E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Warentest Geldanlage Basics - Mit Tipps rund ums Thema ETFs, Aktien und Vermögensaufbau
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7471-1002-7
Verlag: Stiftung Warentest
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Warum Kursraketen uninteressant sind, ETF-Sparpläne unschlagbar und wie aus kleinen Beträgen Tausende Euro werden
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
ISBN: 978-3-7471-1002-7
Verlag: Stiftung Warentest
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Stiftung Warentest wurde 1964 auf Beschluss des Deutschen Bundestages gegründet, um Verbraucherinnen und Verbrauchern durch vergleichende Tests von Waren und Dienstleistungen eine unabhängige und objektive Unterstützung zu bieten.
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Finanzwissen zum Start
Grundwissen zum Wertpapierdepot
Wer Aktien oder ETF kaufen möchte, braucht ein Wertpapierdepot. Das klingt komplizierter, als es ist. Hier sind die wichtigsten Fakten schnell erklärt.
Ohne ein Wertpapierdepot geht in der Geldanlage kaum etwas. Anlegerinnen und Anleger müssen zunächst ein Depot eröffnen, ehe sie Investmentfonds, Aktien, Anleihen oder andere Wertpapiere kaufen können. Mit der Entscheidung für ein Depot legt man die künftigen Kosten für Kauf, Verkauf und Verwahrung der Wertpapiere fest. Manche Anbieter haben mehrere Depotmodelle mit unterschiedlichen Leistungen und Preisen.
Wertpapiere sind vor Insolvenz geschützt
Jedes Wertpapierdepot hat wie ein Girokonto eine eindeutige Identifikationsnummer, die Depotnummer. In dem Wertpapierdepot gibt es keinen Barbestand. Anlegende benötigen deshalb ein zusätzliches Verrechnungskonto für die Abwicklung von Wertpapiertransaktionen. Die Guthaben bei allen von uns getesteten Banken unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung. Die Wertpapiere im Depot bleiben auch dann im Besitz des Anlegers, wenn die depotführende Bank Pleite gehen sollte.
Depots mit oder ohne Betreuung
Wer ein Depot bei einer Filialbank eröffnet, kann sich für alle Fragen rund um den Wertpapierhandel an seinen Kundenbetreuer wenden. Bei den meist deutlich billigeren Depots von Direktbanken oder Online-Brokern gibt es meist nur eingeschränkte oder keine Beratung. Bei vielen Filialbanken können Anleger, die dort ein zusätzliches Online-Depot haben, eine Order wahlweise mit Beratung abwickeln oder kostengünstiger selbst am Computer aufgeben. Die Verwahrgebühren bleiben aber manchmal unverändert hoch.
Anlageerfahrung entscheidet über Risikoeinstufung
Zur Eröffnung eines Depots müssen Sie den Wertpapierhandelsbogen (WpHG) ausfüllen. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Aus den Erfahrungen des Anlegers mit mehr oder weniger riskanten Wertpapieren ergibt sich seine Risikoeinstufung. Sie entscheidet darüber, ob etwa der Kauf von Aktien oder hochriskanter Anlagen wie Optionsscheinen oder Hebelzertifikaten überhaupt möglich ist.
Den Antrag zur Depoteröffnung füllt man entweder gemeinsam mit seinem Berater aus oder bei Onlinedepots am Computer. Online-Kunden müssen sich außerdem für die Depoteröffnung legitimieren – über das sogenannte Postident-Verfahren unter Vorlage eines Ausweisdokuments in einer Postfiliale oder per Videoident im Bildschirmdialog am Computer. Eine weitere Möglichkeit bietet der digitale Personalausweis, den man allerdings für diesen Zweck vorher aktivieren muss.
Die Anbieter erheben für die Dienstleistungen rund ums Wertpapierdepot sehr unterschiedliche Kosten. Bei vielen Banken zahlen Anleger jedes Jahr für die Verwahrung von Fonds und Wertpapieren, bei anderen Instituten, vor allem Direktbanken, Online- und Neobrokern, ist die Verwahrung kostenlos. Auch die Gebühren für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren variieren je nach Anbieter.
Depotauswahl – nicht nur auf den Preis achten
Anlegende können viel Geld sparen, wenn sie sich für ein billiges Depot entscheiden. Das kommt der Rendite ihrer Geldanlage zugute. Für die Auswahl eines Depots sind aber auch andere Kriterien wichtig, etwa die Anzahl der Börsenplätze und das Angebot an Fonds- und ETF-Sparplänen. Auch der Umfang und Bedienkomfort des Online-Auftritts oder der Depot-App sind für viele Anleger wichtig. Von neu an den Markt gekommenen Smartphone-Brokern sollte man nicht den gleichen Service erwarten wie von einer Filialbank.
Wer mit seinem Depot zu einer anderen Bank umziehen möchte, kann dies jederzeit tun. Der Wechsel ist nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH) kostenlos, kann aber einige Zeit dauern – im Extremfall auch mal einige Monate. Anlegerinnen und Anleger sollten nach dem Umzug stets überprüfen, ob die Anschaffungsdaten der Wertpapiere von der neuen Bank korrekt übernommen wurden. Das ist wichtig für die Versteuerung von Gewinnen oder der Verrechnung von Verlusten bei einem späteren Verkauf.
