E-Book, Deutsch, Band 1872, 144 Seiten
Reihe: Romana
Walker Palazzo der heimlichen Sehnsucht
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-86349-430-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1872, 144 Seiten
Reihe: Romana
ISBN: 978-3-86349-430-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Amys sinnliche Romanze mit dem feurigen italienischen Unternehmer endet tränenreich: Nach der Hochzeitsnacht erfährt sie, dass Vincenzo sie offenbar nur wegen einer Wette geheiratet hat. Tief verletzt reist Amy heim. Von ihrer Ehe erzählt sie niemandem. Vier Jahre später kehrt sie nach Venedig zurück, um die Scheidung einzureichen - und einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Doch Vincenzo verweigert seine Unterschrift. Warum? Liebt er sie etwa doch? Amy ist verwirrt. Denn auch ihre Gefühle für Vincenzo sind plötzlich wieder so stürmisch wie am ersten Tag ...
Kate Walker wurde zwar in Nottinghamshire in England geboren, aber ihre Familie zog nach Yorkshire, als sie 18 Monate alt war, und deshalb sah sie Yorkshire immer als ihre Heimat an. In ihrer Familie waren Bücher immer sehr wichtig, und so lasen sie und ihre vier Schwestern schon als Kind alles, was sie in die Finger bekamen. Schon bevor sie schreiben konnte, dachte sie sich Geschichten aus, und sie schrieb ihr erstes "Buch" im zarten Alter von 11 Jahren. Jeder sagte ihr, sie könne nie vom Bücher schreiben leben, und so suchte sie sich einen Beruf, bei dem sie wenigstens mit Büchern zu tun hatte: Sie wurde Bibliothekarin. Nach der Schule studierte sie in Wales Englisch und Bibliothekswissenschaften. Dort lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen, der ebenfalls dort studierte. Nach ihrer Heirat zogen sie nach Lincolnshire, wo sie als Bibliothekarin arbeitete, bis ihr Sohn auf die Welt kam.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
„Das kann nicht sein. Da muss ein Irrtum vorliegen!“
Amy betrachtete das imposante Gebäude vor sich und wurde noch nervöser, als ihr bewusst wurde, wie groß und elegant es war.
Der Fahrer des Wassertaxis überschüttete sie mit einem Wortschwall auf Italienisch und gestikulierte dabei heftig, doch sie verstand nur die Worte Ravenelli und palazzo. Offenbar handelte es sich also tatsächlich um die Adresse, die sie ihm genannt hatte.
Bei ihrem letzten Aufenthalt in Venedig hatte Vincenzo Ravenelli allerdings ein viel kleineres Gebäude bewohnt, das auch für kurze Zeit ihr Zuhause gewesen war.
„Aber Signore“, begann sie zögernd. „Ich …“
Erneut begann der Mann auf sie einzureden und dabei lebhaft zu gestikulieren.
„… ich suche das Haus von Signor Vincenzo Ravenelli. Er …“
„Und das hast du auch gefunden“, ließ sich im nächsten Moment eine tiefe Männerstimme mit einem verführerischen Akzent vernehmen, bei deren Klang ihr immer noch prickelnde Schauer über den Rücken liefen. „Du hast mein Haus und endlich auch mich gefunden, meine süße Ehefrau.“
Zu spät merkte sie, dass die Aufmerksamkeit des Fahrers nicht ihr, sondern dem Mann gegolten hatte, der an der Tür erschienen war.
Panik überkam sie, und einige Sekunden lang erwog Amy, dem Fahrer zu sagen, er solle sofort umkehren. Doch wenn sie vor Vincenzo floh, würde sie ihn nie davon überzeugen können, dass er ihr nichts mehr bedeutete.
Deshalb riss sie sich zusammen und versuchte, gleichmäßig zu atmen, bevor sie sich zu ihm umdrehte und ein gekünsteltes Lächeln aufsetzte.
