E-Book, Deutsch, Band 1, 240 Seiten
Reihe: Flora Magica
Walder Flora Magica (Band 1) - Das Geheimnis der Nachtschatten
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7320-2393-6
Verlag: Loewe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Begib dich in die magische Welt der Pflanzen - Außergewöhnlicher Fantasy-Auftakt ab 9 Jahren von Bestseller-Autorin Vanessa Walder
E-Book, Deutsch, Band 1, 240 Seiten
Reihe: Flora Magica
ISBN: 978-3-7320-2393-6
Verlag: Loewe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wo Magie wächst Als Flora Cunabula mit 107 Jahren stirbt, hinterlässt sie riesige Ländereien und ein noch größeres Geheimnis. Seit Generationen hüten die Cunabulas magische Pflanzen und bewahren sie vor der Ausrottung durch eine gnadenlose Organisation. Ein uraltes Buch hilft Floras Urenkeln Tierra, Sol, Avia und Zacharias, ihr Erbe zu begreifen. Doch sie können nur ahnen, wie berauschend die Magie der Pflanzen ist und wie groß die Gefahr, in der sie schweben. Die Zeit drängt: Eine mächtige Firma verspricht der Familie Unglaubliches. Floras Urenkel müssen eine Entscheidung treffen, die ihr Leben verändern wird. Der Auftakt einer mitreißenden und außergewöhnlichen Fantasy-Reihe Mächtige Geheimnisse, magische Entdeckungen und vier Kinder, die alles entscheiden. Flora Magica ist der Auftakt einer nostalgischen und spannendenFantasy-Reihe für Jungs und Mädchen ab 9 Jahren mit All-Age-Charakter. Bestseller-Autorin Vanessa Walder entführt die Leser in die wundersame und abenteuerlicheWelt der Pflanzen, verwoben mit einer einfühlsamen Familiengeschichte und einem brandaktuellen Blick auf Pharmakonzerne. Großflächige Schwarz-Weiß-Illustrationen schaffen ein unvergleichliches Leseerlebnis und machen dieses Buch zu einem wahren Schmuckstück. Der Titel ist bei Antolin gelistet.
Vanessa Walder ist eine österreichische Buch- und Drehbuchautorin. Sie wurde 1978 in Heidelberg geboren und wuchs in Wien auf. Während des Studiums arbeitete sie als freie Journalistin, bis 2001 ihr erster Roman erschien. Inzwischen hat sie über 100 Bücher veröffentlicht, die in 37 Sprachen übersetzt wurden und mehrfach auf der Spiegel-Bestseller-Liste standen. Walder übersetzt außerdem Bücher aus dem Englischen und schreibt Kino-Drehbücher. Seit 2008 lebt sie am Berliner Stadtrand, inmitten von Gärten, Wäldern und Seen.
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Fast Familie Jeder für sich sind wir Tropfen.
Zusammen sind wir ein Ozean. Ryunosuke Satoro Ich verstehe nicht, warum wir am Flughafen auf sie warten müssen.“ Sol sieht sich leicht genervt in der kleinen Ankunftshalle des Klagenfurter Flughafens um. „Was glaubst du, wie die Leute uns anglotzen, wenn hier plötzlich drei Zwillingspärchen rumstehen?“ Tierra reibt sich die Augen. „Da hat er recht.“ Ihr Vater Lakus seufzt und lässt seinen Rucksack auf den Boden gleiten. „Oh Mann, ich hab wohl richtig Mist gebaut, wenn meine Kinder mal einer Meinung sind.“ Er nimmt einen Schluck aus seiner Wasserflasche. „Der Flughafen ist so winzig, da kommen sicher nicht rasend viele Leute vorbei.“ „Immer noch genug“, brummt Sol. Er fährt sich mit den Fingern über die Haut zwischen Nase und Oberlippe und bedauert wieder einmal, dass er sich keinen Bart wachsen lassen kann. Aus irgendeinem Grund wollen die schwarzen Härchen nur auf der linken Seite seines Munds wachsen. Und selbst da sind es nicht viel mehr als bei seiner Schwester, die sie immer laut schreiend auszupft. Dabei wäre der Bart ein schneller Weg, ihr nicht ganz so ähnlich zu sehen. Der andere wäre, sich die langen schwarzbraunen Haare abschneiden zu lassen, aber das ist natürlich undenkbar. „Träumst du wieder von einem Schnäuzer?“, fragt Tierra grinsend. „Du würdest aussehen wie ein mexikanischer Drogenbaron.“ „Eher wie einer von den Village People“, murmelt ihr Vater. „Wer?