Walder | Die Unausstehlichen & ich - Das Leben ist ein Rechenfehler | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 1, 272 Seiten

Reihe: Die Unausstehlichen & Ich

Walder Die Unausstehlichen & ich - Das Leben ist ein Rechenfehler


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7320-1343-2
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1, 272 Seiten

Reihe: Die Unausstehlichen & Ich

ISBN: 978-3-7320-1343-2
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der erste Band der neuen Kinderbuch-Reihe von Bestseller-Autorin Vanessa Walder. Große Literatur für Kinder, einfühlsam und authentisch erzählt. Enni kommt auf ein Internat in den Bergen und will aus ihrer neuen Schule so schnell wie möglich abhauen! Doch dazu braucht sie Freunde ... Mit vielen Bildern und Scribbles von Barbara Korthues - für Fans von John Green, Raquel Palacio und Andreas Steinhöfel und Leser ab 10 Jahren.   LIFE SAAKS - kommt drauf an, was du draus machst! Ennis Wutanfälle haben ihren Grund: Ihre Pflegeeltern stecken sie in ein abgelegenes Internat, und nehmen ihren Bruder Noah mit in die Schweiz. Aber Enni hat einen Plan: Ausbrechen und ihn finden. Zu dumm, dass sie dafür die Hilfe der anderen Schüler braucht, denn die findet Enni unausstehlich. Doch dann stellt sich raus, dass die Unausstehlichen eine eigene, nervenzerfetzende Geheimaktion planen und dafür Ennis Hilfe brauchen ...   Der Titel ist auf Antolin gelistet.

Vanessa Walder wurde 1978 in Heidelberg geboren und wuchs in Wien auf. Eigentlich wollte sie Anwältin werden und studierte erstmal Jura, bis eine ihrer Kurzgeschichten veröffentlicht wurde und sie auf den Gedanken kam, Geschichtenerzählen zu ihrem Beruf zu machen. Mit Erscheinen des ersten Bandes der Serie 'sisters' machte sie sich 2001 als Schriftstellerin selbstständig. Seitdem sind vor allem im Loeweverlag viele Bücher und Serien erschienen, die in 27 Sprachen übersetzt wurden. Ihr letzter Roman 'Conni&Co 2' stand neun Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Die Autorin schreibt außerdem Drehbücher für Kinofilme und lebt seit 2008 in Berlin.
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NOAH


Noah ist mein Bruder. Also wir sind nicht verwandt oder so, aber das ist nicht wichtig. Weil vor Noah war alles mega . Sie wissen ja, wie’s läuft, wenn man keine Familie hat. Du kommst entweder ins Heim, in eine betreute Wohngemeinschaft oder zu einer Pflegefamilie. Davon gibt’s solche und solche. Ich kenn mich aus damit. Du kannst Glück haben und die Leute sind cool. Oder du kriegst die anderen, die . Dann läuft was nich so glatt, wie die das gern hätten – und zack! weg bist du: in die nächste WG, zu den nächsten Pflegis und so weiter. Und irgendwas läuft immer schief. Is so. Auch in normalen Familien, oder? Aber ihr echtes Kind geben die Leute halt nicht weg. Nicht mal, wenn’s der volle Psycho ist. Ja, ich weiß, das Wort finden Sie . Schon gut, ich sag’s nicht mehr.

Vor einem Jahr haben die mich zu den Haagens gesteckt, in Berlin. Raten Sie mal, wie viele Pflegekinder die gehabt haben? Eins! Mich! Sonst keins. Ist mir noch nie passiert, so was. Sonst waren wir immer drei, manchmal fünf. Aber nicht bei den Haagens. , ein eigenes Zimmer nur für mich! Die haben sogar gefragt, was meine Lieblingsfarbe ist, weil sie’s neu streichen wollten. Ich hab dann gesagt: Weiß, damit sie nich so ’n Aufriss machen wegen mir. Die Wohnung war megaschön – immer sauber, immer frische Blumen in den Vasen, immer Eislutscher in der Tiefkühltruhe. Und ein eigenes Handy für mich. Nicht gebraucht, nicht irgendein Schrott oder so ’n Uraltteil, wie Sie’s haben – nee, das neueste mit Apfel drauf. Hat ein Vermögen gekostet, sag ich Ihnen! Reinster Luxus. Die waren echt super. Da gab’s auch nicht so ein Getue mit Pseudogrinsen. Die waren einfach richtig nett. Ich war ihr allererstes Pflegekind überhaupt, noch mal! War Noahs Idee, das Ganze. Er hat irgendwann zu seinen Eltern gesagt: „Is euch schon mal aufgefallen, dass bei uns locker noch drei Leute wohnen könnten? Wir würden’s nicht mal merken.“

Drei Leute, das war den Haagens zu viel, aber mit einem Pflegekind waren sie einverstanden. Damit Noah so was wie Geschwister hat. Wir sehen auch beinah aus wie Geschwister: beide braune Haare und Augen, kleine Nasen und Ohren, dafür große Münder. Nur bin ich einen Kopf kleiner als Noah und so viel leichter, dass er mich tragen kann. Das kommt vom vielen Sport. Er spielt Fußball, fährt Snowboard und Skateboard, macht Judo und Karate. Daran merkst du auch, dass die echt Kohle haben, die Haagens.