„Hallo, Vincenzo.“ Erleichtert stellte sie fest, dass sie kühl und distanziert klang und nicht verriet, welches Gefühlschaos in ihr tobte. „Du hast dich überhaupt nicht verändert.“
Sie wünschte, er hätte sich verändert. Oder sie würde ihn nach all den Jahren anders sehen. Aber wie hätte sie sich je der Wirkung seines athletischen Körpers mit der muskulösen Brust, den schmalen Hüften und den langen, durchtrainierten Beinen entziehen können? Der seines tiefschwarzen Haars, das in der Nachmittagssonne wie polierter Onyx schimmerte, seiner dunkelbraunen, von dichten, langen Wimpern gesäumten Augen und seiner hohen Wangenknochen?
Keine Frau, die sie kannte, hätte sich nach einem flüchtigen Blick von diesem Mann abwenden können. Und sie auch nicht – trotz allem, was sie über ihn wusste, trotz des Schmerzes, den er ihr zugefügt hatte, und obwohl er sie so gedemütigt hatte.
„Du … siehst gut aus“, brachte Amy hervor, um Fassung bemüht, da Vincenzo nun aus dem Haus gekommen war und neben dem Boot stand, sodass sie zu ihm aufblicken musste.
„Ich wünschte, das könnte ich auch von dir sagen“, erwiderte er spöttisch. „Aber ich kann dich gar nicht richtig sehen. Also, willst du aussteigen oder den ganzen Nachmittag auf dem Boot bleiben, moglie mia?“
„Ich muss noch bezahlen …“ Nervös begann sie, in ihrer Handtasche zu suchen.
„Du erlaubst?“
Noch ehe sie ihr Portemonnaie öffnen konnte, hatte er einige Scheine gezückt und hielt sie dem Fahrer hin. Offenbar enthielt die Summe ein großzügiges Trinkgeld, denn dessen Augen leuchteten.
„Danke“, brachte Amy hervor. Am liebsten hätte sie protestiert, aber der Fahrer des Wassertaxis hatte bei den Worten moglie mia, meine Ehefrau, aufgehorcht und sie neugierig angesehen, und sie wollte Vincenzo in der Öffentlichkeit keine Szene machen. Sobald sie unter sich wären, würde sie es ihm heimzahlen – in jeder Hinsicht.
Die Reaktion des Fahrers hatte sie daran erinnert, dass der Name Ravenelli in der venezianischen Gesellschaft etwas galt, und zwar nicht nur deshalb, weil die Familie seit über drei Jahrzehnten ebenso exquisite wie teure Glaswaren herstellte und damit ein Vermögen gemacht hatte. Sicher wurde in den Klatschspalten der Boulevardpresse auch oft über den ältesten Sohn berichtet, und deshalb wollte sie keine unnötige Aufmerksamkeit erregen.
Vincenzo hingegen hatte in dieser Hinsicht offenbar keine Skrupel.
„Für dich tue ich doch alles, carissima“, konterte er und übertrieb dabei ganz bewusst.
Als er ihr die Hand entgegenstreckte, um ihr aus dem Wassertaxi zu helfen, erschauerte sie, weil ihr klar war, dass er mit seiner Höflichkeit wohl seine wahren Gefühle überspielte.
„Meine Tasche“, sagte sie, als sie ausstieg und dabei seine ausgestreckte Hand ignorierte. Ihn zu berühren, seine kräftigen, gebräunten Finger zu spüren wäre mehr gewesen, als sie ertragen konnte.
„Guido kümmert sich darum.“
Erst jetzt bemerkte sie den kleinen, stämmigen Mann, der offenbar auf ein Zeichen von ihm hin erschienen war und gerade ihre Reisetasche vom Fahrer entgegennahm.
„Ist das alles?“ Stirnrunzelnd betrachtete Vincenzo das kleine Gepäckstück.
„Alles, was ich mitbringen wollte!“
Sie hatte nicht vor, lange zu bleiben. Allerdings war es nicht nur das. Der vernichtende Blick, mit dem er ihre Reisetasche bedacht hatte, schien die ganze Verachtung und den Spott zu verraten, mit dem er damals ihre Gefühle quittiert hatte.
„Schließlich habe ich fast all meine Sachen hiergelassen.“
„Stimmt. Aber wie kommst du darauf, dass ich sie aufgehoben habe? Hattest du nicht behauptet, du würdest für immer aus meinem Leben verschwinden und niemals zurückkommen?“
„Die Umstände ändern sich eben.“
„Richtig.“
Das flüchtige Lächeln, das Vincenzos Lippen umspielte, jagte ihr wieder einen Schauer über den Rücken.