“, fragen Sol und Tierra gleichzeitig. Ihr Vater verdreht die Augen. „Das hab ich davon! Ich hätte mich nicht von euch fertigmachen lassen dürfen und weiter meine Musik laut hören sollen. Dann hättet ihr wenigstens ein bisschen kulturelle Bildung.“ Er wirft einen Blick auf sein Handy und sieht sich suchend um, als wäre seine Schwester mit ihren Zwillingen vielleicht schon angekommen und hätte sich unbemerkt an ihn herangeschlichen. „Wir dich fertiggemacht?“ Tierra lacht schnaubend. „Die Nachbarn haben an Wände und Decke geklopft!“ „Der Obdachlose vor dem Haus ist auf eine andere Parkbank umgezogen“, ergänzt Sol. „Das hatte nichts mit meiner Musik zu tun.“ Sol grinst. „Da hat er mir was anderes gesagt.“ Lakus lacht und strubbelt ihm durch die Haare, was Sol hasst und was sein Vater weiß. Sol lässt es ihm trotzdem durchgehen. Seit die Firma ihres Vaters vor vier Monaten pleitegegangen ist, lacht Lakus nicht oft. In sein jungenhaftes Gesicht haben sich Falten gegraben, die vorher nicht da waren. Tierra findet es doppelt unfair, dass ausgerechnet er arbeitslos ist. Ihr Vater gehört zu den wenigen Erwachsenen, die ihren Beruf wirklich lieben. Er ist mit Leib und Seele Chemiker. In dem Moment bleibt Lakus’ Blick an einem Punkt hinter ihnen haften und erneut breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Cunabulas!“ Er lässt seinen Rucksack achtlos liegen und läuft los. Tierra und Sol schauen ihm hinterher, beide mit klopfendem Herzen. Da sind sie! Was für ein eigenartiges Gefühl, dass sie gleich Menschen begegnen werden, mit denen sie so nah verwandt sind – und die sie trotzdem nicht kennen. Obendrein treffen sie sich nicht auf einer Hochzeit oder einer Geburtstagsfeier, sondern wegen einer Beerdigung. Weil jemand tot ist, den keiner von ihnen richtig gekannt hat. „Krass, sind die blond!“, platzt es aus Sol heraus. „Hast du gewusst, dass sie sooo blond sind?“ Tierra sagt nichts, aber das ist auch ihr erster Gedanke. Das sind also ihr Cousin Zacharias und ihre Cousine Avia. Ihre Tante Dilli haben sie schon ein paarmal gesehen. Die Zwillinge sind so blond, dass ihr Haar im Licht der Nachmittagssonne fast silberweiß aussieht. „Und ich hab gedacht, Papa und Dilli haben helle Haare!“, flüstert Tierra. „Aber im Vergleich …“ Sol starrt immer noch. „Mann, das ist praktisch Farbton Santa Claus, oder? Meinst du, dass sie deshalb alle so kurze Haare haben? Damit’s weniger auffällt?“ Wenn das tatsächlich die Strategie der anderen Cunabulas sein sollte, schlägt sie fehl. Als gäbe es rund um die Zwillinge eine Zeitlupen-Zone, werden die Leute langsamer, einige bleiben sogar stehen. Man könnte meinen, sie wären in eine klebrige Masse getreten und darin hängen geblieben. Die blassen Geschwister mit den weißen Haaren werden von Blicken durchbohrt, als wären sie Außerirdische. „Wir sehen aus, als wenn wir ihnen die Farben geklaut hätten“, flüstert Sol mit einem vergleichenden Blick auf die langen, glatten Haare seiner Schwester und ihre olivbraune Haut. „Hör auf, so peinlich zu glotzen!“, zischt Tierra. „Die merken das doch!“ Das tun sie allerdings. Auch wenn Zacharias und Avia es ihr Leben lang gewohnt sind, angestarrt zu werden, macht es das nicht einfacher. Sie haben die Fähigkeit entwickelt, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie die Blicke der Leute wahrnehmen. Nicht, wenn es Fremde sind. Es gibt keinen Lerneffekt, wenn man die niederstarrt. So was kann man in einem Restaurant machen oder in der Schule. Einfach so lange zurückstarren, bis es dem anderen unangenehm wird und er wegschaut. Aber so lästig das Angestarrtwerden auch ist – Zacharias und Avia ist klar, dass sie außergewöhnlich aussehen. Es gibt nicht viele Zwölfjährige mit weißblonden Haaren und fast durchscheinend blasser Haut. Beides haben sie von ihrer Mutter. Nur die braunen Augen erinnern an ihren Vater, den sie selbst beinahe schon vergessen haben. Avia versteckt die Augen hinter einer großen Pilotensonnenbrille. Sie hat immer noch Kopfschmerzen, wenn auch nicht schlimm. Das Sonnenlicht scheint trotzdem wie feine Nadeln durch ihre Augen in ihr Gehirn zu stechen. „Denkt bitte daran, Sol und Tierra nicht auf ihre Mutter anzusprechen!