Abgeltungssteuer wird abgezogen
Wenn Anleger Wertpapiere mit Gewinn verkaufen oder Einnahmen aus Dividenden oder Ausschüttungen erzielen, zieht die depotführende Bank automatisch Abgeltungsteuer ab. Durch einen Freistellungsauftrag kann man dem Abzug bis zur Höchstgrenze von 1 000 Euro pro Jahr (Verheiratete 2 000 Euro) vorbeugen.
ETF und börsengehandelte Fonds – was bedeutet das?
ETF ist die Abkürzung für Exchange Traded Funds – „börsengehandelte Fonds“. Ist das etwas Besonderes? Was den Handel mit ETF von dem mit anderen Fonds unterscheidet.
Wer sich mit Geldanlage beschäftigt, stößt schnell auf die Abkürzung ETF für Exchange Traded Funds. Sie sind die beste Lösung für Anlegerinnen und Anleger, um breit gestreut und günstig in Aktien, Anleihen oder Rohstoffe zu investieren. Die Stiftung Warentest zeichnet geeignete ETF daher als „1. Wahl“ aus, um Anlegern die Auswahl zu erleichtern.
ETF sind börsengehandelte Fonds. Es gibt ETF sowohl als Aktienfonds wie auch als Rentenfonds, Rohstofffonds oder Mischfonds. Ein Fonds sammelt Geld der Anleger und legt es in verschiedene Werte an. ETF lassen sich jederzeit an der Börse kaufen und verkaufen.
Der Begriff ETF wird dabei, auch von uns, meist synonym mit Indexfonds verwendet. Das ist streng genommen nicht ganz korrekt. ETF steht nur als Abkürzung für Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Fonds – ohne „Index“. In den meisten Fällen zeichnen ETF zwar einen Index nach – aber nicht zwangsläufig. Wir erklären in diesem Kapitel, wo die Unterschiede liegen und warum ETF nicht immer so selbstverständlich waren, wie es heute scheint.
Deswegen gibt es ETF
Indexfonds gab es, bevor es ETF gab. Ihre Geschichte ist eng verbunden mit der modernen Finanzmarktforschung und personell mit Jack Bogle, dem Gründer von Vanguard, der 1975 seinen ersten Indexfonds auflegte. Er wurde zu Beginn für seine Idee ausgelacht, mit der Geldanlage „passiv“ einem Index zu folgen. Es dauerte eine Weile, bis die erfolgreichen Ergebnisse dieser Anlageform verdeutlichten, wie gut Indexfonds tatsächlich im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds sind.
Indexfonds als ETF in der heutigen Form gab es erst später: Auslöser für die neuartige ETF-Konstruktion war der Börsencrash 1987. Bis dahin konnten Anleger ihre Fonds nur über die Fondsgesellschaft kaufen und zurückgeben. Während des Crashs fiel der Nachteil auf, dass Fondsanleger immer nur mit Zeitverzug ihre Fonds handeln konnten und dass die Kurse weiter gedrückt werden, je mehr Aktien die Fonds nach Anteilsrückgaben verkaufen müssen.
ETF als Problemlöser
ETF sollten diese Probleme entschärfen. Sie sollten zum einen wie Aktien börsenhandelbar sein und nicht erst mit ein oder zwei Tagen Verzögerung zu unbekannten Preisen – so wie es heute noch bei normalen Fonds üblich ist. Zum anderen sollten im ETF ganze Aktienkörbe gehandelt werden, ohne dass Einzelaktien verkauft werden müssen. Dadurch sollte der Preisdruck bei Einzelaktien in einem Crash gemindert werden.
Vieles an ETF war aber so neu, dass die Zulassung in den USA vier Jahre gedauert hat – 1993 startete der erste ETF auf den S&P 500. In Kanada ging es mit der Zulassung schneller, dort startete der erste ETF 1990. Erst im April 2000 gab es die ersten ETF an der Deutschen Börse.
Mehr als nur Indexfonds
Auch wenn ETF nicht für Indizes erdacht wurden, so zeigt der Rückblick, dass sie schon immer stark mit dem Indexfonds-Konzept verbunden waren. Denn mit ETF auf Indizes wird ein Problem umgangen: Die Börsenhandelbarkeit von ETF setzt voraus, dass alle involvierten Parteien wie Anleger, Banken und Broker und nicht nur die ETF-Gesellschaft den Wert des ETF ständig leicht ermitteln können. Wenn der ETF einen bekannten Index abbildet, ist das sehr einfach, weil dessen Wert sowieso schon stetig ermittelt und in Echtzeit publiziert wird. Der wichtigste Aktienindex für ETF-Anleger ist der MSCI World (siehe S. 44).
Auch das Absichern und Nachbilden eines ETFs ist einfacher, wenn er sich an einem bekannten Index orientiert. Solche Indizes haben meist bereits bestehende Finanzprodukte wie Futures – das sind Verträge, bei denen sich Käufer und Verkäufer darauf einigen, einen bestimmten Wert (zum Beispiel den Index) zu einem festgelegten Preis und Zeitpunkt in der Zukunft zu handeln. Diese Futures und andere Instrumente helfen dabei, für ETF präziser und einfacher korrekte...




