Weeber | Schöner schimpfen auf Latein | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

Weeber Schöner schimpfen auf Latein

Weeber, Karl-Wilhelm - Grundlagenwissen
Originalausgabe 2022
ISBN: 978-3-15-962071-8
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Weeber, Karl-Wilhelm - Grundlagenwissen

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

ISBN: 978-3-15-962071-8
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Stultissime!« - ?Vollpfosten!? »Putida caro!« - ?Stinkendes Stück Aas!? Oder wie wäre es mit: »Omnium non solum bipedum, sed etiam quadrupedum spurcissima«? - Was auf Latein geradezu nobel klingt, heißt übersetzt: ?Größte Drecksau nicht nur unter den Zwei-, sondern auch unter den Vierbeinern!? Der Besuch einer Senatsversammlung im alten Rom würde uns, was das Repertoire der Beschimpfungen anbelangt, wohl ziemlich überraschen. Wo und wie im alten Rom noch geflucht, geschimpft, beleidigt, gedroht und verspottet wurde - das zeigt Karl-Wilhelm Weeber in diesem unterhaltsamen, mit zahlreichen Beispielen des ?Extremlatein? gespickten Buch. Dabei wird Dirty Talk genauso wenig ausgespart wie das lateinische F-Wort.

Karl-Wilhelm Weeber ist einer der bekanntesten deutschen Altertumswissenschaftler. Er leitete das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal, ist Honorarprofessor für Alte Geschichte an der dortigen Universität und Lehrbeauftragter für die Didaktik der Alten Sprachen an der Ruhr-Universität Bochum. Seine Vorträge auf Tagungen sind stets rege besucht, auf dem Buchmarkt ist er mit verschiedenen Sachbüchern präsent.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1 Vollpfosten, Schnarchliesen, aufgewarmte alte Knacker


Eine lateinische Schimpfwortkunde

Der französische Altphilologe Philippe Dubreuil hat genau gezählt: Er kommt auf 375 Wörter, mit denen man jemanden in lateinischer Sprache beleidigen kann – sofern man sich auf deklinierbare Substantive, Adjektive und Partizipialadjektive beschränkt. Das entspreche, rechnet er vor, 1,2 Prozent des gesamten lateinischen Vokabulars, also von circa 30 000 Wörtern.1 Ein ganz ordentlicher Fundus, aus dem sich bedienen konnte, wer immer einen anderen Menschen schmähen, heruntermachen oder ›dissen‹ wollte. Hinzu kommen aber noch mit Verben gebildete Ausdrücke und ebenso ironische Formulierungen, in denen sich ein an sich harmloser Begriff flugs zur Verbalinjurie entwickeln kann.

Im Anhang von Ilona Opelts einschlägiger Untersuchung über die lateinischen Schimpfwörter2 wiederum stößt man auf eine Liste von vielen Hundert Begriffen, die sich je nach Kontext und Sprechintention als Schimpfwörter eigneten – wobei gerade bei Adjektiven neben der ›Normalform‹ des Positivs immer auch der verstärkende Superlativ/Elativ zur Verfügung stand. Wo , »unflätig«, nicht ausreichte, konnte man problemlos auf , »extrem schweinisch«, ›erhöhen‹, wo , »nichtsnutzig«, als Allerweltsschimpfwort überhört wurde, ließ sich mit bzw. eine Steigerung erzielen, über die man kaum mehr mit Achselzucken hinweghören konnte. Das war dann schon ein(e) »Totalversager(in)«. , »unrein«, wurde im Handumdrehen zum , »Sauknochen«, , »dumm«, zum , »Oberblödmann« oder »Vollpfosten«.

Für solche Ausdrücke kannten die Römer eine Reihe von Begriffen. , »Schmähung, Beleidigung«, war ein häufig gebrauchter. , »jemanden mit Schimpfwörtern durchbohren« oder »anschießen«, nennt Cicero den Vorgang, wenn eine ganze Salve von abgefeuert wird.3 ist ein »Schimpfwort«, das sich mit viel Geschrei und Zank verbindet, und dagegen ein »beschimpfender Vorwurf«, der sich häufig auf einen konkreten Sachverhalt bezieht. Dabei meint vor allem eine Beschimpfung, die sich auf eine unmoralische Handlung im Privatleben, zum Beispiel einen Ehebruch, stützt.

Allgemeinere Begriffe sind , »Schmach«, und , »Unrecht, Übergriff«. Beide sind nicht auf Worte beschränkt, können aber auch aus einer reinen Verbalattacke resultieren und entsprechen in aller Regel der Sicht der angegriffenen oder beschimpften Person. Eine bedrängende, einschüchternde Schimpfwort-Kanonade wird auch als bezeichnet, ein »Losgehen« auf jemanden, ein »Angriff«. Die , »Schmährede«, kommt begrifflich erst in der Spätantike in Gebrauch, ebenso der , das rhetorische »Springen« () auf einen Gegner, das dem englischen zugrunde liegt.

Die reichste Fundgrube für wüste Schimpfwort-Attacken sind die Komödien des Plautus. Das römische Theaterpublikum fand offensichtlich großen Gefallen daran, wenn sich einzelne Kontrahenten mit Beschimpfungen geradezu überboten und sich nach Strich und Faden an- und auskeiften. Adressaten wütender verbaler Beleidigungsstürme sind dort häufig die verhassten Bordellwirte, die der Liebesromanze eines jungen Herrn mit einer von ihnen beherrschten und sexuell ausgebeuteten Sklavin im Wege stehen. Im fallen Callidorus und Pseudolus verbal über den Bordellbetreiber Ballio her. Der ist abgebrüht genug, die Beschimpfungen nicht nur über sich ergehen zu lassen, sondern sie ausdrücklich zu bestätigen und seine Widersacher zu weiteren Schmähungen zu provozieren.

CALLIDORUS:

Pseudolus, komm mir zu Hilfe und schütte den da mit Beleidigungen zu!

PSEUDOLUS:

Gern! …

CALLIDORUS:

Semmle ihm viele üble Ausdrücke rein!

PSEUDOLUS:

Gleich werd ich dich mit meinen Worten zum Platzen bringen, du Lustmolch!

BALLIO:

So ist es.

CALLIDORUS:

Verbrecher!

BALLIO:

Ganz richtig bemerkt.

PSEUDOLUS:

Du Fresse zum Reinschlagen!

BALLIO:

Warum auch nicht?

CALLIDORUS:

Leichenfledderer!

BALLIO:

Klar doch.

PSEUDOLUS:

Galgenstrick!

BALLIO:

Super Ausdruck!

CALLIDORUS:

Kameradenschwein!

BALLIO:

So bin ich nun mal.

CALLIDORUS:

Vatermörder!

BALLIO:

Weiter im Text!

CALLIDORUS:

Tempelschänder!

BALLIO:

Zugegeben.

PSEUDOLUS:

Meineidschwörer!

BALLIO:

Ihr wärmt Altbekanntes auf.

CALLIDORUS:

Gesetzesbrecher!

BALLIO:

Stark!

PSEUDOLUS:

Kinderschänder!

BALLIO:

Klasse!

CALLIDORUS:

Dieb!

BALLIO:

Ach je!

PSEUDOLUS:

Drückeberger!

BALLIO:

Super-Klasse!

CALLIDORUS:



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