-941408-76-0
Verlag: Dryas Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Mein neues Leben mit Hund

E-Book, Deutsch, Band 1, 290 Seiten

Reihe: Love and Dogs

ISBN: 978-3-941408-76-0
Verlag: Dryas Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kay, Junior-Personalreferentin, lebt mit Johannes, einem fanatischen Läufer und Veganer, zusammen. Ihre Freundin Klara möchte kurzfristig für ein Jahr ins Ausland gehen und Kay, die in ihrer Beziehung nicht glücklich ist, entschließt sich spontan, die Wohnung samt Bernd, dem Mops, zu hüten. Doch dann gerät alles aus den Fugen. Im Job wird Kay degradiert, ihr Privatleben ist ein Scherbenhaufen und die Erziehung von Bernd eine einzige Katastrophe. Da kommt der Tierarzt Ludger gerade zur rechten Zeit, allerdings kann der verwöhnte Mops ihn einfach nicht ausstehen. Jedes verkaufte Buch spendet an 'Tasso e. V.', wo man sich u. a. um die Registrierung und Rückvermittlung entlaufener Tiere kümmert.

Tina Voß wurde 1969 in Seesen/Harz geboren. Nach Stationen in Berlin und Goslar lebt die ausgebildete Betriebswirtin in Hannover, wo sie seit den 90er Jahren erfolgreich ihr eigenes Personaldienstleistungsunternehmen leitet. Bisher hat sie Kurzgeschichten geschrieben, 'Ex & Mops' ist ihr Romandebüt.
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„Ich will nichts essen, das Alfalfa heißt.“

Das klang kindisch, aber das war mir egal. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf Johannes’ immer gleichen Einwand. In wenigen Sekunden würde er sagen, dass die Ausbeute an Vitaminen im Vergleich zur Kalorienzahl der Hammer sei.

„Die Sprossen haben im Gegensatz zu ihrem Brennwert einen bombastischen Vitamingehalt!“

Oha, er ließ den Hammer aus und marschierte, ohne über Los zu gehen, direkt zur Bombe.

„Marzipanschokolade hat im Vergleich zu ihrem Fettgehalt einen bombastischen Geschmack.“

„Schokolade?“, schnaubte er. „Null vegan, absolut null.“

„Alfalfa? Null lecker, absolut null.“

„Aber gut fürs Gewicht“, erwiderte er und kniff mir in die Rolle, die sich partout nicht in die Hüftjeans schieben ließ. Wer diese Hosen erfunden hatte, war ein Frauenhasser. Alles quoll raus. Hosen sollten am besten bis zur mittleren Rippe gehen. Dann war alles gut verstaut. Johannes konnte man nur in die Augäpfel oder in die Hoden kneifen. Vermutlich waren das die einzigen nicht durchtrainierten Teile seines Körpers. Hatten Hoden eigentlich Muskeln? Augen ja, sonst könnte man sie nicht rollen. Aber Hoden? Die hingen da nur unmotiviert in der Gegend rum. Hatte da schon mal jemand geforscht? Das musste ich unbedingt googeln. Ich beugte mich in den Fußraum und angelte nach meiner Tasche.

Mit einem Ruck kam der Wagen zum Stehen. Ich knallte mit dem Kopf ans Handschuhfach und hinterließ dort einen Abdruck meiner Stirn.

„Aua!“

„Wir sind da“, sagte Johannes und stieg aus.

Ich rieb mir die Stirn und pellte mich aus dem Gurt. Draußen lief Johannes um das Auto herum — wie ein —; Hütehund, der aufpasste, dass die Reifen nicht gleich in unterschiedliche Richtungen das Weite suchten. Kaum war ich ausgestiegen, rannte er voraus und umrundete die Plexiglas-Garage der Einkaufswagen.

