E-Book, Deutsch, 416 Seiten
Waadt / Martz / Gloster Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-456-95558-2
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Ein Fallbuch
E-Book, Deutsch, 416 Seiten
ISBN: 978-3-456-95558-2
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (kurz: ACT) entstand in der sogenannten dritten Welle der Verhaltenstherapie. Entwickelt von Steven C. Hayes ist sie in ihrer Wirkung vielfach durch wissenschaftliche Studien bestätigt worden. Michael Waadt, Autor des ACT-Buches zum Burnout und ACT-Therapeut in München, Jan Martz, Psychiater in Winterthur, und Andrew Gloster, Research Scientist am Department für Psychologie der Uni Basel, stellen mit dem vorliegenden Werk ein Fallbuch zusammen, in dem die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der ACT an konkreten Falldarstellungen verdeutlicht werden.
Zielgruppe
ACT-Therapeuten, Verhaltenstherapeuten
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT);1
1.1;Inhaltsu¨bersicht;6
1.2;ACT kommt in Fahrt;8
1.3;Das ACT-Modell in der Praxis – von Fall zu Fall;12
2;1 Nu¨tzliche Perspektiven;14
3;2 Der Dämon, der mich liebte;34
4;3 Was heißt hier Liebe?!;68
5;4 Zu Hause ist dort, wo unsere tiefsten Ängste wegfallen können;98
6;5 Springen lernen;132
7;6 Der Mann, der vor seinen Gedanken davonlief;162
8;7 Auf dem Elefanten zum Herzen reiten;192
9;8 Eine Träne auf dem Weg in die Freiheit;212
10;9 Der Stahlhelm des Sozialisten;242
11;10 Leistung garantiert Liebe!;276
12;11 Die sanfte Revolution einer Lehrerin;288
13;12 Die Frau, die sich niemals ärgern und niemals weinen wollte;314
14;13 Die Werte-Regenerierung eines Investmentbankers;336
15;14 Der Mann, der alles festhalten wollte;360
16;15 Gefangen in den eigenen Strategien;392
17;Links und Tools/Index/Liste der Autoren;412
17.1;Index;414
17.2;Liste der Autoren;417
1 Nützliche Perspektiven (S. 13-14)
Andrew T. Gloster, Jan Martz und Michael Waadt
Nichts in diesem Buch ist WAHR – und doch könnte es äußerst nützlich sein. Diese Aussage ist Programm. Sie deutet auf einen philosophischen Standpunkt hin, zeigt gleichzeitig eine Technik auf, ist eine Reverenz an die empirische Wissenschaft und erinnert uns daran, bescheiden zu sein. In diesem Einführungskapitel möchten wir darlegen, wie wir mit dieser einfachen Aussage zu nutzbringenden Therapieentscheidungen gelangen können. Dazu wollen wir zunächst die wichtigsten Begriffe definieren, die in der ACT verwendet werden, um so einen einheitlichen Sprachgebrauch zu gewährleisten. Anschließend arbeiten wir einige der Grundlagen heraus, auf denen die ACT basiert, und formulieren schließlich die von uns angestrebten Ziele und Festlegungen, die uns als Herausgeber dieses Buches geleitet haben.
Was ist ACT?
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie ist ein Behandlungsansatz, der in der Tradition des radikalen Behaviorismus steht. Sie ist transdiagnostisch, das heißt, sie orientiert sich nicht an den syndromalen Kategorien, die der ICD10 oder dem DSM IV zugrunde liegen, sondern an der funktionalen Verhaltensanalyse.1 Die zentrale Prämisse ist, dass seelisches Leiden nicht per se pathologisch ist, sondern aus ganz normalen psychischen Prozessen entsteht, und zwar insbesondere aus solchen, die mit der Sprache zu tun haben (Hayes, Strosahl & Wilson, 2012). Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind: Die Sprache strukturiert unsere Welt, sie interagiert mit unseren unmittelbaren Erfahrungen, überdeckt sie teilweise, und je mehr sie das tut, umso mehr schränkt sie unsere Verhaltensflexibilität ein. Dementsprechend ist das übergeordnete Ziel der ACT, diesen verhängnisvollen Kreislauf zu durchbrechen und die psychische Flexibilität zu erhöhen, die für ein werteorientiertes Leben unter ständig wechselnden inneren und äußeren Bedingungen erforderlich ist. Als eine umfassende Darstellung der ACT empfehlen wir dem Leser das aktuelle Standardwerk von Steven Hayes, Kirk D. Strosahl und Kelly G. Wilson (2012), an dem wir uns auch bei der folgenden Definition der zentralen Begriffe orientieren (siehe auch Gloster & Waadt, 2014, Dorsch Psychologisches Lexikon).
Behandlungsprinzipien
In der ACT wird überwiegend mit erlebnisorientierten Techniken, Metaphern, natürlichen Paradoxien und einer intensiven therapeutischen Beziehungsgestaltung gearbeitet. Die therapeutische Arbeit konzentriert sich auf sechs Kernprozesse, die man sowohl als Kontexte der Behandlung (die Haltung des Therapeuten betreffend) als auch als Methoden (die der Therapeut anwendet) und als Fertigkeiten (die Patient und Therapeut lernen und einüben) auffassen kann. Sie sind nicht als kategorial abtrennbare, eigenständige Einheiten zu verstehen, sondern als Facetten eines ganzheitlichen Geschehens. An dieser Stelle sei auch betont, dass die verwendeten Begrifflichkeiten absichtlich mit einer gewissen Unschärfe behaftet sind. Denn es handelt sich dabei um den Versuch, grundlegende Konzepte, die sich auf einer basalen wissenschaftlichen Ebene technisch eindeutig definieren lassen, in eine weniger genaue, bildhaftere und breiter zugängliche Sprache zu übersetzen (middle-level-terms).
Die sechs Kernprozesse der ACT sind:
Akzeptanz bedeutet das bewusste Annehmen einer absichtsvoll offenen, empfänglichen, flexiblen und nichturteilenden Haltung gegenüber dem Erleben im gegenwärtigen Augenblick. Defusion: In unserer von Sprache geprägten Welt tendieren verbale Ereignisse dazu, starke Reizkontrolle über die Reaktion auszuüben und dabei andere kontextuelle Variablen zu dominieren oder sogar auszuschließen.