Weinert | Das Zwischenspiel | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 1327 Seiten

Weinert Das Zwischenspiel

Deutsche Revue von 1918 bis 1933
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-68912-499-1
Verlag: EDITION digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Deutsche Revue von 1918 bis 1933

E-Book, Deutsch, 1327 Seiten

ISBN: 978-3-68912-499-1
Verlag: EDITION digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein scharfer Blick auf die deutsche Zwischenkriegszeit - satirisch, poetisch, politisch. Das Zwischenspiel versammelt Erich Weinerts bissige, poetische Momentaufnahmen aus den Jahren 1918 bis 1933 - einer Zeit des Umbruchs, der Krisen, der ideologischen Kämpfe. Mit präzisem Sprachwitz, sarkastischer Beobachtungsgabe und unerschütterlicher Haltung entlarvt Weinert das politische und gesellschaftliche Treiben der Weimarer Republik: Von Spießern, Opportunisten, Militaristen und Mitläufern über die Träume und Desillusionen der Arbeiter bis hin zur bitteren Ironie des Alltags. Diese fast 400 Texte sind Kabarett in Versform - klug, scharf, oft komisch und zugleich erschütternd aktuell. Weinert war nicht nur ein Dichter, sondern ein Chronist seiner Zeit - kämpferisch, zornig, satirisch. Das Zwischenspiel ist ein literarisches Dokument des Widerstands gegen das Vergessen - und ein Mahnmal gegen Gleichgültigkeit.

Erich Weinert (1890-1953) war ein deutscher Schriftsteller, Satiriker und politischer Lyriker. Geboren in Magdeburg, wurde er früh durch seinen sozialdemokratisch gesinnten Vater geprägt. Nach einer Ausbildung als Zeichenlehrer diente er im Ersten Weltkrieg und wandte sich danach künstlerischen und politischen Themen zu. In den 1920er-Jahren machte er sich mit beißend satirischen Gedichten und Kabaretttexten einen Namen. Er war eng mit der kommunistischen Bewegung verbunden, trat 1929 der KPD bei und schrieb für die Rote Fahne. Seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und Ernst Busch brachte Lieder hervor, die bis heute bekannt sind, etwa Der heimliche Aufmarsch. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Weinert ins Exil, zunächst nach Paris, dann in die Sowjetunion. Er schloss sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg an und war später in Moskau als antifaschistischer Propagandist tätig. 1943 wurde er Präsident des Nationalkomitees Freies Deutschland. Nach dem Krieg kehrte er schwer erkrankt nach Ost-Berlin zurück und engagierte sich für den kulturellen Wiederaufbau. Neben seinen eigenen Werken veröffentlichte er Übertragungen ukrainischer Dichter wie Schewtschenko und Franko. Er starb 1953 und wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin beigesetzt.
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HINDENBURG BESUCHT EINE SCHÜTZENGILDE 1926 Acht Tage lang war man beim Bürsten und Bügeln, Denn unser Hindenburg, der ist da! Man exerzierte mit Schießbudenprügeln Und halbverlerntem Kaiserhurra. Er naht. Es beben die Schützenvereine, Mit Schießscheibenhonig im Vorkriegsgehirn. Es klappern die Veteranengebeine Vor der ehernen Generalfeldwebelstirn. Ein Präsentiergriff mit Vogelflinten. Da rasselt die ganze Biermarkenpracht. Im selben Moment werden weiter hinten Zylinderhüte in Stellung gebracht. Er redet drei Worte, schwer und graniten, Vom glorreichen Einst und glorarmen Jetzt. Vom Rhein und vom festen Zusammenkitten. Dem Schießkommandeur ist der Atem versetzt. Der hatte sich innerlich festlich gesammelt, Doch leider fiel ihm der Anfang nicht ein. Und eh' er ein Wort des Dankes gestammelt, Ist Exzellenz schon beim nächsten Verein. Rasch wird noch einmal mit einem knalligen Geräusch mit den Sonntagshacken geklappt. Ein Schauer geht durch die Schießmedaillen. Man hat eine große Minute gehabt! FLAGGENMELANGE 1926 Nachdem das Republiksymbol Von Luther feierlich verhunzt ward, Da lieferte des Reiches Kunstwart Schwarz-weiß-rot-goldnen Sauerkohl. Und massenweis entwarfen die Geprüften Kunstgewerbeschuster Heraldische Tapetenmuster Für Republik und Monarchie. Was da im deutschen Winde weht, Verrührte man zur Einheitsfahne; Man tunkte ein E.K. in Sahne Und hat es mittendraufgenäht. So tat man allen Seiten wohl: Halbiert, geschrägt, gesäumt, mit, ohne E.K. und Gösch und Aar und Krone, Ein gutdurchmanschtes Staatssymbol. Wir haben wieder was vollbracht, Ein Glanzstück deutscher Problematik, Gesinnungsmus in Fahnenbatik! Wenn da die ganze Welt nicht lacht! DIE VIERTE INTERNATIONALE 1926 Es sprach im überfüllten Saal Der Jungdo-Ordensgeneral Mahraun*. Er brüllte: Völkisch ist ein Mist! Im Herzen bin ich Kommunist! Der Clown! So rettet sich vorm Haftbefehle Die brave Seele. Er sprach in teutschem Überschwang Ein Manuskript, zehn Seiten lang. Ca va! Man sagte ihm verschiednes nach, So er mit Sauerwein** besprach. Aha! Er wollte ihn privatim schmieden, Den Völkerfrieden. Es ist bekannt von alters her: Wer nicht mehr kann, der kann nicht mehr. Man sieht: Die alte Plattform wird zu klein; Mein Vaterland muss größer sein! Das zieht! Und kann man Frankreich nicht besiegen, Muss man sich fügen. Und außerdem und überdies: Es gibt noch Männer in Paris Mit Geist! Was heißt hier Erbfeind, was Semit? Ein Deutscher ist Kosmopolit, Das heißt, Dass man sich auch durch Kompromisse Befruchten müsse. Als nun geendet Herr Mahraun, Begann man, solches zu verdaun Und schwur: Wir folgen unserm General Und werden international Und nur! Die vierte Internationale Erscholl im Saale. Man gab sich einen mächt'gen Schubs. Was brauchen wir noch Friedensklubs? Tableau! Es ist kein Grund, sich zu verhaun. Locarnopakte schlägt Mahraun K.o. Und Sauerwein, in puncti puncto, Singt: Vive le Jungdo! * Der Führer des Jungdeutschen Ordens (Jungdo) Mahraun - einer der zahlreichen geschäftigen und geschäftstüchtigen 'demokratischen' Politiker der Weimarer Republik. ** Sauerwein - außenpolitischer Chefredakteur des 'Matin', oft Sprachrohr der französischen Regierungspolitik.



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