E-Book, Deutsch, 326 Seiten
Weinert Memento Stalingrad. Stalingrader Frontnotizbuch
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-68912-505-9
Verlag: EDITION digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 326 Seiten
ISBN: 978-3-68912-505-9
Verlag: EDITION digital
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Erich Weinert (1890-1953) war ein deutscher Schriftsteller, Satiriker und politischer Lyriker. Geboren in Magdeburg, wurde er früh durch seinen sozialdemokratisch gesinnten Vater geprägt. Nach einer Ausbildung als Zeichenlehrer diente er im Ersten Weltkrieg und wandte sich danach künstlerischen und politischen Themen zu. In den 1920er-Jahren machte er sich mit beißend satirischen Gedichten und Kabaretttexten einen Namen. Er war eng mit der kommunistischen Bewegung verbunden, trat 1929 der KPD bei und schrieb für die Rote Fahne. Seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und Ernst Busch brachte Lieder hervor, die bis heute bekannt sind, etwa Der heimliche Aufmarsch. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Weinert ins Exil, zunächst nach Paris, dann in die Sowjetunion. Er schloss sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg an und war später in Moskau als antifaschistischer Propagandist tätig. 1943 wurde er Präsident des Nationalkomitees Freies Deutschland. Nach dem Krieg kehrte er schwer erkrankt nach Ost-Berlin zurück und engagierte sich für den kulturellen Wiederaufbau. Neben seinen eigenen Werken veröffentlichte er Übertragungen ukrainischer Dichter wie Schewtschenko und Franko. Er starb 1953 und wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin beigesetzt.
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Der für Schallwagen zuständige Major, den ich nach den bisherigen Ergebnissen dieses Propagandamittels befrage, antwortet sehr zuversichtlich, dass das Instrument in weitem Umkreise gehört werde, dass drüben keiner mehr schieße, wenn die starke Stimme spricht, und dass die gesprochenen Sendungen unter den deutschen Soldaten lebhaft diskutiert würden, wie Kriegsgefangene erzählt hätten. Oberst T., mit dem ich später über den Wirkungsbereich dieser Maschine sprach, meinte lächelnd, der Major sei in sein Metier so verliebt, dass er glaube, die Soldaten kämen in Scharen, wenn seine Sprechwagen ihre Stimme erheben. Der Sektor, der durch diese Stimme erreicht wird, sei doch ziemlich klein. Wichtig sei, dass die Soldaten drüben etwas Sensationelles zu hören kriegen, dann holen sie auch die aus den Bunkern, und dann wird zugehört. Wie wir erfahren, sprechen die Lautsprecherwagen bei günstigem Wind und Wetter fast jede Nacht an den verschiedenen Frontabschnitten. Ich befürchte nur, dass die Soldaten der schallenden Propagandastimme schon überdrüssig sind und gar nicht mehr hinhören. Und dass sie, wenn sie uns schon anhören, nicht glauben werden, dass wir es in persona sind. Die beste mündliche Propaganda, sagte ich zu Walter, wäre es schon, wenn wir einfach nach drüben in die Gräben gingen und die Geister persönlich aufmöbelten. Ja, lachte Walter, da würden wir wohl auch schon eine Stunde später denen ihrem OB. persönlich vorgestellt werden. Und am nächsten Tage dem Herrn Größenwahn in Berlin. Das wäre die mündliche Propaganda. 2. Die Propaganda durch Flugblätter, Handzettel, Broschüren usw. Ein Hauptmann referiert, mit welchen Methoden Flugblätter an den Mann gebracht werden: a) Abwurf durch Flugzeuge, vor allem durch die niedrig und langsam fliegende Maschine U 2. Abwurfziele über Grabensystemen, rückwärtigen Ansammlungen und Ortschaften. Vorteile: Die Abwürfe erregen die Aufmerksamkeit; Nachteile: In die Hauptkampflinie und die vorgeschobenen Stellungen geraten zu wenig Flugblätter; b) durch Aufklärungstrupps der Roten Armee, die Flugblattpäckchen (vornehmlich nachts) hinter oder so nah bei den feindlichen Stellungen wie möglich niederlegen oder verstreuen; c) durch sogenannte Agitminen; das sind leichte Büchsen, die in die Luft geschossen werden, wo sie, durch eine kleine Sprengvorrichtung befähigt, bersten und den Flugblätterinhalt über die Gegend streuen; d) durch Hinüberschießen von Pfeilen, um deren Kopf eine Anzahl Flugblätter gewickelt ist; e) durch Ausnutzung günstigen Windes, der die Blätter hinübertreibt; d) und e) sind natürlich nur anwendbar, wenn sich die Stellungen in sehr geringen Abständen voneinander befinden.