„Allerdings erinnere ich mich dunkel daran, dass du mir die Tür vor der Nase zugeknallt hast, als ich dir prophezeit habe, dass dies hier passieren könnte, cara. Aber lass uns lieber drinnen weiterreden. Sicher bist du müde nach der Reise und möchtest dich frisch machen.“
„Ich würde gern etwas trinken“, erwiderte Amy in demselben höflich-kühlen Tonfall. „Und ich brauche unbedingt Schatten.“
Wenn sie sich etwas ausgeruht und die Fassung wiedergewonnen hätte, wäre sie vielleicht in der Lage, ihm den Grund für ihr Erscheinen zu erklären. Aber nicht jetzt. Seine unerwartete Reaktion hatte sie völlig entmutigt.
Mit dieser Gleichgültigkeit hätte sie niemals gerechnet. Vielmehr hatte sie erwartet, dass Vincenzo sich genauso verhalten würde wie sie vor vier Jahren, als er ihr nach England gefolgt war und darauf bestanden hatte, mit ihr zu reden.
Schockiert darüber, dass er sie so schnell ausfindig gemacht hatte, und voller Kummer, weil er sie derart gedemütigt hatte, war sie in Panik geraten und hatte ihm die Tür vor der Nase zugeknallt, als er vor dem Haus ihrer Mutter stand. Noch immer verfolgte jenes Geräusch sie in ihren Träumen.
„Dann komm rein.“ Er trat beiseite, um sie vorgehen zu lassen. „Willkommen in meinem Zuhause.“
Zögernd betrat Amy den Palazzo und bereute einen flüchtigen Moment lang, nicht im Wassertaxi geblieben zu sein. Was mochte Vincenzo jetzt mit ihr vorhaben?
In der Eingangshalle blieb sie unvermittelt stehen und blickte sich schockiert und fasziniert zugleich um.
Der polierte Marmorfußboden zu ihren Füßen schimmerte wie matte Korallen. Der einzige Schmuck an den hohen cremefarbenen Wänden war ein Spiegel in einem prächtigen Goldrahmen, unter dem ein passender Tisch stand. Die dunklen Läden vor den großen Fenstern waren geschlossen, ließen jedoch vereinzelte Sonnenstrahlen hindurch, und von draußen hörte man das leise Plätschern des Wassers im Kanal.
„Es ist wunderschön!“, erklärte sie begeistert. „Und so groß! Es wirkt gar nicht wie ein Haus, sondern eher wie eine Kathedrale. Seit wann wohnst du hier?“
Vor vier Jahren hatte Vincenzo ein Apartment in einem anderen Teil der Stadt besessen – eine große, elegante, luxuriöse Wohnung zwar, aber nichts im Vergleich zu diesem prachtvollen Domizil.
„Das hier ist unser Familiensitz.“
Irgendetwas an seinem Tonfall verstärkte ihre Anspannung derart, dass Amy herumwirbelte.
„Mein Vater ist letztes Jahr gestorben“, fuhr er kühl fort, als wollte er jegliches Mitgefühl im Keim ersticken. „Er hat mir das Haus vermacht. Außerdem die Weinberge und das gesamte Unternehmen.“
Schockiert blickte sie ihn an. „Alles?“
Er war schon damals vermögend gewesen. Wenn er nun auch das Unternehmen seines Vaters besaß, gehörte er vermutlich zu den Multimillionären.
„Ja“, bestätigte er mit einer jener verächtlichen Kopfbewegungen, die so typisch für ihn waren. „Du bist jetzt die Frau eines sehr reichen Mannes.“
Seine lässigen Worte ließen sie ihren Entschluss, nicht die Fassung zu verlieren, vergessen.
„Ich war nie wirklich deine Frau!“, brauste sie auf. „Unsere Ehe war von Anfang bis Ende eine einzige Lüge. Machst du das immer so, Vincenzo?“
„Amy!“, sagte er mit einem drohenden Unterton.
„Musst du Frauen immer mit Lügen ins Bett locken? Kannst du nicht …?“
„Das reicht, Amy!“
...