Neben unserer schwedischen Familienschaukel, ein zu weit vorausschauendes Geschenk von Johannes’ Eltern, hielt ein schwarz glänzender Mercedes Kombi. Kaum stand das Auto, ging automatisch hinten die Klappe auf, ein Yeti sprang raus und landete auf vier Beinen. Mit einem spitzen Schrei wich ich zurück und prallte gegen unseren Volvo. Gingen Yetis nicht aufrecht, und, falls nein, waren die Vier-Fuß-Yetis gefährlicher? Das musste ich auch googeln. Der Yeti spitzte die Ohren und kam auf mich zugetrabt. Oh Gott! Fletschte der die Zähne? Und, falls ja, wo waren die überhaupt? Was tat man, wenn man von so einem Vieh bedroht wurde? Als ich noch hin und wieder mit Johannes gelaufen war, hatte er mir eingeschärft, was man in so einer Situation tun sollte. Dazu hatte er auch etwas in seinem Lauftipp-Blog geschrieben. Aber was war es bloß gewesen? Der Hunde-Yeti pirschte langsam näher. Wo war denn sein Herrchen? Eine weizenblonde, kleine Frau in Jeans stieg telefonierend aus dem Mercedes, schaute kurz zu uns herüber und sprach einfach weiter. Hallo? Ihr Raubtier nahm Maß — und sie plauderte? Vermutlich konnte die zarte Person dieses Vieh sowieso nicht halten und warf daher lieber Fremde dem Tier zum Fraß vor.

Endlich fiel es mir ein! Arme hochreißen, rudern und schreien. Das war’s. Dann würde er den Rückzug antreten.

„AAAHHHH! JIHAIIIII! ANDELE! ANDELE! AAAAAHHHHHHHH!“ Ich schrie und rollte mit den Armen wie eine Windmühle auf Speed.

Der langhaarigen Blondine fiel das Telefon aus der Hand. Sie starrte mich mit offenem Mund an, der Hunde-Yeti senkte seinen Kopf, wuffte und schnellte wieder hoch. Direkt vor mir stoppte er, machte Bocksprünge, rannte zu seinem Frauchen, buckelte jetzt und war mit zwei Sätzen wieder bei mir. Okay, also noch mal!

„JIHAIIIIII! ANDELEEEEE!“ Wieder ruderte ich. Hoffentlich hielten die Arme in ihrer Verankerung.

Der langhaarige Hund warf seinen Kopf in den Nacken und jaulte wie eine Sirene. War das der Angriffsruf? Im Augenwinkel sah ich, dass Johannes den Einkaufswagen stehen ließ und auf uns zu rannte. Die Hundebesitzerin stützte sich an ihrem Autodach ab und ... lachte! Die lachte? Ihr Riesenviech wollte mich fressen, und die kriegte sich gar nicht mehr ein? Johannes stand plötzlich neben mir und stoppte meine Windmühlenarme. Sofort hörte der Hund mit seinem Geheul auf.

„Sag mal, spinnst du jetzt total?“, zischte Johannes.

„Spinnen? Wenn ich nicht so geistesgegenwärtig gewesen wäre, hätte mich das Monster zerrissen!“

Der Hund beobachtete uns mit schief gelegtem Kopf, kam aber nicht näher. Ich schaute über den Parkplatz. Überall standen Menschen in unterschiedlichen Stadien ihrer Tätigkeiten — auf dem Weg in den Supermarkt, beim Autoeinladen oder mit Tüten in der Hand. Sie wirkten wie eingefroren. Als hätte jemand mal kurz die Pause-Taste gedrückt. Alle starrten zu uns herüber. Ein Auto weiter japste jemand. Die Hundefrau bekam vor Lachen keine Luft mehr. Mehrfach nahm sie Anlauf, um etwas zu sagen, kreischte aber stattdessen gleich wieder los.

„Entschuldigung“, murmelte Johannes in Richtung des Mercedes und zog mich am Ellbogen mit sich. Langsam setzten sich die Passanten, immer noch lachend, wieder in Bewegung.

„Was sollte denn der Auftritt?“

„Auftritt? Hast du mir nicht eingeschärft, was man tun soll, wenn man von einem Hund angegriffen wird?“

„Ach. Ich? Was denkst du, was du grad gemacht hast?“

„Laut geschrien, mich groß gemacht und mit den Armen gerudert. Genauso, wie du es in deinem dämlichen Blog empfohlen hast.“

Johannes musterte mich wie etwas, das die Katze mit reingebracht hatte, und schüttelte den Kopf.

„Du hast echt gar keine Ahnung von Hunden, oder?“

„Was soll denn die Frage?“

„Kay, das alles tut man, wenn eine Herde Kühe auf einen zu läuft.“

„Oh.“

Im Supermarkt schien Johannes meine Rinderhirtentätigkeit sofort wieder vergessen zu haben. Wie Pacman flitzte er zwischen den Regalen und dem Wagen hin und her.

„Hast du neue Batterien drin?“, fragte ich. Mir wurde schon beim Zugucken schwindlig. Johannes grinste nur und rannte zur Gemüseabteilung.

„Falls ja, nehme ich sie dir gleich wieder raus“, murmelte ich seinem Windhauch hinterher.

