Weinert | Nachgelassene Lyrik aus drei Jahrzehnten | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 755 Seiten

Weinert Nachgelassene Lyrik aus drei Jahrzehnten


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-68912-548-6
Verlag: EDITION digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 755 Seiten

ISBN: 978-3-68912-548-6
Verlag: EDITION digital
Format: EPUB
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Erich Weinerts 'Nachgelassene Lyrik aus drei Jahrzehnten' ist ein literarisches Zeitpanorama des 20. Jahrhunderts - geschrieben mit der Wucht des politischen Dichters, der das Wort als Waffe verstand. Die Gedichte in diesem Band stammen aus den Jahren 1920 bis 1952 und spiegeln vier Epochen: die Weimarer Republik, das Exil im Kampf gegen den Faschismus, die Zeit des Zweiten Weltkriegs und schließlich die ersten Jahre der DDR. Mit beißender Satire, kämpferischem Pathos und berührender Klarheit reagiert Weinert auf politische Umbrüche, Krieg, Verfolgung und Aufbauwillen. Seine Sprache ist direkt, oft drastisch, aber niemals gleichgültig. Dieses Buch ist ein dichterisches Zeugnis eines Lebens im Widerstand - und zugleich ein Spiegel der Hoffnungen, Irrtümer und Spannungen eines Jahrhunderts.