Die sind aber trotzdem okay. Und Noah, der is mehr als okay. Er ist überhaupt nicht arrogant oder so. Vor einem Jahr war er elf, wie ich jetzt. Da haben wir uns zum ersten Mal gesehen … Ich sitz bei seinen Eltern im Wohnzimmer und wir reden so. Die sind total freundlich, ich freundlich – das ist immer so am Anfang, damit die sich’s nicht gleich wieder anders überlegen. Ich lass mir nicht anmerken, dass ich unsicher bin wegen der großen Wohnung und den Keksen – es gab Kekse – und weil die so nett sind. Da kommt Noah aus der Schule, guckt mich an und grinst: „Du bist Enni? Na, hoffentlich bist du kein totales .“

„Noah!“ Seinen Eltern war’s megapeinlich, aber ich hab gelacht. Ich mag’s, wenn einer sagt, was er denkt. Und wenn er dabei grinst wie Noah, dann sind wir schon fast Freunde.

Wenn Noah lacht, kräuselt sich seine Nase, seine Augen werden schmal und die untere Hälfte von seinem Gesicht ist nur noch blitzeweiße Zähne. Seine Eckzähne sind spitz, darum sieht er aus wie ein lachender Wolf. Mal ehrlich – wer mag keine lachenden Wölfe? Eben.

Also hab ich ihn auch angegrinst und gesagt: „Ein totales bin ich nur, wenn mich einer provoziert.“

Und das stimmt auch, das war schon immer so. Wenn Leute nett zu mir sind, dann bin ich auch nett. Oder ich lass die zumindest in Ruhe. Aber wenn sich wer benimmt wie das letzte , dann seh ich rot. Ich weiß, das sagen die meisten Leute, aber bei mir ist das in echt so. Dann kribbelt’s auf der ganzen Kopfhaut, ich hab so ein Rauschen in den Ohren wie am Meer und alles läuft rot an. So, wie wenn mir rote Farbe in die Augen tropft und dort zerrinnt. Mein Herz schlägt so rasend schnell, dass ich immer denke: Jetzt schießt mein Blut mit so viel Druck rum wie das Wasser in einem Feuerwehrschlauch. Und dann denk ich nicht mehr.

Die Gedanken hören plötzlich auf. Was dann passiert, erzählen mir immer die anderen. Dass ich ein Fenster zerschlagen hab oder einen Mülleimer zertreten oder dass ich auf so einen Voll losgegangen bin, der zwei Köpfe größer war als ich.

Aber normalerweise hab ich Zeit zu rechnen. Ich mag Rechnen. Ich schau mir die Sache von allen Seiten an. Was bisher passiert ist und was passieren wird, wenn ich das oder das mache. Das ist quasi Mathe. Du setzt für x die Zahl ein und kriegst das Ergebnis. Oder du setzt eine andere Zahl ein und kriegst ein komplett anderes Ergebnis. Und dann seh ich, wie die Geschichte bei all den verschiedenen x-en ausgeht.

Zum Beispiel: Wir haben diesen Mathelehrer gehabt, den Eisner. Der war am Anfang supernett und dann hat er so dunkle Ringe um die Augen gekriegt und hat uns angebrüllt wegen nichts. Erst haben wir gedacht, der ist gebissen worden – Rattenpest oder so. Irgendwer hat dann rausgefunden, dass die Frau vom Eisner sich hat scheiden lassen. Jedenfalls: Ab da war er das totale . Mir war’s eigentlich egal. Ich bin ja gut in Mathe, mir hat der nie was gekonnt. Aber dann war’s so heiß, irgendwann im Mai, und in der Schule gehen die Fenster nicht auf. Es hat schon so gerochen wie in der Umkleide von den Jungs nach dem Fußball – reif, kurz vor Kotzen.

Vor mir saß Sophie, die ist nicht gut in Mathe, und die hat eine Flasche Wasser rausgeholt und getrunken. Darum hab ich meine Cola rausgekramt und auch getrunken. Daraufhin ist der Eisner ausgetickt. Sophie hat geheult. Hat aber nichts geändert, der Eisner hat weitergebrüllt, keine Ahnung, was. Ich hab überlegt. Hab mir das x angeguckt. Das x war das, was ich machen könnte. Fang ich einen Aufstand an? So von wegen Menschenrechte und Schüler vertrocknen? „Dafür kommen Sie in die Zeitung, Eisner!“, hätt ich brüllen können. Oder: „Ich verklag Sie, Sie alter !“

Fair war’s nämlich wirklich nicht, dass wir nichts trinken durften. Ich mein, es war echt heiß und wir haben Durst gehabt. Ich hab’s in meinem Kopf schon gesehen, wie ich aufstehe und zurückbrülle, meine Cola rumgehen lasse und jeder nimmt einen Schluck. Ich hätte eine mega Sache draus machen können, bis die anderen in der Klasse mitbrüllen. Bis der Eisner uns alle, einen nach dem anderen, zum Direktor schleift. Und der ruft dann unsere Eltern an und meine Pflegis, die Haagens. Ich hab schon gesehen, wie die richtig traurig gucken, weil ich wieder gebaut hab. Aber in der Schule wär ich die Heldin gewesen, ein paar Wochen lang. Ein Battle: Fünftklässlerin gegen Mathelehrer!