Wir planten keinen Urlaub, ohne dass er einen — seinen! — Marathonlauf inkludierte. Er lief, und ich sollte juchzend mit einem Fotoapparat an der Strecke stehen. Möglichst an mehreren Stellen, damit die Freunde hinterher staunen konnten, wie toll er während des gesamten Laufes ausgesehen hatte. Vorher druckte er mir Stadtpläne aus, markierte den Parcours und notierte die Zeiten, wann ich ihn wo erwarten konnte.

Mit seiner blökenden Herde trabte er Kilometer um Kilometer einen narrensicheren Parcours von zweiundvierzig Komma eins neun fünf Kilometern, während ich zu Fuß, mit dem Rad, einem Taxi, der U-Bahn oder welchem Transportmittel auch immer zu den vorgegebenen Kilometerabschnitten hetzte, nur um ihn strahlend an mir vorbeisausen zu sehen.

Gerade mal eine Millisekunde dauerte das, dann schulterte ich den Rucksack und hastete quer durch die jeweilige Stadt zum nächsten Kontrollpunkt. Am Ende eines Marathons war ich fix und fertig und er der strahlende Langstreckenläufer.

Von jedem Rennen hob er Finisher-Shirt, Startnummer und die Medaille in seiner Siegesvitrine auf. Alle Schuhe, mit denen er jemals einen Marathon gelaufen war, kamen am Ende ihrer Lebenszeit wieder in ihren Originalkarton, auf dem auf die zweite Nachkommastelle genau die Zielzeit notiert wurde. Johannes aß nur so viel, bis er die zuvor errechnete optimale Kalorienmenge erreicht hatte. Jeden Tag wog er sich auf seiner WLAN-Waage, die die Ergebnisse sofort in ein Programm übertrug, das auch die Anzahl seiner Schritte und die Tiefe seines Schlafes überwachte. Morgens schlurfte er schon mal missgestimmt ins Bad und hielt mir sein iPhone unter die Nase. „Ich war dreimal wach, und meine Tiefschlafphasen waren viel zu kurz.“

„Und?“ Ich starrte auf den Bildschirm mit Balkendiagrammen und Kurven, die genauso gut den DAX oder die Urinmenge von Rindern im Jahresverlauf darstellen konnten.

„Du hast den Fernseher wieder nicht ausgemacht.“

„Mein Unterbewusstsein lernt, wenn der Fernseher nachts läuft.“

„Ach. Was denn?“

„Na, was so kommt. Waffensysteme der Zukunft, die tödlichsten Schlangen der Welt oder Tarnkappenbomber im Wandel der Zeit.“ Ich konnte nun mal nur einschlafen, wenn im Hintergrund eine Reportage lief. Während der Sprecher die Vorzüge der XXL-BrückenSüdamerikas erläuterte, schlummerte ich, von seiner Stimme sanft getragen, davon. Die Fernbedienung begrub ich unter mir, damit Johannes nicht mitten in meiner Einschlafphase die Reportage abschalten konnte. Meist hatte ich am nächsten Tag bis mittags Zahlen von null bis neun auf der Wange und einen perfekten Abdruck vom runden Ausschaltknopf.

„Kay, träumst du?“

Ich zuckte zusammen. Johannes stand mit einem Arm voller Ananas vor mir und legte sie in den Einkaufswagen. Bevor ich antworten konnte, war er wieder verschwunden und jagte Wassermelonen, Pomelos oder Physalis. Danach würden wir noch ins Reformhaus fahren und so seltsame Dinge wie Mandelmus, Quinoa (das hatte ich anfangs auch googeln müssen) und Agavendicksaft kaufen. Pfui Deibel! Was sprach gegen Buletten? Diese kleinen, vorgebratenen Dinger aus dem Kühlregal? Lecker!

„Gleich habe ich alles zusammen, und dann kannst du uns einen veganen Zucchini-Auflauf zaubern. Der hat im Vergleich zu einer Lasagne neunzehn Mal weniger Kalorien!“

Kaum war er wieder verschwunden, schaufelte ich...


Tina Voß wurde 1969 in Seesen/Harz geboren. Nach Stationen in Berlin und Goslar lebt die ausgebildete Betriebswirtin in Hannover, wo sie seit den 90er Jahren erfolgreich ihr eigenes Personaldienstleistungsunternehmen leitet. Bisher hat sie Kurzgeschichten geschrieben, "Ex & Mops" ist ihr Romandebüt.



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