Erich Weinert (1890-1953) war ein deutscher Schriftsteller, Satiriker und politischer Lyriker. Geboren in Magdeburg, wurde er früh durch seinen sozialdemokratisch gesinnten Vater geprägt. Nach einer Ausbildung als Zeichenlehrer diente er im Ersten Weltkrieg und wandte sich danach künstlerischen und politischen Themen zu. In den 1920er-Jahren machte er sich mit beißend satirischen Gedichten und Kabaretttexten einen Namen. Er war eng mit der kommunistischen Bewegung verbunden, trat 1929 der KPD bei und schrieb für die Rote Fahne. Seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und Ernst Busch brachte Lieder hervor, die bis heute bekannt sind, etwa Der heimliche Aufmarsch. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Weinert ins Exil, zunächst nach Paris, dann in die Sowjetunion. Er schloss sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg an und war später in Moskau als antifaschistischer Propagandist tätig. 1943 wurde er Präsident des Nationalkomitees Freies Deutschland. Nach dem Krieg kehrte er schwer erkrankt nach Ost-Berlin zurück und engagierte sich für den kulturellen Wiederaufbau. Neben seinen eigenen Werken veröffentlichte er Übertragungen ukrainischer Dichter wie Schewtschenko und Franko. Er starb 1953 und wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin beigesetzt.
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WIE ES WAR Tiefgefühlte Gedanken an meinem letzten Schultag Es ist mir seelisch nicht mehr gegenwärtig. Er war wohl so, wie jeder andre war. Wahrscheinlich dacht ich mir: Nun bist du fertig Und giltst als ausgewachsnes Exemplar. Eins weiß ich noch: Es war die ganze Lehrkraft Mit Voll- und andern Bärten angetanzt, Und hatte uns von Bürgerpflicht und Wehrkraft Und Sittlichkeit was ins Gemüt gepflanzt. Da war zuerst der Alte mit dem Barte, Vom Nasentabak freundlich angegilbt. Er hatte statt des Strengen heut das Zarte, Den innern guten Kern herausgestülpt. Dann kam der approbierte Deutschzersetzer - Der räusperte sich und sprach: 'Ihr zieht davon! Bleibt eingedenk, und werdet keine Schwätzer! Und denkt an Komma und Semikolon!' Und nun erschien, mit einer Festkrawatte Und preußisch-brandenburg'schem Halsgerüst, Der Mann, der Heldentum zu säen hatte. Er sagte schlicht: 'Verwertet, was ihr wisst!' Dann kam ein Schädeldach in Kugelglätte, Inhalt: Vier Drittel r zur dritten Pi, Das sprach von sorgenloser Kindheit Stätte Und vom Pythagoras: 'Vergesst ihn nie!' Und hinterher ging's an ein Händefalten. Die Lehrkraft ist umrahmt von Suppengrün, Dann durften wir ein Heldenbuch behalten, 'Die deutsche Flotte' - und von dannen ziehn. ACHTE AUF DEIN GEWICHT Sein oder Nichtsein, das ist die Frage! Treten Sie auf, treten Sie ran, Ob groß, ob klein, ob Frau, ob Mann, Auf meine amtlich geeichte Personenwaage! Treten Se rauf, junge Frau! Was haben Se Anfang des Jahres gewogen? Zweiundsiebzig Kilo - stimmt das genau? Ja, dann sind eben zwanzig Kilo verflogen! Jetzt haben Sie fünfzigeinhalb, ungelogen ... Na, sagen wir rund: einundfünfzig Kilo! Fünfundsiebzig hat die Venus von Milo. Junge Frau, das ist kein Normalgewicht! Das erklärt sich nicht, das gehört sich nicht! Hätten Sie gelebt nach Hitlers Programm, Dann hätten Se neunzig Kilo, Madam! Wie meinen Se, Ihr Mann wäre abgebaut? Junge Frau, sagen Se das nicht so laut! Meine Herrschaften, es geht die Gräuelsage: Das deutsche Volk verliert an Gewicht! Auf meiner gleichgeschalteten Personenwaage Stimmt das nicht! Die junge Frau hier hat ungelogen Im Januar vierzig Kilo gewogen ... Was machen Se denn für'n Gesicht, junge Frau? Wir sind doch im Bilde ... der alte Kakau! Ich seh doch, was los ist: Ich steh hier und wiege, Und was ich wiege, ist keine Lüge. Se haben auch schon ein Haar in der Suppe gefunden? Nanu, ich kenne doch meine Kunden! Meine Herrschaften, ran und genieren Se sich nicht! Heil Hitler! Achte auf dein Gewicht! FAMILIE MÜLLERS GLÜCK UND ENDE 1943 Bei Müllers ist es tägliches Vergnügen, Liest jeden Abend man von großen Siegen. Schon fiel ein bittrer Tropfen in das Glück: Aus Polen kam der Gustav nicht zurück. Was hat man schließlich von den Siegen allen! Auch Max war schon vor Leningrad gefallen. Noch immer Sieg! Doch auch mit Fritz ist's aus; Und selbst der Vater kam nicht mehr nach Haus. Wozu die Siege? Wozu sind all die Lieben? Auch Hildchen war beim Osteinsatz geblieben. Da schrie die Mutter: Nein, nun ist's genug! Schluss mit den Siegen! Schluss mit dem Betrug! Dann hat sie des Betrügers Bild zerfetzt, Der ihre Lieben in den Tod gehetzt. Nicht einer kam zurück. Das Haus ist leer. Familie Müller existiert nicht mehr. Ja, hätte sie den Siegen nicht vertraut Und schon vor Jahren den Betrug durchschaut, Sie brauchte keinen einzigen hinzugeben; Und alle Lieben wären noch am Leben. Drum, wer noch lebt; es ist die letzte Frist, Zu retten, was jetzt noch zu retten ist! Zerreißt das Henkerbild im ganzen Land, Und stellt den Henker selber an die Wand! LIED DER THÄLMANN-PIONIERE 1952 Melodie von Hanns Eisler Im Frühling froh und im Sommer frei Und fleißig im Herbst und im Winter, Wir sind die jüngste Kampfpartei, Die fröhliche Freundschaft der Kinder. Des Friedens Fahne mit uns zieht, Wir singen der Pioniere Lied, Das klingt und singt in die neue Zeit, Pioniere sind immer bereit. Wir lieben den Sport und wir lieben das Buch, Wir weisen dem Faulpelz die Türe. Wir tragen mit Stolz unser blaues Tuch, Wir Thälmann-Pioniere. Wir grüßen die Heimat in Wald und Feld, Wir wollen sie schützen und hegen, Wir reichen den Kindern der ganzen Welt Die Hand zur Freundschaft entgegen. Wir tragen die Fahne der Republik, Wir grüßen mit Stolz unsern Wilhelm Pieck, Wir grüßen die Kinder der neuen Zeit, Pioniere sind immer bereit. Wir lieben den Sport und wir lieben das Buch, Wir weisen dem Faulpelz die Türe. Wir tragen mit Stolz unser blaues Tuch, Wir Thälmann-Pioniere. Wir haben stolz unserm jungen Bund Den Namen Ernst Thälmann gegeben. Wir haben geschworen, zu jeder Stund' Nach seinem Vorbild zu leben. Und werden wir seines Namens wert, Wir wollen lernen, wie er uns gelehrt, Alle Kraft einer schöneren Zukunft geweiht - Pioniere sind immer bereit. Wir lieben den Sport und wir lieben das Buch, Wir weisen dem Faulpelz die Türe. Wir tragen mit Stolz unser blaues Tuch, Wir Thälmann-Pioniere.



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