Nur: Der Eisner hat ja nicht gebrüllt, weil es heiß war, und er hat auch nicht gebrüllt, weil Sophie Wasser getrunken hat. Der hat gebrüllt, weil sein Leben im war. Gegen so einen gewinnst du nicht, weil, der hat schon verloren. Also bin ich aufgestanden, und als er mich angeschaut hat, so schnaufend und mit rotem Kopf, da hab ich gesagt: „Es tut mir leid, dass ich nicht vorher gefragt hab, Herr Eisner.“ Und Sophie hat geschluchzt: „M-m-mir auch.“ Da hat er aufgehört zu schreien und uns nur angestarrt. Und dann hat’s zur Pause geläutet und wir haben alle was getrunken und keiner war beim Direktor und keiner war traurig. Außer vielleicht der Eisner, aber das war der ja vorher schon.

Verstehen Sie, was ich meine? Ich seh nicht immer rot und geh ab wie ’ne Handgranate. Ich weiß, was in Ihrer dicken Akte steht über mich, und das stimmt einfach nicht.

Übrigens – das Schloss an Ihrem Aktenschrank da, das ist total für’n , nur so als Info. Da kommt ein Kleinkind mit ’ner Büroklammer rein.

Wär schön, wenn Sie sich das merken könnten – nicht das mit dem Schrank, das mit der Handgranate, bevor ich Ihnen erzähle, was dann passiert ist. Acht Monate lang war nämlich alles gut. Ja, okay, Noah und ich haben manchmal Ärger gekriegt. Aber nix Schlimmes, so Kleinzeugs halt. Das, was alle machen.

Einmal haben wir den Pudel von der Nachbarin rasiert. Die hatte so einen fluffigen weißen Wolkenpudel und dem haben wir die Wattebäusche abrasiert mit dem Elektrorasierer von Noahs Papa. Das war aber keine Tierquälerei oder so! So was hätten wir nie gemacht, einem Tier wehgetan! Ich hab den Kleinen gestreichelt und gefüttert und der war voll glücklich und hat mit ’m Schwanz gewedelt und alles. Nur die Nachbarin, die war nicht glücklich. Sie hätte uns aber nie erwischt, wenn wir nicht vergessen hätten, den Rasieraufsatz sauber zu machen. Da waren noch weiße Wuschelhaare drin. Wir haben’s auch nicht ohne Grund gemacht: Eine Woche vorher hat die Nachbarin gesehen, dass Noah die erste Stunde geschwänzt hat, und ihn bei seinen Eltern verpetzt. Ich mein,  – wer macht so was?

Und dann war da die Sache mit dem Schnee im Juni. Das war meine Idee. Also, Noah spielt Fußball in der Schulmannschaft. Früher, mein ich, in unserer alten Schule in Berlin, auf die Noah und ich gegangen sind. Ich in die fünfte, Noah in die sechste. Jedenfalls hat der Kapitän von einer anderen Schulmannschaft, der vom Bergmann-Gym, der hat Noah gefoult. Richtig fies. Noah hat sich den Knöchel verletzt und drei Wochen nicht spielen können. Also hat Noah gesagt, er geht zu dem nach Hause und tritt dem gegen den Knöchel, bis der auch nicht mehr spielen kann. Hm. Ja. So sind Noahs Pläne. Meiner war besser.

Ich hab gewartet, bis die Mannschaften wieder gegeneinander gespielt haben. Den Kapitän von der anderen Mannschaft haben immer...


Vanessa Walder wurde 1978 in Heidelberg geboren und wuchs in Wien auf. Eigentlich wollte sie Anwältin werden und studierte erstmal Jura, bis eine ihrer Kurzgeschichten veröffentlicht wurde und sie auf den Gedanken kam, Geschichtenerzählen zu ihrem Beruf zu machen. Mit Erscheinen des ersten Bandes der Serie "sisters" machte sie sich 2001 als Schriftstellerin selbstständig. Seitdem sind vor allem im Loeweverlag viele Bücher und Serien erschienen, die in 27 Sprachen übersetzt wurden. Ihr letzter Roman "Conni&Co 2" stand neun Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Die Autorin schreibt außerdem Drehbücher für Kinofilme und lebt seit 2008 in Berlin.



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