“ Avias Mutter hat sie noch ein letztes Mal daran erinnert, als sie das Gepäck vom Band hievten. Als hätte sie es nicht zu Hause schon mehrfach angesprochen. „Oh!“ Avia tat überrascht. „Gut, dass du’s sagst. Da hätten wir nie dran gedacht. Warum sollen wir denn nicht nach ihrer Mutter fragen?“ Auch das hatte ihre Mutter ihnen in den letzten zwei Tagen mehrfach erklärt, als wären sie schwer von Begriff. Zacharias grinste, aber ihre Mutter versteht keine Ironie und Sarkasmus hält sie für einen persischen Nachtisch. Sinn für Humor ist einfach nicht Diligentias Stärke. Obwohl sie sich für schreiend komisch hält, weil sie Witze auswendig lernt, die sie dann bei der Arbeit ihren Kollegen und den Senioren im Heim erzählt. Die lachen angeblich darüber. Avia vermutet, dass sie ihre Mutter gernhaben und aus Mitleid lachen. „Weil ihre Mutter die beiden verlassen hat“, erklärte Dilli schlicht noch einmal. „Sie ist zurück nach Mexiko. Schon vor Jahren, kurz nach der Scheidung von Lakus. Das muss ganz schrecklich gewesen sein für die armen Kinder. Jetzt sehen sie sich nur zu Weihnachten und in den Sommerferien.“ Zacharias sah seine Schwester an. Fremde hätten nicht bemerkt, dass einer der beiden auch nur einen Gesichtsmuskel bewegte. Dabei führten die Geschwister in Gedanken ein ganzes Gespräch. Zacharias: Oh Mann. Avia: Ja. Sie erzählt die ganze Geschichte noch mal! Zacharias: Die ganze Geschichte. Avia: Hättest du die beiden nach ihrer Mutter gefragt, wenn Mama nichts gesagt hätte? Zacharias: Niemals. Avia: Wer fragt denn andere Leute nach ihren Eltern? Zacharias: Niemand. Avia: Sie redet immer noch. Zacharias: Oh ja. „Hört ihr mir überhaupt zu?“, beschwerte sich ihre Mutter schließlich. Erst als sie halbwegs überzeugt war, dass ihre Kinder kapiert hatten, was sie von ihnen erwartete, durften sie ihre Koffer Richtung Ausgang ziehen. Kaum hatten sich die automatischen Türen hinter ihnen geschlossen und sie standen in der Ankunftshalle, schoss auch schon ihr Onkel auf sie zu. „Cunabulas!“ Als sie jetzt mit Lakus auf ihren Cousin und ihre Cousine zugehen, wird Avia plötzlich klar, dass ihr Onkel seinen Kindern garantiert dasselbe über ihren Papa eingetrichtert hat: „Sprecht Avia und Zacharias bloß nicht auf ihren Vater an! Er ist gestorben, als sie noch klein waren. Das muss ganz schlimm gewesen sein für die Armen!“ Schnell schaut sie auf ihre Schuhe, um das Lachen zu verstecken. Eltern sind schon komische Wesen. Fast zeitgleich hört sie ihren Bruder neben sich schnauben. Er muss den gleichen Gedanken gehabt haben. Wie üblich. „Also!“, sagt Lakus übertrieben fröhlich. „Das sind meine Zwillinge: Tierra und Sol.“ Dilli umarmt erst Tierra und dann Sol. Avia wünschte, ihre Mutter würde das nicht tun. Es ist den beiden offensichtlich unangenehm. Avia spürt es, als wären es ihre eigenen Gefühle. Wie oft haben die beiden Avias Mutter in ihrem ganzen Leben gesehen? Fünf Mal? Jedenfalls nie länger als ein, zwei Tage. Wie merkwürdig, eine Nähe spielen zu müssen, die man nicht empfindet. Familie hat etwas mit Vertrautheit zu tun. Damit, dass man sich lange und gut kennt, Dinge übereinander weiß, die Fremde nicht wissen. Nichts davon trifft auf diese Gruppe zu, denkt Avia. Schließlich stehen alle im Kreis und sehen einander abwechselnd an. Die anderen Passagiere in der Ankunftshalle helfen fleißig mit. Natürlich! Wer hat denn je drei Zwillingspärchen auf einem Haufen gesehen außer vielleicht bei einer medizinischen Studie? Eine rothaarige Frau im schwarzen Anzug mit grüner Krawatte macht sogar ein Handyfoto...